Palo schrieb:
Da wäre dann immer noch die Frage nach dem freien Willen. Wer entscheidet letztlich, ob man leidet oder eben nicht. Es ist der Mensch, der eine Entscheidung trifft. Es steht dir frei dich in diese oder in die andere Richtung zu entwickeln. Somit richtig, ein Ding von Ursache und Wirkung. Es steht dir aber auch jeder Zeit frei, dies zu korrigieren und niemand ist gezwungen dauerhaft Leid zu erfahren.
Die göttliche Gnade ist letztlich ebenso ein Konstrukt und wäre so gesehen auch ziemlich fatalistisch, wenn man darauf warten würde, dass einen der göttliche Funke erst treffen müsse. Wo bliebe denn da der freie Wille...
Ja die Ursachen setzt immer der Mensch selbst ... NUR ... ist dieses Spiel schon so weit fortgeschritten, dass 75 % unseres Lebens aufgrund unserer Vorleben vorgegeben sind. Und 25 % beträgt der Anteil des freien Willens. Glaub diese Zahl oder tu's nicht

Diese 75 % sind quasi selbstgeschaffenes Schicksal und daraus ergeben sich Gesundheit/Krankheit, Leid/Freud, Freundschaften/Partnerschaften, Lebensumstände, finanzielle Verhältnisse und und und ... jeder Mensch hat sich im Lauf der Zeit ein gewaltiges Vorratslager an Karma geschaffen (= Sanchit-Karma) und in einem Leben kann immer nur ein kleiner Teil davon abgewickelt werden (= Pralabda-Karma) ... ja und im derzeitigen Leben kommt aber neues Karma hinzu (= Kriyaman-Karma), da ja jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat neue Ursachen setzt. Heute zahlen oder erhalten wir also großteils den Preis der Vergangenheit ... Karma ist also sowohl negativ als auch positiv. Man spricht von Ketten aus Eisen und Ketten aus Gold *g* Aug um Aug, Zahn um Zahn - das ist jedenfalls das Prinzip von Kal, der erhaltenden Kraft.
Worauf es im Leben ankommt ist sicherlich die richtige Einstellung zu bewahren, weil sie ist DAS Prophylaktikum gegen jedes Übel. Ich kenne Menschen, die leben einem das richtig vor und die finde ich faszinierend.
Was die göttliche Gnade betrifft ... so erscheint mir das so zu sein, dass diese jeden Menschen ausnahmslos umfängt. Nur das Problem dabei ist, dass wir nur soviel aufnehmen können, als wir dafür empfänglich sind. Auf die Empfänglichkeit kommt es an ... deswegen ist es so erstrebenswert diese zu entwickeln, weil das Göttliche dann immer mehr Bewusstsein in uns "freilegen" wird. Wir müssen zu einem leeren Gefäß werden.
Doch solange der Mensch ausschließlich sinnlichen Vergnügen nachgeht kann das Göttliche ihn kaum erreichen. Deswegen sagte auch Jesus: Man kann nur einem Herren dienen! Es ist eine Entscheidung zwischen mehr Materialismus oder mehr Spiritualität. Hier ist unser Wille gefragt. Wofür entscheiden wir uns? Es durchzieht die verschiedensten Lebensbereiche ... den Umgang mit sich selbst ... den Umgang mit Gütern ... die Ernährung ... die Sexualität und Partnerwahl ... den Umgang mit anderen Lebewesen etc.
Palo schrieb:
Welchen Sinn würde es dann machen, einen Körper zu haben. Wenn wir alle so perfekt und allwissend wären, wozu dann ein Körper? So könnten wir doch einfach locker flockig Seele sein.
Hätte die Seele kein Interesse daran etwas zu lernen, wäre dies gleichbedeutend mit Stillstand und die Einverleibung der Seele, sprich eine Verkörperlichung würde keinerlei Sinn ergeben. Oder glaubt wirklich jemand hier auf diesem bunten Ball, wir seien die Krone der Schöpfung?
Ja, was ist der Sinn des Lebens, wenn die Seele es nicht nötig hat sich zu entwickeln oder Erfahrungen zu sammeln? In einem Buch, dass ich mal gelesen hab, meinte der Yogi, dass jeder Mensch der behauptet zu wissen, was der Sinn des Lebens sei, ein Betrüger wäre. Weiters meinte er, dass sich erst in der absoluten Unendlichkeit eine Antwort auf diese Frage finden lässt.
Trotzdem man darf davon ausgehen, dass alles einen Sinn hat und nichts jemals umsonst geschieht ... wir sind ja ein Teil dieses göttlichen Bewusstsein, dass sich selbst in einen Körper hineingießt ... und das kann nicht zufällig geschehen sein, sondern mit einer klaren Absicht, die aus unserer begrentzen Sichtweise heraus einfach unergründbar ist. Es gibt hier den Ausdruck: "Gott wollte viele sein ...", aber warum er viele sein wollte ist ungewiss
Den letzten Teil verstehe ich nicht ganz, was du damit meinst ... aber der Mensch ist auf diesem Erdball in der Tat die Krone der Schöpfung. Diese äußeren Welten sind so gigantisch groß, jedoch ein Mensch zu sein hat eine ganz besondere Qualität. In indischen Schriften heisst es, dass Gott sogar seinen Engeln befiehlt, sich vor den Menschen zu verbeugen! Die Wenigsten wissen das. Es heisst auch, dass es in keinem anderen Körper möglich ist die Gotterkenntnis zu erlangen, und deswegen müssen sogar die mächtigsten Wesen in einen Menschenkörper inkarnieren, um mit Gott eins zu werden. Kirpal Singh sagt einmal: Mensch - Gemüt = Gott ... Das ist es was eben Jesus so traurig gemacht hat ... ich hab es erst im letzten Beitrag geschrieben. Der Mensch sitzt an der Quelle der Ewigkeit und trinkt aber meist nur vom vergänlichen Wasser! Er ist die Krone der Schöpfung und in sich trägt er das gewaltigste Erbe, für das er schon immer bestimmt war! Der Mensch muss lernen zu sterben noch bevor seine Zeit zu Ende geht.
Palo schrieb:
Wie kann Weiterentwicklung ein Verlernen sein, das ergibt keinen Sinn. Wenn ich etwas verlerne, dann habe ich ja eine Rückwärtsentwicklung und worin würde da ein Nutzen liegen?
Wenn in der Einheit des unendlichen Wissens alles ist, worin liegt dann der Sinn des Vergessens? Auch dies wäre ja eine Rückwärtsentwicklung.
Das ist weil du intellektuell denkst. Der Intellekt ist aber nur ein stoffliches Werkzeug. Verlernen hat nichts mit dumm sein zu tun, sondern mit der Tatsache, dass es eine Warheit gibt die jenseits des Intellektes liegt. Die kann man spüren. Da sind in uns so viele falsche Überzeugungsmuster drinnen und das entspricht einfach nicht unserem wahren Wesen ... da ist so viel künstlich aufgebaut, wo wir glauben wir seien das und das wäre Fortschritt ... wir haben das erlernt ... durch den Intellekt und durch bisherige Erfahrungen in der Materie ... und da gehts darum einfach loszulassen und zu sagen: "Es ist alles gut so wie es ist! Ich brauch das alles nicht! Ich bin gut so wie ich bin! ... Es reicht mir aus einfach nur zu SEIN ... in diesem Moment ... alles andere ist überflüssig. Verstehst du was ich meine? Lernen wie wir es kennen ist sehr oft mit Widerstand und Angst verbunden ... Verlernen hingegen hat etwas mit Vertrauen und Geschehen-Lassen zu tun.
Palo schrieb:
Auch sagt ja niemand, dass es Sinn und Zweck der Übung ist, sich fleischlichen Gelüsten oder überhaupt materialistischen Gütern vollzupflastern. Was letztlich sehr oberflächlich ist.
Genauswenig dies als erstrebenswert anzusehen sein mag, so ist auch der Wunsch dem Körper nunmal irgendwas zwangsweise wegzunehmen nicht wirklich als sinnig anzusehen, wenn es nicht aus einem tiefen inneren Wunsch/Impuls heraus geschieht. Und dieser kann niemals so aussehen, dass man jedem und allem drum herum dies als unspirituell vor die Füße brettert. Eigene Entwicklung mag sehr unterschiedlich aussehen und wird niemals in der Erfüllung sonderbarer Verrenkung unter Eigenpein und Qual stattfinden können.
Das sehe ich auch so.
Jedenfalls muss ich mich bei dir bedanken, weil du mir durch deine Antworten die Möglichkeit gibst, da selber wieder einmal über Dinge nachzudenken
lg
Topper