Frl.Zizipe
Sehr aktives Mitglied
Hosea Ratschiller hat heute auf FB auch einen interessanten Blickwinkel auf die Situation gepostet:
Hosea Ratschiller
Trump bekommt von Selenskyj nicht, was er will. Und das sind nicht nur seltene Erden. Trump will von Selenskyj als Potentat anerkannt werden, der er aber nicht ist. Es gibt den Kongress, den Senat, Vorgänger und Nachfolger, eine Opposition, eine Justiz, Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft. Die USA sind keine Diktatur.
Die Grenzen von Trumps Macht werden kaum irgendwo so deutlich, wie im Umgang mit der Ukraine. Ja, seine Politik der Executive Orders, des Durchgreifens und Überrumpelns hält in vielen Fällen der Realität nicht stand. Und die Gegenbewegungen formieren sich bereits. Aber niemand zwingt Trump so sehr, von "we" und "us" zu sprechen, wie Selenskyj. Das konterkariert sein politisches Projekt von Grund auf.
Das amerikanische Volk wird nicht vom Präsidenten allein vertreten. Politische Prozesse sind komplex, langwierig und ihr Profit ist nicht immer simpel darstellbar. Trump wirkt auf eine Bündelung seiner Macht hin, aber dass ihm der Umbau des Staates noch nicht vollends gelungen ist, und wahrscheinlich nie gelingen wird, zeigt sich kaum irgendwo so deutlich, wie am Beispiel Ukraine. Hier reden viele mit. Ob er will oder nicht.
Die öffentliche Demütigung Selenskyjs ist ein primitiver Versuch, die eigene Machtlosigkeit zur übergeordneten Position umzuerzählen. Trump bekommt Putin nicht zu annehmbaren Bedingungen an den Verhandlungstisch. Und annehmen müsste diese Bedingungen nicht nur Selenskyj sondern auch der Kongress, die eigene Partei, Europa, China.. es ist kompliziert. Realität eben. Putin ist nicht angewiesen auf die USA. Und die USA sind mehr als Trump.
Der Präsident ist nur halb so stark, wie er gern wäre. Das macht die Ukraine deutlich. Deshalb brennen Trump die Sicherungen so durch. Ausgerechnet ein Thema, dass in den USA außerhalb der Politblase wirklich kaum jemanden interessiert, macht öffentlich die begrenzte Macht des Präsidenten sichtbar. Er muss Worte für eine unübersichtliche Situation finden, und die hat er nicht. Das wissen alle, seine Partner, seine Gegner, alle. "Fake it till you make it" funktioniert hier nicht.