Tarbagan
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Ja, aber da stellen sich mir schon wieder so einige Fragen. Wenn dann der Typ aus dem Interview in dem Artikel sagt "mit einer normalen Ernährung", dann platzt mir schon wieder der Kragen. Denn was ist eine "normale Ernährung"? Woher weiß Herr Prof. Stehle denn bitte, was meine Ernährung ist? Was ist überhaupt eine normale Ernährung? In einigen meiner Ernährungsplänen bin ich deutlich unter dem empfohlenen Wert von Vitamin C. Bei Vitamin A und D bin ich auch regelmäßig drunter.Eine berechtigte Frage, warum ein Vitamin z.B. in einem Apfel "wirkt" und ohne Apfel "dran" nicht (ziemlich platt ausgedrückt, aber es ist nicht mein Fachgebiet).
Das ist genau das, was in der Forschung aktuell die größten Fragen aufwirft und untersucht wird.
Ja, der Artikel ist recht vereinfacht, aber er spiegelt das wieder, was die Forschungsergebnisse aktuell widergeben, also nix "Verschwörung" (Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel werden eher von pharmakritischen Menschen konsumiert, die glauben, dass das eine "sanfte" und "natürliche" Herangehensweise an alle eventuellen gesundheitlichen Probleme sei).
Und wenn du dann Leute wie Prof. Stehle darum bittest, dir zu sagen, was eine "normale" oder "ausgewogene" Ernährung ist, dann wirst du alles bekommen außer eine klare Antwort. Denn diese Erklärung bleibt auch jede Ernährungsgesellschaft schuldig. Die können dir vielleicht sagen, dass gewisse Nahrungsmittel wie Nüsse, Obst und Gemüse "gut" sind, und dass man auf gewisse Nahrungsmittel wie Wurstwaren, exzessive Mengen Salz oder Zucker verzichten soll, aber einen konkreten Ernährungsplan? Fehlanzeige. Nichts. Hoff halt, dass du zufällig den richtigen Mix der "guten" Lebensmittel zu dir nimmst und nicht zufällig zu wenig von 3 obskuren Mikronährstoffen hast.
Das Problem ist nämlich, dass der Großteil der Menschen weder Zeit noch Lust hat, regelmäßige ihre Ernährung zu ändern und neue, unterschiedliche Sachen zu essen, sondern sich vmtl die gleichen 3-10 Gerichte immer und immer wieder machen werden. Und die allerwenigsten Menschen werden Lust haben, ihren Ernährungsplan durch eine entsprechende Software laufen zu lassen um nach Defiziten zu suchen.
Wie gesagt, diese Präparate sind Einzelfälle, die du in keinem Supermarkt bekommen wirst sondern nur in diesen komischen Quacksalber-Onlineshops wie denen von Dr. Rath. Die normalen Vitaminpräparate bei DM oder sonstwo sind total harmlos dosiert. Meines hat 5 µg Vitamin D, also ein Viertel der nicht zu überschreitenden Tagesdosis, die du zitierst.Zur "Dosierung":
Die gemeinsame Expertenkommission des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt, eine Tagesdosis von 20 Mikrogramm (800 I.E.) nicht zu überschreiten. Viele Nahrungsergänzungsmittel überschreiten diese Menge in ihrer Verzehrempfehlung. Nach Ansicht der gemeinsamen Expertenkommission sollten diese höher dosierten Supplemente als Arzneimittel eingestuft werden.
https://www.deutsche-apotheker-zeit...warentest-entzaubert-vitamin-d-hype/chapter:2
Warten wir die Ergebnisse der Fünf- Jahres Studie (s. Link Handelsblatt oben) ab.
Nochmal zusammengefasst, was ich meine:
1. Wir wissen, dass Vitamine wichtig für unser Überleben und unsere Gesundheit sind.
2. Wir wissen, dass Vitaminpräparate gegen Vitaminmangel helfen.
3. Wir wissen, dass Vitaminpräparate schaden können, wenn sie regelmäßig in exzessiven Mengen konsumiert werden. Das gleiche gilt nicht für normale Mengen in gängigen Päparaten.
4. Wir wissen nicht, ob die Vitaminpräparate wirklich besondere positive Wirkungen auf uns haben. Diese Vermutung liegt nahe (wegen 1&2), lässt sich aber wissenschaftlich schwer beweisen. Sie hängt von unfassbar vielen kleinen Faktoren ab und es gibt Studien, die das verneinen und solche, die das bejahen.
Da aber diese Präparate quasi nichts kosten, geh ich das Risiko, dass sie eventuell wirkungslos sind, gerne ein, solange nicht die Gefahr besteht, dass sie Schaden anrichten (was bei normalen Dosierungen eben nicht der Fall ist). Das Geld dürfen die Pharmakonzerne dann gern behalten.
Was mich hingegen wirklich wütend macht sind solche "Experten", die so tun als wüssten sie ganz genau, was abgeht. Denn die Studienlage ist vor allem eines: unklar. Du wirst für jede Behauptung unterschiedliche, widersprüchliche Studien finden. Und wenn sich so Leute wie Prof. Stehle da hinstellen und so einen Schwachsinn reden, dass sie etwa extreme Grenzfälle von Präparaten mit der 5-20-fachen Dosierung nehmen und so tun als wäre das der Regelfall, oder "keine bessere Wirkung als eine gesunde, ausgewogene Ernährung" gleichsetzen mit "keine Wirkung" und dann so tun als wüssten sie genau, was Vitaminpräparate bringen oder nicht bringen, dann macht mich das rasend. Weil sie schlichtweg genau so einen Unsinn reden wie die Alternativmediziner, die behaupten ihre hochdosierten Präparate heilen Krebs.