Damit euch ähnliches erspart bleibt, hier eine Geschichte, wie es einem jungen Mann erging, der Ehebruch beging. Und sagt bitte anachließend nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.
Betrachten wir zuletzt ein Gedicht, in dem eine Bhikkhuni (Mönchin) detailliert einige ihrer vorhergehenden Leben beschreibt und ihrem Fragesteller zeigt, wie sie das Gesetz der karmischen Ursache und Wirkung begriffen hat.
Isidasi, so hieß die Mönchin, hatte lang zuvor, zu Zeiten früherer Buddhas viel gutes paramis (Karma) erzeugt. Doch vor ungefähr sieben Leben, als sie ein junger Mann war, hatte sie Ehebruch begangen. Nachdem sie dieses Dasein verlassen hatte, mußte Isidasi die Folgen dieser unmoralischen Tat erleiden:
Nach dem Tod gelangte ich in die Avici-Hölle
dort blieb ich lange Zeit,
Dann wurde ich im Körper eines
Affen wiedergeboren.
Nur sieben kurze Tage lebte ich, bevor
Mich der Anführer der Affen kastrierte.
Das war die Frucht meiner Lüsternheit.
Nach dem Sterben in den Wäldern von
Sindh, wurde ich als Nachkomme einer
Einäugigen Ziege geboren
Und war zwölf Jahre ein lahmes, von
Würmern zerfressenes, kastriertes Tier.
Zu nichts tauge trug ich Kinder
Auf meinem Rücken.
Das war die Frucht meiner Lüsternheit.
Als nächstes wurde sie als Kalb geboren und wieder kastriert, und als Ochse zog sie Pflug und Karren. Dann, als die schlimmsten Früchte dieses schlechten Wirkens bereits gereift waren, kehrte Isidasi in den menschlichen Bereich zurück. Doch war es noch immer eine zweifelhafte Art von Geburt, denn sie war das zwittrige Kind eines Sklaven. Auch dieses Leben dauerte nicht lang. Darauf war sie die Tochter eines Mannes, der von Schulden geplagt war. Einer der Gläubiger ihres Vaters nahm sie mit anstelle der Bezahlung. Sie wurde die Frau des Sohnes von diesem Kaufmann, aber "sie brachte Zwietracht und Feindschaft in dieses Haus."
In ihrem letzten Leben, wurde sie, ungeachtet ihrer Bemühungen, in keinem Haus, in das sie als Braut gebracht wurde länger behalten, als eine kurze Weile. Ihr tugendhafter Vater vermählte sie mehrere Male mit den entsprechenden Männern. Sie versuchte eine perfekte Ehefrau zu sein, doch jedes Mal wurde sie hinausgeworfen. Durch diese Unfähigkeit mit einem Mann zu leben, wurde ihr eine Gelegenheit geschaffen, den Kreis der Bedingtheit zu durchbrechen. Nach ihrer dritten zerrütteten Ehe beschloß sie dem Sangha (Mönchsorden) beizutreten. Alles Üble in ihrem Geist wurde durch die Meditation beseitigt, die Einsicht in die Vier Edlen Wahrheiten reifte und Isidasi wurde eine Arahat (Erleuchtete).
Sie entwickelte dann auch die Fähigkeit der Rückerinnerung an ihre vergangenen Leben und erkannte so, wie die ganze ursächliche Kette unheilsamer, weit zurückliegender Taten ihre Folgen in den nachfolgenden Leben herbeiführte:
So waren die Früchte meines Karmas,
Die mich sogar in diesem letzten
Leben kränkten,
Obwohl ich sie voll Demut annahm.
Die letzte Zeile ihres Gedichts läßt die Vergangenheit, Wiedergeburt und all ihr Leid mit einer Art "Löwenruf" vollständig zurück: "Genug! All dem habe ich nun ein Ende bereitet".
Durch Isidasi's Erzählung erhalten wir einige lehrreiche Veranschaulichungen der unerbittlichen Wirkung des karmischen Gesetzes. Das Leiden, das sie wegen ihres sexuellen Fehlverhaftens durchmachen mußte, dauerte sieben schwierige Leben. Aber auch die Grundlage für Weisheit wurde gelegt und als die Kraft ihres schlechten Karmas aufgebraucht war, tat das früher von ihr geschaffene paramis (gute Karma) seine Wirkung. So konnte Isidasi eine Bhikkhuni (Mönchin) werden, ihren Geist vollkommen läutern und so alle möglichen Ursachen zukünftigen Leidens abschütteln. Anfang, Mitte und Ende jedes Lebens sind immer auf Ursachen und Bedingungen zurückzuführen.
Und zum Schluss noch ein persönliches Wort zu der Geschichte. Ich würde die Geschichte nicht auf mehrere Leben verteilen, sondern würde sie alle in einem Leben ansiedeln. Mir zeigt die Geschichte, welche Kämpfe wir manchmal durchzustehen haben, um uns von unserer Lüsternheit zu befreien.
Mit dem vollständigen Durchdringen des Leides, das ist die Erste Edle Wahrheit, und dem Fahrenlassen des Begehrens, das ist die Zweite Edle Wahrheit, gelangt das Streben auf dem Achtfachen Pfad, das ist die Vierte Edle Wahrheit zur Vollendung. So erreichten wir das Ende des Leidens, das ist die Dritte Edle Wahrheit, genau in diesem Leben und werden nicht mehr wiedergeboren.
Arahat Bikkhunis