das ist ja auch wichtig für Amerika,
Auf den ersten Blick mag es lächerlich erscheinen, über die Besucherzahlen bei der Amtseinführung zu streiten. Je genauer ich mir die Geschichte ansehe, um so mehr gruselt es mir aber.
Es gibt keine offizielle Statistik darüber, wie viele Zuschauer bei der Amtseinführung waren. Mit Fotos aus verschiedenen Quellen oder den Beförderungszahlen der Washingtoner Verkehrsbetriebe lässt sich aber klar belegen, dass weit weniger Menschen zu Trumps Vereidigung kamen, als z.B. zu Obamas erster und zweiter.
Völlig unberührt von diesen Tatsachen, behauptet Trumps Pressesprecher aber nicht nur, man habe das "
größte Publikum angezogen, das jemals Zeuge einer Vereidigung war", er behauptet, alles andere seien schändliche Lügen, beschimpft die Medien, droht ihnen mit Konsequenzen.
In einem Interview nach dem Widerspruch zwischen der offensichtlichen Realität und den Aussagen des Pressesprechers gefragt, antwortete Kellyanne Conway, Trumps frühere Wahlkampfmanagerin und jetzige Beraterin, er habe doch nur "alternative Fakten" angeboten. Sie hält es also nicht nur für unnötig, sich von diesen falschen Behauptungen und Anschuldigungen zu distanzieren, oder sich gar dafür zu entschuldigen und sie richtig zu stellen. Sie verteidigt letztlich sogar das Verbreiten von alternativen Fakten, also von Lügen und Verleumdungen, als legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung.
Da frage ich mich, wie weit kann man das treiben? Wie weit kann man damit gehen, auf der einen Seite falsche Positivmeldungen über sich in Umlauf zu bringen, und andererseits kritische Medien einzuschüchtern, unter Druck zu setzen und unglaubwürdig zu machen?
Dazu fällt mir ein Bericht über Korruption in Russland ein, den ich vor Kurzem gesehen habe. Da waren z.B. die Kioskbesitzerin der man mal eben ihr Büdchen weggebaggert hat, weil irgendein Bürokrat für Geld die entsprechenden Unterlagen gefälscht hat, oder der Kleinbauer, dem ein Agrarkonzern einfach die Felder leermäht, während die bestochenen Polizisten zusehen.
Nach diesem Unrecht gefragt, antworteten diese Leute aber alle so ungefähr: "Wenn das der Putin wüsste, der würde uns helfen". Dass dieser Putin nun aber schon eine ganze Weile regiert und die Verhältnisse eher schnechter als besser geworden sind und er vielleicht gerade genau mit den Konzernbossen zu Abend isst, die von diesen kriminellen Enteignungen profitieren, sehen sie scheinbar nicht.
Ist so etwas auch in den USA möglich? Spielt es denn überhaupt noch eine Rolle, was Trump wirklich macht, wenn man hinterher einfach etwas anderes erzähllen kann? Hat das Faktische seine normative Kraft verloren?