Einen schönen Vormittag beieinander!
Ich denke, jetzt kommt nicht mehr wirklich viel Neues hinzu. Ich erkläre jetzt mal, warum ich diesen Thread aufgemacht habe:
Bei mir jährt sich das Gehen des schamanischen Weges in den nächsten Tagen zum 20ten Mal. Für mich persönlich war es immer eine Art von Hassliebe, weil ich recht früh verstand, was Schamanismus aus meiner Sicht für ein Potential hat (was sich übrigens nicht mit den Ansichten anderer decken muß, aber ich habe halt eine autistische Ader und die Tendenz, mich in eine Sache hinein zu verbeißen) und ich spätestens nach dem Thema Elfenkönig versuchte, die Thematik den Leuten nahe zu bringen. Naja, vom Erfolg wollen wir jetzt nicht reden, aber mir wurde klar, dass ich gerne die Tendenz habe, wie ein Dozent an einer Uni gleich den komplexesten Stoff rauszuhauen, während der potentielle Student gerade mal mit dem Immatrikulationsgedöns beschäftigt ist und für derlei verschwurbelte Gedankengänge keinen Nerv hat.
Natürlich reagieren dann beide Seiten grantig. Der eine sagt: „Was redet der da? Und der hält sich noch für `nen Schamanen und gar Elfenkönig!?! Was raucht der für ein Zeug?“, während der andere Andere *g* sich in der Annahme der Deppertheit und Oberflächlichkeit der Menschen bestätigt fühlt. Die Youngsters wollen halt doch nur Instant-Astralreisen und bitteschön Heilung sofort. Klar – a bissl Ego ist auch dabei, ich täte gerne Anerkennung und Feedback bekommen und nicht alleine diese ausgefreakten Feenwege, abseits vom Avalon-und Tinkerbell-Kitsch bedackeln – obwohl es vielleicht gerade so nötig ist.
Gut, persönliches Geplänkel abgehakt, ich dachte mir: wohin mit dieser Problematik? Holst mal die Menschen und Esoteriker dort ab, wo die stehen und schaust mal was kommt. Und da muß ich ehrlich sagen, dass ich recht positiv überrascht bin. Ich habe echt damit gerechnet, dass in dem Thread alle mit dem Klischee des Heya-Heya-Indianerschamanen oder des Ayahuascasaufenden Cuaranderos ums Eck kommen. Packma mal die in dem Thread gesammelten Themen zusammen. Zuerst mal die „Contra-Schamanismus“-Aussagen:
Die Szene ist bekloppt und egoman, und jeder ist dem anderen spinnefeind. Ja, ist so, das haben und einige andere so erlebt. Es ist ein riesiges Egogewese, aber dem muß zugute gehalten werden, dass viele versuchen, damit Kohle zu machen und es leichter ist, neidisch auf den anderen zu gucken statt an sich selber zu arbeiten. Trotzdem: ich kann den Neid verstehen, weil die, die sich am Lautesten gebärden, den Zuschlag bekommen. Das ist halt so – so funktioniert Werbung. Und das vergrätzt natürlich die, die hart arbeiten, aber nicht beachtet werden.
Die Integration des Schamanismus im Westen ist fraglich. Ist logisch – wir leben in einer „aufgeklärten“ Gesellschaft, und nicht jeder Mensch ist so offen, dass er sich zumindest mal mit dem Thema Animismus auseinandersetzen mag. Holztiger hat es ja geschrieben: Jeder mag a bissal Mystizismus und findet es ganz prickelnd, aber kriegt Angst, wenn die Geister direkt anklopfen. Die Klischeebilder vom alten weisen Schamanen vorm Tipi, der esoterische Platitüden von sich gibt, macht es auch nicht besser, weil der so abseits ist, dass der vielleicht als Exot viel Asche macht, aber in der Gesellschaft nichts reißt.
Der Schamane als Psychologe: sehe ich nur teilweise so, aber das erkläre ich unter den Pros für die Schamanerei.
Teil der Esoszene – japp. Da ists halt eine Gelddruckmaschine. Das geht mit dem Egogedöns, der Kohle und der Dummheit der „Szene“ zusammen. Wer laut klappert… aber das hattma schon, und meckern bringt auch nix.
Jetzt hecheln wir mal die Pros durch: Schamanismus als ausgleichende Kraft, Verbindung zu den Geistern und Entwicklungspotenzial für den Einzelnen. Für mich war und ist es immer so, dass es trotz der Moderne Geister und transzendente Welten immer noch. Mensch hat es halt verneint und denkt, er braucht sie nicht. Beim Betrachten der heutigen Entwicklungen meine ich persönlich, den Schamanismus braucht es heute. Überspitzt formuliert: ich und ein paar andere sagen auch nicht so viel anderes als eine Greta Thunberg, nur machen wir das von der spirituellen Ebene aus – es geht um das Erkennen der Zusammenhänge der Natur, um das Respektieren der Seele von Gaia und der Seelen all ihrer Bewohner. Deswegen halte ich "Schamanismus als Psychologie" für zu kurz gegriffen. Und das geht tatsächlich eher auf eine unaufgeregte Art, und es muß in moderner Sprache und im modernen Gewand daherkommen. Ich erlebe die Geister und übrigens auch die Götter so, dass sie es einem ins Zeitgemäße übersetzen können. Es macht keinen Sinn, wenn ich in Elrondklamotten auf Esomessen rumtingle und so tue, als wären wir in der Zeit vor der Landnahme der Milesier. Es gibt den Spruch: die lebendige Flamme und nicht die Asche weitergeben. Wie gesagt, da bin ich auch noch selber mit mir uneins, weil ich weiß, dass man einem Einhorn manchmal ein Papphorn aufsetzen muß, damit die Menschen es überhaupt als Einhorn erkennen. Aber im Grunde wäre mein Ziel, dass der Schamane irgendwann mal wieder in unserer Gesellschaft so drin ist wie der Dorfpfarrer, der Bäcker oder der Maurer. Wobei ich mir mittlerweile auch klar bin, dass ich es in dieser Inkarnation nicht mehr erleben werde.
In diesem Sinne ist hier jetzt die einzige Lösung, es auf eine moderne, zu dieser Umgebung passenden und authentische Weise zu leben. Das ist zwar jetzt auch nix Neues, aber vielleicht inspiriert der ganze Krempel hier ja den einen oder anderen Mitleser.
Der 11en