Ist das wirklich Angst oder begründete Vorsicht?
Das musst letztlich Du wissen, und ist im grunde eine Frage der Bezeichnung.
Ich jedenfalls nenne es Angst, wenn ich in meinem eigenen Haus, in meinem eigenen Bewusstsein befürchte, Dingen zu begegnen mit denen ich nicht fertig werden kann.
Ich nenne es auch Angst, gewisse wege nicht zu gehen, weil man befürchtet, mglw. nicht zurückzukommen, d.h. "verrückt" zu werden. Was heisst das denn? Es heisst doch auch nur, dass man nicht mehr imstande oder gewillt ist, die Normen einer ohnehin idiotischen Spießbürgergesellschaft zu erfüllen!
Und das hat in meiner Sichtweise nichts mit Drogen zu tun, sondern ganz allgemein mit Risikobereitschaft in bezug auf das eigene Bewusstsein - also mit dem Selbstvertrauen, dass man mit dem was im eigenen Bewusstsein passiert, auch umgehen kann. Mit Ayahuasca und derlei psychedelischen Sachen hat das nur insoweit zu tun, als die bekannt sind dafür, dass sie verdrängte Dinge aus der Bewusstseinstiefe hervorholen.
Es ist da also im Kern einfach die Frage, ob man einem Menschen zubilligen kann, dass er mit seinem eigenen Bewusstsein umgehen kann. Und heute ist da der Konsens, dass man das einem Menschen NICHT zubilligen kann, weil wir ja alle ganz schrecklich traumatisiert sind und man sowieso immer aufpassen muss was man sagt, weil man ja versehentlich jemanden TRIGGERN könnte usw.usf. - ja, und auch zB KUSCHELN dürfen wir ja nur noch unter therapeutischer Aufsicht. :/
Unsere Gesellschaft ist de facto ein Irrenhaus.
Drogen können, unsachgemäß angewandt, verheerende Wirkung auf den menschlichen Geist haben, wie Du genauso gut weißt wie ich
Ja, wobei ich für meinen Teil heute auch weiss, wie man da wieder rauskommt. Ich weiss nur nicht ob andere das auch wissen, und ich wünsche niemandem, das zu erleben was ich erlebt hab - deswegen rate ich von diesen Experimenten ab. Aber ich für meinen Teil bereue nichts.
vom Suchtpotential mancher Substanzen mal ganz abgesehen (bei einigen reicht eine einzige Nutzung, um süchtig zu werden). Und was die Hippiekreise damals angeht (ich war dafür zu jung), wie da experimentiert wurde, das läßt mir eine Gänsehaut runterlaufen. Diese Experimentier"freude" hatte m.E. schon fast etwas Naives.
Was nützen Freunde um sich herum, denen man vertraut, wenn die nicht die Sachkenntnis haben, einen unbeschadet "rauszuholen" , wenn's horrormäßig wird?
Und hier kommt m.M.n. der erfahrene Schamane (ohne Gänsefüßchen) ins Spiel, worunter ich jemanden verstehe, der haargenau weiß, was er da macht, weil er es eben mit allen möglichen Facetten physisch, psychisch und spirituell von der Pike auf gelernt hat (ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll).
Wah, Du bist älter als ich! Und ich hab noch genug Hippie-Reminiszenzen gefunden, um jede menge Interessantes mitzukriegen, alles auszuprobieren was es so gibt, und auf jeden Fall ein sehr optimistisches Gefühl für die Möglichkeiten des Menschseins mitzukriegen. Ein Optimismus, der vielleicht mit Naivität zu tun hat, aber den ich heute in unserer Kultur doch schmerzlich vermisse.
Und ich hatte den Eindruck, dass durchaus gutes Know-How für den Umgang mit Grenzerfarhungen in der Szene vorhanden und auffindbar war, (wenn man sich denn dafür interessiert hat). Vor allem auch: Know-How, das auf den westlichen Mind abgestimmt war, und nicht etwa aus einer Amazonas-Kultur stammt wo die Leute naturgemäß ganz anders drauf sind.
Mag ja sein, dass diese indigenen, naturverbundenen Kulturen auf die Leute hier und heute eine erhebliche Attraktivität ausüben - aber eigentlich haben wir hier doch unser eigenes Erbe, unsere eigene Geschichte und unsere eigenen Herausforderungen, und müssen dafür unsere eigenen Wege finden. Wieviel nützt da ein Know-How, das auf Amanzonas-People zugeschnitten ist?
Ich bin weit davon entfernt, auch nur annähernd Experte für Ajahuasca zu sein (irgend wie logisch, nicht wahr?), aber nachdem, was ich darüber gelesen und als Dokumentation gesehen habe, ist es nicht schlecht, von jemandem begleitet und überwacht zu werden, zu dessen Kultur solche Wege gehören und der ggf. aus dem reichhaltigen Fundus der Naturheilmittel ein verläßliches Gegenmittel zu Hand hat. Und selbst dann ist's u.U. noch gefährlich.
Ich hab mit A. überhaupt keine Erfahrungen - ich hab zwar Einladungen zu solchen Ritualen, hab aber bisher davon abgesehen sie wahrzunehmen - dafür mit einigem anderen aus dieser Stoffklasse. Es handelt sich um
bewusstseinsverändernde Mittel - also, egal welche Kultur und welches Mittel, das eigentlich Grundlegende darunter, das was die Spielregeln festlegt, ist die Topologie des Bewusstseins. Und die wiederum ist seit Jahrtausenden und in allen Kulturen dieselbe. Es ist m.W. die sache profunder Magie (aka Selbsterkenntnis), sich damit zu beschäftigen - und ja, wenn man denn unbedingt solche Dinge machen will, dann sollte man von jemand begleitet werden der sich in diesem Terrain auskennt.
Die Schwierigkeit in unserer heutigen Gesellschaft ist, dass wir in einem Zustand der Unreife gehalten werden - wir sollen nichts selbständig entscheiden oder in die hand nehmen können, sondern wir werden systematisch von morgens bis abends mit Angst und Unsicherheit berieselt.
Und so kommen wir zu dem Glauben, dass es für alles und jedes irgendwie einen geschulten und kompetenten Spezialisten geben müsse, der uns die Verantwortung abnimmt. Ist ja auch klar, du kannst ja deinen scheisse Fernseher oder dein Auto gar nicht mehr selber reparieren - du lebst ja umgben von jeder menge zeug das du gar nicht mehr verstehst! Wie soll man da eine gesunde Beziehung zu seiner Umwelt und ein gesundes Gefühl für sich selber haben??
Und am ende sind wir dann an dem Punkt, dass wir auch für das eigene Bewusstsein einen externen gelehrten Spezialisten zu brauchen meinen.
Anstatt das zu tun was man ansonsten immer getan hat wenn man vor einem Problem stand: sich zu mehreren zusammentun, schauen was man weiss und lernen was man noch nicht weiss.
Ich nenne das Entmündigung, in einer Kultur die die Unreife zelebriert, und die dabei zunehmend zu einem Irrenhaus wird. :/