Jo, der Ramana Maharshi, der hat's in sich. Wenn dich das Zeugs mal gepackt hat, dann wird's dich nicht mehr loslassen, so viel kann ich dir jetzt schon versprechen. Und wenn du dich die nächsten 30 Jahre oder so dagegen wehrst, es wird dich immer wieder von hinten kalt erwischen. Darum: Besser gleich jetzt beginnen, sich damit auseinanderzusetzen, was der Typ gesagt hat.
Zum Thema Kundalini gibt's Bibliotheken voller Bücher und tausend Aussagen, die sich allesamt widersprechen. Dasselbe gilt auch für Meditation.
Eine ganz einfache, ganz zentrale Aussage ist: Meditation lernst du, indem du sie einfach mal probierst, einfach mal ausführst. Natürlich kannst du darüber was lesen, aber nichts kann die eigene Erfahrung ersetzen.
Die ganze asiatische Medizin geht davon aus, dass es im Menschen Energieströme gibt. Fliessen diese Ströme schön gleichmässig, dann ist der Mensch gesund. Liegt eine Störung vor (aus irgendeinem Grunde), dann ist der Mensch krank. Chakren sind "Energiezentren", an welchen sich die Hauptströme überkreuzen. Ich selbst glaubte überhaupt nicht an sowas, das kannst du mir glauben, ich hielt das alles für einen einzigen dummen, alten Schwachsinn, den sich ein paar verrückte Onkels ausgedacht haben. Tjaaaa, bis ich dann anfing zu meditieren.
Wenn du erst grade angefangen hast, dann spürst du vermutlich noch nicht alle Chakren. Der Punkt in der Mitte der Augenbrauen, den du ansprichst, ist das Stirnchakra, oder auch "das dritte Auge" genannt. Dieses Chakra war bei mir auch das erste, das ich überhaupt wahrgenommen habe. Ich war - und bin es auch heute noch zum Teil - ein sehr stark kopfgesteuerter und rationaler Mensch. Bisschen esoterisch ausgedrückt heisst das: Ich habe dauernd viel Energie in den Kopf geleitet, weil ich viel mit dem Verstand gearbeitet habe und wenig mit dem Herz oder Bauch. Darum, so meine eigene persönliche und höchst unwissenschaftliche These, spürte ich als erstes den Punkt, wo sich am meisten Energie gesammelt hatte.
Mit mehr Meditationserfahrung (ich spreche hier von Monaten und Jahren), bemerkte ich dann aber, dass es noch andere solche Punkte im Körper gab, die je nach Gefühlslage und Situation besonders stark spürbar wurden, exakt an den Stellen, wo die Chakren liegen (allerdings gibt es hier auch bisweilen unterschiedliche Darstellungen, die sich leicht unterscheiden). Bin ich wütend, so merke ich das im Bauch, ungefähr beim Bauchnabel - und so weiter. Momentan kannst du die Chakren nicht spüren, weil du zu wenig sensibel dafür bist. Du hast einfach noch nie dafür richtig Zeit aufgewendet, den Körper so richtig mal von innen her zu erforschen, darum sind dir die Beschreibungen noch allesamt sehr fremd und vielleicht etwas komisch oder verrückt oder esoterisch. Wenn du regelmässig meditierst, wirst du automatisch merken, wie die Körperenergien während der Meditation anders zu fliessen beginnen. Eine zeitlang merkte ich immer sehr stark zu Beginn der Meditation, wie eine grosse Menge an "Energie" in meinen Scheitel floss.
Nur leider wird dir überhaupt niemand sagen können, was eigentlich "Energie" überhaupt ist oder was entsprechend wirklich ein Chakra ist. Aber genauso kann dir auch kein Wissenschaftler dieser Welt sagen, was genau "Materie" oder "Gravitation" ist. Sie können zwar die Eigenschaften beschreiben, aber wirklich was erklären kann niemand. Darum: Du musst es selbst herausfinden.
In der Esoterikszene wird häufig davon ausgegangen, dass es eine grundlegende "spirituelle Entwicklung" gibt, die ein Mensch durchläuft. Das ist eigentlich nichts besonders Neues, man vergleiche das mal z.B. mit der Entwicklungspsychologie, die heute als seriöse wissenschaftliche Disziplin gilt. Esoterik ist im Kern eigentlich - nach meinem Verständnis, da werden mir aber viele Esoteriker widersprechen - das (früher oft geheimgehaltene) Wissen darum, wie diese "spirituelle Entwicklung" typischerweise bei einem Menschen verläuft. Und das ist weniger hochtrabend, als es gegen aussen den Anschein machen mag. Inzwischen haben sich erst ganz wenige Wissenschaftler an die systematische Erforschung dieses Wissens gemacht, etwa Ken Wilber (Stichwort: Transpersonale Psychologie) oder Stanislav Grof.
Diese spirituelle Entwicklung äussert sich in vielerlei Lebensbereichen: Im Körperempfinden, im geistigen und seelischen Bereich, in der Lebensweise, den Interessensgebieten usw. Praktisch alle Religionen dieser Erde haben immer gewisse Schulen hervorgebracht, die einige wenige Menschen gezielt in dieser spirituellen Entwicklung fördern sollten, beispielsweise die diversen Mönchs- und Nonnenorden im Christentum, den Sufismus im Islam, die kabbalistische Lehre im Judentum, im Buddhismus z.B. das Zen oder viele Bereiche des tantrischen Buddhismus usw. Persönlich halte ich die Ähnlichkeiten für verblüffend weitreichend, aber natürlich werden viele Vertreter dieser Religionen sich vehement dagegen wehren, mit andern Religionen verglichen zu werden.
Alle diese Schulen gehen davon aus, dass es einige grundlegende Methoden und Techniken gibt, um diese Entwicklung zu beschleunigen (oder erst in Gang zu bringen). Meditation ist eine ganz zentrale Technik in praktisch allen dieser Schulen (warum das so ist, das findest du am besten selbst heraus, indem du einfach mal bisschen meditierst - aber bitte keine riesigen Resultate erwarten, die Resultate der Meditation geschehen oft im Versteckten und Stillen, und erst nach einiger Zeit bemerkst du einige ganz kleine Änderungen - beispielsweise grössere Stresstoleranz oder grössere Ausgeglichenheit - an dir selbst, von denen du nicht weisst, ob sie jetzt irgendwas mit der Meditation zu tun haben oder nicht).
Vor allem in den östlichen Schulen (Hinduismus, Taoismus, Buddhismus) geht man davon aus, dass mit zunehmender Erfahrung auf diesem "Weg" sich der Fluss der Körperenergien verändert. Man sagt: "Die Kundalini steigt auf." Die Kundalini ist die Bezeichnung für diese fliessende Energie, und der Hauptteil von ihr liegt bei den meisten Menschen ungefähr am unteren Ende des Steissbeins (wo sie auch recht einfach erfühlbar ist). Die Theorie geht dahin, dass dein "Entwicklungsstand" korrespondiert mit dieser Energie. Nach und nach steigt die Kundalini höher vom Steissbein durch den Bauchnabel, Solar Plexus, Herz, Hals, "drittes Auge" in den Scheitel. Das geht aber sehr lange und dauert Jahre bis Jahrzehnte. Gemäss dieser esoterischen Theorien ist es schon eher selten, dass die Kundalini nur schon bis zum Hals aufsteigt, und es gibt nicht viele Menschen, bei denen sie bis zum Scheitel aufgestiegen sein dürfte (alles unter der Annahme, dass diese Theorien wahr sind). Es wird behauptet (falls ich da falsch liege, bitte korrigieren), dass im Moment der Erleuchtung - was immer auch das sein soll - die Kundalini bis zum Scheitel aufsteigt, und die Energien endlich völlig ungehindert fliessen können, dass das also miteinander einhergeht.
Je nachdem, wo die Kundalini gerade steht, ist auch der "spirituelle Entwicklungsstand" des Menschen zu sehen (so mehr oder weniger). Befindet sich die Hauptenergie der Kundalini beispielsweise im Herzchakra, so hat dieser Mensch endlich "sein Herz geöffnet" und strahlt daher eine natürliche Liebenswürdigkeit aus. Er hat die typischen "Herzfähigkeiten" gelernt, also zum Beispiel andere nicht nur als Gegenüber zu akzeptieren, sondern den andern Menschen auch wirklich zu lieben, selbst wenn er vielleicht einem Schaden zufügen will, oder selbst wenn er verbockt und stur sein mag. Jedes Chakra hat solche typischen "Fähigkeiten", die mit ihm verbunden sind. Wenn das Chakra sich vollständig geöffnet hat, dann ist das ein Zeichen dafür, dass der Mensch die entsprechenden Fähigkeiten "gelernt" hat.
Es ist aber ungeklärt, was hier Ursache und was Wirkung ist. Ob z.B. das Aufsteigen der Kundalini das Erwerben der Fähigkeiten bewirkt, oder ob das Lernen der Fähigkeiten die Kundalini aufsteigen lässt. Jedenfalls soll auch dieser Vorgang durch viele verschiedene Übungen und Meditationen beschleunigt werden können, v.a. durch Yoga und Meditation.
Damit einher geht nach Meinung der Esoteriker eine "Steigerung des Bewusstseins". Man wird viel feinfühliger bzgl. subtilen Energien, bzgl. andern Menschen usw. Man erkennt plötzlich Dinge, die man zuvor nicht erkannt hat. Das geht so weit, dass behauptet wird, dass in den höchsten Stufen der Bewusstseinsentwicklung der Mensch, weil er feinfühlig genug für den Zugang zu paranormalen Kräften gefunden habe, allerlei "Wunder" vollbringen könne (Telepathie, Telekinese u.a.).
Manche (östliche) Schulen, z.B. Zen, interessieren sich aber kaum für Chakren und Kundalini und Paranormales, auch wenn sie deren Existenz nicht leugnen, so bezweiflen sie doch deren grundsätzliche Wichtigkeit. Andere Schulen legen hier sehr grossen Wert darauf. Im Westen kennt das Wissen um Chakren und Körperenergien keine vergleichbare Tradition und ist auch kein spezifischer Bestandteil der meisten Schulen.
Auch hier musst du selbst rausfinden, wie du dich zu dem ganzen Thema stellen willst. Mir persönlich sind die Körperenergien wichtig in dem Sinne, dass ich versuche, sie im Gleichgewicht zu halten (durch Sport, Ernährung, Meditation, Yoga usw.) Den Rest find ich interessant, ist mir aber nicht von zentraler Bedeutung.
Alle Schulen besitzen aber gewisse Theoriegebäude in Form einer Metaphysik, die vom Schüler gelernt werden soll, welche das Verständnis über die Welt und Gott bzw. die höchsten Werte zusammenfasst. Für Sri Ramana Maharshi als Vertreter der Advaita-Metaphysik ist die Frage nach der Selbstidentität des Menschen von zentraler Bedeutung: Wer bin ich? Maharshi behauptet, dass durch das Sich-Lösen von falschen Vorstellungen bzgl. der Selbstidentität der Mensch zu seinem wahren "göttlichen Kern" findet (aus eigener Lebenserfahrung kann ich sagen, dass diese Frage nach dem Ich eine ungeheure Schubkraft darstellen kann und durch den Versuch des Lösens dieser Frage das Leben eines Menschen sich komplett verändern kann - auch wenn das durchaus nicht nur angenehm ist).
Im Zen z.B. soll durch das Lösen von vordergründig unsinnigen Rätseln ("Was ist der Klang einer einzelnen klatschenden Hand?") der Zugang zur höchsten Wahrnehmung der Realität eröffnet werden. Im Christentum oder Sufismus soll dies v.a. durch die hingebungsvolle Liebe an Christus und Gott erreicht werden.
So. Und was bleibt jetzt für dich zu tun?
Ich würde einfach mal bisschen meditieren. Wenn du Lust hast, dann kannst du sicher schnell irgendwo in deiner Nähe eine Meditationsgruppe finden, der du dich anschliessen kannst.
Und vielleicht willst du ja noch das eine oder andere Buch von Maharshi lesen.
Und du könntest, wie ich und andere, Stunden und Tage deines wertvollen Lebens damit verbringen, dass du hier in dieses Forum andern deine Fragen und Antworten und Erfahrungen mitteilst. Das wär schön!