Menschenspiele

LoneWolf

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16. Februar 2006
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Wien
Ich kenn eigentlich nur zwei.

  1. Schuld & Sühne
  2. Irrtum & Vergebung
Das zweite spiel ich lieber und auch unvergleichlich besser als das erste, weils mir viel erfrischender und erbaulicher vorkommt, während mich das erste regelrecht zermürbt. In Schuld & Sühne bin ich ein echter Loser. Mit Spaß & Freude geht alles leichter. Wenn man Schuld & Sühne mit Spaß & Freude spielt, dann ist man wahrscheinlich auf der Siegerstraße unterwegs, aber für mich ist das nichts.

Aber mich interessiert, ob es sonst noch interessante Menschenspiele gibt, die ich noch nicht kenn.
Von "Perfektion bis zum Wahn" hab ich mal gehört, aber das klingt mir schon zu gefährlich.

Irrtum & Vergebung bleibt mein Lieblingsspiel, bis ich eben was besseres find.

Was spielt ihr so, wenn ich fragen darf?
 
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Vorstellungen loslassen, um das anzunehmen und auch MICH, wie es gerade ist.

Vorstellungen loslassen - das Jetzt lieben
 
Vorstellungen loslassen, um das anzunehmen und auch MICH, wie es gerade ist.

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Und genau das gelang mir in "Schuld & Sühne" nie, vor lauter Angst, schuldig zu werden und vor Sorge, alte Schuld gerecht und ausreichend zu sühnen. Immer wieder hab ich mich dabei auch, vom Bann des Spiels ergriffen, fleißig in Schuldzuweisung geübt, denn wenn nur einer sich schuldig fühlen darf, dann wirds noch schneller fad. Wirklich glücklich bin ich aber nicht geworden bei dem Spiel.

In "Irrtum & Vergebung" dagegen ist loslassen und annehmen ein wichtiger Spielzug, der mir nicht selten am Ende Freude bescherte, weil dadurch der Irrtum offensichtlich wurde und die Vergebung sich nach und nach wie von selbst einstellte.

Ich glaub auch, dass es wichtig ist, sich vor Spielbeginn einig zu sein, das man das selbe Spiel spielt. Spielt ein Spieler fast leidenschaftlich besessen "Schuld & Sühne" und der andere lieber "Irrtum & Vergebung" kommt nix Gscheites raus dabei.
 
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Das blöde ist, dass man oft erst sehr spät merkt, wenn man in ein "Schuld & Sühne" Spiel eingestiegen ist. Man kann eigentlich von Glück reden, wenn man es überhaupt merkt, bevor man völlig kaputt geht, denn ich glaube nicht, dass ein vernünftiger Mensch, der halbwegs wach im Kopf ist, voll bewusst in dieses Spiel einsteigt. Wenn man das spielt, dann befindet man sich in einem tiefen Schlaf, man spürt zwar Wirkungen, ist aber völlig blind für ihre Ursachen, man ist das ganze Spiel hindurch Opfer und schuld ist immer ein andere. Und der hat sich gefälligst schuldig zu fühlen und Sühne zu leisten. Der aber fühlt sich manchmal selbst als Opfer des Opfers und würde lieber aus dem Spiel aussteigen und was anderes spielen. Vom Bann des Spiels gefangen spielt er jedoch weiter und weist die Schuld von sich und dem anderen zu. So geht es hin und her, im schlimmsten Fall ein Leben lang und manch ein "Schuld & Sühne" Spiel endete schon mit einem grausamen Nachruf in der Kronenzeitung.

Also "Irrtum & Vergebung" erscheint mir dagegen ungleich humaner. Und man kann es auch nicht im Tiefschlaf spielen, man muss zumindest halbwach sein, wenn man da einsteigen will. Augen auf - den Irrtum erkennen - annehmen - loslassen - vergeben - gewonnen.

Auf zum nächsten Irrtum. :lachen:
 
Zuletzt bearbeitet:
@LoneWolf
Ich hab den Eindruck, du spielst gerade den Zyniker.
Mit Zynismus kann man seinen Mißerfolg übertünchen und trotzdem so dastehen,
als wäre man immer noch oben auf. Hauptsache oben bleiben, nur nicht demütig werden.
Das ist auch eine Art zu spielen.
 
@LoneWolf
Ich hab den Eindruck, du spielst gerade den Zyniker.
Mit Zynismus kann man seinen Mißerfolg übertünchen und trotzdem so dastehen,
als wäre man immer noch oben auf. Hauptsache oben bleiben, nur nicht demütig werden.
Das ist auch eine Art zu spielen.

Ich war schon zynischer in meinem Leben als heute und ich hab gelernt am eigenen Leib, dass das stimmt, was du da über den Zynismus sagst. Der ist auch nur billige Farbe für die Fassade um den Mut nicht völlig zu verlieren. Ich war mitunter so zynisch in meinem Leben, dass mir schlecht davon geworden ist. Und das Gute dabei ist; ich habe selbst erkannt, wo meine Übelkeit herkommt. Aber heute ist der Zynismus nicht mehr mein zentrales Problem.

Heute mach ich mir ernsthaft über zwei Spiele Gedanken, die ich immer wieder beobachte, entweder andere spielen sehe oder selbst spiele: Schuld & Sühne und Irrtum & Vergebung. Ich suche den Zusammenhang zwischen diesen beiden Spielen, ihren Sinn und versuche, den Unterschied zu erkennen. Aber ich bin noch nicht fertig, hab grad erst angefangen und hab mir noch keine endgültige Meinung dazu gebildet. Nur soviel habe ich bisher erkannt:

Bei beiden Spielen geht es um Fehler, die ein Mensch macht und um den Umgang mit diesen Fehlern.
Die Spiele unterscheiden sich vermutlich in ihrem Spielziel.
Wenn man mal längere Zeit Schuld & Sühne gespielt hat, kommt einem Irrtum & Vergebung wie eine Erlösung vor.

Jetzt erlaub ich mir ein paar Fragen. Hilf mir bitte, dass ich weiter an mir arbeiten und diese schwere Krankheit, den Zynismus endgültig ausmerzen kann.

Wo genau siehst du meinen Zynismus in obigem Geschreibsel?

Was ist besser: "oben bleiben" oder "untergehen"?

Wem gegenüber empfiehlt sich eine demütige Haltung?
 
Nix großartiges oder Aufsehen eregendes. Ich hab zwei Muster erkannt, mit denen ich in meinem Leben so einige Erfahrung gemacht hab und jetzt denk ich drüber nach. Versuch zu reflektieren. Wo zum Kuckuck steckt da der Zynismus verborgen? Ja, a bisserl Selbstironie gesteh ich mir zu, wenn ich mich so seh, wie ich von Irrtum zu Irrtum wandere oder zwischen zwei Irrtümern im Kreis lauf. Das ist wahr, das hilft mir, um "oben zu bleiben" und nicht "unterzugehen". Aber ich freu mich auch wie ein Kind, wenns mir mal gelingt, einen Irrtum erfolgreich aufzulösen, was zugegeben, ja äußerst selten der Fall ist.
 
Ja, ich weiß, es gibt viele Ereignisse im Leben, traurige, niederschmetternde Schläge des Schicksals, denen man ausgeliefert ist und wo man einfach keine Macht hat, etwas zu ändern und die man am Ende nur demütig hinnehmen kann und wo einem die Ironie auch nicht mehr hilft, oben zu bleiben. Aber von solchen Naturgewalten red ich hier nicht. Ich red hier nur von Dingen, wo der Mensch die Macht hätte, etwas in seinem Leben zu verbessern, sie aber nicht erkennt und nicht nutzen kann, weil er gefangen ist in einem bestimmten Muster.
 
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Irren ist menschlich, daher ist es auch wichtig zu vergeben oder zu verzeihen.

Dagegen ist es ein Fehler die Warheit zu verbergen, wenn man vielleicht meint damit jemand zu verletzen.

Auch wenn man schuld ist, ein klares Wort lassen beide Seiten wieder versöhnen.
 
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