Neue Sprache - politisch korrekt

Schau einfach mal die ZIB, da kannst du es hören. Da wird seit ein Paar Monaten tatsächlich gegendert. :)

Du meinst diese kleine Denkpause die z.B. bei Autor__innen gemacht wird?

Sprichst Du selbst so?


Vor kurzem fiel mir ein interessanter Artikel auf den ich schon mal postete , in dem es um Frauen geht die sich gegen Diskriminierung im Sport aussprachen. Der Artikel selbst wird stellenweise gegendert, aber die Frauen selbst wurden mehrfach wörtlich zitiert und -- obwohl sie sich gegen Diskriminierung aussprechen -- gendern nicht. Da kann man gut sehen, dass im Alltag so gut wie niemand so spricht.



Interessant ist übrigens besonders ein Artikel der mir eher zufällig ins Auge fiel:

Vor kurzem gab es eine Kontroverse um Beachhandballerinnen. Eine Mannschaft weigerte sich diese kurzen Bikini-Höschen zu tragen, wählte stattdessen längere Kleidung, was als Verstoß gegen die Vorschriften angesehen wurde. Anders gesagt: Diese Sportlerinnen kämpfen also gegen Diskriminierung.
Artikel: https://www.idowa.de/inhalt.debatte...ill.d6430eb8-9c9d-43b9-ac50-d3c53fcc9f08.html

Interessant an dem Artikel ist: Der wird zum Teil gegendert, es ist also an einigen Stellen von SportlerInnen die Rede, an anderen wieder nur von Sportlerinnen.

Kommt man aber zu den Stellen wörtlicher Rede, zu den Zitaten jener Frauen die ihre Meinung äußern und gegen Diskriminierung eintreten, dann gendern die nicht nur nicht. Sie benutzen Formulierungen wie "jeder sollte" und sogar "er":

Karle Borger: "Es geht darum, sich anziehen zu können, was man möchte. Ich finde, jeder sollte die Wahl haben zu spielen, in was er möchte"

Turnerin Seitz: "(...) Die Botschaft soll sein: Jeder soll tragen, was er will, je nach Lust und Laune. Wir wollen daraus keine Pflicht machen"


Worauf ich hinaus will ist: Diese Frauen benutzen diese Formulierung intuitiv. Sie benutzen diese Formulierung und sprechen 1. über sich selbst, 2. andere Frauen. Man könnte nun natürlich einwenden, es ginge ihnen durchaus auch um Männer die ihre Kleidung frei wählen können sollten. Ganz sicher ist aber: Sie meinen vor allem sich selbst und Frauen insgesamt, denn diese Kontroverse dreht sich ja genau darum.

Das ist ein interessantes Paradox. Diesen Frauen ist also die Sache wichtig, also die eigentliche Nachricht "freie Wahl der Kleidung", nicht irgendeine verkopfte Symbolik. Man kann natürlich auch sagen, es sei nur natürlich dass die nicht gendern oder umständlich umformulieren, denn das sind ja gesprochene Zitate. Sie haben das nicht geschrieben. Darauf würde ich aber nur noch antworten: Genau! Intuitives Sprachverständnis.
 
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Was glaubst Du denn wie andere sich eine Meinung über Dich bilden?
Ist das so total unabhängig davon wie Du selbst im weitesten Sinne kommunizierst, dass Du tatsächlich glaubst keinen Einfluss darauf zu haben? Und glaubst Du tatsächlich, es hat keinerlei Einfluss auf das Denken von anderen was Person A über Person B schreibt oder sagt?

Doch, doch, das hat es auf jeden Fall. Weil sowieso die wenigsten Menschen in der Lage sind, selbständig zu denken. Die allermeisten beobachten, wohin der allgemeine Trend geht, und springen dann auf den Zug auf. Sich eigenständig zu positionieren macht den Menschen Angst, weil sie dann befürchten, womöglich alleine dazustehen. Und das halten sie nicht aus. Die Vorstellung aufgrund einer abweichenden Meinung aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden, ist für die meisten zu bedrohlich. Deswegen sagen sie nur, was sie glauben, dass man sagen "darf". In Wahrheit verbietet einem niemand, zu sagen was immer man will (ausgenommen Wiederbetätigung, und das finde ich gut). Man muss halt nur mit den Konsequenzen leben können. Und das können die meisten nicht.


Wieder glaube ich, dass Du unaufrichtig bist. Denn falls Du tatsächlich glauben solltest was Du hier zu glauben vorgibst, dann hast Du schlicht nie tiefer darüber nachgedacht wie sich Menschen eine Meinung über andere bilden. Auch jene die Dich schätzen und mögen sind doch nicht durch Zufall, und vollkommen unabhängig von Dir selbst, dazu gekommen... oder wie soll das passiert sein?
Klar dafür gibt es in der Sozialpsychologie gute Erklärungen. Der Mensch, in der Herde, ist nicht mehr als ein Schaf. Er gibt die Verantwortung ab und will akzeptiert sein. Und dafür schaltet er sein Hirn ab.

Dass du nicht glauben kannst, dass mir egal ist, was irgendwer hier über mich denkt, ist nicht mein Problem. Und die, die mich schätzen, schätzen mich, wie ich bin - WEIL ich bin, wie ich bin. Das ist mir wesentlich lieber, als vorzugeben, etwas zu sein, und dafür dann gemocht zu werden.
 
Worauf ich hinaus will ist: Diese Frauen benutzen diese Formulierung intuitiv.
Das ist ein interessantes Paradox.
Nein, dass ist nicht "intuitiv", und das ist auch nicht "paradox". Das nennt sich Sozialisation. Das ist seit Jahrtausenden in unseren Köpfen drinnen. Und dann soll sich das mit einem Schlag ändern? Das ist vollkommen unrealistisch. Das muss umgelernt werden, und das dauert Generationen. Aber dass sie etwa in der ZIB gendern, ist ein guter Anfang. So wird es der breiten Masse langsam geläufiger und wird vielleicht irgendwann in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nicht nur hat hier niemand genau das geschrieben, es wurde meines Wissens nach noch nicht mal ansatzweise sinngemäß angedeutet. Aber interessant wie genau Du immer alles weißt. Du kennst ganz genau was "als nächstes Argument" kommt, in diesem Fall aber nicht hier sondern irgendwo anders von irgendwem anders, während Du ansonsten ja ebenfalls genau weißt worum es in dieser Diskussion geht ("Dieser Satz fasst perfekt zusammen, wobei es in dieser Diskussion wirklich geht. Um die kleingeistige Vorstellung des Spießertums, (....)").

Vielleicht wäre es interessant Dich mal mit den eigenen Vorurteilen beschäftigen?
Schönes Beispiel für "ad hominem". Indem du versuchst, Stimmung gegen mich zu machen, versuchst du, die Meinung der anderen zu beeinflussen, und sie gegen mich aufzubringen. Inhaltlich ist dein Beitrag wertlos.

Brauchst dich gar nicht bemühen. Ich schaff das ganz alleine. ;)
 
Doch, doch, das hat es auf jeden Fall. Weil sowieso die wenigsten Menschen in der Lage sind, selbständig zu denken. Die allermeisten beobachten, wohin der allgemeine Trend geht, und springen dann auf den Zug auf. Sich eigenständig zu positionieren macht den Menschen Angst, weil sie dann befürchten, womöglich alleine dazustehen. Und das halten sie nicht aus. Die Vorstellung aufgrund einer abweichenden Meinung aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden, ist für die meisten zu bedrohlich. Deswegen sagen sie nur, was sie glauben, dass man sagen "darf". In Wahrheit verbietet einem niemand, zu sagen was immer man will (ausgenommen Wiederbetätigung, und das finde ich gut). Man muss halt nur mit den Konsequenzen leben können. Und das können die meisten nicht.

Nehmen wir mal kurz an das richtig ist was Du sagst: Glaubst Du nicht, dass es dann auch viele gibt die gendern weil sie glauben es werde von ihnen verlangt oder sogar weil es tatsächlich verlangt wird (z.B. Nachrichtensprecher oder Journalist etc.)? Also konkreter: Das viele die es tun nur deshalb gendern, weil sie Angst davor haben, dass ihnen z.B. eine falsche Gesinnung unterstellt wird wenn sie es nicht tun oder dass sie Nachteile im Job haben könnten?



Klar dafür gibt es in der Sozialpsychologie gute Erklärungen. Der Mensch, in der Herde, ist nicht mehr als ein Schaf. Er gibt die Verantwortung ab und will akzeptiert sein. Und dafür schaltet er sein Hirn ab.
Ähnliche Frage wie oben: Glaubst Du nicht auch, dass politische Korrektheit oft auch genau dieser Dynamik folgt, also dass Menschen sich vor allem deshalb politisch korrekt ausdrücken weil sie eben mit ihrer Herde mitlaufen?

Dass du nicht glauben kannst, dass mir egal ist, was irgendwer hier über mich denkt, ist nicht mein Problem. Und die, die mich schätzen, schätzen mich, wie ich bin - WEIL ich bin, wie ich bin. Das ist mir wesentlich lieber, als vorzugeben, etwas zu sein, und dafür dann gemocht zu werden.
Du hattest ja behauptet, Du hättest keinerlei Kontrolle darüber was andere Menschen von Dir denken. Das ist schlicht falsch und das hast Du oben auch bestätigt. Du kannst natürlich weiterhin behaupten, hinter Deiner Kommunikation stünde auf keinen Fall die Motivation die Wahrnehmung anderer von Dir beeinflussen zu wollen. Wenn Du aber über Dich sprichst, wiederholt klarstellst wie Du wirklich bist, zeigst Du damit ja dass Dir das nicht unwichtig ist.
 
Du meinst diese kleine Denkpause die z.B. bei Autor__innen gemacht wird?

Sprichst Du selbst so?


Vor kurzem fiel mir ein interessanter Artikel auf den ich schon mal postete , in dem es um Frauen geht die sich gegen Diskriminierung im Sport aussprachen. Der Artikel selbst wird stellenweise gegendert, aber die Frauen selbst wurden mehrfach wörtlich zitiert und -- obwohl sie sich gegen Diskriminierung aussprechen -- gendern nicht. Da kann man gut sehen, dass im Alltag so gut wie niemand so spricht.



Interessant ist übrigens besonders ein Artikel der mir eher zufällig ins Auge fiel:

Vor kurzem gab es eine Kontroverse um Beachhandballerinnen. Eine Mannschaft weigerte sich diese kurzen Bikini-Höschen zu tragen, wählte stattdessen längere Kleidung, was als Verstoß gegen die Vorschriften angesehen wurde. Anders gesagt: Diese Sportlerinnen kämpfen also gegen Diskriminierung.
Artikel: https://www.idowa.de/inhalt.debatte...ill.d6430eb8-9c9d-43b9-ac50-d3c53fcc9f08.html

Interessant an dem Artikel ist: Der wird zum Teil gegendert, es ist also an einigen Stellen von SportlerInnen die Rede, an anderen wieder nur von Sportlerinnen.

Kommt man aber zu den Stellen wörtlicher Rede, zu den Zitaten jener Frauen die ihre Meinung äußern und gegen Diskriminierung eintreten, dann gendern die nicht nur nicht. Sie benutzen Formulierungen wie "jeder sollte" und sogar "er":

Karle Borger: "Es geht darum, sich anziehen zu können, was man möchte. Ich finde, jeder sollte die Wahl haben zu spielen, in was er möchte"

Turnerin Seitz: "(...) Die Botschaft soll sein: Jeder soll tragen, was er will, je nach Lust und Laune. Wir wollen daraus keine Pflicht machen"


Worauf ich hinaus will ist: Diese Frauen benutzen diese Formulierung intuitiv. Sie benutzen diese Formulierung und sprechen 1. über sich selbst, 2. andere Frauen. Man könnte nun natürlich einwenden, es ginge ihnen durchaus auch um Männer die ihre Kleidung frei wählen können sollten. Ganz sicher ist aber: Sie meinen vor allem sich selbst und Frauen insgesamt, denn diese Kontroverse dreht sich ja genau darum.

Das ist ein interessantes Paradox. Diesen Frauen ist also die Sache wichtig, also die eigentliche Nachricht "freie Wahl der Kleidung", nicht irgendeine verkopfte Symbolik. Man kann natürlich auch sagen, es sei nur natürlich dass die nicht gendern oder umständlich umformulieren, denn das sind ja gesprochene Zitate. Sie haben das nicht geschrieben. Darauf würde ich aber nur noch antworten: Genau! Intuitives Sprachverständnis.


Und es wäre ohnehin sinnvoller die bescheuerten Kleidungsvorschriften zu ändern, als die Art des Sprechens.

Es wäre Frauen bestimmt auch lieber Gleichstellung auf ihrem Gehaltskonto zu bemerken, als in den öffentlichen Medien.
 
Dieser Satz fasst perfekt zusammen, wobei es in dieser Diskussion wirklich geht. Um die kleingeistige Vorstellung des Spießertums, irgendetwas, nein -viel schlimmer! - ALLES "richtig machen" zu müssen. Weil man sonst, wenn man das nicht tut, in den Augen anderer schlecht dasteht. Was könnten denn die anderen von einem denken!

Dass es darum geht, dass man selbst die Entscheidung trifft, Worte aus freien Stücken so zu wählen, dass unterprivilegierte Menschengruppen nicht diskriminiert und diskreditiert werden, wird schon überhaupt nicht verstanden. Das reflexartige Ablehnen von politischer korrekter Sprache kommt also einzig und allein daher, dass man geistig überfordert ist, sich die Hintergründe dafür anzueignen kombiniert mit der Angst, dass andere einen schlechten Eindruck von einen haben könnten, weil man etwas "falsch" macht.
Jetzt haste aber mal toll gegendert @WildSau
 
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