Wahrnehmung und Stimmigkeit

Von erfolgreichen Theorien können wir allenfalls sagen, daß sie "passen" und von nicht erfolgreichen, daß sie "nicht passen". Wir können aber nicht "passen" mit "korrekter Beschreibung einer objektiven Realität" übersetzen, das wäre ein Fehlschluß. Dazu vielleicht mal Glasersfeld:

"Sagen wir von etwas, daß es *passt*, so bedeutet das nicht mehr und nicht weniger, als daß es den Dienst leistet, den wir uns von ihm erhofften. Ein Schlüssel *passt*, wenn er das Schloß aufsperrt. Das Passen beschreibt die Fähigkeit des Schlüssels, nicht aber das Schloß. Von den Berufseinbrechern wissen wir nur zu gut, daß es eine Menge Schlüssel gibt, dier anders geformt sind als unsere, aber unsere Türen nichtsdestoweniger aufsperren.

Das mag eine recht grobe Metapher sein, doch um den Hauptpunkt, um den es hier geht, ein wenig greifbarer zu machen, paßt sie nicht schlecht. Vom Gesichtspunkt des radikalen Konstriktivismus aus gesehen, stehen wir alle - Wissenschaftler, Philosophen, Laien, Schulkinder, Tiere, ja, Lebewesen jeder Art - unserer Umwelt gegenüber wie ein Einbrecher dem Schloß, das er aufsperren muß, um Beute zu machen."

(Ernst von Glasersfeld, Einführung in den radikalen Konstruktivismus, in: Paul Watzlawick (Herausgeber), Die erfundene Wirklichkeit, München, 1981, S.20)

Da kann ich nur zustimmen. :)

Tja. Dennoch gibt es Behauptungen, die ziemlich offensichtlich nicht passen (schlechte beschreibungen), und Theorien, die extrem gut passen (gute beschreibungen).

Angenommen ich behaupte: "ich kann den Wurf eines normalen Spiel-Würfels (W6 für Rollenspielfans) vorhersagen." Er wird 60 Mal getestet und ich liege in 10 Fällen richtig. Habe ich die Fähigkeit oder nicht?
 
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Ich glaube nie dass, ich das Licht bin, übrigens laut Nobelpreis gibt es neuerdings auch Blaues, und nicht nur mittles Buntscheibe.

Es geht um Aufklärung allgemein, wozu esoterik dient, nicht ob ich im speziellen verstanden werde, oder grad mal nicht.

Ich schrieb es Dir schonmal: ich verstehe nur selten, was Du ausdrücken willst. Wie willst Du wen aufklären, wenn nur wenige verstehen, was Du meinst/denkst? Warum versteckst Du Deine Gedanken in viele Metaphern, die man vielleicht verstehen könnte, wenn man alle Bücher und Mythen gelesen hat, die du so kennst? Wieso versuchst Du nicht Deine Gedanken einem etwas größeren Kreis verständlich zu machen?
 
Ich will mal ein paar Gedankenexperimente vorstellen, bzw. Interessierte bitten, sie mit zu durchdenken.

Zur Stimmigkeit und Realitaetsgehalt von Wahrnehmungen.

Das ist ja wirklich "lieb gemeint" im ersten Beitrag. Allerdings taucht sofort die Frage auf, was diese "normalen" Sinne, die "nur" bei einigen staerker ausgepraegt sind, weshalb manche "Koch" werden oder "KFZ Mechaniker" andere wiederum "Lehrer" oder "Strassenkehrer", bei anderen dagegen schwaecher.

Ein Geruchlosen Land z.B. wo ein "Riecher" kommt, ist mir in diesem Wahrnehmungsthema der Stimmigkeit eher eines Gleichnisses vereinbar mit ganz gewoehnlich herkoemmlichen Sachen. Da hat nun Hellsicht und dergleichen nicht viel Spielraum....da diese normalen Dinge jedem vorstellbar sind.

Ein solches "Experiment" wie mit der Buttersaeure ist mir ohne zu Zoegern "glaubhaft", selbst wenn der entsprechende "Probant" ein Aufschneider waere und es wirklich nicht kann, weil es durchaus andere gibt, die es bestimmt koennen.

Ein anderer Fall: Mir sind seltene Menschen begegnet, die "koennen" im Gegensatz der Aerzte Krankheiten wie Parkinson "riechen" und das "NOCH BEVOR" die Diagnose gestellt werden "kann", dass der Patient auch ein Patient ist und tatsaechlich an Parkinson leidet.

Wie will hier nun jemand ein Experiment starten, wenn nicht wie bei der Buttersaeure im Vorfeld bekannt ist, dass z.B. 3 der 10 probabierten Menschen "bald" an Parkinson erkranken "werden"? Hier ginge ja nur, dass der Riecher ansagt, dass keiner, 1 oder 4 in kurzer Zeit Parkinson diagnostiziert bekommen.... Er koennte jedoch nicht zum Experiment herangezogen werden, wenn selbst die Experimentenverantwortlichen dieses Vorwissen nicht besitzen.:confused:

Hier liegt die Rate dieser seltenen Hellsicht weitaus hoeher im Positiven Krankheitsergebnis als die von Aerzten, die erstmal nicht diagnostizieren koennen...
 
Tja. Dennoch gibt es Behauptungen, die ziemlich offensichtlich nicht passen (schlechte beschreibungen), und Theorien, die extrem gut passen (gute beschreibungen).
Nee, da möchte ich Dir widersprechen. Ich kann z.B. ziemlich schlecht den Sieg Deutschland gegen Brasilien beschreiben, weil ich gar keine Ahnung von Fußball habe. Hingegen kann man auch Fantasiewelten sehr gut beschreiben, so dass der Zuhörer sie sich richtig gut vorstellen kann (die Fantasy-Literatur lebt von diesen guten Beschreibungen). Sind Fantasy-Welten in Deinen Augen "gute Theorien"? Fantasy-Liebhaber finden sie natürlich gut, aber taugen sie auch als Theorie?
 
(...)Wie will hier nun jemand ein Experiment starten, wenn nicht wie bei der Buttersaeure im Vorfeld bekannt ist, dass z.B. 3 der 10 probabierten Menschen "bald" an Parkinson erkranken "werden"? Hier ginge ja nur, dass der Riecher ansagt, dass keiner, 1 oder 4 in kurzer Zeit Parkinson diagnostiziert bekommen.... Er koennte jedoch nicht zum Experiment herangezogen werden, wenn selbst die Experimentenverantwortlichen dieses Vorwissen nicht besitzen.:confused:

Dass Experimente auch eine gewisse Zeit benötigen können, kommt Dir dabei nicht in den Sinn?

Man lässt den Menschen, der behauptet Parkinson riechen zu können, an einigen 100-1000 Freiwilligen schnuppern, wartet eine Weile (je nachdem, was der Schnupperer behauptet, wie lange vorher er die Krankheit riechen kann) und schaut dann, ob sich eine Korrelation zwischen Schnupper-Ergebnis und Erkrankung aufzeigt - also ob anteilig vermehrt Menschen, denen er das prognostiziert hat erkranken als Menschen, bei denen er nichts dergleichen gerochen hat.

Man muss die Statistik ja nicht mit Vorwissen sofort aufstellen, sondern kann die Statistik auch erst nach jahren mit Nachwissen anfertigen.
 
Nee, da möchte ich Dir widersprechen. Ich kann z.B. ziemlich schlecht den Sieg Deutschland gegen Brasilien beschreiben, weil ich gar keine Ahnung von Fußball habe. Hingegen kann man auch Fantasiewelten sehr gut beschreiben, so dass der Zuhörer sie sich richtig gut vorstellen kann (die Fantasy-Literatur lebt von diesen guten Beschreibungen). Sind Fantasy-Welten in Deinen Augen "gute Theorien"? Fantasy-Liebhaber finden sie natürlich gut, aber taugen sie auch als Theorie?

Nein, Fantasy-Welten taugen nicht als Theorien für die Realität.

Und, wenn Du nun die beiden Theorien über's Füßballspiel vorgelegt bekommst,
1.) Beim Fußball wird versucht, ein Ball ins gegnerische Tor zu befördern
2.) Beim Fußball sitzen 22 Spieler bequem rum und trinken Tee
Wirst Du durch bloßen Beobachtung erkennen können, welche Theorie besser ist.
 
Intersubjektivität sagt nix anderes aus, als das wenn alle Menschen Zyklopen wären, die Welt trotzdem nicht 2D sein "muss".

Und, wenn ein Mensch durch einen besonderen Sinn mehr als 2D erkennen kann, und so auch gute Informationen erlangen kann, so wird er das auch gut belegen können (siehe Gedankenexperiment vom Riecher im Land der Geruchsblinden).
 
Fantasy-Liebhaber finden sie natürlich gut, aber taugen sie auch als Theorie?

Beispiel "Frankenstein".

"Fantasy" ist ein moderner Bereich, der gekitscht wurde. Noch in aelterer Zeit war es die "Phantastische Literatur". Darunter zaehlen auch Werke wie "Frankenstein", die heute unter "Horror" gefuehrt werden obwohl dieser genannte Roman ein "Phantastisches Psychokrimidrama" darstellt. Viele kennen, was Frankenstein betrifft, nur die Filme, die nix mit dem Roman zu tun haben, weil der Hauptkern (groesserer Mittelteil) zur Nebensache degradiert wurde.

Wenn jetzt jemand Frankstein beschreiben wollte, koennen zwei "gute Beschreibungen" sich dennoch widersprechen, eben weil Film und Roman sich in der Thematik und Schwere des Inhalts widersprechen. Doch auch die kategorischen Beschreibungen koennen beide gut sein und sich ebenfalls widersprechen.

Als Theorie "taugt" alles, was du dir ausdenken kannst. Ob es in der Praxis taugt, das ist ein anderes Thema. Es kann sogar eine schlecht beschriebene Theorie besser sein als eine gute Beschreibung, wenn in der guten Beschreibung der Inhalt fehlt, der den Kernbereich vermissen laesst.

Jedes Gebiet bedarf der Phantasie. Es gibt keines das ohne Phantasie auskommt.

Den Unterschied bringt lediglich die Wahrnehmung. Es kann naemlich etwas fuer dich "schlecht beschrieben sein", dass z.B. fuer mich wiederum "gut beschrieben" sein kann.

Und es ist nicht gesagt, ob eine "Schlechte Beschreibung" wirklich schlecht ist oder nur schlecht oder anders wahrgenommen wird.

Ein Fachmann wird zu einer "fachlichen Theorie seines Themas" sagen, dass es eine gute Beschreibung sei, waehrend es fuer mich totales Kauderwelsch und somit eine schlechte Beschreibung jener Theorie aufzeigen kann....
 
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Dass Experimente auch eine gewisse Zeit benötigen können, kommt Dir dabei nicht in den Sinn?

Man lässt den Menschen, der behauptet Parkinson riechen zu können, an einigen 100-1000 Freiwilligen schnuppern,

Du glaubst wirklich, dass eine Pflegekraft die schwer Kranke und dem Tode Nahe seiende betreut, diese Zeit aufbringen kann, nur um eine Statistik zufrieden zu stellen? In diesem Falle muesste es ein Arbeitslosen Individuum sein.

Mir kommt der Sinn nicht in den Sinn, wie du dir das vorstellst. Einfach jemanden aus dem Leben reissen fuer ein Experiment? Ich rede hier von "Menschen", die zeitlich sehr eingebunden sind und ueber die Aerzte staunen. Nicht ueber irgendwelche die nichtstuend rumposaunen...
 
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