Soso
Schuld und Sühne gefallen dir nicht, weil sie dich zermürben,
na ja, wer umarmt schon gern die eingebrockte Scheiße.
Nun wenn du Spaß in der Spaßgesellschaft haben möchtest, dann musst Du schon zuerst deine Mit/Schuld erkennen bzw. annehmen.
Wenn ein Mensch in einem Schuld und Sühne-Muster gefangen ist, dann wird das ganze Leben zu einer einzigen großen Gerichtsverhandlung. Und ich habe Menschen kennen gelernt, die suchten dringendst zum Ausgleich den kontrollierten, regelmäßigen Spaß in der Spaßgesellschaft. Am Samstag ist Verhandlungspause, da wird gelacht, geblödelt, da lassen wir die Sau raus, am Sonntag schlafen wir den Rausch aus und ab Montag tagt wieder das hohe Gericht. Ich versteh gut, dass diese Menschen solche Verhandlungspausen brauchen, denn in einem Schuld und Sühne Programm zu leben ist sehr, sehr anstrengend.
Auch zwischendurch, unter Tags oder nach Feierabend entspannt man sich vorm Fernseher. Da legt man sich erschöpft ins Bett und zappt sich durch die Kanäle. Wo bleibt man gebannt hängen? Entweder bei einer Gerichtsshow, Tatort oder bei den forensischen Ermittlern. In der einen Serie geht es fast immer um Serienmörder, in der anderen Serie geht es meistens um Sexualverbrecher, da werden, im Bett liegend und Mikado knabbernd weiter Opfer bedauert, Schuldige gesucht, Täter gehasst, verhandelt und gerichtet. So entspannt sich dieser Mensch genau mit dem, was er ohnehin sein ganzes Leben hindurch praktiziert und was ihn auch sehr stresst und erschöpft, auch wenn er den Grund seiner Ermüdung nicht wirklich kennt. Schuldige suchen, richten und urteilen, immer nur nach außen schauen, mit einem Tunnelblick auf das Übel in der Welt und das Böse im Menschen fokusiert und alles ablehnend, was mich aus diesem Programm reißen könnte.
Dass wir in dieser Welt ohne Gerichte nicht auskommen, versteh ich schon, aber als Lebensprogramm, das 24 Stunden täglich meine Seele foltert, brauch ich das nicht. Da muss es etwas schöneres, erfrischenderes geben. Und das will ich suchen.
Die Krise bzw. die Probleme als Opfer der Umstände zu ignorieren und auf bessere Zeiten zu hoffen,
funktioniert leider nicht.
Auch Andere werden von sich aus kaum helfen, es gibt höchstens eine Runde gratis Mitleid,
besser ist es, die Eigenverantwortung für die Misere selbst zu tragen.
Und wie gehts weiter? Was mach ich dann, wenn ich mir die Verantwortung auf den Buckel geschnallt habe und durch die Gegend trage? Wenn ich begriffen hab, dass ein Programm, eine Lebensstrategie ein Irrweg war, sollte ich vielleicht irgendwas korrigieren. Manchen ist das nicht möglich, weil das Schuld und Sühne Programm so tief in die Seele gebrannt ist. Die brauchen keine professionelle Hilfe, die lehnen sie ab, sie lassen sich auch von Angehörigen nicht aus ihrem Verhaltensmuster ziehen, weil sie davon überzeugt sind, auf dem richtigen Weg zu sein. Opfer bedauern, Schuldige suchen, richten, verurteilen, am Wochenende in der Spaßgesellschaft entspannen, am Abend vorm Fernseher Serienmörder und Sexverbrecher fangen.
Und vielleicht sind sie es auch, es steht mir nicht zu, über richtig oder falsch zu befinden, wenn es um den Weg eines anderen geht, auch wenn er mir noch so nahe steht. Es macht mich traurig, dass ich nichts tun kann für einen solchen Menschen, aber retten kann ich nur mich selbst.
Aufgepasst! Ich sag nicht, dass es schlecht ist, sich Krimis anzuschaun oder gewisse Serien.
Auch ich mach das manchmal.Sehr oberflächlich und ohne da wirklich reinzukippen. Aber wenn ich mal einen ausgeprägten Tunnelblick entwickelt habe, der sich ausschließlich auf das Böse im Menschen und in der Welt fokusiert und wenn ich überall nur mehr nach dem Bösen wittere dann bin ich nicht mehr gesund und dann ist Criminal Minds und Law & Order, CSI Miami, CSI NY oder Vegas, so sympathisch die Ermittler auch sind, einfach die falsche Medizin für mich.
Zu deinem Lieblingsspiel Irrtum & Vergebung.
Das Goethe Zitat es irrt der Mensch, solange er strebt ist ein pauschalisierter Blödsinn.
Zutreffend wäre, es irrt der Mensch, solange er glaubt etwas zu Wissen!
Ich kann beide Sprüche problemlos stehen lassen und sogar zusammenfassen: es irrt der Mensch, solang er glaubt zu wissen wohin er strebt.
"Irrtum und Vergebung" ist auch nur ein Versuch. Irrtümer erkennen, annehmen, loslassen und vergeben, sich selbst und dem Anderen. Da ist sehr wohl genug Eigeninitiative und Eigenverantwortung gefordert und man braucht auch nicht um Gnade bitten sondern kann sich selbst ein Licht werden. Man muss nur aufpassen, dass man nicht aufs hohe Ross steigt. Das stimmt schon.