MITGEFHL und MITLEID - gibt es einen Unterschied?

MITGEFÜHL und MITLEID - gibt es einen Unterschied?


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Mitleid und Mitgefühl, gibt's da einen Unterschied? Ja, des is eine gute Frage. Vgl. hier.
Da hatten ganz viele wohl sehr viel Mitleid.
 
Hallo Zusammen,

ich möchte mich an dieser auch mit meiner persönlichen Erfahrung beteiligen.

JimmyVoice hat es eigentlich auf den Punkt gebracht. Mitleid geschieht auf der äußerlichen Ebene, Mitgefühl geht über das Äußere hinaus.

Meine persönlichen Erfahrung habe ich intensiv im Jahr 2003/2004 gemacht, als mein Sohn Florin an Krebs erkrankte und ein schwere Zeit begann. In den ersten Wochen ging es ihm wirklich schlecht und wir waren nicht sicher, ob er nochmal auf die Beine kommen würde. Nach ca. 4 Wochen, die Chemo lief bereits, begann er wieder zu laufen (kurz vor der Diagnose hat er gerade damit begonnen, mit 1 1/2 Jahren). Ab dem Zeitpunkt ist dieser kleine Engel durch die gesamte Therapie marschiert, als würde sie überhaupt nicht stattfinden (es war Hochdosis dabei!) und war ein sehr fröhlichen und glückliches Kind.

Bevor jetzt hier jemand Mitleid bekommt, komm ich zum Thema zurück:
Uns ist in dieser Zeit sehr viel Mitleid entgegen gebracht worden, welches in manchen Situationen sehr hilfreich war (bei Ämter, bei Kinderarzt usw, wurde wir immer bevorzugt behandelt).
Bis auf die o.g. Ausnahmen, war mir das entgegen gebrachte Mitleid eigentlich immer sehr unangenehm, weil es so einfach nicht stimmte. Wir waren, besonders Florin, nicht bemitleidenswert, obwohl ich verstehe, daß es von außen betrachtet so ausgesehen hat.

Jeder der also Mitleid mit unserem Engel zeigte, begab sich eigentlich, wenn man so will, in ein Selbstmitleid, denn unser Sohn litt defenitiv nicht. Jeder, der sich die Mühe machte genauer hinzusehen, konnte das mit Leichtigkeit sehen.

Oft war auch zu beobachten, daß das Mitleid vom Gegenüber ein Selbstschutz war, aus Unsicherheit, um die Situation nicht an sich heranzulassen, um sich nicht darauf einzulassen, was ich ebenfalls nachvollziehen kann.

Mitleid fand immer dann statt, wenn der Gegenüber sich eine Vorstellung davon machte, wie uns wohl (er)gehen würde, mit dieser Situation.
Mitgefühl fand immer dann statt, wenn der Gegenüber uns begegnete.

Florin ist im Juli 2004 ins Licht zurück gegangen.

Es gibt einige Freunde, von denen wir seitdem nichts mehr gehört haben, vielleicht auch aus "Mitleid". Ich vermute sie haben eine Vorstellung davon, wie es uns gehen könnte.

Dies sind meine Erfahrungen und sicher gibt es Menschen die mit diesem Thema andere Erfahrungen machen.

Vielen Dank, es war schön, darüber zu schreiben zu können.

Liebe Grüße
Oliver :)
 
Wer Mitgefühl besitzt, kann Mitleid nicht mehr anwenden.

Die Menschen verwechseln Mitleid(mitleiden) mit Mitgefühl(mitfühlen).

Wenn ich einen Menschen bemitleide(außen), kann ich nicht mitfühlen(innen).
Man kann nicht gleichzeitig von Aussen das Innen betrachten.
Man sollte die Fähigkeit besitzen in den Anderen zu sehen, hineinzufühlen.

Mitgefühl ist ein Teil der Empathie
Die Fähigkeit sich in andere Menschen hineinfühlen zu können.Man fühlt von Innen heraus was mit dem Menschen ist.Ich fühle was du fühlst ohne ganz mit dem Leid des Anderen zu verschmelzen. Gelernt zu haben zu trennen, was ist meine Energie, was dem anderen Seine.
Das setzt voraus das man sich selbst erkannt hat.
Sonst sitzt man dann selbst in diesem Leid und kann keine wahre Anteilnahme/Einfühlung leisten.

Mitleid ist von Aussen betrachtet, durch die Brille des Egos.Herabschauend auf den Leidenden. Man erfreut sich am Leid des Anderen, würde das nie zugeben.Ist ein Pseudo-Interesse, keine aufrichtige Anteilnahme.Man bemitleidet den Anderen um sich zu erhöhen.

Mitleid entsteht m.E auch wenn man mit Emotionen, dem Leid anderer nicht gelernt hat umzugehen.
Um nicht ganz anteilnahmslos rüberzukommen, wendet man dann oberflächliche Sprüche an um von seinem Mitgefühl-defizit abzulenken.
z.B. laß den Kopf nicht hängen...
das wird schon wieder..
seh das nicht so schwarz
das Leben geht weiter..
ach, du tust mir so leid..
es tut mir leid für dich...u.v.m
Das von Aussen wahrnehmen, gibt dem anderen das Gefühl..nicht angenommen zu werden, nicht verstanden sein.

Wenn die Menschen gelernt haben mit dem anderen zu fühlen, als fühle man sich selbst, wird man dem Anderen genauso wenig weh tun können, wie sich selbst.

Seyla

Jade1



 
Hallo jade1!

Also das was du zu Mitgefühl geschrieben hast ist eine tolle Sache! Da habe ich wirklich das Gefühl als hättest du da selber im Leben schon einiges erlebt ;) Wenn man sich ein paar Beiträge hier durchliest, dann geht daraus hervor, dass Mitgefühl eine höhere Wertigkeit hat als Mitleid. Es hat mit Erkenntnis und Reife zu tun: Wenn das Kind weint, weil sein Luftballon versehendlich beim Spielen zerplatzt ist, dann kann der Erwachsene mitfühlen oder mitleiden. Normalerweise wählt er die erste und reifere Variante, dann erfasst er den genauen emotionalen Zustand des Kindes mit seinem Herzen, ohne sich in diesen illusorischen Verstrickungen zu verfangen. Dann kann er dem Kind gut zusprechen und es aus dieser Phase der Trauer herausführen. Mitleiden würde aber ein sich Verfangen, eine Hingabe an das Leid bedeuten und somit sinkten beide, Kind und Erwachsener, in die Tiefe des Schmerzes. Mitgefühl jedoch erfolgt aus einer höheren Einsicht heraus. Nur dadurch ist jemand in der Lage dem anderen in seiner Not zu helfen.

Mitleid hat immer etwas mit Gefangensein zu tun. Das Ego muss hier nicht unbedingt im Vordergrund stehen, denn hierzu reicht schon alleine die fehlende höhere Einsicht, was mich eben dazu verleitet mit meinem Kind mitzuleiden, wenn es z.B. Krebs hat. Häufig kommen da aber noch "Verstärker" des Egos hinzu, weil wir durch den Schmerz anderer an unsere eigene Verletzlickeit erinnert werden. Vielen Menschen ist das gar nicht bewusst, aber sie empfinden den Tod der Person aus der Zeitung nur deswegen total "schlimm", weil sie an ihre eigene Sterblichkeit/Verletzlichkeit erinnert werden. Wenn wir ehrlich sind ist uns die Person doch scheiss egal! Was aber wirklich schmerzt ist die eigene Vergänglichkeit!

Was du @jade1 so über Mitleid schreibst wäre für mich ein eigenständiger Begriff, den ich vielleicht "bemitleiden" nennen würde. Das ist ja eine interessante Sache, die du da beschrieben hast mit dem Herabschauen auf andere. Ja, bemitleiden wäre für mich sich über andere zu stellen. "Du bist ja so arm! Komm ich mach dir die Tür auf!" (weil du hast ja nicht meine vollwertigen Fähigkeiten!). Damit stelle ich mich automatisch über den anderen. Oft ist uns das aber gar nicht bewusst. Ist ja auch nicht einfach damit unzugehen ...

... sich am Leid der anderen erfreuen, wie du schreibst wäre für mich "Schadenfreude".

Jemanden von aussen/innen wahrnehmen macht den Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl nicht aus. Also angenommen ich öffne mich jetzt einer leidenden Person (meist blockieren wir ja dort schon und es kommt nicht einmal so weit) und ich verstehe ihn/sie völlig, also aussen und innen wie du schreibst, dann kann ich vom Mitleid nur ins Mitgefühl kommen, wenn ich die höhere Einsicht habe! So wie beim Beispiel des zerplatzen Luftballons ... der Erwachsene hat bereits so viele Erfahrungen in seinem Leben gesammelt, dass er erkannt hat, dass es sich nicht "lohnt" einem zerplatzten Luftballon wochenlang nachzutrauern. Nur der Weise erkennt, dass es sich überhaupt nicht lohnt, sich der Illusion des Schmerzes hinzugeben, weil diese Welt dermaßen viel zu bieten hat.

Es sind sowieso immer die gleichen Formen des Leidens, von denen Buddha schon geschrieben hat:

1. Begehren und nicht bekommen was man begehrt. :kuss1:
2. Lieben und verlieren was man liebt. :love2:
3. Hassen und ertragen, was man hasst. :angry2:


lg
Topper
 
Zitat Jade1:
Wenn die Menschen gelernt haben mit dem anderen zu fühlen, als fühle man sich selbst, wird man dem Anderen genauso wenig weh tun können, wie sich selbst.
Ist interessant der Spruch ... beim ersten Mal Lesen hat der mir voll zugesagt. Ist ungefähr so wie: "Was du nicht willst, dass man dir tue, das füg auch keinem anderen zu!" :rolleyes:

Das Problem dabei ist nur, die Leute fügen sich selbst permanent Schaden zu. Wir können nämlich mit uns nicht machen was wir wollen. Darüber hab ich mir auch nie Gedanken gemacht. Hautpsache jemand anderem kein Leid zufügen ... aber was ist mit uns selber? Was ist mit unserer eigenen Seele die wir "vergewaltigen"? Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber dafür tragen wir genauso die volle Verantwortung, dass wir diesen leuchtenden Funken in uns nicht ersticken. Die Seele leidet in vielem was wir tun, aber sie erträgt diese Schmerzen, die wir ihr aufladen ... aber wie innen so auch aussen und wenn man nichts ändert manifestiert sich diese Unterdrückung in körperlichen Krankheiten ... naja ist ein anderes Thema ...

Aber ich möchte hiermit den Aufruf starten: Habt mehr Mitgefühl mit euch selber! :blume: Geht liebevoll mit euch selbst um, denn ihr tragt ein großes Geschenk in eurem Körper!

lg
Topper
 
Nochmal Guten Tag Allen hier ein :),

gerade gestern fand ich in einem andern Tread zu diesem thema eine Aussage einer Mituserin hier im Forum. Ich möchte es nicht zitieren vielleicht mag sie das nicht.
Es ging darum das sie fröhlich und gut gelaunt ist und andere sie mit ihrer "unguten" Laune herunterziehen sie leidet förmlich mit...

Um ein Beispiel zu geben :

Ich komme morgens in meinen Betrieb und habe beste Laune...freu mich auf einen erfolgreichen Tag. Sitzt mein Mitarbeiter da mit einem Gesicht... dass wenn er aufsteht würde er drauftreten. Ich informiere mich dann über sein unbehagen... gebe vielleicht Rat und dann kommt der entscheidende Punkt:
ich lasse mich nicht runterziehen sondern mache weiter mit meiner guten Laune und versuche eher ihn "anzustecken" damit denn was anderes.
Meine Positive Energie lasse ich nicht einfach verpuffen im "Nichts" ich behüte sie und teile wenn es geht.

Ich fühle mit aber leide nicht mit....mitleiden ist eine Form der Energieverschwendung denke ich und helfen tut`s keinem.

Dann stellt sich für mich eine Frage kann ich ehrlich mitleiden? Hm wenn ich ganz ehrlich bin ...so wirklich nicht denke ich...

Also wirklich emotional tangiert es mich wenn ich einen Menschen weinen sehe...einen kurzen Moment fühle ich dann seinen Schmerz und muß mich beherrschen nicht mitzuweinen :)...versuche dann aber Trost zu spenden...

oder eine andere Situation:

Ein langjähriger Mitarbeiter und Freund (Kerl wie ein Baum) war gestürzt...als ich ihn da am Boden liegen sah und er jammerte Auua Ulli Auua auaaa.... schoßen mir Tränen in die Augen ...mein Ali wimmerte wie ein Kind....es war kaum zu ertragen dieser Moment als würde man mir das Herz zerreissen....
nachdem feststand er war nicht schwer verletzt musste ich lachen...gegen dieses lachen müssen konnte ich mich nicht wehren...ich wußte schon das mein Körper auf diese Art Stress abbaut....ich lachte und ich schämte mich und er lachte und schämte sich....

Dieses Beispiel hat mir gezeigt wie nah mir mein Freund steht :)

Liebe Grüße Ullili
 
ihr seid alle zum schreien hahahahah :lachen:

:)

migefühl ist empathisch, der mitfühlende versetzt sich in die andere person hinein, "fühlt" und "sieht" urteilsfrei was ist; dies bezieht sich auf jedes gefühl und ist eine hohe kunst.

der mitleidende identifiziert sich mit dem leid des anderen, stülpt diesem leid seine erkenntniswelt über und beurteilt das leid des anderen an eben dieser;
ausserdem leidet er selbst.
es ist eine rein egoistische handlung und hält dem leidenden vor, was für ein leid er bei einem selbst noch verursacht.
dem leidenden ist damit nicht geholfen, vielmehr verstärkt es noch seine qual.


edit:

ausserdem gibt der mitleidende unaufgefordert noch tolle ratschläge:
du solltest dies und das tun, und musst jenes machen, und das ungefragt.
 
Wyrm schrieb:
ihr seid alle zum schreien hahahahah :lachen:

:)

migefühl ist empathisch, der mitfühlende versetzt sich in die andere person hinein, "fühlt" und "sieht" urteilsfrei was ist; dies bezieht sich auf jedes gefühl und ist eine hohe kunst.

der mitleidende identifiziert sich mit dem leid des anderen, stülpt diesem leid seine erkenntniswelt über und beurteilt das leid des anderen an eben dieser;
ausserdem leidet er selbst.
es ist eine rein egoistische handlung und hält dem leidenden vor, was für ein leid er bei einem selbst noch verursacht.
dem leidenden ist damit nicht geholfen, vielmehr verstärkt es noch seine qual.


edit:

ausserdem gibt der mitleidende unaufgefordert noch tolle ratschläge:
du solltest dies und das tun, und musst jenes machen, und das ungefragt.

Hey Wyrm :),

erst mal lache ich mit :lachen: weil ich gerne lache....

Deinen Einwand habe ich bislang nicht bedacht...aber in einigen Fällen wirst Du sicherlich recht haben...
Ich denke es ist ein "Eiertanz" in den Gefühlen anderer Menschen "mitzuschwingen"...allerdings denke ich wenn einer leidend ist und Hilfe sucht hat man gar keine andere Möglichkeit als aus der eigenen Erlebniswelt heraus zu agieren. Weil ich bin in dem Moment ja nicht Du...

Wohlmöglich kann man das Leid des Anderen nur erahnen weder teilen noch sprengen... Zumindest finde ich persönlich es ganz Hilfreich wenn einer da ist der zuhört...
Auch gibt es Situationen wo mir keiner helfen soll wo ich absolut alleine klar kommen muß....dann setze ich aber entsprechende Signale :)

Liebe Grüße Ullili :rolleyes:
 
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Wyrm schrieb:
ihr seid alle zum schreien hahahahah :lachen:

:)

migefühl ist empathisch, der mitfühlende versetzt sich in die andere person hinein, "fühlt" und "sieht" urteilsfrei was ist; dies bezieht sich auf jedes gefühl und ist eine hohe kunst.

der mitleidende identifiziert sich mit dem leid des anderen, stülpt diesem leid seine erkenntniswelt über und beurteilt das leid des anderen an eben dieser;
ausserdem leidet er selbst.
es ist eine rein egoistische handlung und hält dem leidenden vor, was für ein leid er bei einem selbst noch verursacht.
dem leidenden ist damit nicht geholfen, vielmehr verstärkt es noch seine qual.


edit:

ausserdem gibt der mitleidende unaufgefordert noch tolle ratschläge:
du solltest dies und das tun, und musst jenes machen, und das ungefragt.

So gut formuliert, lieber Wyrm... :kiss4:
Genau so sehe ich es auch!
Man kann dem Anderen nur helfen
wenn man mitleidet
nur mitfühlt
und das ist Freiheit
für beide Seiten

Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
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