Wird denn an irgendeiner Stelle ein paranormales Phänomen beschrieben, welches die Wissenschaftler vor Rätsel stellt?
Gibt es nicht. Die meisten Parapsychologen wissen, dass ihre Thesen weder falsifizierbar noch zwingend nötig sind, um das Beobachtete zu erklären. In der Regel versuchen sie, ihre rein anekdotische Evidenz unter Verweis auf die Masse der Erfahrungsberichte als empirische Evidenz zu deuten, und stören sich aus meiner Sicht zurecht daran, dass ihre Gegner ihr und ihren Schriften mit maximaler Voreingenommenheit begegnen, aber gleichzeitig jede alternative Erklärung kritiklos abnicken, die ohne Paranormales auskommt, egal wie absurd oder weit hergeholt diese sein mag. Dass die Erwartungshaltung unabhängig von der formellen Bildung das Urteilsvermögen enorm beeinflusst, nimmt man auf beiden Seiten nicht gerne zur Kenntnis, wobei bei den "Skeptikern" hinzukommt, dass sie sich akademischer Anerkennung erfreuen, also wahrscheinlich weniger zur Selbstkritik neigen.
So oder so erfüllt die Parapsychologie nach der üblichen Definition alle Kriterien einer Pseudowissenschaft. Sie nimmt das Paranormale an sich als
bewusste Kraft wahr, das heißt als Mit- bzw. Gegenspieler, der selbst entscheidet, wann er auftritt, und daher nicht für sich wiederholende Experimente in Frage kommt. Die Zustände, mit denen es einhergeht, vertragen sich ebenfalls ganz und gar nicht mit der wissenschaftlichen Methode. Sie sind 1.
Liminalität, also ein Übergangszustand, ein vorübergehendes Weder-Noch etwa zwischen Wachzustand und Schlaf, zwischen Tag und Nacht, zwischen Kinder- und Erwachsenenalter usw.; 2.
Marginalität, also ein Maß an Bedeutungslosigkeit, das es dem Betroffenen unmöglich macht, wirklich ernst genommen zu werden - etwa eine Identität als Komiker, bekannter Lügner, Drogensüchtiger, geächtete Minderheit -; und 3.
Antistruktur, d.h. eine zersetzende Wirkung auf das eigene Umfeld, die dafür sorgt, dass Beziehungen zerbrechen, sich Freundeskreise zerstreiten, generell bewährte gesellschaftliche Strukturen erschüttert werden. Schamanen und Hexen traditioneller Prägung können ein Lied davon singen.
Dass so viele Parapsychologen trotzdem noch immer versuchen, Anschluss an die Naturwissenschaften zu finden, spiegelt sich darin wieder: Sie lungern im Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Glauben herum, sie marginalisieren sich, indem sie ständig an unmöglichen Herausforderungen scheitern und sie zerstören die eigene Arbeit, indem sie ihre Daten danach bewerten, ob sie zu ihren Versuchen, als Wissenschaft anerkannt zu werden, passen oder nicht.
Ich halte das alles für absurdes Theater. Zwar bin ich ein großer Fan des Paranormalen, jedoch ist mir bewusst, dass es in der Realität, wie wir sie kennen, niemals mehr als ein Glaubensinhalt sein kann. Dass ich es aktiv suche, obwohl es sich nicht mit einem gesunden Leben verträgt, ist philosophischen und körperlichen Gründen zugleich geschuldet. Manche Kinder gehen in Träumen verloren und empfinden noch als Erwachsene die materielle Existenz als ärgerliche Mischung aus Fluch und Sucht.