Meditation und Sex

Zwei Wege zur Enthaltsamkeit?

Dem Yogi stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:

1. auf die sexuelle Tätigkeit gänzlich zu verzichten, jedoch darauf zu achten, dass durch bestimmte Yoga-Techniken das sexuelle Potential in höhere Energieformen (wie z.B. Vitalität, innere Kraft, reine Liebe, mentale Kraft, Spiritualität) umgewandelt wird. Diese Techniken schließen folglich alle erotischen oder sexuellen Erlebnisse aus.

2. die sexuelle und erotische Tätigkeit von einem neuen Standpunkt aus zu betrachten und durchzuführen, indem man die vollkommene Kontrolle oder Kontinenz (Vermögen Körperausscheidungen zurückzuhalten) der sexuellen Funktion durch intelligente Ausübung dieser anstrebt.

Grundsätzlich verfolgt man den Orgasmus von der Ejakulation zu trennen, wobei die Ejakulation beliebig lange hinausgezögert wird, unabhängig von der Dauer, Intensität und Anzahl der sexuellen Kontakte. Die Ejakulation ist nur dann erwünscht wenn das Paar ein Kind bekommen möchte.

Zuerst sei einmal darauf hingewiesen, dass bei der zweiten Sexualpraktik der Samenerguss, die Ejakulation, nur zugelassen werden soll, wennn ein Kind erwünscht ist. ABER, der zweite Weg stellt sich bei näherer Betrachtung als eine Mogelpackung heraus, denn der Orgasmus wird tolleriert. Der Samenerguss wird zwar unterbunden, aber der Orgasmus wird zugelassen.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewisen, dass beim Tantra normalerweise sowohl der Orgasmus als auch der Samenerguss vermieden werden sollte.

Es gibt allerdings taoistische Sexualpraktiken (siehe: Mantak Chia), die darauf beruhen, dass sie zwar den Orgasmus zulassen, aber den Samenerguss mittels einiger Sexualpraktiken vermeiden und dann noch meinen, dieses hätte keine negativen Folgen, da der Same ja zurückgehalten würde und somit kein Energieverlust stattfindet.

Das ist allerdings ein großer Irrtum. Der Samen bleibt zwar erhalten, die sexuelle Energie geht aber verloren, denn sonst hätte der betreffende Mensch keinen Orgasmus. Mantak Chia ist durch seine Bücher bestimmt zum reichen Mann geworden, denn seine Bücher werden millionenfach gelesen. Aber für mich sind sie das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Für mich ist diese Form der Sexualpraktik schon fast pervers, weil sie die Sexualität bzw. den Orgasmus fast zum Gott hochstilisiert. Genau das richtige für Sexsüchtige.
 
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Es kann keine Sprache ohne Vokale geben. Du kannst kein Bild ohne eine Leinwand malen. Du kannst kein Buch ohne Papier schreiben. Ebenso kannst du keine Gesundheit und kein spirituelles Leben ohne Brahmacharya verwirklichen. Brahmacharya bringt sozialen Aufstieg und gesundheitliche Verbesserungen. Es ist die Grundlage für ein moralisches Leben. Es ist die Grundlage für ein langes und gesundes Leben. Es ist eine Frühlingsblume, die Unsterblichkeit von ihren Blütenblättern ausströmt. Es ist die Basis für ein Leben des Friedens in Atman (Seele). Es ist der feste Rückhalt für Brahmanishtha (Gotteskenner), der begeistert von Weisen und Yogaschülern ersehnt wird.

Brahmacharya ist das Schild für einen Kampf gegen die Sinneslust, den Zorn und die Geldgier. Es dient als Tor zum Glück. Es öffnet die Tür zur Befreiung. Es führt zur beständigen Freude, zum ununterbrochenen und reinen Glück. Sogar Rishis (weise Ratgeber), Devas (Halbgötter), Gandharvas (himmlischen Musikanten) und Kinnaras (Astralwesen, halb Mensch, halb Vogelwesen) dienen zu Füßen des Brahmachari. Sogar Isvara, der Gott des Raja Yoga, trägt auf seine Stirn den Staub der Füße eines Brahmachari. Brahmacharya ist der einzige Schlüssel, zum Öffnen der Sushumna, des Hauptenergiekanals im Rückenmark, um die Kundalini zu wecken. Brahmachari bringt Glorie, Ruhm, Tugend und göttlichen Segen. Wer kann die Großherzigkeit, das Majestätische und die Glorie eines verwirklichten Brahmachari beschreiben!

Genau so wie Öl den Docht herauffließt und und in einem glühendem Licht verbrennt, so fließt auch der Samen (die sexuelle Energie) durch die Yogapraxis aufwärts zum Gehirn und wird dort in Ojas (spirituelle Energie) umgewandelt. Das Zölibat verleiht dem Brahmachari einen brahmischen Glanz in seinen Gesicht. Brahmacharya ist das helle Licht, das aus seinen Augen erstrahlt. Es ist die erblühte Blume des Lebens, um die die Bienen der Stärke, der Geduld, des Wissen, der Reinheit und der Gelassenheit summen, hierhin und dorthin fliegen. Mit anderen Worten, der, der Brahmacharya beachtet, wird mit den oben genannten Qualitäten ausgestattet. Die Heiligen Schriften erklären es nachdrücklich: Durch die Praxis von Brahmacharya nehmen Langlebigkeit, Ruhm, Stärke, Vitalität, Wissen, Reichtum, Berühmtheit, Tugenden und Hingabe zur Wahrheit zu.

Practice of Brahmacharya
 
Reine Luft, reines Wasser, gesunde Nahrung, Yoga, Joggen, Sport, Spiele im Freien, Wandern, Spazieren gehen, Fahrrad fahren, Rudern, Schwimmen, leichte Spiele wie Tennis, alles dies trägt zur Erhaltung einer guten Gesundheit bei und sorgt für eine hohe Vitalität. Es gibt in der Tat viele Wege, Gesundheit und Kraft zu erlangen. Diese körperlichen Betätigungen sind zweifellos ein unentbehrliches Erfordernis. Aber Brahmacharya ist von allen das wichtigste. Ohne Brahmacharya bleiben alle deine Übungen ohne Erfolg. Es ist das Sesamöffnedich zum Öffnen der Reiche von Gesundheit und Glück. Es ist der Eckstein zum Gebäudes des Glücks und zur reinen Glückseligkeit. Brahmacharya ist das einzig Besondere, das die Männlichkeit aufrechterhält.

Die Bewahrung des Samens ist das Geheimnis der Gesundheit und der Langlebigkeit. Es ist der Erfolg im körperlichen, geistigen, intellektuellen und spirituellen Wohlbefinden. Derjenige, der sogar nur ein wenig Brahmacharya praktiziert, wird über eine Krise oder eine Krankheit leichter hinwegkommen. Leidet der normale Mann beispielsweise einen Monat lang an einer Krise, so hat derjenige, der wenigstens ein wenig Brahmacharya praktiziert, die Krise vielleicht bereits nach einer Woche überwunden.

Die Srutis, die hinduistischen Schriften, halten ein Alter von 100 Jahren für einen Mann für normal. Dieses Alter kannst du aber nur erreichen, wenn du Brahmacharya praktizierst. Es gibt zwar Männer, die ein langes Leben und eine hohe intellektuelle Leistungskraft, trotz ihrer unmoralischen Lebensweise, erreichen. Aber sie wären noch leistungsfähiger und brillanter gewesen, hätten sie einen besseren Charakter und etwas mehr Mäßigkeit besessen.

Nachdem Dhanvantari, der Vater des Ayurveda, seinen Schülern alle Details über Ayurveda mitgeteilt hatte, erkundigten sie sich nach dem Hauptgededanken seiner medizinischen Wissenschaft. Der Meister antwortete: „Ich sage euch, dass Brahmacharya wirklich ein kostbarer Juwel ist. Es ist in der Tat die wirkungsvollste Medizin, die Krankheit, Unglück und Zerfall zerstört. Für das Erreichen des inneren Friedens, von Freundlichkeit, Wissen, einem guten Gedächtnis, einer guten Gesundheit und zum Erlangen der Selbstverwirklichung, sollte man Brahmacharya, das höchste Dharma, die Lehre Buddhas, unbedingt beachten. Brahmacharya ist das höchste Wissen; Brahmacharya ist die größte Stärke. Die Natur des Brahmacharya entspricht der Natur des Atman. Atman, die Seele hat ihren Wohnsitz im Brahmacharya. Verneige dich vor dem Brahmacharya und Heilung wird dir zuteil. Brahmacharya kann alle unheilvollen Leiden auflösen.“

Die Praxis von Brahmacharya gibt eine gute Gesundheit, innere Stärke, Frieden des Verstandes und ein langes Leben. Es kräftigt den Verstand und die Nerven. Es hilft, körperliche und mentale Energie zu konservieren. Es vergrößert das Gedächtnis, die Willenskraft und die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Es schenkt enorme Stärke, Tapferkeit und Vitalität. Das Auge ist das Fenster der Seele. Wenn der Verstand rein und ruhig ist, ist das Auge ruhig und sicher. Der, der im Brahmacharya ruht, hat glänzende Augen, eine wohlklingende Stimme und einen schönen Teint.

Practice of Brahmacharya
 
opti schrieb:
Zwei Wege zur Enthaltsamkeit?



Zuerst sei einmal darauf hingewiesen, dass bei der zweiten Sexualpraktik der Samenerguss, die Ejakulation, nur zugelassen werden soll, wennn ein Kind erwünscht ist. ABER, der zweite Weg stellt sich bei näherer Betrachtung als eine Mogelpackung heraus, denn der Orgasmus wird tolleriert. Der Samenerguss wird zwar unterbunden, aber der Orgasmus wird zugelassen.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewisen, dass beim Tantra normalerweise sowohl der Orgasmus als auch der Samenerguss vermieden werden sollte.

Es gibt allerdings taoistische Sexualpraktiken (siehe: Mantak Chia), die darauf beruhen, dass sie zwar den Orgasmus zulassen, aber den Samenerguss mittels einiger Sexualpraktiken vermeiden und dann noch meinen, dieses hätte keine negativen Folgen, da der Same ja zurückgehalten würde und somit kein Energieverlust stattfindet.

Das ist allerdings ein großer Irrtum. Der Samen bleibt zwar erhalten, die sexuelle Energie geht aber verloren, denn sonst hätte der betreffende Mensch keinen Orgasmus. Mantak Chia ist durch seine Bücher bestimmt zum reichen Mann geworden, denn seine Bücher werden millionenfach gelesen. Aber für mich sind sie das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Für mich ist diese Form der Sexualpraktik schon fast pervers, weil sie die Sexualität bzw. den Orgasmus fast zum Gott hochstilisiert. Genau das richtige für Sexsüchtige.

Guten Tag Opti,
Hier siehst du das völlig richtig. Die Irrlehre von Mantak ziehlt dahin, die ejektierte sexuelle Energie ins Hirn zu leiten um den Orgasmus dort voll auszukosten. Sexsucht ist hier vorprogrammiert, es ist das "Samadhi der Sexbessenen". Es ist purer Materialismus.

Dhyana, eine Freundin von mir, kennt sich in diesen Praktiken aus, rät aber davon ab. Sie sagt, dass hier die alten taoistischen Exerzitien falsch interpretiert werden.

Es grüsst Ch'an
 
Ch'an schrieb:
Dhyana, eine Freundin von mir, kennt sich in diesen Praktiken aus, rät aber davon ab. Sie sagt, dass hier die alten taoistischen Exerzitien falsch interpretiert werden.

Es grüsst Ch'an
Jau, das denke ich auch, daß diese Praktiken entweder vor oder nach einem spirituellen Weg natürlich entstehen könnten, aber sie jetzt zum Weg zu erheben- lieber nicht...
Obwohl: wenn jemand seinen Körper wirklich überhaupt nicht spürt und auch sein Geschlecht nicht- was hat man da sonst für eine Chance?! Also verstehen kann ich das schon, auch wenn es vielleicht kein geistiger Weg ist. Laßmer se mal an ihren Eiern ziehen... Die Meridiane öffnet das ja schon- insbesondere der Lebermeridian ist eng mit den Hoden verbunden. Deshalb sind Männer die ihre Männlichkeit nicht integriert haben auch oft so wütend.
Man kann aber auch an den Ohren ziehen- das hat so etwa den gleichen Effekt... wirkt nur "höher".
 
Mit ist eben noch etwas eingefallen, dass ich noch nachtragen wollte. Ich habe in einem oberen Beitrag fogendes geschrieben:

Und darum kann ich nicht beurteilen, ob z.B. jemand zu ganz anderen Meditationserfahrungen kommt, wenn er sich bei der Meditation auf das Herz, auf Gott, auf das Gebet oder eine andere Meditationsmethode konzentriert. Ich glaube, dass die Ausgangsmethoden zwar unterschiedlich sind, sich aber schnell aneinander angleichen, sobald sich ein gewisser Automatismus eingestellt hat.

Eben fiel mir ein, dass alle Kontemplationsmethoden, egal welche man benutzt, ob es die Meditation, das Zazen, die Visualisierung, das Beten oder die Konzentration auf Gott oder irgendein physisches oder geistiges Objekt, zur Folge hat, dass die Atmung beeinflußt wird. Und dadurch wird natürlich auch die Physiologie des Menschen beeinflußt. Die Atmung ist also neben der Enthaltsamkeit der zentrale Schlüssel zum Glück, zum Nirvana, zur Erleuchtung.
 
opti schrieb:
Mit ist eben noch etwas eingefallen, dass ich noch nachtragen wollte. Ich habe in einem oberen Beitrag fogendes geschrieben:

Und darum kann ich nicht beurteilen, ob z.B. jemand zu ganz anderen Meditationserfahrungen kommt, wenn er sich bei der Meditation auf das Herz, auf Gott, auf das Gebet oder eine andere Meditationsmethode konzentriert. Ich glaube, dass die Ausgangsmethoden zwar unterschiedlich sind, sich aber schnell aneinander angleichen, sobald sich ein gewisser Automatismus eingestellt hat.

Eben fiel mir ein, dass alle Kontemplationsmethoden, egal welche man benutzt, ob es die Meditation, das Zazen, die Visualisierung, das Beten oder die Konzentration auf Gott oder irgendein physisches oder geistiges Objekt, zur Folge hat, dass die Atmung beeinflußt wird. Und dadurch wird natürlich auch die Physiologie des Menschen beeinflußt. Die Atmung ist also neben der Enthaltsamkeit der zentrale Schlüssel zum Glück, zum Nirvana, zur Erleuchtung.

sagst du!
ernste frage:
hast du diese erfahrung selbst gemacht oder beziehst du dich auf niedergeschriebene erfahrung??
 
Hallo Opti,



1. Sexsucht

a) Sexsucht und Sozialisation

Also wir stimmen hier überein, dass die Sexsucht im Sozialisationsprozess entwickelt wird. Und ich gebe dir hier Recht, es ist wichtig auf einen überschaubaren Zeitraum (die nächsten 100 Jahre) zu blicken - ich neige dazu die Idee (Jupiter) zunächst mehr zu sehen, als die praktische Integrationsmöglichkeit (Saturn).
Wenn man sich allerdings bewusst macht, dass - im Gegensatz zu z.B. den Sklaven-Gesellschaften - so etwas wie Menschenrechte vor ca. 220 Jahren entstanden ist, dass auch die Kindheit als Phase der Kindheit anerkannt wurde und Kinder nicht mehr wie Erwachsene behandelt werden und schon im frühsten Alter aus dem Hause zu anderen Familien als Arbeitskraft oder in einen Bergwerkstollen gegeben werden und wenn man registriert, dass die körperliche Gewalt in der Erziehung stark rückläufig ist, dann sehe ich dennoch einen Trend in diese Richtung. Allerdings sind wir noch weit von einer liebevollen, spirituellen Erziehung entfernt – nach wie vor wird anhand psychischer Gewalt, Scham (Gewissen), etc. erzogen und die Eltern sind nicht spirituell weit genug fortgeschritten um, die notwendige Liebe, Anerkennung und Offenheit lange genug sowie die spirituelle Praxis dem Kind zu schenken. Vielmehr werden die Neurosen, Traumata, Gewalt-Skripte etc. von Generation zu Generation weitergegeben, ohne dass wir hierfür unsere Eltern verantwortlich machen könnten, denn auch sie haben sie erhalten. Ich sehe hier allenfalls einen Prozess der Milderung im Grade der Verletzungen.

b) Sexsucht und psychische Verletzungen

Ich gebe dir erst einmal Recht, dass man zwischen Sexsucht und psychischen Verletzungen trennen muss. Die Sexsucht wird konditioniert und zwar durch Praktiken, die in der Gesellschaft an die Kinder durch Zeitschriften etc. in der frühsten Kindheit herangetragen werden – wenn man mal von sexuellem Missbrauch in der Familie absieht. Außerdem findet dann aber noch so etwas wie die Ödipus-Phase statt, wenn sich die ersten sexuellen Energien im Kind stärker entwickeln, und es ist dann die Frage, inwiefern die Eltern das Kind emotional auffangen können bzw. wie sehr sich das Kind auf Masturbation zurückzieht, um diesen „Schock“ und das eventuelle Defizit an Wärme und Zuneigung zu kompensieren. Schon ab der frühen Kindheit stürzen sich die sozial tradierten Sexual-Praktiken sowie das sozial tradiert Sexual-Wissen auf das Kind und es wird zumeist eine Sexsucht konditioniert.
Andererseits glaube ich nun, dass die psychischen Verletzungen ( und das fängt schon mit der Einsamkeit an) in der frühen und späten Kindheit dazu führen, dass die Süchte generell, nicht nur die Sexsucht - aber ihr kommt eine prominente Stellung zu, da der Suchtstoff ja leibbedingt immer zur Verfügung steht – ein Kompensationsmechanismus und im weitergehenden Sinne ein Verarbeitungsmechanismus – der eventuell nie zur vollständigen Verarbeitung führt - für psychische Verletzungen darstellt. Die Süchte führen dann oft mit der Zeit wiederum zu neuen Ich-Regressionen oder sie bedingen zumindest eine Stagnation in der Ich-Entwicklung. Das Ich schafft es ja jedes mal nicht, seine Ich-Grenze zu ziehen, sondern wird immer Zuschauer der eigenen Schwäche, wenn die Sucht das Ich überfällt. Die Sucht wird dann oft einfach bejaht, damit dieser Konflikt gar nicht erst bewusst wird – oft beispielsweise bei der Zigarettensucht gut zu beobachten, also bei gesellschaftlich weitestgehend anerkannten Süchten.
Wenn eine solche Limitierung des Ichs und des Bewusstseinsniveaus vorliegt, dann spiegelt sich das natürlich auch im ganzen Alltag wider: in der Ernährung, in den sozialen Beziehungen, im Schlaf und Arbeitsverhalten, in der Freizeitgestaltung.

2. Sexuelle Energie und Chakren

Opti schrieb:
An die Theorie der Energie, die aus dem Samen erzeugt wird, mag ich auch nicht so recht zu glauben. Ich würde den ganzen Körper gewissermaßen als ein einheitliches Energiesystem betrachten, mit einigen Energiezentren, die wohl teilweise auch für die Energieerzeugung verantwortlich sind (Nahrung, Atmung, evtl. Sonnenenergie). Durch die Sexualität wird diesem Energiesystem Energie entzogen. Und da diesem System oftmals mehr Energie entzogen als zugeführt wird, fehlt dem Körper die Energie, um optimal zu arbeiten. Das Optimum heißt für mich Erleuchtung.

Ja, ich wusste gar nicht, dass sich unsere Meinungen hier so nahe stehen.

Opti schrieb:
Ich glaube, dass dem Sexualchakra (Svadhishthana · Sakralchakra) wohl eine besondere Bedeutung zukommt, weil es neben dem Nabelzentrum (Sonnengeflecht, Solarplexus, Manipura) das am stärksten verletzte Chakra beim Menschen ist. Das Nabelzentrum steht übrigens stellvertretend für die emotionale Seite des Menschen

Also ich glaube auch, dass empirisch bei den meisten Menschen die oberen Chakren vollkommen verschlossen sind, dass es sich aber ganz anders auf das alltägliche Leben auswirkt, als wenn die unteren Chakren verschlossen sind. Es ist ja paradoxerweise so, dass in unserer Gesellschaft Menschen deren Stirn-Chakra oder Kronen-Chakra geöffnet ist, die damit einen „spirituellen Aufstieg“ vollziehen, nahezu als verrückt betrachtet werden, wenn sie sich nicht einer Religion anschließen. Hingegen die Menschen, deren Bauch-Chakra sehr aktiv ist, zumeist „gesellschaftlichen Aufstiegs-Erfolg“ verzeichnen, der von vielen allen anerkannt wird - man denke nur an die "Stars", "VIPs" etc. . Wenn das Sexual-Chakra oder das Bauch-Chakra verletzt ist, dann wird dies sozial auch als Verletzung wahrgenommen, weil dann eine sozial-wahrnehmbare Leistung nicht erbracht wird - während die Performance des dritten Auges ja eher als Störung empfunden wird ;)
Meiner Ansicht nach kommt hier dem Wurzel-Chakra aber auch eine große Bedeutung zu. Wenn das Wurzel-Chakra verletzt ist, dann lebt man ständig in Existenz-Ängsten und man fühlt sich in der Gesellschaft und der Natur vollkommen unsicher, man kann anderen Menschen nicht vertrauen und sich selbst auch nicht. Es fehlt dann vollkommen an Urvertrauen. Es scheint mir so, dass das Wurzel-Chakra von Kindern beispielsweise oft in Scheidungen verletzt.
Und wenn das Herz-Chakra verletzt und verschlossen ist, dann merkt dies auch fast niemand. Ich möchte das an dem Herz-Chakre ausführlicher darstellen, weil der "Liebe" eine so große Stellung in unserer Gesellschaft beigemessen wird (Liebe, Sexualität, Rationalität, Individualität und Karriere):

Die sozialen Beziehungen sind ja zumeist nicht durch Liebe geprägt, aber das will niemand zugeben. Lieben kann man meiner Meinung nach erst dann, wenn man eine spirituelle Reife entwickelt hat. Zuvor sehnt man sich vor allem nach Liebe: Liebe zu empfangen, ohne dass man reif genug ist, selbst zu lieben.
Das, was nach einer Trennung weh tut, das ist nicht die Liebe, sondern das ist, dass man "geliebt werden möchte", das "Ego" schmerzt sowie viele Ängste stellen sich ein - irrigerweise wird all das in unserer Gesellschaft "Liebeskummer" genannt, was jedoch nur anzeigt, wie sehr man sich in der Beziehung selbst verloren hat, wie unselbständig und unfrei man geworden oder noch immer ist.
Oft wird das Verliebtsein, Vermissen, Abhängig-Sein, Sexualität, Leidenschaft, Begehren, eine Idealisierung, Glück, die Beziehung für „Liebe“ gehalten. Das ist Liebe jedoch alles nicht, sondern das wünschen sich Menschen von der Liebe. Das alles ist vor allem Ausdruck von "Liebe-Haben-Wollen", "Geliebt-Werden-Wollen", Ausdruck von Unfreiheit und Abhängigkeit. Zwischen den beiden unfreien, abhängigen Menschen entsteht dann eine „Tausch-Beziehung“ und der andere wird als wertvoll empfunden, weil man erwartet, dass sich all diese Traumerwartungen erfüllen werden.
Liebe ist jedoch nichts Nehmendes, sondern Liebe ist Offensein, was man in der Brust, im Herzen (Herz-Chakra) als Kribbeln oder "Offenheit" und "Leichtigkeit" fühlen kann (wenn man nicht lieben kann oder wenn man Liebesschmerzen verarbeitet, dann fühlt man hier oft nur Taubheit oder ein Drücken oder Klemmen, manchmal auch Schmerzen). Wenn man liebt, dann möchte man den anderen nicht verändern, sondern man kann ihn so verstehen, annehmen, lieben wie er hier und jetzt ist. Man ist erfüllt von Gelassenheit, Loslassen und Frei-Sein, hier und jetzt im Moment-Sein und von Mitgefühl (nicht Mitleid). Man fühlt den natürlichen Nähe-und-Distanz-Rhythmus und lässt los und nimmt mit dem freien, starken Ich immer wieder Abstand und kehrt dann aus dieser Freiheit zurück, nicht weil man sich nach all dem so sehr sehnt und abhängig ist, sondern man kehrt aus dieser Freiheit zu dem anderen zurück, weil es wirklich um die Individualität und höhere Verbindung geht, die in dieser Freiheit entsteht.
Aber – wie gesagt – die meisten Menschen wünschen sich Liebe, weil ihr eigenes Herz-Chakra nicht offen ist. Aber das Problem wird nicht erkannt, weil genau diese Tausch-Beziehung als Liebe anerkannt ist.

3. Enthaltsamkeit

Also ich fand das gesamte Zitat sehr passend und möchte noch einmal einen Hauptgedanken zitieren:

Swami Sivananda sagt zum Brahmacharya:
Enthaltsamkeit bedeutet weder Unterdrücken noch Verdrängen von Sexualität. Das sexuelle Potential wird für etwas verwendet, das zehnmal, hundertmal großartiger ist. Deshalb ist es ein Missverständnis, von Unterdrückung oder Verdrängung zu sprechen. ...

Der erste Schlüssel zum Erfolg in der Enthaltsamkeit besteht also darin, das Heilige und Wertvolle des vorhandenen Energiepotentials zu erkennen und zu verstehen. Wenn man klar erkannt hat, dass es wert ist, bewahrt, erhalten und zum Allergrößten gelenkt zu werden, das man erlangen kann, dann hat man den Wunsch, Brahmachari zu sein. Dann wird es als etwas höchst Positives gesehen.

Zum letzten Punkt, ob es zwei Wege zur Enthaltsamkeit gibt, habe ich jedoch noch keine klare Position gefunden.
Ich stimme dir zu, dass es natürlich nicht sinnvoll sein kann, wenn es einzig darum geht, die Ejakulation vom Orgasmus zu trennen, um dann noch mehr an all das Begehren anzuhaften. Das ist dann lediglich "gekonnte Empfängnisverhütung" und dies würde zu unserer begehrenssüchtigen Gesellschaft passen, dass letztlich die „Technik“ eingesetzt wird, um die Sucht, das Erlebnis, das Anhaften zu optimieren.

Das einzige, was ich mir vorstellen kann, was ich jedoch selbst nicht lange genug praktiziert habe – was vor bei mir noch vor 7-8 Jahren eher einer Idee und "Lust" :D entsprang – das wäre ein Weg, auf dem man sich wirklich langsam vom Begehren löst. Das erste Etappenziel ist ja gerade nicht „Orgasmus“, sondern Gleichmut. Man kann hier immer die Frage stellen: Ja, warum lässt Du noch nicht ganz los ? Wieso gehst Du immer wieder zur Sinnlichkeit zurück ? Darauf könnte man dann nur antworten: ich begann in einem Zustand voller Abhängigkeit, Sinnlichkeit und Begehren und das langsame Loslassen ist für mich der einzige Weg, mich aus diesem Zustand zu befreien. Aus diesem Grunde praktiziere ich Tantra und deshalb versuche ich über das Begehren vom Begehren loszulassen.
Wie gesagt, das ist nicht mein Weg, aber das wäre die einzige Argumentation, die mir hier einfällt.

Mir persönlich scheint der erste Weg gangbar. Wenn man sich klar macht, dass man diesen Weg zunächst einmal für einen bestimmten Zeitraum gehen will, und das kann zu Beginn auch ein kurzer Zeitraum ( vielleicht ein paar Wochen, ein paar Monate, ein Zeitraum, in dem man sich intensiv spirituellen Praktiken widmet) dann ist das eine erste Grundlage. Wenn man dann praktiziert, dann wird man sehen, wie hilfreich diese Enthaltsamkeit für die spirituelle Praxis ist und man wird erkennen, wie sehr man konditioniert ist/war, wie sehr diese Bilder sich im Unbewussten eingenistet haben und man wird dann umso mehr Einsicht und den Willen entwickeln, diese Konditionierungen und die Sucht aufzulösen. Wenn man hier angekommen ist, dann kann man sich wiederum überlegen, wie man nun vorgeht und ob man den Zeitraum nicht ausdehnen möchte.

Liebe Grüße :liebe1:
Energeia
 
opti schrieb:
Eben fiel mir ein, dass alle Kontemplationsmethoden, egal welche man benutzt, ob es die Meditation, das Zazen, die Visualisierung, das Beten oder die Konzentration auf Gott oder irgendein physisches oder geistiges Objekt, zur Folge hat, dass die Atmung beeinflußt wird. Und dadurch wird natürlich auch die Physiologie des Menschen beeinflußt. Die Atmung ist also neben der Enthaltsamkeit der zentrale Schlüssel zum Glück, zum Nirvana, zur Erleuchtung.
Ja, Beeinflussung der atmung gibt es auch. Aber insgesamt ist wohl das Wesentliche, daß die Atmung "bewußt" wird und losgelassen werden kann. Der Körper atmet ganz alleine und anders, als der oft hektische und bemühte Geist oder die nach Wandlung sinnende Seele.
Diese Gemeinsamkeit der Techniken ist ja ein weiterer Hinweis, daß es im Grunde nur um "Eines" geht: das "universale" Bewußtsein, also die Non-Dualität, gegen die Du dich noch ein bisserl sträubst. Vielleicht mußt Du da einfach noch ein bißchen einen Weg wirklich mit vollem Herzen und aus voller "Überzeugung";-) gehen, um dann zu sehen, daß nach einer Weile eine "Loslösung" von der inneren Haltung des Praktizierenden geschieht und man wirklich zunächst einmal "leer" wird.
Gerade in der Unterscheidung eines (von anderen übernommenen) Weges liegt ja das Dilemma, daß der Mensch sich als getrennt empfindet, mit verborgen. Auch wenn jeder Weg eben zur Auflösung dieser Ego-Zentriertheit führen kann. Insgesamt bekommt jeder das, was seine Angst zuläßt, denke ich mal. Gegen Dummheit z.B. läßt sich nicht argumentieren, da kannste machen was Du willst und bist aufgeschmissen. Da ist man dann wohl nicht am rechten Fleck im Rahmen seiner Sendung (ob man diese nun emfpindet oder nicht, ist ja völlig unerheblich. "Sendung" ist für mich wieder nur ein Wort für eine bestimmte Energie, die entsteht, wenn der Geist lange genug leer ist).

Tschüss, Du Kristall!
 
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Spieler schrieb:
Jau, das denke ich auch, daß diese Praktiken entweder vor oder nach einem spirituellen Weg natürlich entstehen könnten, aber sie jetzt zum Weg zu erheben- lieber nicht...
Obwohl: wenn jemand seinen Körper wirklich überhaupt nicht spürt und auch sein Geschlecht nicht- was hat man da sonst für eine Chance?! Also verstehen kann ich das schon, auch wenn es vielleicht kein geistiger Weg ist. Laßmer se mal an ihren Eiern ziehen... Die Meridiane öffnet das ja schon- insbesondere der Lebermeridian ist eng mit den Hoden verbunden. Deshalb sind Männer die ihre Männlichkeit nicht integriert haben auch oft so wütend.
Man kann aber auch an den Ohren ziehen- das hat so etwa den gleichen Effekt... wirkt nur "höher".

Ich glaube, die Irrlehre der taoistischen Sexualpraktiken konnte nur dadurch entstehen, dass selbst unter Yogis der Irrglaube zu herrschen scheint, dass bei der Sublimation, also der Umwandlung von sexueller Energie in spiritueller Energie, der Samen selber zum Gehirn aufsteigt. Diese Theorie wird scheinbar selber sogar von Swami Sivananda aufrecht erhalten, soweit ich das im Moment überblicken kann. Aber ich bin da noch in einem meinungsbildungsprozess.

Es könnte auch sein, dass der Same in Energie umgewandelt wird und das diese Energie zum Gehirn wandert. Jedenfalls sagen die Yogis, dass der verwirklichte Brahmachari keinen Samen mehr von sich gibt und demzufolge nicht einmal mehr feuchte Träume (nächtliche Samenergüsse = Pollutionen) hat, weil der Samen (bzw. die Samenenergie) vollkommen zum Gehirn tranportiert wird.
 
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