Ich finde diese Diskussion ziemlich interessant, vor allem weil hier in gewissem Sinne zwei verschiedene Erklärungssysteme zusammenkommen, die meines Erachtens nur teilweise kompatibel sind. Auf der einen Seite haben wir die westliche Psychologie & Psychoanalyse. Der Begriff des Schattens ist ja, so weit mir bekannt, v.a. von Jung eingeführt worden, und es ist interessant dass der Thread diesen Titel trägt. Auf der anderen Seite haben wir den (Vajrayana-) Buddhismus. Darauf stützt sich das eingangs erwähnte Buch.
Beide Systeme haben den Anspruch, den menschlichen Geist zumindest in gröberen Zügen beschreiben zu können. Im Buddhismus gibt es weder den Begriff des Schattens noch des Unbewussten, während es umgekehrt in der westlichen Psychologie den Begriff des Yidam (Meditationsgottheit), Kunzhi (Urgrund) oder Rigpa (Grundgewahrsein) nicht gibt. C. G. Jung hatte zwar vor einer geraumen Zeit über Tantra geschrieben. Und so intelligent seine Beiträge auch sind, man erkennt trotzdem dass 1) er Tantra selbst nie systematisch praktiziert hat, und 2) er nur indirekten Zugang zu den entsprechenden Lehren hatte. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die meisten buddhistischen Lehrer und Lehren erst in den 60erjahren systematisch aus Asien in den Westen getragen wurden. Vorher gab es zwar sehr wohl gewisse Schriften, die kursierten, aber fast immer waren diese von Westlern verfasst, die nach Asien gegangen waren, und dann die Lehren aus ihrer eigenen Sichtweise interpretiert hatten. Tatsächlich wurde der Buddhismus im Westen schon im im 19. Jahrhundert studiert und diskutiert.
Es gibt heute aber mittlerweile grossartige Lehrer, die beide Systeme tiefgehend studiert und auch "praktiziert" haben. Ein Beispiel wäre etwa Rob Preece. Siehe etwa folgendes Video:
Der Buddhismus ist nicht wahnsinnig gut darin, psychische Erkrankungen als solche zu konstatieren und dann zu therapieren. Letztlich setzt der buddhistische Pfad bei einer halbwegs psychisch stabilen, ausgeglichenen Person an. Umgekehrt hat die westliche Psychologie offensichtlich die tiefsten Schichten des menschlichen Geistes (eben z.B. Rigpa oder Kunzhi) bisher noch nicht kartographiert. Das erschliesst sich aber Nicht-Meditierenden nicht wirklich. Das, was als "das Unbewusste" bezeichnet wird entspricht im Vajrayana ungefähr dem Alaya (oft übersetzt mit "Storehouse consciousness"). Auch wenn sich die einzelnen Schulen darüber streiten, welchen Stellenwert Alaya nun wirklich hat, alle stimmen wohl darin überein, dass das nicht die tiefste Ebene des Geistes darstellt. Aber eben - wir haben hier zwei verschiedene Systeme.
Es macht meines Erachtens einfach nicht wahnsinnig viel Sinn, das eine System aus Sichtweise des anderen erklären oder beschreiben zu wollen. Man wird nie exakte Übereinstimmung finden. Wenn Nica1 also nach dem besagten Buch arbeiten möchte, dann empfehle ich, das auch im Geiste des Buches zu tun - also buddhistisch. Das heisst nicht, dass nicht auch eine psychologische Herangehensweise hinzugenommen werden kann, aber dann sollte das eben den Ideen der westlichen Psychologie gemäss passieren. Eines der Systeme auf ein anderes reduzieren zu wollen halte ich für falsch.
Beide Systeme haben den Anspruch, den menschlichen Geist zumindest in gröberen Zügen beschreiben zu können. Im Buddhismus gibt es weder den Begriff des Schattens noch des Unbewussten, während es umgekehrt in der westlichen Psychologie den Begriff des Yidam (Meditationsgottheit), Kunzhi (Urgrund) oder Rigpa (Grundgewahrsein) nicht gibt. C. G. Jung hatte zwar vor einer geraumen Zeit über Tantra geschrieben. Und so intelligent seine Beiträge auch sind, man erkennt trotzdem dass 1) er Tantra selbst nie systematisch praktiziert hat, und 2) er nur indirekten Zugang zu den entsprechenden Lehren hatte. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die meisten buddhistischen Lehrer und Lehren erst in den 60erjahren systematisch aus Asien in den Westen getragen wurden. Vorher gab es zwar sehr wohl gewisse Schriften, die kursierten, aber fast immer waren diese von Westlern verfasst, die nach Asien gegangen waren, und dann die Lehren aus ihrer eigenen Sichtweise interpretiert hatten. Tatsächlich wurde der Buddhismus im Westen schon im im 19. Jahrhundert studiert und diskutiert.
Es gibt heute aber mittlerweile grossartige Lehrer, die beide Systeme tiefgehend studiert und auch "praktiziert" haben. Ein Beispiel wäre etwa Rob Preece. Siehe etwa folgendes Video:
Der Buddhismus ist nicht wahnsinnig gut darin, psychische Erkrankungen als solche zu konstatieren und dann zu therapieren. Letztlich setzt der buddhistische Pfad bei einer halbwegs psychisch stabilen, ausgeglichenen Person an. Umgekehrt hat die westliche Psychologie offensichtlich die tiefsten Schichten des menschlichen Geistes (eben z.B. Rigpa oder Kunzhi) bisher noch nicht kartographiert. Das erschliesst sich aber Nicht-Meditierenden nicht wirklich. Das, was als "das Unbewusste" bezeichnet wird entspricht im Vajrayana ungefähr dem Alaya (oft übersetzt mit "Storehouse consciousness"). Auch wenn sich die einzelnen Schulen darüber streiten, welchen Stellenwert Alaya nun wirklich hat, alle stimmen wohl darin überein, dass das nicht die tiefste Ebene des Geistes darstellt. Aber eben - wir haben hier zwei verschiedene Systeme.
Es macht meines Erachtens einfach nicht wahnsinnig viel Sinn, das eine System aus Sichtweise des anderen erklären oder beschreiben zu wollen. Man wird nie exakte Übereinstimmung finden. Wenn Nica1 also nach dem besagten Buch arbeiten möchte, dann empfehle ich, das auch im Geiste des Buches zu tun - also buddhistisch. Das heisst nicht, dass nicht auch eine psychologische Herangehensweise hinzugenommen werden kann, aber dann sollte das eben den Ideen der westlichen Psychologie gemäss passieren. Eines der Systeme auf ein anderes reduzieren zu wollen halte ich für falsch.