Neue Erkenntnis - Narzissmus

Hallo,

meine neue Erkenntnis ist, dass meine Mutter eine verdeckte Narzisstin ist.

Als ich 2019 endlich den Begriff für all das was ich in meiner Kindheit und in meinem Leben lernte, half mir das ungemein und nachdem ich getrauert habe, dachte ich tatsächlich, dass ich es verzeihen könne und dass ich irgendwie mit ihr Leben könne.

In diesem Jahr passierte aber einiges und ich hatte dadurch viel Zeit über alles nachzudenken.
Bis etwa Mai2020 hatte ich auch ab und an noch das Gefühl ich müsse für sie da sein..
Doch das wurde dann immer weniger und nun is das Gefühl bei Null.

Nachdem sie gemerkt hat, dass sie mich anders nicht mehr drankriegt.. versucht sie es nun finanziell.
Meine innere Stimme machte sich bemerkbar und in mir breitete sich ein ungutes Gefühl aus.
Dennoch habe ich mit diesen Gedanken gehadert. Dachte, dass ich vllt zu viel hineininterpretiere.. aber mein Gefühl sagt klar: Pass auf!

An Weihnachten hatten wir Kontakt.. seitdem nicht mehr.
An Weihnachten erzählte sie mir, dass sich meine Geschwister nicht bei ihr gemeldet hätten und sie gar nichts von ihnen wisse.
Ich sagte zu ihr, dass sie doch anrufen könne.. woraufhin sie meinte: Nö - wer nicht will der hat.

An Neujahr dachte ich kurz daran sie anzurufen und hatte dann im Laufe des Tages den Hörer in der Hand.. Meine innere Stimme sagte dann: Sie hätte sich ja auch melden können.
Daraufhin legte ich das Telefon weg.. und sie hat sich nicht einmal gemeldet..
Da denke ich mir doch: Tja Sonja, wer nicht will der hat^^

Ich muss sagen dass mir in den letzten Wochen wieder viele, viele Dinge eingefallen sind.. sie ploppen auf.. einfach so.
Bei einigen Sachen sind mir dann die Schuppen von den Augen gefallen und ich habe immer mehr verstanden.. immer mehr hinter ihre Fassade geblickt.

Was ich auch in den letzten Wochen geändert habe ist, dass ich mit meinem Partner über die Sachen spreche..in denen sie mich auch gegen ihn aufgewiegelt hat.
Das hätte ich früher nie gemacht..
Es war immer furchtbar für mich, wenn sie den ganzen Tag gegen meinen Mann stichelte und ihm dann ins Gesicht lachte..
Mein Mann merkte nur, dass ich auf 180 bin, konnte sich das nicht erklären, wo doch meine Mam so lieb war.
Ich behielt es damals für mich, weil ich nicht zwischen den Stühlen sitzen wollte.. hatte ich als Kind ja die erfahrung gemacht, dass mir nie geglaubt wurde.

Damals, nach diesen tagelangen Manipulationen war ich immer wie leer und so voller Wut.. ich konnte mir das nicht erklären, wo Mama doch so lieb war.. ich dachte, dass ich nicht richtig ticke und mit mir etwas nicht stimmte.. ich suchte die Schuld, die Ursache immerzu nur bei mir und versuchte sie aufzulösen, was ja nicht möglich war.

Wenn ich meine Mutter anranzte.. entschuldigte ich mich immer danach bei ihr.. (hab ich ja so gelernt) und sie gab immer zurück: Ich weiß ja, dass du unzufrieden bist und deshalb so gereizt bist.. ich weiß, dass es gar nicht mich selbst betrifft.. mach dir keine Gedanken, ich beziehe das nicht auf mich. Du bist halt wie Papa.

Ja, der war auch oftmals obenraus und gereizt.. damals dachte ich, dass es an uns Kindern lag.^^
Nun sehe ich das etwas anders.

Früher hätte ich jedenfalls mit Niemanden darüber gesprochen, was sie alles so traktiert hat.. ich hätte mich mies gefühlt, wie eine Verräterin.. Schuldig.

Grade eben habe ich etwas über den verdeckten Narzissten gelesen.. und ich muss sagen, dass jeder Punkt stimmt.
Meine Mutter stellt sich gerne als ein Opfer dar. Immer haben die anderen Schuld. An allem.
Sie stichelt mich bis aufs Blut, bis ich explodiere.. dann sitzt sie nur da und lächelt und tut vor anderen, als hätte ich einen Schaden. Oder tut es dann eben mit dem obigen Satz ab.

Sie stichelt gegen meine Kinder.. gegen meinen Mann.. und wenn ich es dann anspreche, weiß sie von nix.

Vor Weihnachten hatte sie eine starke Erkältung.. dennoch konnte sie am Telefon gegen alle möglichen Leute stänkern.. und sich noch in meine Tierhaltung einmischen.

Was sich bei mir als ein gutes Zeichen einstellt ist, dass ich mich immer mehr abnable.. und mittlerweile kein Mitleid mehr für sie empfinde, weil ich weiß, dass sie alles was sie hat.. diese "Einsamkeit" selbst erzeugt hat.
Ich trage daran keine Schuld.. ich lasse in mir keine Schuldgefühle mehr erzeugen.

Desweiteren hat sich mein Bild auf meine Kindheit verändert.. vorher waren meine Gefühle aus dieser Zeit immer präsent.. nun sehe ich es wie einen langen Gang.. und ganz am Ende sehe ich meine Kindheit.., wenn ich drauf schaue.

Momentan blitzen die letzten 20 Jahre immer wieder auf.. vorrangig aber die Jahre, seitdem mein Vater nicht mehr lebt.. weil ich den Fehler beging und wieder in ihre Nähe zog.. das war ein gewaltiger Rückschritt.
Doch habe ich es damals nciht als solchen gesehen, weil ich es nicht besser wusste.
Ich hatte sie damals nicht durchschaut.. und es musste noch einige Zeit vergehen, bis ich es verstand.
Auch so Andeutungen seitens meines Vaters..

Ich musste da wohl selbst drauf kommen und habe einfach diese Zeit gebraucht.
Wahrscheinlich musste ich diesen Rückschritt machen um es zu erkennen.

Alles hat seinen Sinn..
Und am Anfang des ganzen Aufdröselns dachte ich niemals daran, dass die Ursache allen Übels tatsächlich meine mutter sein könnte..

Wie lange habe ich meine Identität gesucht.. wie lange wusste ich nicht wer Ich bin..
Diese Ohnmacht die sie in mir auslöste.. diese innere Verzweiflung.. nicht fähig zu agieren.
Nicht fähig es zu (be)greifen..

Ich möchte endlich damit abschließen.. nur weiß ich nicht genau wie.
Ich möchte nicht, dass ständig Erinnerungen aufploppen.. aber vllt gehört das dazu?
Vllt ploppen sie auf, weil ich sie begreifen muss, sie als das benennen, was sie sind. Täuschungen.

Ich weiß, dass meine Geschwister auch ihre Trigger haben.. jeder einzelne trägt sein Päkchen.
Nur können wir sie nicht gemeinsam auflösen.. es ist nicht möglich, leider.

Wie kann ich dieses Seelengift aus mir heraus bringen?

Du hast noch zu viel Kontakt. Wenn es ihr möglich ist, gegen Deine Kinder und Deinen Mann und Deine Tierhaltung zu sticheln, dann bist Du noch zu verschränkt mit ihr. Das Gift verschwindet so lange nicht, bis Du die Zufuhr stoppst. Mit jedem Kontakt flößt Deine Mutter Dir neues Seelengift ein, Du kommst ja nie dazu, es ab zu bauen und Dich zu reinigen.
Zieh von ihr weg und brich den Kontakt ab, wirklich ab, komm zur Ruhe, erst dann kann das alles mal anfangen zu heilen. Das kann es nicht, wenn Du zulässt, daß deine Mutter die Wunden immer wieder aufreisst.
Abschließen damit kannst Du, wenn es verarbeitet und verheilt ist. Das geht nur mit Ruhe und die hast Du nur mit Kontaktabbruch.
Stell Dir mal vor, Du baust ein Haus (eine gesunde Psyche), und Deine Mutter schwingt bei jedem Telefonat und Treffen einen Vorschlaghammer und schlägt alles wieder kurz und klein. Wenn Du Deine Mutter wenigstens für eine Weile aus Deinem Leben sperrst, kannst Du das Haus bauen, mit festen Wänden, vielen Stöcken, Fenstern, bunten Farben und Verstärkungen. Falls Du dann Deine Mutter doch wieder in Deinem Leben willst, kann sie das Haus nicht mehr zerstören, es ist stark genug. Jetzt ist es das aber noch nicht und kann es auch nicht werden.

Es gibt im Internet sicher Seiten für betroffene Angehörige von Narzissten, wo Du Hilfe findest, vielleicht auch Tipps für Therapeuten und Selbsthilfegruppen. Dort wissen die Leute, wie schlimm es ist und wie man sich leichter befreit.
 
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Erst mal vielen lieben Dank für eure Antworten.. das tat mir richtig gut..:grouphug::love2:


Ich habe mich gestern noch durch ein paar Seiten geklickt und habe den Tag schließlich damit beendet, dass ich ihr quasi ihr Päckchen zurückgegeben habe.. (gedanklich)
Symbolisch werde ich mir die nächsten Tage beim spazierengehen einen Stein suchen den ich ihr dann vor die Tür lege..

Ich spüre in mir eine gewisse Heilung.. da macht sich etwas Leichtes breit..
 
Allein damit , dass du dieses Problem erkannt hast und dich damit auseinandersetzt, hast du schon viel gewonnen.
Meine Mutter ist genau so.
Hat mich auch ganz schön fertig gemacht,
irgendwann mal ist auch mir der Knopf aufgegangen und ich habe mir eine Taktik zugelegt.
Ich begann ich damit - wenn ich sie besuchte - gleich mal fragen:
Wie geht es dir? Tut dir auch heute der Magen, Fuss, Hand, Herz etc... weh,
ich begann sie zu bedauern, wenn sie ihre Leidensgeschichte erzählte usw...
Damit nahm ich ihr den Wind aus den Segeln.....
Heute ist es so, dass ich noch am besten mit ihr klarkomme - von all ihren Kinder.
Was sie zu diesem Verhalten getrieben hat, können auch unschöne Umstände sein gewesen sein - weiß man ja nicht.....
Na, vielleicht hat dir mein Beitrag ein wenig geholfen,
kannst dich ruhig mit mir austauschen.....

Vor dem ersten zusammentreffen habe ich etwas bammel, weil ich ja nicht in alte Muster zurück möchte.. und ich ihr keinesfalls in irgendeiner Weise eine Zufuhr geben möchte..
Ich denke, wenn ich deine Taktik übernehmen würde, dann bekäme sie indirekt diese Zufuhr.. denn sie sieht sich ja gerne in der Rolle des armen Opfers.
Letztlich wird es wohl egal sein, wie ich mich ihr gegenüber verhalte, sie wird wohl aus allem irgendwie etwas abzapfen können.

Dass sie auch eine Vergangenheit hat ist mir bewusst und ich habe mich damit auch mal auseinandergesetzt.. aber momentan nehme ich für mich den Egoismus heraus nur mal an mich zu denken.
 
Irgendwann letzte Woche war ich gut drauf und habe sie aus einer Laune heraus angerufen..
Das war das erste mal in diesem Jahr, dass wir wieder Kontakt hatten..

Der Inhalt des Gesprächs war gespickt.. aber ich bin nicht drauf eingegangen.. bin einfach drüber weggegangen oder habe das Thema gewechselt.

Seitdem Funkstille.
Ist mir auch ganz recht so..

Das Aufploppen hat abgenommen.. dennoch kommen mir manchmal Situationen in den Sinn, die ich nun mit der narzisstischen Maske auftröseln kann.. sie ergeben damit immer Sinn..

Das loslassen wird immer leichter.. und mein innerer Ärger verfliegt rascher.
Ich bleibe nicht mehr so an den Themen kleben.. sondern lasse sie ziehen..

Es gibt Tage an denen ich gar nicht an sie denke.. weder an sie noch an Themen.
Doch manchmal ertappe ich mich noch dabei, darüber nach zu denken, ob das wirklich alles sein kann.. ob es wahr ist oder ob ich mir das einbilde.
Mein Mann meint, dass ja nur das Endergebnis.. mein Gefühl dass sie mir gibt, wichtig sei..

Und das deckt sich eben damit.
Auch ihm sind viele Begebenheiten eingefallen.. er kann mein Verhalten in der Vergangenheit nun besser verstehen..
Für ihn macht es im nachhinein gesehen nun Sinn..

Ich schreibe nebenher Tagebuch.. und beim schreiben ist mir dann so aufgefallen, dass mir meine Mutter noch nie ein gutes Gefühl gegeben hat.. früher nicht und später auch nicht.

ANfangs habe ich mich über das räumliche Zusammenziehen geärgert.. weil es für mich ein enormer Schritt zurück war.. damals unbewusst.. doch ich wurde mit ihrer Nähe immer unzufriedener.. und leerer.. ich konnte mir das damals nicht erklären. Ich dachte, dass das an mir liegt.. dass ich die Ursache bin.. ja, ich dachte sogar mal daran mich umzubringen, weil ich dachte, dass es ohne mch für alle besser sei.

Den ersten Auftrieb gab es für mich dann, als ich, zwar innerhalb des Ortes, aus der unmittelbaren Nähe zu ihr, auszog..
Meine innere Stimme sagte mir, dass diese Nähe nicht gut ist.. für uns alle nicht.. aber hauptsächlich für meine Kinder.. denn sie hatte enormen Einfluss auf sie.. und instrumentalisierte sie.

Sie zecke sich in unsere Beziehung rein.. in dem sie meinen Mann ständig schlecht machte.
Von morgens bis abends beeinflusste sie mich.. stichelte.

Das wurde mit dem Auszug dann weniger, weil sie den Zugriff nicht mehr so hatte.
Dennoch war es noch da..
Und ich hatte anfangs so ein schlechtes Gewissen dort wegzuziehen.. und als sie merkte, dass ich es durchziehen würde.. nahm sie ihre Tabletten nicht richtig und musste ins KH.

Das ist wiederholt passiert, wenn sie anders nicht an das gekommen ist, was sie wollte.
Ich hätte das niemals gedacht, aber es bildet sich ganz klar ab..
Immer wenn ich nicht so funzte wie sie sich das vorstellte, war etwas.

Und einmal meinte sie auch zu mir, dass sie ihre Tabletten vllt ganz weglassen sollte, damit sie niemanden mehr zur Last fallen würde.
Als ich danach mit ihr einen Arzttermin wahrnahm, brachte ich das vor.
Sie war ganz schön empört darüber, wie ich sie so bloß habe stellen können.

Nach außen wirkt sie stets freundlich und lieb.. sie wirkt auf andere wie ein Opfer.. wie Jemand der es wirklich schwer hat.. Jemand der bei Wind und Wetter zum Arzt laufen muss.. weil ich sie nicht fahre.. (weil sie nicht gefahren werden will..)
Aber vor anderen verheimlicht sie das.. da ist sie dann die arme Frau um die ich mich nicht kümmere.

Und es gibt hier auch einige Leute, die ihr das abnehmen.. umso schwerer war es für mcih, diesen Schritt zu gehen.. drauf zu pfeifen, was andere denken.
Nach außen wirkt sie so hell und leuchtend.. tut schön vor anderen.. aber hinter den Kulissen lästert sie über diese Leute..
Egal was andere für sie tun, sie findet immer etwas worüber sie sich aufregen kann.

Anfangs dachte ich drüber nach, ab wann sie so war.. denn in meiner Erinnerung hatte ich immer ein anderes Bild von ihr.. doch es war ein Trugbild.. es war das Bild dass sie vor mir von sich zeichnete.. und ich übernahm dieses Bild einfach.
Nein, sie war tatsächlich schon immer so.

Dieses Bild von ihr gedanklich loszuwerden war schwer für mich.. denn es war zeitgleich mit diesem schlechten Gewissen verbunden.
Jetzt ist mein Bild von ihr leer.. ich sehe sie nicht mehr vor meinem geistigen Auge, wenn ich an sie denke..

Und das tut so unheimlich gut.
Und mit mir ist alles richtig.
 
Dieses Bild von ihr gedanklich loszuwerden war schwer für mich.. denn es war zeitgleich mit diesem schlechten Gewissen verbunden.
Jetzt ist mein Bild von ihr leer.. ich sehe sie nicht mehr vor meinem geistigen Auge, wenn ich an sie denke..

Und das tut so unheimlich gut.
Und mit mir ist alles richtig.

Das hört sich ja schon recht gut an. Das freut mich für dich.

Aber in deinen Träumen ist sie noch da und präsent - aber das Träumen ist für mich auch immer eine Bewältigung und ein Zeichen für Heilung.


.
 
Wobei sie in meinen Träumen auch immer weniger vorkommt.
Manchmal ist sie nur "spürbar" präsent.. ohne dass ich sie im Traumgeschehen selbst sehe..
Mit meinen Geschwistern ist es genauso.. und es zeigt auch genau, wie das Verhältnis im RL ist.

Nach dem Aufwachen denke ich natürlich drüber nach und es bringt mich auch immer ein Stück weiter..
Wie du sagst.. ein Zeichen für Heilung... ein Zeichen für das Aufarbeiten.
 
Hallo Cassica.

Vor einiger Zeit bin ich auf deine Posts gestoßen und bin diesen eine ganze zeit lang gefolgt.
Dann gab es wohl eine Pause, aber nun hast du ja wieder geschrieben und ich dachte, ich melde mich hier an.
Mein Thema ähnelt Deinem sehr.
Auch ich bin mit einer narzisstischen Mutter groß geworden und habe viele unschöne Erlebnisse.
Ich dachte mir, dass wir uns ja austauschen könnten.

Meine Erkenntnis überkam mich im Juli 2017 nachdem mein Mann aus dem Krankenhaus kam.
Das Ganze war eher unbewusst und formte sich erst Wochen später zu etwas Konkretem.
Dann googelte ich danach und landete letztlich hier.

Mit dieser Erkenntnis im Gepäck erkannte ich einige Episoden in meinem Leben.
Im Laufe meine Lebens bin ich immer wieder auf den gleichen Schlag Mensch gestoßen. Damals aber entarnte ich sie nicht als Narzissten, sondern eben als Personen die gleiche Charaktereigenschaften aufwiesen.

Diese Personen und die Tatsache, dass ich es in meinem Leben immer wieder mit solchen Leuten zu tun hatte, brachte mich auf die Idee, dass ich sie anzog, dass ich sie in mein Leben zog.

Ja, so fing das alles an und irgendwann kam als Clou, dass der absolute Grundstein dafür in meiner Kindheit zu finden war.. und das in Form meiner Mutter.
Plötzlich ergaben Situationen Sinn. Traurigen Sinn.

Ebenfalls wie bei dir auch, besteht eine räumliche Nähe. Sprich wir wohnen in der selben Straße.
Zum Glück aber, ist diese Straße recht lang und dadurch nicht ganz unmittelbar. Aber diese Konstellation kenne ich auch, als ich noch direkte Nachbarin von ihr war. Dann wurde am Ende der Str. eine Wohnung frei und wir zogen um.
Dieser Umzug war mit Gewissenbissen gepflastert und meine Mutter gab mir zu verstehen, dass sie sich von mir verlassen fühlte.
Es war keine einfache Situation, aber ich wollte unbedingt aus ihrem unmittelbaren Radius raus, weil sie sich immens in mein Leben einmischte.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, warum ich mich so fühlte wie ich es tat, aber danach fühlte ich mich einfach gut.
Ich sage immer: Wenn meine Mutter nun zu mir möchte, muss sie sich eine ordentliche Hose anziehen. ;)

Denn zuvor konnte sie in ihrer Hauskleidung jederzeit zu mir.
Was für sie angenehm und bequem war. Nun aber ist sie diese Bequemlichkeit los und hierbei fiel mir dann auf, dass ihre Besuche um einiges weniger waren.

Nach dem Tod meines Vaters 2005 hatte sie die Annehmlichkeit eines 2. Haustürschlüssels und konnte so wirklich jederzeit zu uns kommen, was sie auch ausnutzte.
Dies dann aber auch, wenn wir nicht zu Hause waren und manchmal dann sogar mit meinen Geschwistern oder den angeheirateten Partnern oder deren Kinder.

Auf Ansprache darauf gab sie immer an, dass sie es so schön vor den anderen fände, dass wir so ein gutes und inniges Verhältnis zueinander hätten.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich das hingenommen und mich vielleicht sogar darüber gefreut, etwas Tolles zu haben, was ich mir ja in der Kindheit so sehr gewünscht hätte, denn damals war es immer nur mein Bruder, ihr goldenes Kind.
Irgendwann habe ich begriffen, dass dies immer noch so ist.
Sie macht immense Unterschiede zwischen uns.
Ich bin dann zur Freizeitgestaltung, Arztterminen, Haushalt und Einkäufe zuständig. Nebenher dann auch noch für ihre Wehwehchen, (selbsterschafffenen) Alltagsproblemchen und Gehässigkeiten.
Bei mir vorneherum mache ich das alles ganz toll, hintenrum bei meinen Geschwistern gar nicht. Da kommen Gerüchte auf, aus dem Zusammenhang gerissene "Wahrheiten" und schlicht weg falsche Erzählungen.
Während das goldene Kind einfach nur Gast ist und nichts zu machen braucht.

Einmal war das goldene Kind zu Besuch und die Glühbirne im Gang war kaputt. Natürlich wäre es ein Unding gewesen ihn darum zu bitten, dass er das behebt. Als der Besuch weg war, sollte mein Mann nach der Arbeit kommen und es für sie richten.
Aber er solle sich bitte beeilen, denn es wäre ihr ja unzumutbar im Dunkeln zu sitzen. Wohlbemerkt: Die Glühbirne im Gang war defekt.
Meine Mutter sitzt ja immer im Gang^^

Durch Corona bedingt telefonieren wir momentan nur miteinander und sehen uns so gut wie nicht.
Was mich sehr entspannen lässt und ich dadurch gemerkt habe, wie angenehm dieser "Nicht-Kontakt" ist.

Ich trage schon sehr lange den Gedanken in mir, die räumliche Distanz zu erweitern.
Bei Gesprächen mit ihr darüber, stellt sie sich als Opfer hin. Sie die arme Alte, die keinem etwas bedeutet. Alle würden nur an sich denken.
Aber ich bin ja nicht auf der Welt um nach ihren Vorstellungen zu leben.

Mittlerweile rede ich mit ihr darüber gar nicht mehr. Warum auch.
Sie möchte sich nicht verändern und meint, dass ich es deshalb auch nicht soll.

Corona ist nicht schön, aber mich hat es enorm weitergebracht.
Man könnte auch sagen, dass es mich von ihr und ihren Machtspielen entfernt hat.

Ich habe übrigens auch 3 Geschwister. :D
Wir sind alle 6 Jahre zu einander entfernt. Ich bin das jüngste Kind.

Meine Geschwister leben alle ihr Leben und es gab eine lange Zeit in der ich darüber sauer war, dass sie sich nicht um sie kümmerten. Das dann aber auch angeheizt von ihr.

Mittlerweile bin ich der Meinung dass sie alles richtig gemacht haben und rechtzeitig den Absprung schafften. Mehr oder weniger. Jeder eben auf seine Weise.

Irgendwann in den letzten Monaten kam mir dann auch der Gedanke, dass ich ja einfach gehen kann, dass mir das ja auch offen steht.
Während diesen Prozesses habe ich dann auch erkannt, wie sehr sie mich festhält.
Aber festhalten kann man ja nur Jemanden der sich festhalten lässt.

Ich denke, dass wir beide unseren Teil dazu beigetragen haben.. es gibt ja bekanntlich immer einen der fährt und einen der sich vor den Karren spannen lässt.

Und zugleich mit meiner Veränderung muss sie sich auch mit sich auseinander setzen und in die Veränderung gehen, weil ich es ihr nciht mehr abnehme.

Minella
 
Erstmal danke für die Offenheit und so einen Beitrag.
Sowas liest man gerne bzw. was heißt gerne? aber man fühlt sich nicht alleine und kann sich in deine Rolle besonders gut hineinversetzen, wenn man eine fast so gleiche Geschichte teilt. Danke für dein Mut!

Unsere Eltern sind zwar unser Ursprung und machen ein Teil von uns aus, doch am Ende entscheiden wir selbst was wir weiterhin in uns tragen wollen oder nicht. Wenn der Wille und die Erkenntnis da sind, dann kannst du alte Muster und Gedanken wenn du daran hart arbeitest loswerden.
Aber das ist die schwerste Arbeit.
Sieh es so, egal was deine Mutter gemacht hat sie konnte nicht anders, damit du davon loslässt. Die Heilung für dich ist es es zu verstehen, auch wenn es dich gekränkt hat. Empathie ist das Schlüsselwort auch wenn es leichter gesagt als getan ist :D

Lg Diana
 
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Sieh es so, egal was deine Mutter gemacht hat sie konnte nicht anders, damit du davon loslässt. Die Heilung für dich ist es es zu verstehen, auch wenn es dich gekränkt hat. Empathie ist das Schlüsselwort auch wenn es leichter gesagt als getan ist :D
Mit Verlaub: Nein! Das ist gefährlicher Unfug und für Opfer von narzisstischem Missbrauch genau die falsche Herangehensweise. Heilsam ist genau das Gegenteil: erst mal zu sich kommen, die eigene Verletzung anerkennen und sich selbst hegen und pflegen. Die eigene Sichtweise formulieren und erkennen dass sie eine Daseinsberechtigung hat. Und Abgrenzen. Wer von narzisstischen Eltern großgezogen wurde, musste sich selbst in der Regel verlassen, weil nur das zählt(e), was diese Menschen wollten, sagten, taten. Der einzige Ausweg geht über den Rückzug und den Selbstschutz. Und dann Selbstempathie lernen, Selbstliebe und Selbstfürsorge. Die hat man nämlich von solchen Leuten nicht bekommen und nicht gelernt. Wenn sie wen wollen, der sie versteht, dann sollen sie zum Therapeuten gehen. Das ist nicht die Aufgabe eines missbrauchten Kindes.
 
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