Energeia hatte mich auf einen
Bericht aufmerksam gemacht, der sich mit den Potentialen der Erleuchtung beschäftigt. Dieser Bericht beruht auf den Messungen von Gehirnströmen, die der Biochemiker (Schwerpunkt Enzymchemie, Mikrobiologie und physiologische Messtechnik)
G. H. Eggetsberger in seinem Institut (Infozentrum) in Wien durchführte. Nebenbei gesagt, dreht es sich bei der Diskussion zwischen Energeia und mir auch um die Frage, ob diese Energie, die Kundalini, eine göttliche Energie ist, was eher Energeias Vorstellungen entsprechen würde, oder ob sie eine Bioenergie ist, was eher meiner Position als Agnostiker entsprechen würde.
Nun aber zu dem Bericht. Eggetsberger misst das "psychogene Hirnfeld", das sind die Spannungsunterschiede (Gleichstromspannungen) zwischen der rechten und linken Gehirnregion. Wenn man den Artikel liesst, könnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass das psychogene Hirnfeld wirklich ein brauchbares Maß ist, um, ich nenne sie jetzt einmal "spirituelle Fortschritte" zu messen. Dieses psychogene Hirnfeld steigt z.B. bei der sexuellen Erregung stark an und fällt nach dem Orgasmus wieder ab. Man kann das psychogene Hirnfeld aber auch mittels der Anspannung des Beckenbodenmuskels (PC-Muskel), eine Methode, die von Eggetsberger entwickelt wurde, aktivieren. Nach der Aktivierung des Beckenbodenmuskels und dem Anstieg des psychogenen Hirnfeldes, fällt die Spannung im Gegensatz zum Orgasmus, nach der Beendigung der Übung übrigens nicht sofort wieder ab.
Man darf bei der ganzen Diskussion natürlich nicht vergessen, dass Herr Eggetsberger verschiedene recht teure Biofeedbackgeräte entwickelt hat, die er verkaufen möchte. Man darf ihn also nicht nur als Forscher, sondern man sollte ihn ebenso als Geschäftsmann betrachten. Es bleiben also letzte Zweifel, ob die Messung des psychogenen Hirnfeldes wirklich ein Maß für "spirituelle" Veränderungen sind. Aber ich würde mich erst einmal der These Eggetsbergers anschließen, weil ich mir vorstellen könnte, dass seine These betreffs des psychogenen Hirnfeldes stimmen könnte, dass dieses psychogene Hirnfeld tatsächlich ein geeignetes Maß für den spirituellen Fortschritt ist.
Dann aber geht es zur nächsten Frage. Kann man die Vorgänge des Beckenbodenmuskeltrainings wirklich mit den Vorgängen vergleichen, die sich durch die spirituelle Praxis der Yogis, speziell bei der Meditation, entwickeln. Zum einen behauptet Eggetsberger, dass beim Geschlechtsakt der PC-Muskel eine bedeutende Rolle spielt. Dies kann ich eigentlich nicht bestätigen. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich ebenfalls über einige Erfahrungen des PC-Muskeltrainings verfüge. Natürlich spielt der PC-Muskel beim Geschlechtsakt, z.B. in der Missionarsstellung beim Mann, eine gewisse Rolle. Ich würde seine Bedeutung allerdings nicht besonders überbewerten. Es ist doch ein recht großer Unterschied, ob man PC-Muskeltraining macht oder ob man den PC-Muskel beim Geschlechtsakt anspannt.
Die andere Frage, die ich mir stelle ist, ob die PC-Muskel-Methode Eggetsbergers nicht vielleicht eine zweite Möglichkeit ist, Energie über das Rückenmark ins Gehirn zu leiten und vielleicht überhaupt nichts mit den Vorgängen während der spirituellen Praxis bzw. der Meditation zu tun haben. Eggetsberger ist natürlich ein Schlitzohr und kombiniert beides miteinander. Er behauptet außerdem, dass die Yogis, bevor sie Siddhasana-Meditation praktizieren, den PC-Muskel rhythmisch nach bestimmten Atemzeiten aktivieren, um die Kundalini zu erwecken. Das stimmt natürlich nicht. Den meisten Yogis dürften das PC-Muskeltraining nicht einmal bekannt sein. Außerdem brauchen fortgeschrittene Yogis die Kundalini nicht zu wecken. Die ist ohnehin permanent aktiv und sorgt für die Seligkeit, die die Yogis empfinden. Und selbst wenn der Yogi den Lotussitz einnimmt und die Ferse des rechten Fußes unter das Perineum (das normalerweise mit dem Basischakra gleichgesetzt wird) legt, so würde ich nicht davon ausgehen, dass dadurch irgendeine Energie, meinetwegen die Kundalini, aktiviert wird. Man könnte es eher psychologisch als einen Energieverschluss (Bandha) betrachten, der ja auch von den Yogis praktiziert wird.
Eine ganz entscheidende Frage beantwortet Eggetsberger nämlich nicht. Es ist die Frage, was verbirgt sich eigentlich hinter der vermeintlichen "Kundalini". Er macht es sich zunächst einmal etwas einfach und greift auf das altertümliche Kundalini-Modell der Yogis zurück, demzufolge im Körper des Menschen 7 Hauptchakren zu finden sind und die Kundalini gewissermaßen im Basischakra (Perineum) angesiedelt ist. Die Yogis betrachteten diese Energie als eine göttliche Energie.
Ich könnte mir vorstellen, dass durch die Aktivierung des PC-Muskels ebenfalls Energie erzeugt wird, die ins Gehirn geleitet wird. Also ein rein physikalischer Vorgang, der weder etwas mit einem Basischakra noch mit einer göttlichen Energie zu tun hat. Ebenso könnte ich mir vorstellen, dass die Energiegewinnung der Yogis einen ganz anderen Ursprung hat. Der spirituelle Fortschritt der Yogis beruht in meinen Augen darauf, dass sexuelle Energie in spirituelle Energie umgewandelt wird. Ich glaube also, dass es sich um zwei vollkommen verschiedene Wege handelt, die zum selben Ziel führen. Ich bin mir aber sicher, dass die Energien, die sich durch welche Methoden auch immer, im Gehirn angesammelt haben, durch einen Orgasmus wieder abgeleitet werden.
Nebenbei gesagt, ordnet Eggetsberger die Fähigkeiten der Aurasichtigkeit den übersinnlichen Fähigkeiten zu. Das ist natürlich nicht richtig. Die Fähigkeiten der Aurasichtigkeit nennt man Synästhesie und sie ist bei einem bestimmten Prozentsatz von Menschen anzutreffen. Wer sich ausführlicher darüber informieren will, lese die Seiten von
onmeda.de.
Die Potentiale der Erleuchtung