Welches Problem genau? Schamanen und Schamanismus ist ziemlich eng definiert. Man könnte sagen, dass Spiritualität, Kultur und Traditionen zu 100 Prozent Hand in Hand gehen und so den Schamanismus formen. Je weiter wir uns vom Ursprung entfernen, um so mehr löst sich diese Verbindung und umso weniger können wir vom Schamanismus und von Schamanen reden. Das ist ja erstmal vollkommen wertfrei betrachtet und ändert nichts daran, dass eine Ostfriese prinzipiell, das gleiche glauben und die gleichen Techniken benutzen kann. Das macht ihn aber nicht zwangsläufig zu einem Schamanen und das, was er tut, zu Schamanismus. Ihm fehlt halt der Anschluss an die Ursprungstradition. Trotzdem eint Jakuten und Ostfriesen eines, dass sie alle Menschen sind, also werden gleiche Techniken, ähnliche Ergebnisse bringen. Problematisch wird es erst, wenn dann gleich kann Kulturen und Traditionen assimiliert werden.
Irgenwie wird mir das ganze nicht ganz klar, einerseits erwartet man eine Reinheit in den Traditionen, Überlieferungen und Ritualen aber andererseits kann niemand diesen Schamanismus authentisch und wirkungsvoll ausüben, der nicht auch wirklich einem indigenen Stamm angehört. Das heißt ja dann, dass absolut alle Schamanen, die es von den Indigenen gelernt haben, aber selbst diesem Volk nicht angehören, alle Betrüger sind?
Wenn "Spiritualität, Kultur und Traditionen zu 100 Prozent Hand in Hand gehen" warum leben die Lakota und andere dann auch teilweise den westliches Kulturstil, wenn es ja ihre Kultur verwässert? Sie erwarten von anderen Kulturen, ihre Kultur 1 zu 1 zu übernehmen, wobei sie selbst ja dann auch andere Kulturen beeinflussen.
Ich kann den Ärger verstehen den die Indigenen Völker haben, weil sie auch mit dem Rassismus und der Politik in ihren Ländern viel zu ertragen haben und damit fast ständig in einem Kampfmodus sind und auch dass das Menschen in anderen Kulturkreisen auch unterstützen, aber wie man das Problem lösen kann ist eine ganz andere Sache, weil man das auch aus Sicht unserer Kultur betrachten sollte.
Wenn man eine Kultur, die Jahrtausende kaum Einflüsse hatte die sie Grundlegend veränderte und die ihre Geschichte und Kultur genauso lange geschätzt und gepflegt hat, mit einer Kultur vergleicht, die sich Jahrhunderte lang unter sehr vielen Einflüssen entwickelt hat und dabei ihre eigene Geschichte, Kultur, Traditionen, Naturverbundenheit und auch Einfachheit nicht nur verloren sondern auch vergessen hat, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn Menschen hier erstmal ihre eigene Verbindung zu ihrer Geschichte, Kultur und zum Schamanismus finden oder dass sie mit dem, was sie von den Indigenen gelernt haben, erst mal lernen müssen umzugehen und es in ihre eigene Kultur umsetzen. ... und das ist ein Prozess der nicht von heute auf morgen passiert. Genau so wie die Kritiker des "Plastikschamanismus" es auch von ihnen erwarten, aber eben nur das wir eben auch unsere eigene Kultur bewahren und schätzen lernen und nicht nur alle anderen.
Wir sind eine wirre und sehr gespaltene Gesellschaft, in der immer mehr jeder für sich sein individuelles Brot bäckt. Es gibt so viele Einflüsse aus der ganzen Welt, wie soll sich da eine Tradition erhalten oder Fussfassen? Zu dem ein zurück zur Natur, Minimalismus leben und Selbstversorger sein ist auch nicht so einfach für jeden machbar und das wird hier auch kritisiert. Ich würde es daher besser finden, sich dafür einzusetzen unseren eigenen Schamanismus, unsere eigenen Urkulturen und die Verbundenheit zur Natur wieder zu entdecken. Dann wäre das Problem mit der 100%igen Authentizität auch geklärt.