Ist völlig nachvollziehbar, was du schreibst. Und doch, eben beim Lesen an der Stelle mit den Pausenbroten, da sah ich diese heute lebenden Kinder quasi vor mir, wie sie ganz natürlich und unbefangen ihre Brote essen. Ist es nicht auch gut, daß nichtmal durch so schreckliche Ereignisse das Leben, die Vitalität, das neu Heranwachsende, der Mut (und wenn´s auch teils Übermut ist) .. besiegt werden kann?
Auch wenn es ja eigentlich OT ist, zu deinen Gedanken möchte ich dir gerne antworten.
So eine Diskussion hatte sich schon mal außerhalb des Forums entsponnen, damals ging es um das Holocaust - Mahnmal in Berlin.
Das Holocaust-Mahnmal erinnert an die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden Europas. Mehr zur Geschichte erfahren Besucher im unterirdisch gelegenen "Ort der Information".
www.berlin.de
Da habe ich die Unbeschwertheit von jungen Besuchern eher verstehen können, weil es etwas abstraktes ist.
Aber wenn man den tatsächlichen Ort des Grauens besucht, ist das doch etwas ganz anderes, schon von den Energien her.
Ich hätte vielleicht noch dazu sagen sollen, dass es keine Kinder waren, sondern Teenager, so in etwa 16 Jahre alt.
Vielleicht hängt es auch wirklich damit zusammen, dass der Schulunterricht zu diesem Thema drastisch verkürzt wurde und wie
@Laguz auch sagte, die Schulklassen einfach nicht genügend darauf vorbereitet werden.
Vielleicht ist es auch dem Zeitgeist geschuldet, dass viele (natürlich nicht alle!) Jugendlichen in einer Welt aufwachsen, die nicht mehr genug Werte vermittelt, wo es um oberflächliches Posen, Duckface machen und Influencer sein geht, mal ganz platt gesprochen. Das sich Bewegen in einer virtuellen Scheinwelt, wo die dunkleren Themen des Menschseins eher ausgeblendet werden. Das ist ein Thema, was nicht nur kurz besprochen werden kann.
Laß sie sich nähren und laß sie gackern. Sie werden es in ihrer Zeit noch schwer genug haben.
Das auf jeden Fall, Das werden sie. Und dann ist für mich die Frage, inwieweit sie darauf vorbereitet worden sind und damit zurechtkommen. Ein Traum hat mir gezeigt, dass es sehr schwer für sie werden wird. Aber bekanntlich wächst man ja mit seinen Aufgaben.
Was mir (insgesamt, also nicht auf dich bezogen) auffällt ist, daß sich umgehend empört wird, wenn die Thematik oder auch nur ein Schlagwort daraus unangemessen benutzt wird, man hingegen von liebevollem Gedenken an die Opfer wenig hört oder liest. Weißt du, was ich meine? Empörung fällt leichter als Trauer und Weichheit, nicht? So muß dann wohl auch die Errettung der gequälten Seelen mit viel Drama vonstatten gehen und nicht etwa auf unspektakuläre, mit dem Leben vereinbare Art, die dem eigenen Sein nichts nähme sondern ihm etwas zu geben hätte. Dem Sein, nicht dem Ego.
Das sind schon sehr interessante Gedankengänge, denen ich auch zustimme. Sich zu empören und wütend zu sein, fällt tatsächlich leichter, als zu trauern.
Generell gesprochen, und ganz egal, worum es geht.
Das ist sehr menschlich.
Es kostet Kraft, in die Tiefen seiner Seele abzusteigen und alles wahrzunehmen, was dort passiert.
Ich kann keine Seelen erretten, ich kann tatsächlich nur mit den Menschen mittrauern, und das hab ich sehr viel getan. Und tue es noch. Wie es ohne Drama gehen soll, weiß ich allerdings nicht, denn es ist ein Drama, was geschehen ist. Ein Drama und eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Und wenn man sich da intensiver hineinbegibt, kann es doch nur dazu führen, dass es einem das Herz zerreisst.
Oder man schafft es, das mit einer überwiegend intellektuellen Sichtweise zu betrachten und sämtliche Gefühle dazu abzuspalten, zumindest die Gefühle hinten anzustellen.
Es gibt Menschen, die das können, und das ist auch gut so, denn das sind diejenigen, die dann auch in diesem Bereich forschen und aufklären können, ohne dabei verrückt zu werden.
Ich kann das nicht. Und deshalb bin ich auch fassungslos und traurig zugleich, geradezu beschämt, wenn ich diese Gruppen sehe, die ohne jede Pietät an einen solchen Ort gehen. Das ist für mich auch kein gesunder Umgang damit sondern eine Unberührbarkeit der Seele, die ich schon erschreckend finde.