Mein geliebter Schokohase ist tot

  • Ersteller Ersteller skorpion1965
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Liebe Sandy,

ich danke dir für deinen Zuspruch. Ich bewundere dich, wie du mit deinem schweren Verlust klarkommst. Wie du richtig festgestellt hast, kann ich mir zur Zeit gar nicht vorstellen, dass der Schmerz irgendwann nachläßt. Ich habe mich insofern schon unter Kontrolle, dass ich nicht mehr überall, wo ich bin, in Tränen ausbreche. Es ist leider so, dass für die Menschen die Trauer igendwie ein Tabuthema ist. Entweder wollen oder können sie einem Trauernden nicht zuhören. Eines ist komisch, ich war immer für Freunde da, wenn sie Hilfe oder jemanden zum Reden brauchten. Doch jetzt, da ich jemanden brauchen würde, meldet sich niemand mehr bei mir. Ich weiß nur eines, in Zukunft braucht mich von denen niemand mehr um Hilfe zu bitten.

skorpion1965
 
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Hallo Skorpion,

wie siehts inzwischen mit Arbeit finden aus? Hast du schon was? Und wie tut sichs mit deiner Schlaftabletten-Therapeutin? Hatte sie inzwischen hoffentlich schon noch andere Ideen?

Wie geht es eigentlich deiner Tochter mit der ganzen Situation? Wie wird sie damit fertig? Vielleicht kann sie dir ja sogar am meisten helfen, sei es auch nur unbewußt... mein Kleiner war damals in meinen finstersten Tagen erst 2, aber das war der einzige Anker damals, der Gedanke, ich muß da durch, das Kind...

Wir hören dir zu, Skorpion. Wir müssen mit dir da durch. Ja, du wirst eine andere sein hinterher, das ist ganz sicher, niemand geht durch eine solche Katastrophe und verändert sich nicht. Ich hatte eine Kollegin, die hat sich nach dem Tod ihres Mannes komplett verändert... wir haben das miterlebt. Es war keine Veränderung im negativen Sinn. Sie hat danach, als sie sich wieder gefangen hatte (hat bitte viele Monate gebraucht), eine Kraft ausgestrahlt, die wir vorher nicht an ihr gekannt haben. Und das Leben ist für sie wieder so schön geworden. Sie konnte wieder lachen, eines Tages. Ich hab mit ihr oft drüber geredet. Monatelang hat sie an jedem Freitag alles wieder durcherlebt. Monatelang hat sie an dem Datum alles wieder miterlebt. Sie sagte, vergessen werd ich ihn nie, sein Bild steht immer bei mir, er ist immer da, aber es ist Frieden geworden irgendwann, irgenwann hab ich Frieden geschlossen mit dem, was geschehen ist, und bin weitergegangen.

Meld dich wieder
Alles Liebe
Kinny
 
Hallo Kinnaree,

leider habe ich noch keine neue Arbeit gefunden. Zur Schlaftabletten-Therapeutin gehe ich nicht mehr und ich nehme überhaupt keine Tabletten mehr. Ich werde die Sache alleine bzw. mit eurer Hilfe durchstehen müssen.

Meine Tochter ist mit sich selbst beschäftigt. Sie ist mit ihren 17 Jahren keine große Hilfe für mich. Sie nutzt sogar meine derzeitige Situation aus und versucht mir auf der Nase herumzutanzen. Sie ist manchmal sogar beleidigend und lässt mich spüren, dass ich durch meine Arbeitslosigkeit und meine Trauer weniger wert bin. Mein Sohn (13) hingegen ruft mich öfters an und lässt mich reden. Er hört mir zu und hat Verständnis für meine Situation. Er lebt in Vorarlberg bei seinem Papa und darum kann ich ihn leider nur in den Ferien sehen.

Es ist so lieb von euch, dass ihr mir zuhört und mir immer wieder Mut macht. Dafür möchte ich euch allen herzlich danken. Vielleicht gehe ich einigen sogar mit meinem Gejammere auf die Nerven, aber das Leben ist für mich einfach so trostlos und sinnlos geworden. Mir fehlt der Antrieb und ich denke mir immer wieder: "Wofür soll ich noch kämpfen?" Ich bin so müde, so kaputt.

Liebe Grüße
skorpion1965
 
Vielleicht gehe ich einigen sogar mit meinem Gejammere auf die Nerven, aber das Leben ist für mich einfach so trostlos und sinnlos geworden. Mir fehlt der Antrieb und ich denke mir immer wieder: "Wofür soll ich noch kämpfen?" Ich bin so müde, so kaputt.

Ich möchte mich hier auch mal einklinken. Ich lese mit. Und ich denke viel mehr lesen mit als du denkst. auch wenn sie nichts sagen.
Es tut halt weh. Und jeder kennt Schmerz. Und weiß vielleicht nichts zu sagen. Aber fühlt mit dir mit.
 
Vielleicht gehe ich einigen sogar mit meinem Gejammere auf die Nerven, aber das Leben ist für mich einfach so trostlos und sinnlos geworden. Mir fehlt der Antrieb und ich denke mir immer wieder: "Wofür soll ich noch kämpfen?" Ich bin so müde, so kaputt.

Nein, das tust Du wirklich nicht; da will ich mich Liebling anschließen. Es ist nur schwierig die richtigen Worte zu finden, drum schweige ich lieber.
 
Liebe Sandy,

ich danke dir für deinen Zuspruch. Ich bewundere dich, wie du mit deinem schweren Verlust klarkommst. Wie du richtig festgestellt hast, kann ich mir zur Zeit gar nicht vorstellen, dass der Schmerz irgendwann nachläßt. Ich habe mich insofern schon unter Kontrolle, dass ich nicht mehr überall, wo ich bin, in Tränen ausbreche. Es ist leider so, dass für die Menschen die Trauer igendwie ein Tabuthema ist. Entweder wollen oder können sie einem Trauernden nicht zuhören. Eines ist komisch, ich war immer für Freunde da, wenn sie Hilfe oder jemanden zum Reden brauchten. Doch jetzt, da ich jemanden brauchen würde, meldet sich niemand mehr bei mir. Ich weiß nur eines, in Zukunft braucht mich von denen niemand mehr um Hilfe zu bitten.

skorpion1965

Liebe Skorpion,

das mit den freunden kommt mir seeehr bekannt vor.
auch ich hab die erfahrung gemacht.

aber es ist nicht immer desinteresse oder gefühllosigkeit, sondern schlicht und ergreifend angst. viele fühlen sich mit dem thema trauer und tod überfordert oder wollen damit nicht konfrontiert werden.
ich hab sehr oft erlebt, daß mich freunde erst 2 jahre nach dem tod meines mannes angesprochen haben, weil sie vorher nicht den mut dazu gehabt haben. aber da hab ich es nicht mehr gebraucht und wollte auch nicht mehr darüber reden.

viele haben gesagt, sie haben einfach nicht gewußt, was sie sagen sollen. und nach ein paar monaten haben sie sich nicht mehr getraut, weil sie angst hatten, wunden aufzureißen.
nur jetzt will ich nicht mehr.....
ich bin ihnen nicht böse, aber ich weiß für mich, und so handle ich auch bei betroffenen, daß sie (größtenteils) angesprochen werden wollen und daß sie über ihren schmerz reden wollen,immer und immer wieder, so wie es kinnaree so treffend geschildert hat. besser hätt ich es auch nicht formulieren können.
es ist wirklich so, wenn man durch dieses tiefe tal gegangen ist, ist man nachher ein anderer mensch, und trotzdem nicht unglücklicher.

ich kann von mir sagen, daß ich trotz der unbeschreiblichen schmerzen um den verlust meines mannes und jetzt auch meines sohnes ein in mir ruhender und glücklicher mensch geworden bin. mein leben ist heute ein total anderes als vorher, das schon, aber auch ein sehr reiches.
ich bin sehr gelassen, manchmal fast ein wenig weise ..ggg...geworden, es haut mich so schnell nichts mehr um und ich bin dankbar für alles, was mir das leben bietet.

ich wünsch dir von ganzen herzen, daß du eines tages auch dahinkommst.

viel licht und kraft auf deinem schweren weg

sandy
 
...
viele haben gesagt, sie haben einfach nicht gewußt, was sie sagen sollen. und nach ein paar monaten haben sie sich nicht mehr getraut, weil sie angst hatten, wunden aufzureißen.
nur jetzt will ich nicht mehr.....
ich bin ihnen nicht böse, aber ich weiß für mich, und so handle ich auch bei betroffenen, daß sie (größtenteils) angesprochen werden wollen und daß sie über ihren schmerz reden wollen,immer und immer wieder, so wie es kinnaree so treffend geschildert hat. besser hätt ich es auch nicht formulieren können.
es ist wirklich so, wenn man durch dieses tiefe tal gegangen ist, ist man nachher ein anderer mensch, und trotzdem nicht unglücklicher.
Weißt du, ich würde mich wahrscheinlich auch nicht trauen zu dir zu kommen. Ich muss da SandyEngel oder ihrer Beschreibung recht geben.
Zuerst denkst du dir, ich bin nicht passen, so nahe stehe ich ihr ja gar nicht. dann denkst du viel drüber nach weißt aber nicht was du sagen sollst und denkst dir, der andere ist eh lieber allein (weil er eben nicht die Welle macht wenn du kommst. Na klar, er ist ja sehr traurig.) Und dann denkst du dir irgendwann, eh vorbei, jetzt kann ich auch nicht mehr helfen, nur nichts falsch machen.
Ich glaube so sind die Menschen nicht nur ich. Und lass dir deshalb keine grauen Haare wachsen, denn wer weiß, wenn du nicht mit so einem Schicksalsschlag konfrontiert worden wärst, dann würdest du dich jetzt vielleicht nicht bei jemandem melden.............. aus ähnlichen Gründen. Man weiß es nie, wie das Schicksal so spielt.
Und diese Menschen sind nicht schlecht. Auch ich bin nicht schlecht, glaub ich. Aber ich habe auch schon überlegt etwas für dich zu machen,
und habs dann verworfen. Und ich möchte nicht mutmaßen wieviele hier noch. Denk doch mal.
Das Forum ist voll von Menschen 'die gerne würden' ..... aber dann streift sie doch irgendwo die Angst.

Du wirst es jetzt besser machen, durch dein Erfahren, skorpion. Stimmts?







Das freut.




Lieben Gruß
 
Tod ist denke ich jedenfalls das Thema mit dem sich die wenigsten gerne auseinander setzen möchten, aber eins der wenigen Dinge die "fest" sind...

Es tut mir leid, für die die geliebte Menschen verloren haben, aber was sind schon Worte in diesem "Universum" der Trauer und des "Fragens"...oder wie findet man die richtigen Worte ?

Kraft und gute Freunde wünsche ich euch...

ein doch nachdenklicher Yps
 
Ich danke euch allen für euren Worte. Mir ist nicht wichtig, was man zu mir sagt, mir ist wichtig, dass man mir zuhört und mich versteht. Trost gibt es zur Zeit nicht für mich. Das Zuhören muss einem auch liegen. Ich war, als mein Schatz noch im Krankenhaus lag, für so viele Menschen einfach als Zuhörer für sie da. Sie erzählten mir ihren Kummer und ihr Leid. Ich traf Menschen, die ansonsten mit niemanden gesprochen haben. Als sie mich sahen, begannen sie einfach zu erzählen. Ich ließ sie reden, hörte mir alles in Ruhe an. Und genau so eine Person, wie ich es war, fehlt mir. Ich möchte einfach nur stundenlang über meinen Schatz reden, meinen Kummer, meine Trauer.

Ich schreibe bewusst, dass ich so eine Person war, denn in der Zwischenzeit sind mir die Schicksale der anderen egal geworden. Ich will niemandem mehr zuhören. Ich denke mir oft: "Warum soll ich jemandem zuhören, mir hört doch auch niemand zu!" Ich weiß, es klingt hart, aber das ist eine Tatsache und der erste Schritt zu einer Veränderung, die mich eiskalt erscheinen lässt. Ich denke jetzt nur mehr an mich und werde mich für niemanden mehr verbiegen. Nicht einmal mein Schokohase würde mich jetzt wiedererkennen.

Wieder ist ein Sonntag bald vorbei. Ein Sonntag, der mich immer wieder an den Verlust erinnert. Heute sind es 15 Wochen, seit mein Schatz nicht mehr bei mir ist. Es ist einfach unerträglich.

skorpion1965
 
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lieber skorpion,
ich lese hier oft, weil ich dir zuhören möchte !
also schreib öfters.
erzähle doch mal, was dein schockohase so für ein mensch ist und wie eure gemeinsame zeit aussah !
und ich werde dir nur zuhören !
schreib all deine gefühle hier rein und ich werde dir zuhören !
ich werde dir keinen kommentar dazu schreiben, nur ein : ich bin da !

ich umarme dich, nici
 
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