In der westlichen Welt wird sie in einer Dreiteilung aus Körper - Geist - Seele verstanden.
Das klang jetzt für mich auf den ersten Blick etwas missverständlich, denn mit dieser Dreiteilung ist eigentlich der ganzheitliche Mensch gemeint und nicht die Seele als solche.
Der germanisch Begriff „See_le“ lässt sich als das Wesen aus dem See übersetzten und die griechische Psyche, als ein Lufthauch. Das bedeutet, dass die Seele in diesen Kulturkreisen als ein solitäres Wesen verstanden wurde.
Abweichend davon hatte Platon hatte in seiner Seelenlehre ein dreiteiliges Seelenmodell beschrieben. Er sonderte dazu die Seele des Willens und die Seele des Begehrens von der Seele der Vernunft (Logistikón) ab. Für ihn war Logistikón, der bestimmende und unsterbliche Aspekt. Nur in der Vernunft sah er als Philosoph die Möglichkeit, das triebhafte Begehren und die ungezügelte Kraft des Willens zu bändigen.
Aber schon lange zuvor hatten die Ägypter ein etwas anderes dreiteiliges Seelenmodell entworfen. Für sie gab es die lebensspendende Seele Ka, die vom Vater auf den Sohn übergeben wurde und somit die Kontinuität gewährleistet wurde.
Der Seelenvogel Ba hingegen wurde erst im Augenblick des Todes eines Sterbenden zum Leben erweckt. Er erhob sich vom toten Körper, um im Norden nach den Zugang zur Totenwelt zu finden, während Ka beim toten Körper blieb, um ihn zu bewahren. Ka war dann auch die Seele, mit der die Hinterbliebenen die Verbindung mit dem Verstorbenen aufnehmen konnten.
Die Seele Ach könnte man mit der Erleuchtung umschreiben, die man sich im Leben erwerben musste. Auch sie verließ beim Tod den Körper und stieg in den Himmel auf, um dort als Stern ewig zu leuchten. Ba kehrte immer wieder zum Körper seines Verstorbenen zurück, um sich von seinem Wohl zu versicher.
Erst wenn der Seelenvogel den Zugang gefunden und dort die Prüfung der Göttin Maat bestanden hatte, durfte er und Ka wieder für ein Leben im Jenseits mit dem Körper verbunden werden.
Das erklärt dann auch die Mumifizierung der Toten und den Aufwand der Grablegung (z. B. Grabbeilagen). Ohne den Körper war ein Weiterleben in der anderen Welt nicht möglich.
Deshalb wurde auch beim Totengericht das Herz des Verstorbenen mit der Feder der Maat gewogen (Schuldfrage). Nur wer diese Prüfung bestand, konnte die Duat (Jenseits) betreten, anderseits wurde das Herz einem Untier zum Fraß vorgeworfen.
Merlin