Hat Gott den Menschen nach seinem Bilde erschaffen, hat der Mensch ein Göttliches zu seiner freien Verfügung erhalten.
Ich habe das immer anders verstanden, und zwar in Form von zwei Möglichkeiten.
Erste Möglichkeit: "Nach seinem Bilde" war für mich eigentlich immer synonym zu "nach seiner Vorstellung" - also ganz schlicht eine umgesetzte Vorstellung und kein gespiegeltes Selbst oder dergleichen. Es erstaunt andererseits nicht, dass man es gerne so auslegt, als wäre damit ein Ebenbild Gottes gemeint, weil der Mensch sich nunmal daran aufgeilt, wie Gott zu sein.
Zweite Möglichkeit: Gott hatte bereits ein Bild vom Menschen, weil es schon zuvor Menschen gegeben hatte. Das würde auf eine vorherige menschliche Zivilisation verweisen, die allerdings restlos mit der alten Welt unterging, ehe Gott diese Welt erschuf. Diese Aussage könnte zwischen den Zeilen hier versteckt sein.
Laut den Schöpfungsmythen anderer Kulturen, mit denen ich mich beschäftigt habe, gab es nämlich bereits mehrere Welten und auch Sonnen/Monde vor der unseren, und zwar alle auf dieser Erde. Diese Erde ist weniger ein Planet als vielmehr eine gewisse Erlebens-Ebene, die in ihrem Fundament vom Untergang und Neubeginn diverser Welten und Zivilisationen unberührt bleibt.
Also darauf, ob der Mensch einen freien Willen hat oder nicht, kann ich aus dieser bestimmten Bibelstelle nichts konkret ableiten.
Nur dieses: Die Welt mit den Tieren und Pflanzen darin soll dem Menschen untertan sein.
Übersetzt in unseren heutigen Sprachgebrauch heißt das für mich, der Mensch soll als ein Wesen, das fähig ist, alles zu überblicken, der Welt mit allen Tieren und Pflanzen darin dienen. Mit Untertanen kommt eine riesige Verantwortung.
Wenn er dies tut, wenn er der Erde dient und die Verantwortung auf sich nimmt, dann ist sein Wille frei. Wenn er dies nicht tut, und nur seinen eigenen Gelüsten folgt, dann ist sein Wille unfrei.