Über
Deshimaru habe ich folgendes gefunden:
Es ist wahr, daß er rauchte und trank. Wir haben oft darüber gesprochen. Er sagte uns, daß er rauche, weil er sonst zuviel Energie habe. Das war Ergebnis seiner sexuellen Enthaltsamkeit. Der Tabak verminderte etwas seine Energie. - Was den Alkohol anbetrifft: Er war kein Alkoholiker. Er trank Alkohol mit anderen. Er mochte es, abends nach dem Zazen Schüler einzuladen, eine Flasche herauszuholen und gemeinsam mit ihnen zu trinken, um eine freundschaftliche Atmosphäre zu schaffen.
Er konnte dann sehen, wie die Leute ihre Maske fallen ließen, wie die Bonnos auftauchten und die Dinge, die sie normalerweise nicht zugaben.
Meister Deshimaru umfasste in sich sehr, sehr viele Widersprüche. Er hatte wirklich diese Buddhaseite, aber manchmal hatte er auch eine dämonische Seite. Wenn man die dämonische Seite auftauchen sah, ließ das an dem Buddha zweifeln.
Aber hinterher konnte man verstehen, daß diese zwei Seiten letztlich nicht getrennt werden konnten, sondern gemeinsam waren. Das ist ein sehr wichtiger Fortschritt. Es heißt zu akzeptieren, daß man auch in sich selbst diese beiden Aspekte hat. Häufig wehrt man die Zweifel ab, weil man die Schattenseite abwehren und nur die Lichtseite sehen möchte. Man möchte alles Unreine wegwerfen und nur die reine Seite betrachten. Und so wird man ständig gestört. Denn es ist nicht so, wie man es gerne hätte. Ich glaube, daß es wichtig ist, diesen Aspekt unseres Zweifels zu begreifen, der uns lehrt zu akzeptieren, daß man so ist, wie man ist.
Man kann niemals vorwärts kommen, wenn man etwas zurückweist, wenn man es nicht haben will, wenn man es nicht akzeptiert.
Also, auch Zen-Meister Deshimaru lebte enthaltsam. Aber ich finde es doch sehr bedenklich, wenn er raucht und trinkt. Wenn jemand raucht und trinkt, dann ist er in meinen Augen eines Zen-Meisters nicht würdig. Er sollte sich vielleicht noch einige Jahre zurückziehen, sich über sein Tun Gedanken machen und sich von diesen Verhaftungen lösen. Ausserdem scheint er emotional noch so manche Probleme gehabt zu haben. Darauf scheint mir seine dämonische Seite hinzudeuten. Ich würde sagen, er war noch nicht reif genug, um als Zazen-Meister Schüler zu unterrichten. Das ist jedenfalls mein Eindruck. Ich frage mich außerdem, warum er von seinen Schülern kein Brahmacharya forderte, obwohl er selber es praktizierte. Hatte er Angst, ein Schüler könnte ihm ebenbürtig sein?