Wer sagt, das es leicht ist. Meine Schwiegermutter hat ihre Wut und Trauer auf ihre Eltern mehrere Jahrzehnte verdrängt, darauf, in einem Kinderheim aufwachsen zu müssen. Und so seit etwa fünf Jahren kommt sie nun, mit Ende 60, langsam dahinter, dass dies Lasten sind, die sie völlig unnötig mit sich herumtrug.
Nun gut, besser spät denn nie, denn so langsam deckt sie auch ihre Weitergabe des, wie ich so etwas nenne, "Familienfluchs", auf und verändert ihr Verhalten. Das geht langsam, es gab auch zwischendrin richtig Zoff, auch mit mir als Schwiegertochter, weil ich dazu halt auch sagte, dass es nicht gesund ist, etwas, das ihr mit 12 Jahren widerfuhr, heute noch für alles, was ihr im Leben Probleme bereitet, die Schuld zuweist.
Dabei ist sie ein innerlich total liebevoller und herzenswarmer Mensch. Nur jenes Verhalten schrecklich anstrengend und nervig. Wenn sie dann aggro wird, leidet sie selbst hinterher mehr darunter als der Rest der Beteiligten.
Ich finde das schade, dass sie das so lange mit sich trug, so viel verdrängte, aber auch gleichzeitig schön zu sehen, wie sie beginnt jene Lasten abzulegen.
LG
Any