Mangelnde Kontrolle: US-Geheimgericht stärkt Macht der NSA
Das Geheimgericht, das die Überwachungsaktivitäten der US-Nachrichtendienste absegnet, gerät ins Zentrum der Kritik: Zeitungen berichten, wie der sogenannte Fisa Court der NSA enorm weitreichende Rechte eingeräumt hat. Er agiere inzwischen wie ein paralleles Oberstes Gericht.
In einem langen Artikel, der auf Aussagen von über einem halben Dutzend gegenwärtiger oder ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter basieren soll, geht die "New York Times" hart mit dem sogenannten Fisa-Court ins Gericht. Der unter Ausschluss der Öffentlichkeit agierende Gerichtshof segnet die Überwachungsaktionen der NSA und anderer Behörden ab. Das Gericht habe "geheime Gesetze" geschaffen und dem Geheimdienst damit zusätzliche Befugnisse verschafft. Fisa steht für Foreign Intelligence Surveillance Act - doch die Anordnungen des Gerichts betreffen längst nicht mehr nur die Überwachung ausländischer Zielpersonen. Mehr und mehr Daten über US-Amerikaner laufen bei der NSA auf.
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Mit dem "besonderen Bedarf" werde nun begründet, dass die Erfassung von US-Kommunikationsdaten nicht gegen den vierten Verfassungszusatz verstoße, der das Recht auf Privatsphäre festschreibt.
Das Fisa-Gericht habe mehrere ähnliche Entscheidungen getroffen, in denen für spezifische Bereiche gedachte Berechtigungen - etwa für Personenkontrollen an Flughäfen oder Alkoholkontrollen im Straßenverkehr - so verallgemeinert würden, dass sie sich für die großflächige Sammlung von Kommunikationsdaten heranziehen ließen.
Die Zeitung zitiert einen ungenannten Beamten mit den Worten: "Die Grundidee ist, dass es okay ist, einen gewaltigen Teich von Daten anzulegen, aber man einen Grund angeben muss, bevor man seine Rute auswirft und darin zu fischen beginnt."
Elf Richter, zehn Republikaner
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Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters hat der Fisa-Gerichtshof in den Jahren 2001 bis 2012 20.909 Überwachungs- und Durchsuchungsbeschlüsse gefasst und nur zehn entsprechende Anträge abgelehnt. Knapp 1000 der Anfragen wurden auf Wunsch des Gerichts modifiziert, 26 zog die Regierung selbst zurück. Alles in allem "eine verblüffende Siegesquote für die Regierung", so Ezra Klein in der "Washington Post".
http://www.spiegel.de/netzwelt/netz...richt-verschafft-nsa-mehr-macht-a-909998.html