Merlin: So bekommt Augustinus mit seinem Gedanken zu den Engeln doppelt recht, denn damit wird auch klar, dass das Gute den Menschen schon lange vor dem Bösen beseelt hatte.
Syrius: Nein, hatte er nicht. Noch immer nimmst Du an, dass das Gute und das Böse den Menschen von aussen her erreicht oder ihm zugeführt wird. Standhaft lehnst Du jede eigene Verantwortung an Deinem eigenen Schicksal ab und gibst irgend etwas ausserhalb von Dir die Schuld ...
Lieber Syrius,
Hatte ich bisher nicht immer davon geschrieben, dass wir selbst für unser Tun die Verantwortung tragen müssen und die Schuld dafür nicht in einem Gott des Bösen suchen sollten? Ich hatte doch auch davon geschrieben, dass das Böse entsteht, wenn wir trotz besserem Wissen einer Seele Schaden zufügen.
Etwas, das also mit der Erkenntnis zu tun hat und auch in der Genesis so umschrieben wird. Da sind doch im Garten Eden die Bäume der Erkenntnis, von dem Adam und Eva die Früchte naschen und damit zur Erkenntnis gelangen:
1.Buch Moses 3[2] Da sprach das Weib zur Schlange: Wir essen von den Bäumen des Gartens; [3] aber von den Früchten der Bäume im mitten im Garten hat Gott gesagt: Esst nicht davon, rührt sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbt ... [5] Satan antwortet: Gott weiß, dass wenn ihr eines Tages davon esst, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und Böse ist.
Ob ich nun die Erkenntnis mit der Metapher von den Früchten eins Baumes oder eines Lichtstrahles verbinde, ist im Prinzip nur eine Frage der Aussagekraft. „Ich denke, also bin ich!“, ist eine grundsätzliche Erkenntnis, zu der jeder gelangen kann und soviel solltest Du auch mir zugestehen.
Du sprichst gerne von der Güte und Gerechtigkeit Gottes und da möchte ich Dir im Zusammenhang mit dem Bösen einen weiteren Vers aus dem ersten Brief von Paulus an Timotheus zitieren: 2[4] ... Gott braucht nicht das Böse, um Gutes zu tun!
Eventuell wäre das ja eine Botschaft für Dich und der Christenheit, über die es lohnt nachzudenken?
Syius: So wie Du veneinten auch die Sadduzäer die Wiedergeburt. Wie aus anderen Bibelstellen zu entnehmen ist, sind die Toten die Bewohner der Hölle und unterstehen der Macht Luzifers - wenigstens bis zur Erlösungstat Jesu, die ja zum Zeitpunkt dieser Aussage noch nicht erfolgt war.
Wo steht denn bei Matthäus Kapitel 22 konkret etwas von einer Hölle oder von einer Wiedergeburt? Vielmehr steht zum Beispiel in Vers [23] An dem Tag traten zu ihm (Jesus) die Sadduzäer, die da sagen, es gäbe keine Auferstehung ... [28] Nun in der Auferstehung ... [30] In der Auferstehung ... und [31] Habt ihr nicht gelesen von der Auferstehung der Toten ...
Sicherlich hast Du dazu eine andere Vorstellung, aber das lässt sich einfach nicht durch die jüdische Lehre aus dem Alten Testament begründen. Ich wüsste jetzt auch nicht, wie sich bei den Worten Jesus in Matthäus eine Brücke zu Deinem Weltbild schlagen ließe. Es ist ja nicht nur das Kapitel bei Matthäus, in denen die Evangelien die Vorstellung von der Auferstehung darlegen.
Syrius: Die Sadduzäer lehnen eine Auferstehung ab - meinen aber das Weiterleben der Seele im Jenseits. Wohingegen die Pharisäer die Wiedergeburt annahmen. Du jedoch glaubst an den Untergang des Körpers und der Seele und deren Wiedererstehung zum jüngsten Gericht und Weiterleben auf Erden.
Wie kommst Du drauf, dass ich diese Vorstellung vertrete? Ich glaube nicht an eine Auferstehung und auch nicht an ein Jüngstes Gericht – denn es wird nichts abgerechnet, sondern jeder trägt die Schuld, mit der er sich selbst beladen hat.
Merlin: In Vers 30 wird dann auch deutlich, dass die Engel nichts mit den Menschen gemein haben.
Syrius: Ja, hier sagt Jesus ganz deutlich, dass die Seele - dass ihm die Erlösung gelingen werde setzte er voraus - sobald sie in den verschiedenen Erdenleben alle Untugenden abgelegt haben wird, wieder im Himmel den Status Engel erhalten wird und diesen in allem gleich sein wird.
Im Vers 30 geht es doch um das Beispiel der Sadduzäer, die eine Auferstehung ablehnen. Es wird dort die Frage gestellt, mit welchem Mann eine Frau bei der Auferstehung verbunden sein soll, deren mehrere Männer schon zuvor verstorben waren. Jesus antwortete daraufhin in Vers 30: „In der Auferstehung werden diese Frauen weder freien, noch sich freien lassen, sondern sind vergleichsweise, wie die Engel Gottes im Himmel.“ Es geht da also nicht um den grundsätzlichen Status eines Engels für die Menschen, sondern lediglich um die Frage der ehelichen Bindung. Worin siehst Du da etwas von der Erlösung der Seelen?
Merlin
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