Psychopompos-Arbeit - kann man dem Tod helfen?

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Guten Morgen, liebe @Nithaiah ... :)

Für mich sind zwei Faktoren dabei, über die ich grübele. Das eine ist die Pietätlosigkeit, der mangelnde Respekt vor einer historischen Stätte solchen Ausmaßes. Das hat wohl seit einiger Zeit schon immer mehr zugenommen. Da hatte ich Berichte gesehen von Schulklassen, die hinfahren und dann posieren einige mit dem Handy und machen Selfies, andere verspeisen dort ihre Pausenbrote oder stehen gackernd herum.
Ja, genau. Das kommt dann noch dazu.
Das war auch unser Eindruck als wir zu Dritt, bzw, zu Viert (neben meiner Mutter und meinem Sohn, war auch meine in Polen lebende Cousine dabei) im Spätsommer 2016 in Auschwitz waren.
Irgendwie fehlte es, dass die Besucher - gleichgültig, ob nun jugendlich oder erwachsen - auf den Ort, den sie besuchen, irgendwie richtig vorbereitet werden. Besonders auf der kurzen Busfahrt vom Stammlager nach Birkenau, auf der uns ein deutschsprachiger Reiseführer noch einige Punkte erläuterte, lachten Teile unserer Besuchergruppe ausgelassen.
Es war fast schon zum Fremdschämen.

Ich war ja schon mal in den 1980ern dort, samt meinem Vater und weiterer Verwandter. Damals war die Stimmung eine ganz andere.
Aber da wurden Besuchergruppen auch nicht in den riesigen Mengen abgefertigt (inzwischen gibt es auch viel höhere Sicherheitsvorkehrungen) und durch das Gelände durchgeschleust.

Das ist für mich schon völlig unfassbar. Diese völlige Empfindungslosigkeit und die Seele wird dabei anscheinend nicht nur nicht berührt, oder sogar erschüttert, sondern nichteinmal gestreift.
Ja. Das schockt mich auch.

Sich dann aber noch ein "Andenken" mitzubringen und Zuhause aufzubewahren, wo soviel Tod und Grauen dranhängt. Ich meine, manch einer fährt nach Paris und bringt sich einen kleinen Eiffelturm mit.
Ist das für diese Menschen das Gleiche?
Oder eine Art von Nervenkitzel, die Lust am Grauen oder sowas?
Das würde ich gerne auch mal wissen. Ich kann es nicht einschätzen.

Liebe Grüße,
Laguz
 
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Liebe dieWald,
deine Stimme hallt wie das Horn eines Zentaur durch den Nebel des feuchtkalten Morgenwaldes und ich weiß noch nicht ob ich mich ertappt oder verstanden fühlen soll. Aber eins weiß ich jetzt und das macht mich froh. Ich werde hier gesehen 🙂
Lieber Watkas-Loop,
Danke für Dein Geschenk des Gesehenwerdens.
Ich weiss noch nicht, wie ich klarer, eindeutiger ausdrücken kann, dass ich Dich als handelnden, lebendigen, forschenden Mensch erlebe (erkenne, verstehe).
Und: wichtig: Danke, dass Du Dich soweit öffnest, dass ich mit Dir mitgehen kann, miterleben kann.
 
Hallo Neutrino,
kurz gesagt: ja
und wenn das wirklich so ist und unsere Sprachen haben sich so welt auseinanderentwickelt dass du mich nicht mehr verstehst, dann mach ich mir die Mühe und übersetze das alles in deine Sprache - aber kann ich die denn überhaupt?
Ich konnte es auch nicht sofort verstehen.
DieWald hat es bereits gut erklärt/ übersetzt.
Ich denke das reicht für wirklich Interessierte.

Manche lesen ja nicht mal genau.
Das mit den Tonkügelchen und Kristallsplitter drinnen wurde mit Steinen verwechselt von einigen.

Nochmal alles erklären bringt es wahrscheinlich auch nicht.
 
Ja. Das schockt mich auch.
Schon erstaunlich, wie oberflächlich Menschen sein können imVERGLEICH ZU ANDEREN DIE ES VOLL SPÜREN.
Nix können oder wollen einige aus der Geschichte des 2.Wk lernen.
Und schon schreien wieder Neonazigruppen auf.
(Putin schreit auch gerne gegen Nazis, dabei ist er selber ein OBER....
Links oder Rechts ist da schon egal, wenns voll extrem wird.)
 
Für mich sind zwei Faktoren dabei, über die ich grübele. Das eine ist die Pietätlosigkeit, der mangelnde Respekt vor einer historischen Stätte solchen Ausmaßes. Das hat wohl seit einiger Zeit schon immer mehr zugenommen. Da hatte ich Berichte gesehen von Schulklassen, die hinfahren und dann posieren einige mit dem Handy und machen Selfies, andere verspeisen dort ihre Pausenbrote oder stehen gackernd herum.
Das ist für mich schon völlig unfassbar. Diese völlige Empfindungslosigkeit und die Seele wird dabei anscheinend nicht nur nicht berührt, oder sogar erschüttert, sondern nichteinmal gestreift. .....

Ist völlig nachvollziehbar, was du schreibst. Und doch, eben beim Lesen an der Stelle mit den Pausenbroten, da sah ich diese heute lebenden Kinder quasi vor mir, wie sie ganz natürlich und unbefangen ihre Brote essen. Ist es nicht auch gut, daß nichtmal durch so schreckliche Ereignisse das Leben, die Vitalität, das neu Heranwachsende, der Mut (und wenn´s auch teils Übermut ist) .. besiegt werden kann? Laß sie sich nähren und laß sie gackern. Sie werden es in ihrer Zeit noch schwer genug haben.

Was mir (insgesamt, also nicht auf dich bezogen) auffällt ist, daß sich umgehend empört wird, wenn die Thematik oder auch nur ein Schlagwort daraus unangemessen benutzt wird, man hingegen von liebevollem Gedenken an die Opfer wenig hört oder liest. Weißt du, was ich meine? Empörung fällt leichter als Trauer und Weichheit, nicht? So muß dann wohl auch die Errettung der gequälten Seelen mit viel Drama vonstatten gehen und nicht etwa auf unspektakuläre, mit dem Leben vereinbare Art, die dem eigenen Sein nichts nähme sondern ihm etwas zu geben hätte. Dem Sein, nicht dem Ego.

🤔
 
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Errettung der gequälten Seelen mit viel Drama vonstatten gehen und nicht etwa auf unspektakuläre, mit dem Leben vereinbare Art, die dem eigenen Sein nichts nähme sondern ihm etwas zu geben hätte.
Danke, da fällt mir ein das ich etwas ganz wichtiges vergessen habe zu erzählen.
Ich heile Orte keine Menschen, das was ich tue tut den Menschen gut, aber das ist eher ein Nebeneffekt. ich entscheide und ich werte nicht. Auch nicht zwischen Opfern und Tätern.
Darum kenne ich auch das Drama nicht von dem du sprichst .
Ich komme da an, melde mich für die nächste Führung an, gehe eine Runde um das Gelände , fummle etwas linkisch die kleinen Toneier aus Ihren Seidentüchern, und lege sie da ab, wo es mir richtig erscheint.
Zum Schluss trinke ich meist einen Kaffee und gönne mir dann ein Taxi zum Bahnhof.
Langweiliger geht es kaum. Das Drama was du natürlich zurecht spürst findet wo anders statt,
„Wenn du in deinem ganzen Leben niemals dem Bösen gegenüber standest - dann hast du es wohl nie gestört.“ Zitat von Murry Hope
 
Ist völlig nachvollziehbar, was du schreibst. Und doch, eben beim Lesen an der Stelle mit den Pausenbroten, da sah ich diese heute lebenden Kinder quasi vor mir, wie sie ganz natürlich und unbefangen ihre Brote essen. Ist es nicht auch gut, daß nichtmal durch so schreckliche Ereignisse das Leben, die Vitalität, das neu Heranwachsende, der Mut (und wenn´s auch teils Übermut ist) .. besiegt werden kann?
Das Schlimmste, was den Opfern passieren kann, ist Tod ohne Erinnerung, denn das war es, was die Nazis wollten.
Die ausgleichende Kraft, die die Orte auf Dauer heilen kann, ist Leben MIT der Erinnerung an die Opfer. Es gibt keinen Grund, warum Kinder mitleiden sollten.
 
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