Krishna sagt in der B.G. 18.63 zu Arjuna:
Somit habe Ich dir Wissen erklärt, das noch vertraulicher ist.
Denke gründlich darüber nach und tue dann, was dir beliebt.
Diese Worte weisen darauf hin, daß sich Gott nicht in die kleine Unabhängigkeit des Lebewesens einmischt. Der Herr sprach die Gita in der Absicht, es den Menschen durch eine der von Ihm erklärten Wege zu ermöglichen, sich auf eine höhere Stufe des Lebens zu begeben. Er hat diese Thematik von allen Gesichtspunkten aus erklärt. Doch der beste Rat, den Er Arjuna gab, lautete, sich Ihm zu ergeben.
Dieses "tue dann, was dir beliebt" ist, glaube ich, ein sehr wichtiger Punkt, gerade auch als Prüfstein für die Authentizität von religiösen Schriften. Mag sein, daß der Koran von sich sagt, er sei das persönliche Wort Gottes, aber wird er dieser Aussage Krishnas auch voll gerecht? Ich kenne den Koran kaum, doch den Früchten nach zu beurteilen wage ich das zu bezweifeln (selbiges gilt für die Bibel, damit meine ich AT).
Im Srimad Bhagavatam 10.1.4 heißt es:
Die Lobpreisung der Höchsten Persönlichkeit Gottes wird im System der Schülernachfolge praktiziert, das heißt, sie wird vom spirituellen Meister an den Schüler weitergegeben. Dieses Lobpreisen wird von denen geschätzt, die nicht mehr am unwirklichen, zeitweiligen Lobpreisen dieser kosmischen Manifestation interessiert sind. Beschreibungen des Herrn sind die richtige Medizin für die bedingte Seele, die immer wieder Geburten und Tode durchläuft. Wer, außer einem Metzger oder einem Menschen, der sein eigenes Selbst tötet, wird also aufhören, solcher Lobpreisung des Herrn zu lauschen?
Wie aus diesem Vers hervorgeht, müssen Lobpreisungen oder Erzählungen von der Höchsten Persönlichkeit Gottes aus dem Mund von Menschen kommen, die keinerlei materielle Wünsche mehr haben (wie auch von Nitai im letzten Posting angedeutet).
Leider ist es eine weit verbreitete Meinung, es reiche aus, seinen eigenen Gefühlen und Intuitionen zu folgen, einfach auf seine innere Stimme zu horchen, ein Urvertrauen der Logik des Geschehens entgegenzubringen, dann sei man auf der sicheren Seite. Den Grund für diese Einstellung vermute ich in der Erkenntnis, bei allen Schriften handle es sich um Interpretationen der Wahrheit (folglich fehlerbehaftet) und die Wahrheit finde ich nur in mir selbst. Wenn es denn so wäre, gäbe es wohl kaum eine Notwendigkeit für Gott oder Seine Vertreter, in dieser Welt zu erscheinen.
Die Wiederholung von Geburt und Tod ist eine Krankheit, und diese Krankheit zu heilen bedarf es einer entsprechenden Medizin. Wer würde von sich behaupten, bei einer schweren Krankheit keinen Arzt zu brauchen? Niemand verläßt sich in diesem Fall allein auf seine Intuition, nein, er wird um Rat fragen. Und bei wem holt er sich Rat? Vom Arzt, der Wissen über die Krankheit hat und somit die richtige Medizin geben kann.
Nichts anderes sagt obiger Vers. Das Lobpreisen Krishnas ist die Medizin, um uns allmählich zu erheben und letztendlich den Kreislauf von Geburt und Tod zu verlassen. So wie wir bei einer Krankheit dem Arzt vertrauen müssen, müssen wir in spirituellen Dingen dem echten spirituellen Lehrer vertrauen, weil er die Wahrheit erkannt hat (wie man das feststellt, wurde in diesem Thread schon erläutert).
Vedische Schriften wie die Bhagavad Gita, das Srimad Bhagavatam oder andere Puranas und Upanisaden sind frei von jedem Eigennutz. Es gibt nirgends eine weltliche Person oder Gruppe, die sich dahinter verbirgt, es gibt nichts sektiererisches in ihnen, die Wahrheiten sind nicht auf irgendeinen Personenkreis beschränkt, sondern unumschränkt für alle gültig. Selbst von Caitanya Mahaprabhu, dem großartigen Apostel der Gottesliebe, der vor 529 Jahren (24.3. ist sein Geburtstag!!) erschien und unter Vaishnavas als niemand anderer als Krishna Selbst anerkannt wird, ist nicht bekannt, daß er Fehler in diesen wichtigen Schriften aufgezeigt hätte, woraus zumindest ich schließe, daß diese Schriften noch in sehr reiner Form erhalten sind und man ihnen vertrauen sollte.
Die vedischen Schriften verstehen sich als Wanderkarte zurück in die spirituelle Welt, und weil die Menschen so unterschiedlicher Natur sind und so viele verschiedene Wünsche haben, beschreiben sie eben sehr viele Wege, um letztlich dieses Ziel zu erreichen. Unter all diesen Wegen gibt es naturgemäß auch Abkürzungen, die uns Krishna sogar persönlich mitgeteilt hat. Ist doch super! Aber Krishna warnt auch eindringlich (B.G. 16.19), wohin der Weg führen kann, wenn man den dunklen Mächten anheim fällt:
Die Neidischen und Boshaften, die Niedrigsten unter den Menschen, werfe Ich unaufhörlich in den Ozean des materiellen Daseins, in die verschiedenen dämonischen Arten des Lebens.
Ich meine, es ist sehr gefährlich, seinen eigenen Weg zu verfolgen, denn man ist immer den Einflüssen der dunklen Mächte, die gerade heutzutage sehr aktiv wirken, ausgesetzt, und diese Einflüsse sind äußerst geschickt und verführerisch getarnt. Wenn man Gott ablehnt, hat das oft auch mit einer subtilen neidischen Haltung Ihm gegenüber zu tun, denn wir sind ja hier, weil
wir die Genießer sein wollen. Solche oft im hintersten Winkel des Herzens vergrabenen Haltungen müssen wir unter allen Umständen aufdecken und ablegen, denn sie blockieren unseren Fortschritt völlig. Die Schriften sind einfach ein Rettungsreifen, der uns ans sichere Ufer tragen kann, und wer würde allein mitten im Ozean schon keinen Rettungsreifen wollen? Wir leben nun einmal in einer dualen Welt, in der sich ohne höheres Wissen unmöglich festmachen läßt, was gut oder schlecht ist, am wenigsten durch Moral- und Ethikkommissionen, die heute so beliebt sind.
ok, ich hör schon auf
liebe Grüße
C