Hallo,
nachdem der Dialogfluss des Themas in den letzten Tagen doch ein wenig vom Thema wegführte, wollte ich jetzt noch einmal einen Rückblick auf den Thread präsentieren, damit Neueinsteiger es leichter haben, sich am Dialog zu beteiligen.
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Ich hatte diesen Thread erstellt, da mich das Verhältnis von Meditation und Psychotherapie als Thema interessiert. Der Eingangsbeitrag stellte daher einige Zitate von Jack Kornfied (Dr. phil. Psychologe und Psychotherapeut, Meditationslehrer), Anselm Grün (Dr. theol., katholischer Priester und Benediktinermönch, Benediktinerabteleiter, geistlicher Begleiter und Kursleiter für eine Vielzahl von spirituellen Angeboten), Richard Stiegler (Meditationslehrer und Psychotherapeut) und Ken Wilber (Zen-Meditierender und Philosoph) vor.
FCKW
Fckw machte dann darauf aufmerksam, dass es an der Naropa University in Boulder (Colorado) einen Studiengang "Kontemplative Psychotherapie" gibt, in der die Brücke zwischen Meditation und Psychotherapie Thema der Ausbildung ist.
LUTZ
Lutz wendete ein, dass die Psychotherapie nicht in der Lage ist, die Resultate der fortgeschrittenen Meditation zu erzielen.
FHEDOR
Fhedor machte dann darauf aufmerksam, dass es hier nicht darum geht, Meditation durch Psychotherapie zu ersetzen, sondern um das Verhältnis der gegenseitigen Unterstützung.
Außerdem stellte Fhedor einige eigene Konzeptionen vor, zu denen er Tabellen und Zeichnungen präsentierte. Sein Hauptargument zielte darauf, dass Traumen bzw. Konflikte nicht automatisch durch Meditation aufgelöst werden können hierfür seien zusätzliche Techniken notwendig. Er machte in diesem Kontext auf Parallelen (inklusive Zitat) zur klassischen Raja-Yoga-Lehre aufmerksam.
GAWYRD
Gawyrd näherte sich aus einer historischen Perspektive dem Thema, indem er aufzeigte, in welchen historischen, institutionellen Kontexten die Psychotherapie entstanden und deshalb zunächst einen eigenen, von der Meditation unabhängigen Weg eingeschlagen hat.
Er machte dann darauf aufmerksam, dass Meditation und Psychotherapie inhaltlich eigentlich zusammengehören und nannte zahlreiche Richtungen und Strömungen, die in dieser Weise beide Seiten vereinen.
GOLFINHA
Golfhina stellte die Frage, warum bisher in der Diskussion noch niemand auf Chögyam Trungpa Bezug genommen hatte.
In einem späteren Thread informierte Golfinha darüber, dass er seine Gedanken zur "buddhistische Psychotherapie" unter anderem in "Achtsamkeit, Meditation und Psychotherapie" formuliert habe. Ansatzpunkt ist dabei, dass aus buddhistischer Sicht der Mensch von Natur aus gesund ist und somit eine Psychotherapie immer eine Wiederherstellung des Naturzustandes ist.
Hiernach berichtete Golfinha von einer eigenen Feststellung, festgestellt, dass es zwischen der Logotherapie von Viktor Frankl und dem Shambhala-Weg des bereits erwähnten Chögyam Trungpa in manchen Bereichen vollinhaltliche Übereinstimmungen gibt
CLONED
Cloned machte deutlich, dass seiner Meinung nach "psychotherapie" und meditation zusammen gehören wie yin und yang. Während die Psychotherapie das GANZE aus dem Blick verliere, so könne dieses durch spirituelle Ansätze wieder integriert werden er machte dazu einige lebenspraktische Beispiele.
OPTI
Opti stellte klar, dass er mit den Überlegungen Jack Kornfields nicht übereinstimmt. Opti hat nicht den Eindruck, dass die Psychotherapie in der Lage ist, ernsthafte psychische Erkrankungen zu lösen. Die Psychotherapie kenne den Weg zur Genesung, zur Heilung, seiner Ansicht nach nicht, sie könne daher keine oder nur eine sehr eingeschränkte Heilung bewirken.
ENERGEIA
Energeia unterschied dann zwei Begriffe von Heilung. Der absolute Begriff von Heilung bezieht sich auf die Erlösung im spirituellen Sinne. Der relative Begriff von Heilung bezieht sich auf die kleinen Schritte im Heilungsprozess.
Er unterschied außerdem mit Wilber - eine präpersonale, personale und transpersonale Entwicklung. In diesem Sinne antwortete er auf Optis Kritik, dass eine relative Heilung vor allem in der präpersonalen Entwicklungsphase, wenn die Erlebnisweise stark durch Konflikte und Traumata geprägt ist, durch Psychotherapie möglich ist.
Später
STERNENATEMZUG
Sternenatemzug machte darauf aufmerksam, dass neben all diesen Modellen und Überlegungen doch auch immer die je individuelle persönliche Erfahrung und Biographie ausschlaggebend sei: jeder macht eben seine Erfahrungen selbst.
Später erzählte Sternenatemzug von der Erfahrung, dass die Psychotherapie erst mit der ersten Einweihung in die Meditation zu einer seelischen Weiterentwicklung, zu einer Freiheit und zu Frieden geführt habe.
Erneut in einem weiteren Beitrag stellte Sternenatemzug seine Meinung vor, dass die Psychotherapie den Menschen bis zur Stufe der Erkenntnis, dass eine tiefe Wandlung der Persönlichkeit nur durch spirituelle Prozesse geschieht, führen könne.
ZUGVOGEL
Zugvogel stellte hinsichtlich der Bedeutung der Psychotherapie für Emotionenarbeit die Frage, inwiefern Emotionen aus spiritueller Sicht als leer betrachtet werden können.
REINSCH
Reinsch beschenkte den THread mit ausgewählten Zitaten der BGM-Studiengruppe.
Gegenstand dieser Zitate ist vor allem die Ego-Charakteristik des Selbst und die jeweilige Perspektive, die ein Mensch hierzu einnehmen zu vermag.
(Hieran schloss sich eine Diskussion über das Selbst an, die durch Opti angestoßen wurde, da er den vorgestellten Gedanken nicht zustimmen konnte.)
TROUBLESHOOTER
Troubleshooter erzählte aus seinem Leben, wie er das Ablegen von Konventionen lebenspraktisch vollzog. Damit wollte er auch realistisch-lebenspraktische Grenzen aufzeigen: Nicht alles fällt ab.
MR. B RASTA
Mr. B. Rasta nahm nun Bezug auf den Thread, indem er die Frage nach dem Ego mit der Frage nach dem Verhältnis von Psychotherapie und Meditation zusammenführte. Er machte hierbei noch einmal darauf aufmerksam, wie fundamental es sei, die Persönlichkeit anhand von Therapien zu unterstützen/heilen und dass hierbei Ego-Identifikationen im Wege stehen können.
Mit Gawayrd stimmte er daraufhin überein, dass sich mittlerweile Spiritualität und Psychotherapie annähern und gegenseitig integrieren.
Er kritisierte an Optis Position eine etwas einseitige Darstellung der Psychotherapie, die Psychisches lediglich auf den Neurotransmitterhaushalt reduziere. Er plädierte gegen diesen monistischen Ansatz für eine differenziertere Betrachtung, unter anderem dafür, Selbsterkenntnis und Bewusstsein mit in die Betrachtung aufzunehmen. Ebenfalls lehnte er die pauschale Verurteilung der Psychotherapeuten Optis, diese seien genauso krank wie die Patienten, ab. Er betrachtet vielmehr wie zuvor schon von anderen ähnlich formuliert - Therapie und Meditation als zwei Seiten einer Medallie.
MASTIGOS
Eine ähnliche Position hinsichtlich des Verhältnisses von Psyche und Physis nahm auch Mastigos ein. Die Psyche und die Physe hingen aufgrund immunologischer und endokriner Prozesse so stark zusammen, dass es praktisch ein endloses Forschungsfeld der Neurologie, Immunologie, Biopsychologie, Endokrinologie usw. darstelle.
KINNARIH
(Ich habe jetzt leider einige vorhergehende Beiträge hier nicht mit aufgenommen was mir erst später aufgefallen ist.)
In der Diskussion, wie weit die Psychotherapie Unterstützung leisten könne, machte Kinnarih darauf aufmerksam, dass ein guter Therapeut gelegentlich eine tiefgehende Deutung mache, dass der weitere Prozess jedoch von der Eigeninitiative abhängig sei, ob es anschließend zu einem Prozess der Befreiung kommen kann oder nicht.
Es läuft wohl darauf hinaus, ob man wirklich bereit ist, sich ehrlich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
SAMADHI83
Samadhi83 wies darauf hin, dass psychotherapie nicht gleich psychotherapie ist und jeder therapeut anders versucht zu therapieren. Sie argumentierte neben dieser Aussage für die Kontingenz der Psychotherapie dahingehend, dass die therapie deutlich angenehmer verläuft wenn man auf meditative heilmethoden zurück greifen kann.
Ähnlich wie Kinnarih wies sie auch darauf hin, dass es in der Psychotherapie nicht um passive Hilfe gehe, sondern der Betroffene letztlich immer nur sich selbst helfen kann.
JOGURETTE
Jogurette führte in Frageform zunächst den Gedanken Kinnarihs und Samadhis dahingehend fort, ob eine Therapeut einen Patienten nicht insofern unterstützen kann, seinen eigenen Weg der inneren Heilung zu finden. Daraufhin vertrat sie die Meinung, dass das wesentliche Moment der Therapie die Selbsterkenntnis sei insofern erfolge die Heilung auch nicht durch den Therapeuten. Sie beschrieb dann noch einmal exemplarisch die Hoffnungen vieler Menschen, die einen Therapeuten aufsuchen, damit dieser ihnen helfe, dass dieser sie jedoch lediglich unterstützen könne.
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Das alles ist nur ein Überblick und spiegelt auch nur etwa die ersten 2/3 des Threads wider. (Es hatten sich dann auch noch andere Beitragschreiber zu Worte gemeldet, beispielsweise: Verblendung, Kokomiko und Anatol.) Vieles wurde vielschichtiger dargestellt, als ich dies nun zusammengefasst habe. Und vieles wurde von mehreren Personen ausführlicher diskutiert.
Es ging hier lediglich darum, aufzuzeigen, welche Themen und Fragen bisher generell angesprochen wurden und welchen Verlauf der Thread ungefähr nahm.
Liebe Grüße,
Energeia
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ANHANG:
Benutzername Beiträge
Energeia 36
opti 33
jogurette 15
Kinnarih 15
Mr.B.Rasta 14
Golfinha 10
SaMaDhI83 7
Verblendung 5
Sternenatemzug 4
reinsch 3
kokomiko 2
fckw 1
Mastigos 1
cloned 1
Zugvogel 1
fhedor 1
goldenerreiter 1
troubleshooter 1
Artisan 1
Lutz 1
Empyrium 1
Anatol 1
Gawyrd 1
~Kaji~ 1