ihr lieben!
ich sitz auch oft da und schüttele den kopf bei diversen forumsbeiträgen. dann stell ich mir vor, wie andere dasitzen und ihren kopf bei meinen beiträgen schütteln. das relativiert...
ganz besonders geschüttelt hat's mich allerdings auch, als antworten wie die von UJ zitierten daherkamen ... auf eine frage, bei der es mich ebenso geschüttelt hat.
ich dachte mir: wenn jemand in einem cyberforum eine so folgenreiche, gravierende frage wie die nach den möglichen rahmenbedingungen einer schwangerschaft stellt, dann könnte das entweder nur eine sehr leichtfertig-unbedachte oder aber eine sehr verzweifelte fragestellung sein. inzwischen tendiere ich zur ersten annahme, nachdem ich gesehen habe, dass die gleiche fragestellerin sich auch beschwert hat, dass niemand ihren lottogewinn astrologisch prognostiziert hat... aber das ist freilich nur meine annahme.
der umgang mit einer solchen frage (und vielen ähnlich gelagerten, auch mit weit weniger prekären implikationen) erscheint mir zunächst einmal als psychologische und nicht als astrologische herausforderung. der formulierte wunsch der fragestellerin war es, möglichst viele antworten zu erhalten. später sagte sie dann, dass sie eh schon astrologen befragt und hinweise auf risikoschwangerschaft, behinderung des kindes etc. bekommen hätte. da wäre IMHO erst mal abzuklären, was die gute eigentlich vorhat: will sie aus der summe all der antworten sozusagen ein statistisches mittel filtern, das sie dann für die wahrheit hält? oder will sie die antworten herausfiltern, die ihr am besten passen?
es wäre also erst mal die erwartungshaltung zu klären, bevor ich überhaupt eine antwort gebe (oder auch verweigere). in einem weiteren schritt würde ich in einem gespräch mit der fragestellerin dann auch ihre frage selbst hinterfragen: warum geht sie mit einer solchen frage zu einem astrologen? welche unsicherheiten führen sie dazu? wäre nicht eher der hintergrund der frage ein ansatz für die astrologische betrachtung, der dann - wenn er erhellt ist - für die kinder-frage einen solideren boden liefert?
ich denke, hier scheidet sich dann die orakel-astrologie von einer beratenden, entwicklungen begleitenden. das ist kein werturteil - lediglich eine unterscheidung in zwei von vielen verschiedenen anwendungsmöglichkeiten von astrologie. urteile über verantwortlichkeit möchte ich hier keine treffen; ich gehe schon davon aus, dass alle, die hier posten, auch verantworten, was sie schreiben. und die verantwortung dessen, der eine antwort nimmt, ist ja mindestens ebenso groß.
staunen lässt es mich, wenn der, der eine menge statements von anderen zitiert und kritisiert, selbst als erster der fragestellerin geantwortet und dort geschrieben hat:
UranusJay schrieb:
Mit dem Mond, dem Fruchtbarkeitssymbol, im 5.Haus, Jupiter und Mars auch noch im 5.Haus, sollte es da Probleme mit dem Kinderkriegen doch eher nicht geben. Diese Konstellation deutet zusammen mit Venus dort auch daraufhin, daß - entschuldige die Formulierung - im Bett vermutlich ganz schön die Post abgeht.
selbst in einer PN oder in einem persönlichen beratungsgespräch hielte ich das für einen eklatanten übergriff, aber das in unkenntnis des gegenübers einfach so aus dem horoskop herauszulesen, auch wenn es nur als vermutung formuliert ist, wirft für mich viele fragezeichen auf. vor allem jenes der projektion...
ein weiteres fragezeichen ist für mich dann auch noch die bewertung von saturn-pluto aspekten.
Für mich können Pluto-Aspekte somit in der astrologischen Praxis immer größere Probleme anzeigen, sie können, aber sie müssen nicht. Lediglich bei Saturn-Pluto-Aspekten, auch bei den positiven, erlaube ich mir generell zu sagen, die sind übel, bösartig, oder was sonst und widerspreche somit auch ganz bewußt den Statuten des DAV, die da lauten :
Niemals werde ich irgendeine Konstellation eines Horoskops als "von Natur aus schlecht oder schädlich" hinstellen.
Allein schon, daß dieser Satz in den Statuten auftauchen muß, ist ja ein klarer Hinweis darauf, daß es solche von Natur aus schlechten Konstellationen wirklich gibt. Ich habe selbst so einen Saturn-Pluto-Aspekt, ein Trigon. Bis ich aufhörte, es zuzulassen, daß andere Menschen ihre Macht an mir mißbrauchten, machte mir dieses Trigon sehr zu schaffen. Aber heute habe ich ein sehr sensibles Gespür für Machtanwendung, die ich immer als Machtmißbrauch erkenne, bei anderen, wie auch bei mir selbst. Dieses Gespür kommt nicht nur mir selbst zugute.
Dass die Existenz des DAV-Satzes eigentlich sein Gegenteil beweisen solle, ist eine Logik, die mir nicht zugänglich ist. Mir erscheint er - bei aller Skepsis gegenüber Verbands-Meierei - vor allem deshalb angebracht, weil eben doch sehr viele Astrologen Aussagen treffen wie:
bei Saturn-Pluto-Aspekten, auch bei den positiven, erlaube ich mir generell zu sagen, die sind übel, bösartig, oder was sonst
was übrigens der autor dieser aussage selbst gleich wieder relativiert, indem er seine eigenen erfahrungen mit saturn-pluto als durchaus fruchtbare schildert. was denn nun?
Reinhold Ebertin schreibt in seinem astrologischen Standardwerk "Kombination der Gestirnseinflüsse" zu Saturn-Pluto:
Prinzip: Schwerarbeit, Grausamkeit.
Psychologische Entsprechung:
+ Zähigkeit, Ausdauer, zu größten Leistungen fähig sein, schwerste Arbeit verrichten können unter äzußerster Selbstdisziplin, Selbstverleugnung und Entsagung. - Magier.
- Hartherzigkeit, Strenge, Gewawltsamkeit, an einmal gefassten Grundsätzen fanatisch festhalten, Märtyerer.
K Gewalttätigkeit. (Massenmörder).
Biologische Entsprechung:
Organunterentwicklung (fehlender Hodendescensus, infantile Organe), Organverhärtung oder Verknöcherung, Krebs
Soziologische Entsprechung:
Tiefschürfende Wissenschaftler, Reaktionäre, Gewaltmenschen
Auslösungsmöglichkeiten:
+ Sich schwer plagen, um Erfolge zu erzielen, an Massenleistugnen beteiligt sein, in der Zurückgezogenheit schwerer Arbeit oder gründlicher Forschung nachgehen, sich geistig höher entwickeln, schweigen und handeln.
- Egoistische Ziele verfolgen, um den Erfolg schwerer Arbeit gebracht werden, Gewalt anwednen, gegen sich selbst gerichtete Energie, Vermögensverlust
Ohne all das nun 100-%ig zu unterschreiben ... es stellt doch eine ganz andere Bandbreite dar als lediglich "übel, bösartig oder was sonst". Und vor allem steht es der eigenen Erfahrung gegenüber (die ich mit SAT-PLU durchaus auch habe, mit SAT Kon. PLU und SAT als Geburtsherrscher und PLU als Regent des MC...) - Deutungen aus der eigenen Erfahrung abzuleiten führt zu nichts anderem als zu Projektionen.
Damit stellt sich dann auch die Frage anders, was ich "Klienten mit solchen üblen Konstellationen" sage. In dem, was ich für mich als guten Umgang mit Astrologie verantworten möchte, sicher nicht als Beileidskundgebung, wie schlimm das ist. Es ist auch keine Mitteilung einer Wahrheit, sondern wie (für mich) jede andere astrologische Aussage auch die Information über ein Potenzial: Das ist die Bandbreite der Realisierungsmöglichkeiten, schauen wir einmal, wo wir das in deinem Leben bisher schon erkennen können, schauen wir auch einmal, welche Alternativen das anbietet.
Astrologische Beratung macht für mich (!) nur dadurch Sinn, dass ich dem Klienten Potenziale beschreiben kann: "Das ist dein Rahmen. Innerhalb dieses Rahmens hast du unendlich viele Möglichkeiten. Die Ziele, die du dabei verfolgst, musst du schon selber wählen, die stehen nicht in den Sternen." Das ist nicht festschreibende Astrologie, die self-fulfilling-prophecies provoziert, sondern dynamische herausforderung, das eigene leben auf der basis einer besser erkannten inneren ordnung selbst in die hand zu nehmen. astrologie, zu der ich stehe, befreit die menschen von "schicksalszwängen" und macht sie nicht abhängig davon. wer immer etwas anderes verantworten möchte, soll das gerne tun. es finden letztlich ja eh die passenden berater/innen und klient/innen zusammen. und die klienten tragen die verantwortung ihrer fragestellung...
alles liebe, jake