Hallo
Buddha geht es nicht um Gott. Buddha geht es um euch. Seine Religion ist auf den Menschen ausgerichtet, nicht auf Gott ausgerichtet. Chandidas, der einer der größten indischen Dichter war, hat Buddhas ganzes Lehren einmal in einem schlichten Satz zusammengefasst: Die Wahrheit des Menschen ist die höchste Wahrheit, es gibt keine höhere Wahrheit als diese.
Buddha hat dem Menschen eine Würde verliehen wie sonst keiner. Alle anderen Religionen verdammen den Menschen, verdammen ihn zu dem Zweck, Gott zu erhöhen. Dabei ist ihr Gott nichts weiter als eine Ausgeburt ihrer Fantasie. Darum gibt es so viele Götter, wie es Religionen gibt. Es gibt mindestens dreihundert Religionen auf Erden und dreitausend Sekten von diesen Religionen und vermutlich noch dreißigtausend Splittergruppen davon. Und es gibt so viele Götter, wie es Sekten auf Erden gibt. Jede Sekte hat ihre eigene Gottesvorstellung und dabei gibt es überhaupt keinen Gott!
Was es gibt, ist eine göttliche Existenz, eine himmlische Existenz. Gott nicht als Person, sondern als Präsenz die freilich gibt es. Aber um diese Präsenz verstehen zu können, musst du erst einmal deine eigene Präsenz verstanden haben. Denn du kannst nur von da aus abheben, kannst nur von da aus überhaupt erahnen, was Göttlichkeit eigentlich ist. Wer sich selbst nicht erkannt hat, wird niemals Gott erkennen.
Ihr könnt euren Gott gern weiter in euren Tempeln, in euren Moscheen, in euren Kirchen anbeten, aber euer Gott ist kindisch. Verglichen mit Buddhas Lehren wirken die Götter, die ihr anbetet, idiotisch. Die Anbeter wirken idiotisch und ihre Götter wirken, weil von idiotischen Anbetern erfunden, ebenfalls albern. Eure Götter sind nichts als eure Projektionen; sie können nicht über euren eigenen Horizont hinausgehen. Beobachtet einfach: Verschiedene Menschen erfinden verschiedene Götter.
Wenn Pferde eine Religion erfinden könnten, dann wäre ihr Gott ein oberstes Pferd. Jedenfalls könnte er kein Mensch sein, so viel steht fest. Kein Pferd kann glauben, dass der Mensch etwas Göttliches habe. Der Mensch scheint das barbarischste Tier überhaupt zu sein. Hätten Pferde Fantasie, würden sie sich den Teufel in Gestalt eines Menschen vorstellen. Der Mensch stellt sich Gott nach seinem Ebenbilde vor. Darum stellen sich ein Farbiger seinen Gott als einen Farbigen vor. Hindugötter sind hinduistisch, chinesische Götter sehen chinesisch aus, mit hohen Backenknochen und natürlich chinesischen Nasen.
Jedes Land, jede Rasse, jede Religion stellt sich Gott gemäß ihrem eigenen Idealbild vom Menschen vor. Aber das alles sind unsere Projektionen. Um die schert Buddha sich überhaupt nicht. Buddha möchte, dass du zu einem Gott wirst. Er möchte dich göttlich werden sehen. Du bist göttlich; er möchte, dass du diese Tatsache anerkennst. Es gibt niemanden über dir. Diese Unabhängigkeitserklärung ist etwas Unerhörtes, etwas Einmaliges. Niemand vor Buddha hatte es je gewagt, dem Menschen so viel Achtung zu erweisen.
Unsere Götter können nicht viel anders sein. Sie sind unsere Götter, sie werden uns wiederspiegeln. Darum ja sagt Buddha: Schafft alle Götter ab! Was ihr da in euren Tempeln anbetet, ist nichts als euer eigenes Ebenbild. Da stellt ihr euch besser einen Spiegel hin und betet euer Spiegelbild darin an. Das wäre weit besser, wenigstens sehr viel ehrlicher, weniger Schmuh!
Buddha legt nur auf eines Wert: den Menschen. Seine Religion ist die einzige auf der Welt, die auf den Menschen zugeschnitten ist. Und natürlich transformiert sie den Menschen, sie macht euch nicht abergläubisch, sie schreibt euch keinerlei Glauben vor. Sie gibt euch einen Schlüssel, mit dem ihr die Türen eures eigenen Seins aufschließen könnt. Und wenn du weißt, wer du bist, wirst du wissen, was es mit dieser ganzen Existenz auf sich hat und mit all ihrer Schönheit und ihrer Gnade und ihrem Glanz.
Die letzten Worte Buddhas waren: Sei dir selbst ein Licht denn ein anderes Licht gibt es nicht. Er gibt dir völlige Freiheit, er möchte dich frei sehen von jeglicher Versklavung. Er will dich nicht zum Gefolgsmenschen, zum Nachahmer machen; er möchte dich authentisch so haben, wie du nun einmal bist.
aus:
Osho - Der Weg zur Erleuchtung
Alles Liebe. Gerrit