Energeia schrieb:In diesem Thread wurde Sexualität und Sucht lange Zeit implizit wie ein Paar verwendet. Ich weiß nicht, ob Du die langen Beiträge (826, 827, 829, 831, 832, 845, 850, 869, 874, 875, 878) gelesen hast. Ich hatte Opti hie die Frage gestellt, welche Gemeinsamkeiten wir zwischen unseren Positionen ausmachen können. Und hier waren wir uns einig, dass es nicht darum geht, ob die Sexualität zur Sucht führt, sondern dass die gegenwärtige Sozialisation ganz allgemein eine süchtige Konstitution des Menschen bedingt. Die Sexsucht kommt dann hinzu, aber der Sex löst nicht die Sucht aus, sondern die sozialisationsbedingte Suchtkonstitution ( sei es Rauchen, Spielen, Arbeiten, Anerkennung, ... Sucht im weitesten Sinne) bedingt dann die Sexsucht.
E.
in keiner Zeit der Menschheitsentwicklung waren so viele Menschen von großen und kleinen Süchten betroffen wie in unserer Zeit.
Sie stellen ein ganz konkretes Übangebot für den Einzelnen dar, um seinen Willen differenzierter kennen zu lernen, sich seines Willens bewusster zu werden - so bewusst und konkret, dass die Sucht überwunden werden kann.
Wer das in diesem Leben nicht schafft, darf im nächsten nochmal - nur hat sich das Problem dann üblicherweise um eine Stufe verschärft.
Bis auf die Essstörungen bergen die meisten Süchte die Gefahr die innere Verbindung zu seinem eigenen göttlichen Wesenskern, seinem göttlichen Ich zu verlieren.
Ganz besonders schlimm ist da der Alkohol. Denn er erzeugt ein dieses höhere Ich bekämpfendes Gegen-Ich.
Und natürlich gibt es, um wieder zu opti zurück zu kehren, in unterschiedlichstem Maße Sexsucht.
Wenn sich Gleichaltrige (~ab 40) in Bezug auf ihr Sexbedürfnis noch wie Jugendliche oder wie Mitte 20 verhalten, dann geht das für mich eindeutig in Richtung Sexsucht.
In den seltensten Fällen wird da so eine mehr oder weniger alte indische Enthaltsamkeitstechnik das passende sein.
Zuerst mal muss ich als Betroffener -doch ohne Überzeugungsdruck von außen- zu der Einsicht kommen, dass ich nicht (immer) maßhalten kann.
Und dann geht es darum immer wieder, auch enn man noch so oft "versagt", das Maßhalten zu wollen. Willenstraining geht nciht allein indem man die richtigen gedanken denkt. Man muss immer wieder seinen ganzen willen anspannen. Und man muss seinen Willen dedektivisch genau beobachten, was in den Minuten und Sekunden in mir abläuft wenn es dann doch passiert. Es sind oft feinheiten der Willenswendungen bei denen man den inneren "Hebel" ansetzen muss. Und nur wenn man seine eigenen Willensregungen wie seine Westentasche kennt und oft genug immer wieder neu geübt hat, kann man hier praktischen Erfolg haben.
Dies gilt so allein natürlich nur, solange die Sucht nicht krankhaft geworden ist. Dann benötigt man eine Zeit lang Hilfe von Profis.
Für BulemikerInnen gab es da in den 90er Jahren einen sehr aufschlussreichen Erlebnissbericht einer Betroffenen die es mühsam aber von sich aus geschafft hat.
Wenn ich mich richtig erinnere heisst das Buch: "Wer isst erbrochen Brot?"
Die Art und Weise wie sie sich fast wissenschaftlich genau kennen gelernt hat ist allerdings sicher nicht nur für Esstörungen interessant!