Verliebt in Stimmen
Ich mag eigentlich nur singende Männerstimmen, aber bei
ihr ist es anders. Ich bekomme Gänsehaut bei dieser kraftvollen Stimme, bei ihrem kratzig-rauchigen klang. Ich mag die Eindrnglichkeit dieser Stimme, die sie in gewisse Passagen legt oder das Spektrum von Ton-Variationen, mit denen sie spielt und die in mir widerhallen. Ich mag die Leidenschaft dieser Stimme, die manchmal etwas dreckiges hat, ohne dass sie je an Stil und Ernsthaftigkeit verliert.
Ich mag auch
seine Stimme, den warmen Klang, der mir wie flüssiger Honig über die Schulter rieselt, ohne schwülstig zu klingen, die einhüllt, ohne einzulullen. Ich mag das Echte, Anteilnehmende und Interessierte, das stets in ihr mitschwingt, das ihren Grundtonus bestimmt und wie eine liebevolle Berührung streichelt und umfängt.
Ich mag auch
die unbekannte leise Stimme, die ich plötzlich in meinem Ohr hatte. Eindringlich, aber ruhig, sich wie ein Mantra selbst wiederholend, als ich erst nicht hinhören wollte. Eine männliche Stimme, unauffällig, aber klar, die mich erstaunte und aufrüttelte, sich fordernd in mir fortpflanzte und mir dadurch vor Jahren das Leben rettete.
