Das 9. und das 10. Gebot
Du sollst nicht begehren...
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus;
du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, noch seinen Knecht, noch seiner Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch alles, was dein Nächster hat.
In diesem Gebot wird das Begehren nach der Frau und der habe des Nächsten untersagt. Damit schließt es zwei der vorangegangen Gebote mit ein. Das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen und das Gebot „Du sollst nicht stehlen“. Denn was ist der Vorbote des Ehebruchs und des Diebstahls? Es ist das Begehren!
In diesem Gebot geht es darum der Keimzelle der Sünde Einhalt zu gebieten. Nicht erst muss der Ehebruch vollzogen werden, nicht erst muss jemand von seinem Haus und Hof vertrieben werden, sondern schon der erste Funke des Begehren, des Verlangens soll zum verlöschen gebracht werden, damit das Begehren nicht weiter entfacht wird und in der vollzogenen Sünde als Tat mündet. Dem Begehren soll kein Feuerholz gegeben werden, sodass es nicht zum Brand kommt. Der begehrende Gedanke, das begehrende Gefühl soll nicht in der Tat, der Handlung (Ehebruch, Mord, Diebstahl) verwirklicht werden.
In Matthäus 5 sagt Jesus:
27 Ihr wisst, dass es heißt: ›Du sollst nicht die Ehe brechen!‹
28 Doch ich sage euch: Schon wer eine Frau mit begehrlichen Blicken ansieht, der hat im Herzen mit ihr die Ehe gebrochen.
29 Wenn dich also dein rechtes Auge zur Sünde verführt, dann reiß es heraus und wirf es weg! Besser, du verlierst eins deiner Glieder, als dass du unversehrt in die Hölle geworfen wirst.
Oder den Propheten Micha 2,2:
Erst begehren sie Felder und dann stehlen sie sie.
Der eigene Wohlstand darf kein Raub am Nächsten sein. Das eigene Glück darf nicht mit der Ehefrau oder des Ehemanns des Nächsten geplant werden, dem man gedenkt seinen Lebenspartner auszuspannen, genauso wenig darf ich das Eigentum meines Nächsten ihm enteignen und mein Eigen nennen, weder durch Diebstahl, Gewinnsucht, heimtückischen Betrug oder Lüge.
Was sind die Keimzellen von Begehren? Jemand ist nicht zufrieden, mit dem was er hat. Die Frau des Nachbarn ist schöner, als die eigene, der Mann des Nachbarn klüger und fleißiger, als der eigene Mann und das Haus der Nachbarn ist größer, als das eigene und das Auto teurer. Das alles gehört dem Nachbarn und ihm allein. Aus Begehren auf das Leben des anderen entstehen Neid, Habgier und Missgunst, die Gedanken verfinstern sich innerlich und vielleicht wünscht man den Nachbarn auch nichts Gutes, weil er besitzt, was man selbst nicht hat, aber gerne haben würde.
Dieses Gebot beinhaltet eine große Schwierigkeit. Es geht nicht nur um die ausgeführte Tat, Mord, Ehebruch, Diebstahl, sondern schon um der Zustand, das Begehren, der dazu führt. Die große Schwierigkeit ist, wie Gefühle, wie Gedanken kontrollieren? Wir müssen in diesem Punkt davon ausgehen, dass wir die Freiheit haben, uns willentlich zu entscheiden, den neidischen, missgünstigen Gedanken des Begehren aus uns zu vertreiben. An die Stelle des Verlangens nach dem Gut des Nächsten könnten wir zum Beispiel neidlose Anerkennung setzten: Der Nachbar hat aber eine schöne Frau oder die Nachbarin einen gescheiten, fleißigen Mann usw. Nicht den Bösen Blick, sondern den Blick des Guten auf den Nächsten richten. Und, wenn wir nicht die Frau oder den Mann der Nachbarin bzw. des Nachbars haben können, vielleicht ist es möglich eine Frau bzw. einen Mann zubekommen, der genauso schön, fleißig und klug ist. Einfach sein eigener Glückes Schmied sein und nicht begehrend auf das Glück, der anderen schauen.
Ein Zitat von der jüdischen Seite aus dem Midrasch:
„Die Schlechten werden durch ihre Herzen beherrscht... und die Rechtschaffenden beherrschen ihre Herzen.“ (Bereschit Rabba 67,8)
Der Rechtschaffende ist Herr über sein Verlangen und der Schlechte erliegt seinem Begehren und ist dessen Knecht und wird durch sein Verlangen zur schlechten Tat verleitet.
Und hier die zwei verwendeten und weiterführenden Quellen:
Zehnter Teil der Reihe zum Dekalog
www.katholisch.de
»Du sollst nicht begehren«: Warum es wichtig ist, schädliche Gedanken zu kontrollieren
www.juedische-allgemeine.de