Wahrnehmung und Stimmigkeit

Nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn mir ein Blumentopf auf den Kopf fällt, spielt es keine Rolle, ob die Schwerkraft in meinem Weltbild vorkommt, oder nicht.
Du könntest aber auch annehmen, dass es Thors Hammer war, der auf Deinen Schädel geschlagen wurde.

In den Naturwissenschaften wird dieses Prinzip umgesetzt. Passen Welt und Weltbild nicht mehr zusammen, wird früher oder später eben das Weltbild gekippt.
Nicht nur da. Wenn eine Erfahrung dem eigenen Weltbild komplett widerspricht, kann es passieren, dass sich ein erweitertes oder sogar anderes Weltbild bildet.
Wenn z.B. der Thor-Hammer-Gläubige die Tonscherben entdeckt, könnte es sein, dass er entweder nicht mehr daran glaubt, dass Thors Hammer aus Eisen ist, sondern aus Ton. Oder er könnte noch weitere Möglichkeiten in Betracht ziehen (z.B. ein anderer Gott hat ihm gezürnt - z.B. der Blumengott oder so, der ihm den Blumentopf auf den Detz schleuderte ... wenn er denn partout nicht die Schwerkraft glauben will)

Und umgekehrt kann ein Wissenschaftsanhänger genauso Begebenheiten wegdiskutieren, die nicht in sein Weltbild passen, wie der Thorgläubige die Schwerkraft nicht hinnehmen mag (wobei es wohl kaum jemanden geben dürfte, der die Schwerkraft komplett verleugnen wollen würde).
 
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Ich finde es absolut korrekt der Wissenschaft nicht trauen zu können. Sie basiert wie alles, was Menschen wahrnehmen halt auf die subjektive Wahrnehmung, wo die Wissenschaft ja meint sie liefere falsche Ergebnisse.
Also entweder sind Wissenschaftler aliens oder sie liefern bewusst Datenmüll, weil alle Daten durch menschliche Wahrnehmung generiert wurde.... lol
 
(...) Und umgekehrt kann ein Wissenschaftsanhänger genauso Begebenheiten wegdiskutieren, die nicht in sein Weltbild passen, wie der Thorgläubige die Schwerkraft nicht hinnehmen mag (wobei es wohl kaum jemanden geben dürfte, der die Schwerkraft komplett verleugnen wollen würde).

Nein, nicht unbedingt. Wenn sich die guten Hinweise für eine behauptete Fähigkeit oder ähnliches häufen, und auch alle kritisierten methodischen Mängel etc. beachtet worden sind, wird es ein materialist/Naturalist schwer haben, dagegen anzusprechen.
 
Ein Argument für den Idealismus ist tatsächlich, dass alle Wahrnehmung subjektiv ist. Allerdings lässt sich durch Beobachtung feststellen, dass diese Wahrnehmung gesetzmäßigen Prinzipien folgt (unter anderem Naturgesetze).
Daraus folgend lassen sich dann Vorhersagen treffen. Ist man dabei wiederum zuverlässig ist es nicht so vermessen zu behaupten, dass man etwas erkannt hat. Freilich könnte es nur in der Welt der Erscheinungen (Wahrnehmungen) gültig sein, aber da wir nur diese kennen und auch dort leben, ist es in gewisser Weise objektiv, zumindest ist es unabhängig von individuellen subjektiven Ansichten. Es gibt schon sinnvollere Aussagen über die Welt und weniger sinnvolle Aussagen. Auch wenn das Primat des Geistes gelten sollte.

LG PsiSnake
 
Ein Argument für den Idealismus ist tatsächlich, dass alle Wahrnehmung subjektiv ist. Allerdings lässt sich durch Beobachtung feststellen, dass diese Wahrnehmung gesetzmäßigen Prinzipien folgt (unter anderem Naturgesetze).
Daraus folgend lassen sich dann Vorhersagen treffen. Ist man dabei wiederum zuverlässig ist es nicht so vermessen zu behaupten, dass man etwas erkannt hat. Freilich könnte es nur in der Welt der Erscheinungen (Wahrnehmungen) gültig sein, aber da wir nur diese kennen und auch dort leben, ist es in gewisser Weise objektiv, zumindest ist es unabhängig von individuellen subjektiven Ansichten. Es gibt schon sinnvollere Aussagen über die Welt und weniger sinnvolle Aussagen. Auch wenn das Primat des Geistes gelten sollte.

LG PsiSnake

Es ist philosophisch gesehen genauer, von einer "intersubjektiven Realität" zu sprechen und nicht - wie platter und philosophisch uninformierter Materialismus es meint - von einer "objektiven Realität", die außerhalb und unabhängig von einem realitätskonstruierendem Bewußtsein existiere. Dieses objektivistische Selbstmißverständnis der Naturwissenschften ist mindestens seit Kants "Kritik der reinen Vernunft" verbaut.

Wenn wir also von einer *intersubjektiv geteilten Welt" und "intersubjektiv geteilten Erkenntnissen" statt von einer "objektiven Welt" und "objektiven Erkenntnissen" reden, dann tragen wir genau diesem Umstand Rechnung, daß es sich um prinzipiell irrtumsfähige Subjekte handelt, die da eine Realität konstruieren und aus dieser Realitätskonstruktion aufgrund humanoider Eigenarten des Wahrnehmungs- und Erkenntnisapparates auch gar nicht herauskönnen.

Wir können keine "objektive Realität" sozusagen von der Seite her einsehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist philosophisch gesehen genauer, von einer "intersubjektiven Realität" zu sprechen und nicht - wie platter und philosophisch uninformierter Materialismus es meint - von einer "objektiven Realität", die außerhalb und unabhängig von einem realitätskonstruierendem Bewußtsein existiere. Dieses objektivistische Selbstmißverständnis der Naturwissenschften ist mindestens seit Kants "Kritik der reinen Vernunft" verbaut.

Wenn wir also von einer *intersubjektiv geteilten Welt" und "intersubjektiv geteilten Erkenntnissen" statt von einer "objektiven Welt" und "objektiven Erkenntnissen" reden, dann tragen wir genau diesem Umstand Rechnung, daß es sich um prinzipiell irrtumsfähige Subjekte handelt, die da eine Realität konstruieren und aus dieser Realitätskonstruktion aufgrund humanoider Eigenarten des Wahrnehmungs- und Erkenntnisapparates auch gar nicht herauskönnen.

Wir können keine "objektive Realität" sozusagen von der Seite her einsehen.

Glaubst Du wirklich, das wäre dem "platten und philosophisch uniformierten Materialisten" nicht klar?

Egal, ob man es "objektiv" oder "intersubjektiv" nennt: Aussagen darüber können auch falsch sein. Aussagen darüber können gut oder schlecht untersucht werden.
 
Glaubst Du wirklich, das wäre dem "platten und philosophisch uniformierten Materialisten" nicht klar?

Egal, ob man es "objektiv" oder "intersubjektiv" nennt: Aussagen darüber können auch falsch sein. Aussagen darüber können gut oder schlecht untersucht werden.

Im strikten Sinne ist es unsinnig, von "wahr" oder "falsch" zu sprechen. Weil es eben keine *objektive Realität" gibt, an der man die "Wahrheit" oder "Falschheit" von Aussagen bemessen könnte. Man kann allenfalls das Realitätskonstrukt, das momentan intersubjektiv geteilt wird, als erfolgreich und weniger erfolgreich einstufen. Der Erfolg einer Theorie und der darauf basierenden Technik sagt aber nichts über deren Wahrheitsgehalt aus.
 
Im strikten Sinne ist es unsinnig, von "wahr" oder "falsch" zu sprechen. Weil es eben keine *objektive Realität" gibt, an der man die "Wahrheit" oder "Falschheit" von Aussagen bemessen könnte. Man kann allenfalls das Realitätskonstrukt, das momentan intersubjektiv geteilt wird, als erfolgreich und weniger erfolgreich einstufen. Der Erfolg einer Theorie und der darauf basierenden Technik sagt aber nichts über deren Wahrheitsgehalt aus.

Kommt drauf an, wie man Wahrheit definiert - auch das ist nicht unbedingt einfach.

Wenn ich z.B. jetzt behaupten würde: "Die deutsche Fußballmannschaft hat in der Fußball-WM 2014 im Halbfinalspiel am 8. Juli gegen die brasilianische Mannschaft zuerst unentschieden gespielt und dann in der Verlängerung durch einen Führungstreffer von Brasilien verloren." ... Realitätscheck? Wahrheitsgehalt?
 
Im übrigen mag zwar der Erfolg einer Theorie wenig bis nichts über den Wahrheitsgehalt aussagen, aber der Misserfolg. Wenn ein (gut durchgeführtes) Experiment anders ausgeht, als eine Theorie vorhersagt, so muss mindestens an der Theorie gedreht werden, wenn nicht gar sie ganz gekippt werden.
(so wäre es fast spannender geworden, wenn am CERN das Higgs-Teilchen nicht gefunden worden wäre. Es gab da schon diverse Entwürfe für Theorien ohne Higgs-Boson.)
 
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Kommt drauf an, wie man Wahrheit definiert - auch das ist nicht unbedingt einfach.

Wenn ich z.B. jetzt behaupten würde: "Die deutsche Fußballmannschaft hat in der Fußball-WM 2014 im Halbfinalspiel am 8. Juli gegen die brasilianische Mannschaft zuerst unentschieden gespielt und dann in der Verlängerung durch einen Führungstreffer von Brasilien verloren." ... Realitätscheck? Wahrheitsgehalt?

Wir können der These, daß Deutschland gegen Brasilien gewonnen hat, zustimmen, weil wir in einer Lebenswelt sozialisiert wurden, die uns das Konzept *Fußball* beigebracht hat, die realitätskonstituierenden Regeln des Spiels "Fußball" sowie die Bedeutung von "verlieren" und "gewinnen". Unsere Aussagen beziehen sich schon auf eine gemeinschaftlich konstruierte Realität, die wir verstehen, weil wir in ihr groß geworden und sozialisiert wurden.

Führen wir das Gedankenexperiment mal weiter und lassen einen Angehörigen eines - sagen wir - afrikanischen Stammes, der das Konzept des Fußballs nicht kennt, das gleiche Spiel beobachten. Welche Aussagen wird er wohl machen?

Da sind 22 Typen, die ein kleines rundes Ding jagen. Jetzt dein geliebter *Realitätscheck*. Sind die Beobachtungen des Eingeborenen "falsch" und unsere "wahr"? :rolleyes:

Nein, die Aussagen sind im Lichte seiner Erfahrungswelt "angemessen", und unsere Aussagen ("Deutschland gewinnt gegen Brasilien") sind im Bezugssystem unseres Realitätskonstruktes angemessen.

Ein "wahr" und "falsch" verbietet sich hier. :)
 
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