@RoN:
Schade.
Es ist gerade die menschliche Schwäche, die die Menschen ach-so-menschlich macht. Die ich an ihnen so sehr liebe und die mich an ihnen immer wieder ärgert und aufregt.
Du hast diese Schwäche auch, aber du liebst nicht das Menschliche am Menschen. Du hasst die Menschen aufgrund ihrer Schwäche.
Wie ging das noch gleich? "Deine Sehnsucht ist es, jemanden zu finden. Deine Wut, dass alle so dumm sind." Eigentlich möchtest du von jemandem aufgefangen werden, jemanden haben, der dich hält und dich umgibt. Der dich liebt. Aber du kannst niemand solchen finden, weil du dich vor allem verschliesst. Und darum proklamierst du ganz einfach die Dummheit aller Menschen, einschliesslich deiner eigenen Dummheit. Du hast das gleiche Problem, das ich auch hatte: Du bist zu feinfuehlig, um nicht unter der allgemein herrschenden Ignoranz und Stumpfheit nicht zu leiden, aber du verstehst nicht, dass diese Ignoranz und Stumpfheit nicht von aussen kommt. Es gibt niemanden, der ignorant und stumpf vor sich hinvegetiert. Da bist nur du, und du fuehlst den grossen Schmerz in dir, den Schmerz der Trennung. Den Schmerz, selbst nicht lieben zu können.
Daher deine simple Strategie: Die ewige Verdammnis alles Menschlichen, aller menschlichen Makel und Schwächen. Wenn du dich nicht öffnen kannst, dann verschliesst du dich halt allen Menschen. Wirst verbittert und langsam zerfrisst dich die Wut von innen. Du kennst sie auch, die alten verbitterten Menschen, die am Stock herumhumpeln und allen andern mit drohen, die ihnen zu nahe kommen könnten. Weil sie ihr Leben unnuetz vertan haben.
Weisst du: Liebe ist schon da, schon immer. Sie ist ueberall, und was dir die Menschen erzaehlen von wegen zwischenmenschlicher Liebe ist nur ein lächerlich schwacher Abklatsch dessen, was dich umgibt. Wäre die Liebe nicht längst da, du wuerdest gar nicht existieren. Natuerlich läuft das der Definition zuwider, den sich die Menschen von Liebe machen. Liebe ist eben kein Gefuehl, sondern einfach nur Existenz. Du kannst dich vor ihr verschliessen, aber du kannst sie nicht zerstören. Du wirst immer der Verlierer sein, wenn du dagegen anrennst. Denn du kämpfst mit niemandem, ausser mit dir selbst..
Wie ein Irrer schlägst du mit den Fäusten um dich herum, richtest deine Wut und deine Verzweiflung gegen jeden, der DICH sehen könnte, deinen Wesenskern enstnehmen könnte, in der Hoffnung, das Phantom treffen zu können, mit dem du zu kämpfen glaubst. Nur: Das bist DU SELBST mit dem du kämpfst! Es ist niemand anderer, es gab niemals jemand anderen. Das 19jährige Mädchen ist noch zu jung und unerfahren, warum also verurteilst du sie? Was hat sie dir angetan, dass es dich berechtigt, so deinen Zorn auf sie zu richten? Wer bist du, dass du das Recht hättest, andere Menschen derart zu verurteilen?
Aber im Grunde genommen hast du unsägliche Angst. Du vergehst fast vor Angst, jemand könnte dein Inneres treffen, du könntest dich öffnen und dadurch verletzlich werden. Oh ja, das ist es, um was es in der Esoterik seit Tausenden von Jahren gegangen ist und immer gehen wird: Wuerde jemand in dein Innerstes schauen, so wäre da plötzlich gar kein Innen und Aussen mehr, kein Ich und Du. Du muesstest alle deine Vorstellungen fahren lassen davon, wer du bist. Davor fuerchtest du dich - mit Recht! Denn mit sich selbst konfrontiert zu werden gehört zum Beschämendsten und Furchteinflössendsten, das es gibt. Es ist schrecklich, nicht schön. Es ist unsäglich beschämend zuzugeben, dass dich der ganze Vorgang mit der 19jährigen, den du geschildert hast, im Herzen trifft. Weil du ihre Beduerftigkeit siehst und ihr nicht helfen kannst oder darfst (in unserer Gesellschaft darf ein 43jähriger einer 19jährigen nur dann persönlich nahe kommen - und ich meine hier nicht in irgendwelcher sexuellen Art und Weise, sondern persönlich -, so lange er ihr Vater ist, alles andere wird schwer sanktioniert). Das trifft dich hart. Das ist die Verlogenheit, mit der wir alle Leben. Das kannst du nicht ändern, und ich auch nicht.
Aber es ist einzig deine Entscheidung, was du daraus machst und wie du damit umgehst.