July schrieb:
Mara, irgendwie stelle ich mir gerade so vor, wie Du da mit Deinem Kind in Deiner Wohnung aufräumst, wäschst und kochst. Schöne Aufgaben nach der Schule! Wie lange geht Dein Kind in die Schule, bis wieviel Uhr? Meins geht bis 14.30 Uhr in die Schule, hat dann bereits dort die Hausaufgaben erledigt und kommt dann mit dem Bus nach Hause. Dann ist es fast 15.00 Uhr.
mein sohn kommt um 12 uhr nach hause (wenn er nicht den bus verpasst - das macht ihm z.Zt. irgendwie freude

). dann macht er wozu er lust hat bis ich das essen fertig habe. danach schaut er was so ansteht ...
dieses putzen, waschen und kochen ist eher was, was er total gerne macht. es macht ihm große freude. er wäscht für sein leben gerne die wäsche, schneller als ich sie wegfalten kann und auch das würde er gerne übernehmen, aber ich bin da pinibel mit dem wegfalten, weil ich nicht bügele und die wäsche sozusagen durch das falten glätte. was das putzen angeht, bin ich auch nicht so wirklich begeistert, weil er eine andere vorstellung davon hat, was putzen ist und wie es danach auszusehen hat, aber ich bin eben der meinung, dass es für ihn wichtig ist ... also schau ich drüber ... er staubsaugt, wenn er lust hat und er hilft mir oft beim essenmachen. ich habe den eindruck, dass er gerne etwas mit mir zusammenmacht. es scheint ihn zu erfüllen und ich lerne dadurch mir helfen zu lassen und nicht so penibel zu sein, nicht immer 100prozentig alles sauber haben zu wollen. auch mal 5 grade sein zu lassen, anderen etwas zuzutrauen und und und ...
ich bin der meinung, dass es wichtig ist, dass er für sich selbst sorgen kann, damit er später frei entscheiden kann und nicht gezwungen ist sich eine frau als haushälterin zu halten ...

... wobei ich mir denke, dass die 8jährigen mädels heutzutage, so wie ich sie kennenlerne ihm eh was pusten würden ... *lol* sie setzen ihm heute schon mächtig zu ... und lassen sich nichts gefallen.
kinder wollen einbezogen sein - auch in die erwachsenenwelt und ich finde das auch völlig ok, weil sie schließlich darin bestehen können müssen. er selbst entscheidet wie weit das geht ... kinder denen solche neigungen abgesprochen werden und wo man meint sie wären stattdessen besser im wald und in der wiese aufgehoben, haben später ein manko und im grunde macht eine mutter sich damit unentbehrlich und das kind abhängig ... das ist meine meinung.
aber du hast ja noch nicht gesagt, wie du das hälst mit den pflichten eines kindes ... und im grunde geht es ja hier um rechte - dann sage ich mal: ein kind hat ein recht auf pflichten und aufgaben
Dann beginnt die FREIZEIT!!! Yeah!
Draußen ist für mich und´s Kind "FREIZEIT" - Freizeit ist unbedingt ganz, ganz wichtig. Morotische Entwicklung kann prima in der FREIZEIT stattfinden. So. Wir leben auf einem Hof mit Stall und Tierchen, viel Wald und Wiesen drumherum, viele Kinder sind zu Besuch, Kinder aus der Nachbarschaft und Schulkameraden - denn: bei uns darf getobt, gerannt werden. Das ist ja, wie ich jetzt weiß, eine Form des Drills, nö? Für Dich ist es Drill, wenn Kinder toben.
für mich ist es nicht drill, wenn kinder toben, sondern eine selbstverständlichkeit, von der ich nicht ganz verstehe, warum du da so draufrumreitest ... natürlich toben kinder, sind laut, blöd und machen groben unfug ... drill ist für mich dieses "er soll dies und jenes werden"
du meinst vll. dasselbe. ich möchte gerne mein kind unterstützen in dem was es selbst sein will. wenn mein sohn also die haushaltspflichten übernimmt, dann ist das etwas was er "werden" will - unabhängig in dieser beziehung. ich beobachte das in vielen dingen bei ihm und ich denke es ist eben sein weg, selbständig, frei und unabhängig durchs leben zu gehen. dabei unterstütze ich ihn so gut ich kann ...
er entscheidet auch selbst ob und mit wem er spielen will. es gibt nur kleine einschränkungen, aber die nehme ich mir raus. er hat einen kamerad hier im dorf, wo zuhause beide eltern samt ständigem besuch rauchen wie die schlote, nachdem er dort zweimal war und total eingeräuchert zurückgekommen ist, habe ich ihm das mit erklärung und klipp und klar verboten. sie können hier spielen, wenn sie wollen ... er hat das verstanden und jetzt ist es so.
es gibt auch kinder aus seiner klasse, die hier stellenweise besuchsverbot haben. auch das erkläre ich und auch das versteht er. ich lasse mir nicht auf der nase rumtanzen, weder von meinem sohn noch von fremden kindern.
freizeit ist für ihn einfach die zeit am nachmittag, die er sich einteilt, wie er mag, es sei denn wir haben termine. ich achte nur darauf, dass er nicht zu lange am compi rumhängt und das er sich danach bewegt, auch das habe ich ihm erklärt und er hat es verstanden, dass er sonst seinem körper schadet. er hat tage, da will er gar nicht raus und es gibt tage, da ist er solange weg, dass ich ihn suchen gehen muss. mal spielt er liebe tagelang drinnen und will niemanden sehen von seinen kameraden und mal ist er jeden tag woanders oder bei einem freund ... manchmal stöbert er allein durch die gegend ... oder hat drang nach seiner oma, die ihn höllisch verwöhnt und die im besitz eines fernsehers ist. auch diese zeit genießt er sehr und kommt dann entspannt und glücklich heim.
Mein Kind - wie auch die anderen Kinder - haben sehr wohl Aufgaben und Pflichten! Sogar ganz, ganz, viele - auch Aufräumen gehört dazu. Lernen gehört auch dazu, wir haben sogar eine LESESTUNDE zu Hause, da lesen wir gemeinsam oder jeder sein eigenes Buch! Und zwar täglich. Denn: Fernseher oder Compi gibt es nur für ca. 1/2 Stündchen pro Tag, wenn überhaupt.
aufräumen ist eher eine qual für mein kind. er haßt es und sein zimmer sieht in der regel aus wie ein müllhalde. wir verhandeln gerade darüber wie wir das ändern können. ich habe ihm gesagt, dass ich nicht mehr bereit bin ihm sein bett zu machen oder seine wäsche wegzuräumen, solange ich anfälle beim anblick des zimmer bekomme. die tür ist jetzt zu und sein vorschlag, mir einen weg freizuschaufeln zum bett und zum kleiderschrank habe ich kategorisch abgelehnt und ihn gebeten sich was anderes auszudenken. heute morgen sind wir uns einig geworden dass wir zusammen sein zimmer aufräumen und er dafür mich mehr unterstützt. das er nicht mehr alles rumliegen läßt und seinen müll nicht wegräumt. das er nicht mehr das licht brennen läßt. ich habe ihm erklärt, dass wir ein team sind und zusammenarbeiten müssen, weil ich sonst, wenn wir krieg miteinander führen keine lust mehr habe irgendwas für ihn zu tun oder mit ihm was zu unternehmen und das ist keine list, sondern die knallharte wahrheit.
und ich bin davon überzeugt, dass es im leben immer so sein wird. man erntet was man säht. diese weisheit kann man gar nicht früh genug begreifen
lesen kann mein sohn am besten aus der klasse, deshalb kümmere ich mich nicht darum. er liest viel im computer und neuerdings abends im bett ... ich bin eine leseratte - das färbt eh ab, denk ich mal *ggg* ... fernseher besitzen wir nicht und die zeit am computer übertreibt mein sohn gerne. ich habe das gefühl er entspannt dabei und schaltet ab ... meistens läßt er aber einfach eine dvd laufen und spielt dann auf dem boden ... wir reden drüber, aber ich kann ihm nichts verbieten, was ich mir selbst nicht abgewöhnen kann. so denke ich ...
Wenn Dir dieser normale Lebenswandel als Illusion vorkommt, glaube ich eher, dass Dein Easy-going vielleicht das eine oder andere Problem schafft, siehe "Verweigerung aus Liebe". Weißt Du, wenn Du Dich vielleicht nicht so stark auf Dein Kind konzentrieren würdest, wären da auch gar nicht so viele Dinge, die Du analysieren möchtest. Vor allem: Stell doch erstmal Deinen Stil in Frage bevor Du anderen unterstellst, dass sie in Illusionen leben.
Guten Tach!
July
wenn du schreibst was kinder wirklich brauchen ist liebe, vertrauen und sicherheit, dann schaue ich mich in der welt um und sage: das ist eine illusion. ich sage nicht dass sie das nicht brauchen würden, jeder mensch würde das dringend brauchen, aber die welt ist nicht voller liebe, vertrauen und sicherheit.
ich versuche meinem kind auch soviel davon zu geben, wie ich kann. doch ich habe selbst nicht allzuviel davon abbekommen und habe oft probleme damit, wenn meine alten themen wieder aufbrechen. dann versuch ich es mit ehrlichkeit. ich habe meinem sohn oft angst gemacht - alleine schon weil ich eine zeitlang suizidgedanken hatte. nie wirklich ernst, aber so ein gefühl von aufgeben war schon da und das spüren kinder ...
ich bezweifele nicht, dass es dir gelingt, deinem kind den eindruck von liebe und trallala zu vermitteln, aber die welt da draußen ist nicht so und in der muss er leben. wenn du zuhause eine oase schaffen kannst, von der aus er voller kraft in die welt gehen kann, dann gratuliere ich dir von ganzem herzen ... mir war es bisher leider nicht gegeben anderen menschen liebe und vertrauen und sicherheit zu geben, weil ich sie nicht in mir selbst trug und das ist mE grundvoraussetzung ...
die art und weise, wie du deine gespräche hier führst ließ mich vermuten, dass es mehr illusionsdenken als realität ist. liebe, sicherheit und vertrauen ist für mich etwas, dass ich fühlbar ausstrahlen muss, dass ich wirklich in mir tragen muss, damit ich es anderen vermitteln kann - gerade kindern ...
ich glaube nicht, dass man es sich erdenken kann und den eindruck habe ich von dir. auf mich wirkst du als ob du dir das ausmalst und es ganz toll findest ... naja ...
