Es ist über alle Zweifel erhaben, dass ein Leben im Brahmacharya erhaben und wunderbar ist. Aber ebenso kann ein maßvolles Leben für das spirituelle Wachstum eines Familienvaters gut und nützlich sein. Beide haben ihre eigenen Vorteile. Du solltest die große Stärke haben, jedem seinen Weg gehen zu lassen.
Varnashrama Dharma, die Gliederung der hinduistischen Gesellschaft in vier Kasten (Varna) und vier Lebensstadien (Ashrama), ist jetzt praktisch ausgestorben. Heutzutage ist jeder ein Vaisya (Kaste der Bauern, Kaufleute und Händler) oder ein Bania (Unterkaste der Gewürz- und Getreidehändler) mit der Gier zur Anhäufung von Reichtum durch Betteln, Leihen oder Stehlen. Fast alle Brahmanen (Kaste der Priester und Gelehrten) und Kshatriyas (Kaste der Krieger, Fürsten und Könige) sind heute Banias oder Vaisyas. Es gibt heutzutage keinen wirklichen Brahmanen oder Kshatriya mehr. Heute dreht sich alles nur noch ums Geld. Sie versuchen nicht mehr, das Dharmas, die Lehre ihrer Kaste, in ihrem Leben zu praktizieren.
Dies ist die grundlegende Ursache für den moralischen Absturz der Menschen. Wenn der Familienvater seine Verpflichtungen erfüllt, wenn er ein idealer Grihasthi (ein Mensch, der im Berufs- und Familienleben steht) ist, dann besteht keine Notwendigkeit, ein Leben der Enthaltsamkeit zu führen. Die Abnahme der Anzahl der Sannyasins (Mönche), in der heutigen Zeit, ist auf das Versagen der Familienväter gegenüber ihren familiären Verpflichtungen zurückzuführen. Das Leben eines idealen Familienvaters ist genau so schwierig und anstrengend wie das Leben eines idealen Sannyasin. Der Weg des Karma-Yoga des Familienvaters, ist genau so schwierig und anstrengend wie der Weg der Entsagung der Mönche.
Wenn ein Familienvater ein Leben im Zölibat führt, und nur gelegentlich, um der Nachkommen willen, mit seiner Frau intim ist, dann bringt er gesunde, intelligente, starke, schöne und selbstlose Kinder hervor. Die Asketen und Gelehrten des alten Indiens, befolgten diese Regel sehr sorgfältig, wenn sie verheiratet waren. Sie lehrten diese Regeln auch ihren Schülern und praktizierten sie, durch ihr Vorbild als Familienväter und Brahmacharins. Unsere Vorfahren folgten in der Tat den asketischen Regeln bei der Erzeugung ihrer Nachkommen.
Diejenigen, die die Srimad Bhagavata, einen indischen episch-philosophischen Klassiker, gelesen haben, kennen das Leben von Devahuti, der Tochter von Manu, dem Urvater des Menschengeschlechts, und ihres Ehemannes Kardama Rishi. Kapila Muni, der Gründer der Sankhya Philosophie, wurde von Devahuti geboren, nachdem Kardama Rishi sie einmal besuchte, um mit ihr einen Sohn zu zeugen. Der Weise Parasara besuchte die Fischerstochter Matsyagandhi, die ihm darauf Sri Vyasa, den Gründer der Vedanta Philosophie gebar.
Viele große Weise von damals waren verheiratet, aber sie führten nicht das Leben der Leidenschaft und Sinneslust. Ihr Leben als Familienvater war ein Leben nach dem Dharma, nach der Lehre ihrer Religion. Wenn es für dich nicht möglich ist, ihnen nachzueifern, dann solltest du ihr Leben als ein Vorbild betrachten, als ein Ideal zur Nachahmung, um ebenfalls dem Weg der Wahrheit zu folgen. Das Leben als Familienvater sollte kein Leben der Sinneslust und des losen Lebenswandels sein. Es sollte ein strenges Leben des selbstlosen Dharmas sein, rein und einfach, von Nächstenliebe, Güte, Humanität, Freundlichkeit und Selbsthilfe geprägt. Wenn du solch ein Leben führst, ist das Leben eines Familienvaters genau so gut, wie das Leben eines Sannyasin.
Practice of Brahmacharya