Meditation und Sex

Ch'an schrieb:
Die einzige Möglichkeit herauszufinden, was Enthaltsamkeit bewirkt, ist sie zu praktizieren, ob für kurz oder lang.
Erfahrungen die ich damit gemacht habe sagen mir....

Welche Erfahrungen hast du denn gemacht?
 
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ElaMiNaTo schrieb:
Samadhi zu erleben, bedeutet nicht, dass man dabei nicht denkt (zwangsläufig).

Gone, Gone, Gone Beyond, Completely Beyond, How Wonderful, Awakening
Genau richtig. Und was opti schreibt, wie er die Wirkung von Sexualität versteht, das finde ich auch sehr richtig.
 
fckw, erzähl doch Du mal von Deinen Erfahrungen mit (sexueller) Enthaltsamkeit, oder muß ich den Anfang machen?
 
Hallo,

@Spieler, Elaminato

Samadhi:

ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass jeder halbwegs gesunde Mensch, wenn er 5-7 Tage 10 Stunden täglich auf den Atem meditiert und sonst Shila einhält und schweigt, für einige Minuten jeweils und das dann durch die gesamte Meditation - zwischen 1-3 Stunden - "Stille" erfahren kann: "Stillegung von Gedanken und Denken".
Je länger und tiefer das Samadhi wird, desto länger kann dann auch diese Stille anhalten.
Und das ist dann gerade erst einmal die erste Versenkungsstufe. Und man spricht hier einheitlich von "Tiefe" der Versenkung.

Wenn ich von "spiritueller Entwicklung" spreche, dann spreche ich von einer Entwicklung, die mindestens bis zur 3-4 Versenkungsstufe führt und die auch außerhalb der Meditation erfahren werden kann.

Mir geht es also weder um einen Wettbewerb, noch geht es mir um einen kurzen Aufstieg, der nicht in das Leben integriert werden kann und sich nicht im Bewusstseins-Niveau im Alltag wiederspiegelt.
Mir geht es folglich nicht um ein einmaliges Erlebnis oder um eine Erkenntnis, sondern um eine Praxis, Alltag und um ein Bewusst-SEIN.

Mit Schriftstellerei, Tai-Chi und Chakra-Visualisation oder mit Reflektion auf die eigenen Gedanken kann man "Selbsterkenntnis" und "Selbsterfahrung" entwickeln, man kann dann schöne Bücher oder Geschichten schreiben und jeder kann natürlich seinen eigenen Begriff von Samadhi kreieren, aber mir ging es in dieser Diskussion nicht um eine Privat-Kreation, sondern um den Begriff "Samadhi" wie er im Buddhismus und im Hinduismus verwendet wird, wo diese Stufen der Versenkung beschrieben werden, die jeder nachvollziehen kann, wenn er sich hinsetzt und meditiert - wovon die meisten Menschen weit entfernt sind, ohne dass sie sich darüber bewusst sind und sich das eingestehen könnten.

Wenn jemand meint, dass er ohne Praxis Samadhi vertieft und erleuchtet werden kann, dann mag er das für sich glauben und sich darin gefallen, aber ich kann diesen Menschen dann, zumindest was dieses Thema angeht, als Gesprächspartner nicht ernst nehmen.


@zum allgemeinen Thema zurück

Ich sehe drei Fragen:

1. Was ist und worauf basiert sozial-anthropologisch Sexualität ?
2. Was ist spirituelle Entwicklung ?
3. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen sozialisierter Sexualität und spiritueller Entwicklung eines Menschen, der in Deutschland, im Jahre 2006, also ca. 5000 Jahre nachdem die ersten Hochkulturen am Indus, Hoang-Ho, Euphrat und Tigris sowie Nil entstanden, in eine Gesellschaft, die sich aufgrund von zahlreichen sozio-kulturellen Transformationen, in welchen sie Wissens-, Macht- und Beziehungsformen ausprägte, entwickelte, hineingeboren wird ?

Ich will noch kurz andeuten, wohin die ersten Punkte zielen:
zu 1.
Es geht hier einerseits um so etwas wie Persönlichkeitsentwicklung (Ontogenese) und andererseits um soziale Bedingungen der Persönlichkeitsentwicklung, die in einer sozialen Evolution enstehen (Phylogenese).
Wie entwickeln sich Süchte und was zeichnet die Sexualitätssucht aus? (Bsp. während geschlechtsorgane im Leib verankert sind, sind das Zigaretten etc. nicht.)
zu 2.
Es geht mir hier nicht um einzelne Erfahrungen, sondern um eine Praxis und eine kontinuierliche Entwicklung, die zu einer hohen, stabilen spirituellen Entwicklung führt (im Idealfall: Nibbana). Es geht also überhaupt nicht um die Erfahrung von einzelnen "Pokalen", die man mit seinem Ich identifiziert: "Ja, ich habe Samadhi, Bhanga, ... erfahren". Sondern um eine grundlegende Geisteshaltung, Heilungsprozesse und psychische Gesundheit - fern Narzißmus, Neurosen und Persönlichkeitsstörungen.

Liebe Grüße :liebe1:
Energeia
 
Immerhin brauchte ich keine Übungen zu machen, um Samadhi zu erleben. Ich hab immer Samadhi erlebt, wenn ich spazieren gegangen bin und imemr genau dann, wenn ich nicht meditiert habe. Ergo: Meditation führt nicht zu Samadhi.
 
opti schrieb:
Welche Erfahrungen hast du denn gemacht?

Gute Erfahrungen.:)

Doch näher kann ich hier nicht darauf eingehen, da sie, obwohl ähnlich, für jeden verschieden sind und leicht zu Spekulationen oder falschen Schlüssen führen könnten.
Als Beispiel:
Mein Hautwiderstand hat sich erhöht und die Schweissabsonderungen nahmen ab und dadurch auch die Körpergerüche. Mein Immunsystem ist stärker geworden. Erkrankungen wie Erkältungen und Grippe machen mir kaum mehr zu schaffen.(Vielleicht ist das auch der Verdienst der Meditation, aber ich denke dies geht Hand in Hand).

Nun könnte jemand, der oft krank und schwach ist und auch von den eingenommemen Medikamenten geschwächt ist, auf die Idee kommen, Enthaltsamkeit zu üben. Ist er nun sexsüchtig, können die Auswirkungen der unterdrückten Sexualität womöglich sein krankes Dasein durch psychische Belastungen noch verschlimmern. Dies zumindest zu Beginn, denn ich schliesse nicht aus, dass Enthaltsamkeit, selbst in diesem Fall, längerfristig zur Genesung führen kann.

Aber ich wiederhole, Sexualität, Enthaltsamkeit und Spiritualität sind für jeden verschieden, wie auch die Erfahrungen die sie bringen.
Ch'an
 
@Ela

Immerhin brauchte ich keine Übungen zu machen, um Samadhi zu erleben. Ich hab immer Samadhi erlebt, wenn ich spazieren gegangen bin und imemr genau dann, wenn ich nicht meditiert habe. Ergo: Meditation führt nicht zu Samadhi.

1. "Ergo: Meditation, wie ich sie praktiziere, führt bei mir nicht zu Samadhi".
2. Wie intensiv waren denn deine Meditationsbemühungen ?
Kann man da von einer kontinuierlichen Praxis sprechen ? mindestens 2 Stunden über mindestens einige Monate bis ein Jahr ? Oder ein intensiver, mehrtägiger Kurs?

Verallgemeinerungen auf alle Menschen und von einigen Erfahrungen auf ein Gesetz sind ja meist nicht gerade hilfreich.

:liebe1:

@Chan

Ja, das haben wir oben schon mal kurz angesprochen. Das ist natürlich interessant.
"Wie kommt man aus dem einen Kreis in den anderen, ohne dass die Transformation Schaden verursacht?"

Und natürlich muss hier jeder seinen Weg finden und seine Entscheidungen treffen.

Liebe Grüße :liebe1:
E.
 
@Energeia:
Entweder verstehe ich die schöngeistigen Worte des Herrn Foucault nicht (oder falsch, oder mir fehlt der Kontext) oder aber ich entnehme seinen Worten nicht dieselbe Schlussfolgerung wie du:
Energeia schrieb:
Das "Dispositiv" ist etwas, mit dem wir erkennen, in das wir leiblich hineinsozialisiert sind und das unsere Ideen, Wissen unser Handeln unser gesamtes Sein bestimmt.
Das Dispositiv ist das der Sexualität, nicht das der Sozialisation. Und Herr F. besagt hier nichts, inwiefern die Sexualität mit der Sozialisation zusammenarbeitet, oder inwiefern sich letztere der ersteren bedient. Mit anderen Worten: F. versteckt sich hier nobel hinter Worthülsen, ohne konkret jene Kreise zu benennen, welche - nach seiner Ansicht - das Dispositiv der Macht stützen.

(Inwiefern er den benutzten Begriff der Macht hier überhaupt einer Sozialisation zurechnet, ist für mich aus dem Abschnitt nicht erkenntlich.)

Darüberhinaus hat deine Position ein Problem: Falls es sowas wie "natürliche Sexualität" nicht gibt, dann fehlt dir das Kriterium zu sagen, was "Sexsucht" sei, da sowas gar nicht abgegrenzt werden kann. Es heisst ja wiederum auch nicht, dass "natürliche Sexualität" ein eindeutig festgelegter, statischer Wert sein muss. Vielleicht entspricht natürliche Sexualität immer dem entsprechenden - sorry für den Ausdruck - Bewusstheitsgrad, und pathologisch ist das Ganze, wenn es auf dem jeweiligen Niveau nicht mehr der Normalität entspricht.

Aber du hast Recht, man MUSS das nicht unbedingt diskutieren, da es nicht primärer Gegenstand dieses Threads ist.
 
Ch'an schrieb:
Gute Erfahrungen.:)

Doch näher kann ich hier nicht darauf eingehen, da sie, obwohl ähnlich, für jeden verschieden sind und leicht zu Spekulationen oder falschen Schlüssen führen könnten.
Als Beispiel:
Mein Hautwiderstand hat sich erhöht und die Schweissabsonderungen nahmen ab und dadurch auch die Körpergerüche. Mein Immunsystem ist stärker geworden. Erkrankungen wie Erkältungen und Grippe machen mir kaum mehr zu schaffen.(Vielleicht ist das auch der Verdienst der Meditation, aber ich denke dies geht Hand in Hand).

Nun könnte jemand, der oft krank und schwach ist und auch von den eingenommemen Medikamenten geschwächt ist, auf die Idee kommen, Enthaltsamkeit zu üben. Ist er nun sexsüchtig, können die Auswirkungen der unterdrückten Sexualität womöglich sein krankes Dasein durch psychische Belastungen noch verschlimmern. Dies zumindest zu Beginn, denn ich schliesse nicht aus, dass Enthaltsamkeit, selbst in diesem Fall, längerfristig zur Genesung führen kann.

Aber ich wiederhole, Sexualität, Enthaltsamkeit und Spiritualität sind für jeden verschieden, wie auch die Erfahrungen die sie bringen.
Ch'an

Ich muss ehrlich sagen, ich glaube gar nicht, dass die Erfahrungen sich so sehr unterscheiden. Jeder hat natürlich eine andere Ausgangssituation. Dadurch ist der Weg für den einen etwas leichter, für den anderen etwas beschwerlicher. Es wendet auch nicht jeder dieselbe Kontemplationsmethode an. Der eine macht Mantrameditation, der andere meditiert ohne Mantra und konzentriert sich meinetwegen auf das Dritte Auge, wieder ein anderer macht Zazen, ein weiterer betet usw. Es sind zwar alles verschiede Wege, aber sie führen alle zum selben Ziel. Und auch die Erfahrungen, die sie ab einer gewissen Vertiefungsstufe machen, sind wohl sehr ähnlich.

Siehe Ela, der hat sogar Samadhis ohne Meditation. Eben ein Naturtalent.
 
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@FCKW

F. versteckt sich hier nobel hinter Worthülsen, ohne konkret jene Kreise zu benennen, welche - nach seiner Ansicht - das Dispositiv der Macht stützen

Du hast dich noch nie mit Foucault beschäftigt oder ?

Es ist das Dispositiv der Sexualität, das in einem Sozialisationsprozess in die Subjekte hineinsozialisiert wird.

Den Gegensatz, den Du aufmachst, den gibt es nicht.
Auch insgesamt wirkt der Beitrag auf mich so, dass Du dich noch nie ernsthaft mit Foucault, eventuell sogar sozialwissenschaftlichen Theorien auseinander gesetzt hast.

Foucault hat eine Wissenstheorie ("Die Ordnung der Dinge", "Archeologie des Wissen"), Machttheorie ("Überwachen und Strafen") und Subjekt-Theorie ("Sexualität und Wahrheit") aufgestellt - in mehreren Büchern - die sich alle in dem Begriff des Dispositiv bündeln.

Falls es sowas wie "natürliche Sexualität" nicht gibt, dann fehlt dir das Kriterium zu sagen, was "Sexsucht" sei,

Da kann ich auch überhaupt nicht zustimmen. Du vermischt hier verschiedene Ebenen. Es muss etwas, geben, das von einer anderen Sache abweicht. Dass das eine aber das "natürliche" ist, das ist deine Konstruktion und Erwartung.
Wie gesagt, dem "Natur-Diskurs" kann ich nichts abgewinnen.

Beste Grüße :liebe1:
E.
 
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