Die geläufigere Weihnachtsgeschichte ist die Erzählung über die Geburt Jesu Christi, wie sie im Neuen Testament der Bibel vom Evangelisten Lukas in Lk 1,580; 2,152 EU erzählt wird. Das Kernstück dieses Textes (Lk 2,120 EU) wird im christlichen Kulturraum traditionellerweise am Heiligen Abend und am Weihnachtstag bei Gottesdiensten und Weihnachtsfeiern vorgelesen oder nachgespielt. In der katholischen Liturgie ist es das Evangelium der Heiligen Messe in der Nacht. In der zweiten Festmesse (Am Morgen) ist der Evangeliumstext die Verkündigung an die Hirten (Lk 2,1520 EU).
Hallo Marku,
zu Deinen Ausführungen zum Weihnachtsfest drängt es mich einmal wieder ein paar meiner Gedanken und Fakten in diese Diskussion mit einzubringen:
Bei den frühen Christen spielte der Geburtstag Jesus noch keine Rolle, deshalb wurde er uns auch nicht überliefert. Erst im 3. Jahrhundert ging man dieser Frage nach und hatte dazu verschiedene Tage mit ins Spiel gebracht. Erst Mitte des 4. Jahrhunderts hatte man sich dann auf den 25. Dezember geeinigt. Die Gründe dazu liegen aber nicht im Neuen Testament, sondern eher aus einer Entwicklung verschiedener Strömungen in jener Zeit.
In der Erzählung von Lukas gibt es keinen Hinweis, daß Jesus am 25. Dezember geboren worden sei, vielmehr spricht da vieles gegen dieses Datum. Gehen wir einmal davon aus, daß sich die Geschichte so zugetragen hatte, wie Lukas sie beschrieb. Zunächst erzählt er die Geschichte von Zacharias und Elisabeth in Verbindung mit Johannes dem Täufer. Bei Lukas 1(5) wird berichtet, daß Zacharias ein Priester der Ordnung Aiba gewesen und ihm bei seinem Tun im Tempel erschienen sei und ihm eröffnete, daß seine Frau schwanger werden würde:
Lukas 1 (23) Und es begab sich, da die Zeit seines Amtes aus war (Zacharias), ging er heim in sein Haus (24) und nach den Tagen ward sein Weib Elisabeth schwanger und verbarg sich 5 Monate.
Dazu muß man wissen, daß die Amtszeiten der Tempelpriester nach einem jährlichen Turnus festgelegt wurden. Man weiß, daß die Amtszeit der Aiba von Juli bis August dauerte. Das bedeutet, daß Johannes im September gezeugt wurde. Bei Lukas 1(26) und (39-41) wird dann berichtet, daß Maria nach 6 Monaten zu Elisabeth reißt und ihr dort klar wurde, daß sie ebenfalls schwanger sei. Wenn man das nun nachrechnet wurde also Jesus im Februar gezeugt. Nach diesen Eckdaten müßte somit die Geburt Jesus in den Monaten September oder Oktober gewesen sein.
Bei Lukas 1 (8) wird auch von den Hirten berichtet, die bei Nacht draußen die Schafe hüteten. Bei Lukas steht eigentlich nirgends etwas davon, daß Jesus in einem Stall geboren worden sei, es ist lediglich von einer Krippe die Rede, in die das Kind gelegt worden wurde. Nehmen wir aber dennoch einmal an, daß es tatsächlich ein Stall gewesen ist, so macht das in Zusammenhang mit den Hirten und den Schafen auf dem freien Feld zur Winterzeit keinen Sinn. In Jerusalem wird es zu dieser Jahreszeit in den Nächten auch sehr kalt und es fällt gelegentlich auch etwas Schnee: Warum sollten die Hirten mit ihren Schafen draußen in der Kälte die Nacht überdauern, wenn es da einen wärmenden Stall gibt?
Der Zensus wurde immer nach der Erntezeit im Herbst durchgeführt und bei den Römern mit einem Dankopfer verbunden: also im Spätherbst. In Israel wird das Erntedankfest als das Laubhüttenfest im September oder Oktober gefeiert und das käme auch mit der Zeitspanne von Marias Schwangerschaft zusammen.
Sicherlich kann es in der Geschichte bei Lukas ein paar historische Fakten zur Geburt Jesus, geben. Ich halte es aber für sehr zweifelhaft, daß Jesus in Bethlehem geboren wurde: Ich tippe da eher auf Nazareth. Ein zeitnaher Zensus wurde hier eventuell nur herangezogen, um die Geburt in Bethlehem zu begründen, damit Jesus als Messias gemäß den Propheten legitimiert werden konnte.
Merlin