Meditation und Enthaltsamkeit

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@fckw

Ich unterscheide ja auch zwischen Aufmerksamkeit und Konzentration, bin aber der Meinung, dass die Konzentration in der Aufmerksamkeit geschehen kann, nicht muss, aber kann. Allerdings wird wohl, je höher die Konzentrationsstufe ist, es umso schwieriger, dabei aufmerksam zu bleiben.


Vielleicht könnte man sagen, dass Aufmerksamkeit die Fläche eines Kreises ist und Konzentration ist gesammelte Aufmerksamkeit, die einen Punkt im Kreis bildet. Allerdings geht dadurch keine Aufmerksamkeit verloren, weil Aufmerksamkeit unerschöpflich ist, das unterstell ich ihr einfach mal.

Aber auch hier gilt, man nimmt die Aufmerksamkeit weniger wahr, je höher die Konzentration ist.
 
Zuerst ein Wort an Opti:
Falls dies:

Ich möchte hier für alle, die sich mit den Themen Meditation und Enthaltsamkeit auseinander setzen möchten, einen neuen Threat eröffnen. Im Mittelpunkt des Interesses sollen zwar die Themen Meditation und Enthaltsamkeit stehen, aber ich möchte allen die Gelegenheiten geben, auch andere Aspekte der Spiritualität anzusprechen.

Dabei sollen der Phantasie und der Kreativität keine Grenzen gesetzt werden. Wenn es einmal einen kleinen Ausflug in ein anderes spirituelles, wissenschaftliches, religiöses, gesellschaftliches, kulturelles u.a. Thema gibt, dass diesen Threat bereichern kann, dann ist das durchaus gerne gesehen, wenn man das Ausgangsthema nicht aus den Augen verliert.

Lasst uns also mit sehr viel Kraft, Energie, Freundlichkeit und Phantasie über die oben genannten Themen diskutieren. Jeder ist herzlich willkommen. Als Leitfaden könnte eventuell das Büch über die Enthaltsamkeit dienen. (siehe unten)

dein erster Beitrag in diesem von dir eröffneten thread nicht mehr gilt, dann bitte doch den zuständigen Moderator dies zu ändern.


:) Ein guter "reminder". Danke
Wie schnell man doch die Uebersicht verlieren kann.

Ch'an
 
Ich denke auch, dass dass Konzentration nicht ohne Aufmerksamkeit stattfinden kann.
Konzentation ist so zu sagen eine Fokussierung der Aufmerksamkeit.

Ch'an

ja richtig. genau das wollte ich mit meinem Kreisbeispiel sagen, nur, das ich denke, dass die Aufmerksamkeit unerschöpflich ist, wenn also genug Aufmerksamkeit gesammelt ist und sich zu einem Punkt kristallisiert ist immer noch aufmerksamkeit um diesen Punkt herum vorhanden. (ist irgendwie auch logisch, wenn wir annehmen das Konzentration eine Ansammlung von viel Aufmerksamkeit ist und es verschiedene Konzentrationsstufen gibt, dann muss immer noch Aufmerksamkeit übrig sein (unerschöpflich) um noch tiefere Konzentrationsstufen zu erreichen)
 
@Kinnaree
Die erste 'Blase' enthält beide Farben und von ihr gehen die beiden Bewegungen aus. Bei der Stelle im Bild (wenn erforderlich Kopf oder Bildschirm leicht neigen :-) an der sich links eine blaue, in der Mitte eine rote und rechts wieder ein blaue Blase befindet ist es beim animierten Bild so, dass sie sich dort kreuzen, sich vereinigen.
Danke, Aleunam, das entspricht nämlich ungefähr dem, was ich zuletzt in einigen Visualisierungen so ähnlich gesehen habe, den Spiraltanz um eine Mittelachse, und die beiden Bewegungen treffen sich sozusagen in der Unendlichkeit. Deshalb wollt ichs so genau wissen. Scheint ein archetypisches Bild zu sein - von den zwei Bewegungen, die sich vereinen, im Kreis herum und gradeaus.
 
Man setze sich hin. Dies ist die erste Versenkungsstufe,.... die zweite Versenkungsstufe... So geht das weiter, Stufe um Stufe...

Deine Aussage hört sich so an, als ob die Vertiefung (Versenkung) bei der Meditation durch die willentliche Konzentration zustande kommt. Das ist sicherlich auch richtig. Aber ich Frage mich gerade, ob der entscheidende Faktor nicht die Atmung und die erhöhte Sauerstoffzufuhr im Gehirn ist. Die Atmung wird zwar durch die Konzentration beeinflusst, aber wo bleiben dann die Versenkungsstufen? Wo finden die statt? Sie sind dann ja eigentlich nur eine Hilfsvorstellung für die physiologischen Prozesse, die überwiegend im Gehirn ablaufen.
 
Deine Aussage hört sich so an, als ob die Vertiefung (Versenkung) bei der Meditation durch die willentliche Konzentration zustande kommt. Das ist sicherlich auch richtig. Aber ich Frage mich gerade, ob der entscheidende Faktor nicht die Atmung und die erhöhte Sauerstoffzufuhr im Gehirn ist. Die Atmung wird zwar durch die Konzentration beeinflusst, aber wo bleiben dann die Versenkungsstufen? Wo finden die statt? Sie sind dann ja eigentlich nur eine Hilfsvorstellung für die physiologischen Prozesse, die überwiegend im Gehirn ablaufen.

Taucher die ein überdimensionalen Lungenvolumen haben und somit super viel Sauerstoff einatmen und somit im Hirn haben, müssten nach deiner Theorie also ständig in einer tiefen Versenkung sein.
 
Deine Aussage hört sich so an, als ob die Vertiefung (Versenkung) bei der Meditation durch die willentliche Konzentration zustande kommt. Das ist sicherlich auch richtig. Aber ich Frage mich gerade, ob der entscheidende Faktor nicht die Atmung und die erhöhte Sauerstoffzufuhr im Gehirn ist. Die Atmung wird zwar durch die Konzentration beeinflusst, aber wo bleiben dann die Versenkungsstufen? Wo finden die statt? Sie sind dann ja eigentlich nur eine Hilfsvorstellung für die physiologischen Prozesse, die überwiegend im Gehirn ablaufen.
Das ist materieller Reduktionismus, eine philosophische Position, die von anderen bereits kritisiert wurde: Die Idee, jedes Gefühl, jeder Gedanke und überhaupt alle menschlichen Regungen liessen sich auf biophysikalische Prozesse zurückführen.
Ich werde die Kritik unzähliger Philosophen, Wissenschaftler und Denker an dieser Position hier nicht wiederholen.

Im Grunde hast du für dich noch immer nicht die entscheidende Frage gelöst, ob ein Mensch mehr als bloss ein biophysikalischer Apparat ist oder nicht. Sobald du diese Frage gelöst hast, erledigt sich dein Einwand von selbst.
 
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Die Sinneswelt

Ich habe mich heute einmal mit der Sinneswelt beschäftigt. ich bin zwar noch nicht ganz fertig damit, aber ich schieß es schon mal rüber, damit ihr etwas zu knabbern habt, falls euch die Weihnachtsplätzchen mittlerweile ausgegangen sind. Für jede Kritik und jeden Hinweis bin ich dankbar, denn nur sie bringen uns weiter.

Es wurde bereits mehrfach über die Reinkarnation gesprochen. Nun soll einmal dargestellt werden, welche Vorstellungen darüber bestehen. Solange der Mensch die Buddhaschaft nicht verwirklicht hat, wird er entweder in die Sinneswelt, die feinkörperliche Welt oder in die unkörperliche Welt hineingeboren. Ich möchte zunächst einmal die Sinneswelt betrachten. Die Sinneswelt besteht aus 6 Daseinsbereichen (Sanskrit: Lokas), in die die Seele nach dem Tod hineingeboren wird (reinkarniert). Als kostbarste Reinkarnation gilt dabei die Geburt in den Bereich der Menschen, da nur vom Bereich der Menschen aus, eine endgültige Befreiung erlangt werden kann. Die Wiedergeburt in den menschlichen Daseinsbereich wird als noch höher bewertet als eine Geburt in den Bereich der Götter, da sich die Seelen im Bereich der Götter so wohl fühlen, dass sie gar nicht daran denken, sich spirituell fortzuentwickeln. Es gibt folgende Daseinsbereiche:

Daseinsbereiche

Bereich der Götter
Bereich der eifersüchtigen Götter
Bereich der Menschen
Bereich der Tiere
Bereich der hungrigen Geister
Bereich der Hölle

Alle sechs Daseinsbereiche sind durch Karma bedingt. In den drei niederen Daseinsbereichen (Tiere, hungrige Geister, Hölle) wird sehr viel Leid erfahren. Die Wesen in den drei unteren Daseinsbereichen sind wesentlich zahlreicher als in den drei höheren Daseinsbereichen. Die Wesen in den drei niederen Daseinsbereichen sind von Leid und Schmerz geplagt und haben im allgemeinen eine sehr negative Lebensqualität. Nächstenliebe und Mitgefühl sind nur äußerst spärlich ausgeprägt. Die hohe Anzahl der Wesen, die sich in den drei unteren Daseinsebenen aufhalten, deutet darauf hin, wie schwer es ist, sich von den negativen Tendenzen zu lösen. Da meist egoistische Tendenzen vorherrschen, reinkarnieren diese Wesen in ein entsprechend qualvolles Leben und erfahren großes Leid. Man kann also sagen, dass die entsprechenden Daseinszustände der drei unteren Daseinsbereiche sich ebenso im realem Leben wiederspiegeln. Zumindest wird dieses von buddhistischer/hinduistischer Seite so gesehen. Ob man diese Sichtweise als absolut betrachten kann, bleibt dahingestellt. Überträgt man sie aber auf das reale Leben, so kann man durchaus Parallelen erkennen. Dieses heißt mit anderen Worten, gestalte ich mein Leben nicht nach ethischen und moralischen Gesetzen, so füge ich mir selber Schaden zu und erfahre dadurch persönliches Leid, wobei man sich natürlich erst einmal über die ethischen und moralischen Prinzipien verständigen muss. In den drei höheren Daseinbereichen dagegen, gibt es mehr Raum für Glück und Zufriedenheit. Nun sollen die Daseinsbereiche einmal im Einzelnen betrachtet werden:

Der Bereich der Götter: Das Dasein als himmlischer Deva (männlich) oder himmlische Devi (weiblich) im Bereich der Götter ist nicht mit der Erleuchtung zu verwechseln. Die Devas (Devis) sind überirdische Gott dienende himmlische Götter, Halbgötter, Engel oder Lichtwesen, die immer noch an den Kreislauf der Wiedergeburt gebunden sind. Obwohl sie nicht frei von Tod und Leiden sind, ist ihr Dasein als himmlisches Wesen aber relativ glücklich. Das Leben im Dasein der Götter besitzt sehr viele Qualitäten. Es ist ein Zustand ohne Leid. Man gelangt durch ein vorbildliches ethisches Verhalten im vorherigen Leben in den Bereich der Götter. Aber dieses ethische Verhalten war nicht immer selbstlos und von höheren Motiven geleitet. Es waren oftmals Spuren von Egoismus vorhanden. Die Handlungen waren also relativ, so sind die Früchte auch relativ und führen nicht endgültig aus dem karmisch bedingten Daseinskreislauf hinaus. Sie ermöglichen im Bereich der Götter allerdings, eine relativ glückliche Existenz mit allen möglichen Genüssen.

Weil das Dasein als himmlischer Gott, so überaus glücklich ist, ist es um so schwieriger, die Notwendigkeit der Erlösung zu erkennen. Sie sind durch ihren vorübergehenden Glückszustand derart geblendet, dass sie für die Lehren des Buddha unempfänglich sind. Ihre typischen Charakterzüge sind Stolz und Überheblichkeit. Wenn sie in die niederen Daseinsbereiche hinabblicken, fühlen sie sich diesen Wesen überlegen, denn sie sind sich in diesem Moment nicht bewusst, dass auch ihr Dasein schnell enden kann. Sie sind in Unwissenheit über ihre wirkliche Natur. Wenn sie aber merken, dass ihr Zustand vergänglich ist, sind sie entsetzt und erleiden furchtbare Qualen. Nach all dem Glück, welches sie in der göttlichen Welt erfahren haben, ist die Vorstellung für sie nahezu unerträglich, in einer niederen Welt wiedergeboren zu werden, was sich allerdings auf Grund ihrer Einstellung bzw. ihres Verhaltens nicht vermeiden lässt. Die Leiden im Daseinsbereich der Götter resultieren also hauptsächlich aus der Bewusstwerdung des drohenden Abstiegs und über die Vergänglichkeit der bestehenden Seligkeit.

Der Bereich der eifersüchtigen Götter: Dieser Bereich wird von ehrgeizigen, eifersüchtigen, neidischen und streitsüchtigen Dämonen (Asuras), gefallenen Engeln und Lichtwesen aus dem Bereich der Götter (Devas) bewohnt. Sie werden als Halbgötter betrachtet, die einst Gott dienten. Dann aber widersetzen sie sich der göttlichen Ordnung und befinden sich nun in ständigen Kampf und Streit mit den himmlischen Göttern. Einst waren sie selber Götter, wurden dann aber von den himmlischen Göttern aus dem Bereich der Götter verdrängt. Danach fühlten sie sich vom göttlichen Glanz und Reichtum getrennt.

Die eifersüchtigen Götter leisten die Arbeit, während die himmlischen Götter ohne Arbeit ihre Früchte ernten. Dies erzeugt Neid und Missgunst bei den eifersüchtigen Göttern. So wird ihre gesamte mentale Kraft aufgebraucht, um selber in den Besitz dieser Früchte zu gelangen. Aus diesem Grund haben sie keine Zeit für die spirituelle Praxis. Ihre hervorstechenste Charaktereigenschaft ist die Eifersucht. Intrigen spielen in ihrem Leben eine bedeutende Rolle. Einst besaßen sie, wie alle anderen Wesen, die Gabe der Wahrheit und Lüge. Ihr Verhalten neigte sich aber immer stärker der Unwahrheit zu, wodurch sie dann ihre dämonische Natur entwickelten und zu Gegenspielern der Götter wurden. Sie sind allerdings nicht als höllische Wesen zu betrachten. Eigentlich führen sie ein recht angenehmes Leben, aber sie trachten ständig nach dem Reichtum der himmlischen Götter.

Der Bereich der Menschen: Nur dem Menschen ist es möglich, sich endgültig vom Leiden zu befreien und sich als Buddha zu verwirklichen. Darum ist das Dasein als Mensch allen anderen Daseinsformen vorzuziehen, selbst dem Bereich der Götter. Die Ursachen für die Wiedergeburt sieht der Hinduismus in der Sinnesbefriedigung, im Begehren nach Sein. Da dieses Begehren mit dem Leiden gleichgesetzt wird, endet der leidvolle Daseinskreislauf erst, sobald die sinnlichen Verhaftungen erloschen sind. Im Hinduismus gibt es zwei Möglichkeiten sich aus dem Lebensrad von Tod und Wiedergeburt zu befreien. Während einige Richtungen sagen, der Mensch sei für seine Erlösung selber verantwortlich, vertrauen andere auf die Hilfe Gottes. Die Tradition kennt vier klassische Wege die zur Befreiung führen. Hierzu zählen der Karma Yoga, der Bhakti Yoga, der Jnana Yoga und der Raja Yoga.

Da es nach der buddhistischen Anatta-Lehre, kein unveränderliches Selbst, keine Seele gibt, gibt es im Buddhismus auch keine Wiedergeburt im Sinne des Hinduismus. Der Buddhismus lehrt die bedingte Entstehung. Ein Prozeß von Ursache und Wirkung, von Dingen, die pausenlos aus Ursachen entstehen, die wiederum von vorhergehenden Ursachen abhängig sind. Ein im Fluß befindlicher, sich weiter und weiter entfaltender Prozeß. Der Buddhismus geht davon aus, dass der Mensch in jedem Augenblick seines Lebens neu geboren wird und im nächsten Moment wieder stirbt. Somit finden fortlaufend Geburten statt, die kontinuierlich, wie in einem Bewusstseinsstrom, ablaufen. Nichtsdestotrotz findet niemals die Geburt der selben Person statt, denn schon im nächsten Moment hat ein Wandel stattgefunden. Daher kann es auch keine Wiedergeburt geben, sondern jede Geburt ist stets eine Neugeburt. Geburt findet die ganze Zeit statt, aber es ist nie die selbe Person, die ein zweites Mal geboren wird. Jede Geburt ist neu. Es gibt also Geburt, endlos, dauernd, aber sie werden nicht als Wiedergeburt oder Reinkarnation im Sinne des Hinduismus betrachtet.

Im Buddhismus finden drei Arten von Geburten statt: die physische Geburt, die geistige Geburt durch Anhaften und schließlich die dritte Art der Geburt, die geschieht, wann immer eine Sinnesfunktion stattfindet. Im Buddhismus gibt es in dem Sinne auch keine Person, die sterben oder wiedergeboren werden könnte. Es gibt nur die Gruppierung von Körper, Geist und den fünf Daseinsfaktoren (Körper, Gefühl, Wahrnehmung, Wille, Bewusstsein), die kein unabhängiges Selbst, keine Seele besitzen und in einem kontinuierlichen Strom von Ursache und Wirkung einem permanenten Wandel unterliegen.

Im tibetischen Buddhismus hat sich eine Tradition der bewußten Wiedergeburt entwickelt. Einige Jahre nach dem Tod eines erleuchteten Lamas (Bodhisattvas) wird eine hochrangige von der Ordensführung autorisierte Findungskommision aus Mönchen eingesetzt, deren Aufgabe es ist, den wiedergeborenen Lama ausfindig zu machen. Dazu werden im Land Familien mit Kleinkindern aufgesucht, bei deren Geburt es besondere Zeichen gegeben haben soll. Als besondere Zeichen gelten etwa ungewöhnliche Träume der Eltern, ungewöhnliche Fähigkeiten des Kindes oder Regenbögen, die sich bei der Geburt zeigen. Die Mönche stellen den Kindern mehrere Aufgaben, um herauszufinden, welches von ihnen der wiedergeborene Lama ist. Eine der Aufgaben besteht darin, dass das Kind persönliche Ritualgegenstände des verstorbenen Lamas wiedererkennen soll. Damit sollen Erinnerungen an das frühere Leben überprüft werden. Einige Reinkarnationsforscher halten die Erinnerung an Vorleben für möglich. Allerdings ist eine kritische Distanz durchaus angebracht. Nachdem die Entscheidung für ein Kind gefallen ist, wird es als Reinkarnation des Verstorbenen betrachtet und erhält eine strenge klösterliche Ausbildung.

Im tantrischen Vayrayana gibt es zwei Wege, sich aus dem leidvollen Daseinskreislauf zu befreien: 1. Das Mahamudra (Das große Siegel), 2. Das Dzogchen (Die große Vollkommenheit). Das Mahamudra ist ein zentraler Begriff im tibetischen Buddhismus. Es bezeichnet in den tibetischen Schulen der Kagyü, Sakya und Gelug, die höchsten buddhistischen Lehren, die auf der Grundlage der Meditationspraxis beruhen. Die Meditationspraxis wird dabei als Pfad betrachtet und die durch diese Praxis erreichte Erleuchtungserfahrung als Frucht bezeichnet. Daher spricht man auch vom Grundlagen-, Pfad- und Frucht-Mahamudra. Das Mahamudra wird als die Essenz der Lehren Buddhas betrachtet und es wird davon ausgegangen, dass die Erleuchtung innerhalb eines Lebens möglich ist. Die damit eintretende Erkenntnis, wird als Erkennen der höchsten Wirklichkeit oder als Verwirklichung seiner Buddhanatur betrachtet. In der Erfahrung der Buddhanatur liegt die unmittelbare Erfahrung der Leere aller Phänomene. Die äußere Welt, aber auch die eigene Person erscheinen als Illusion.

Das Dzogchen bezeichnet die traditionellen Lehren der Nyingma-Schule, der ältesten, der 4 Schulen des tibetischen Buddhismus (Kagyü, Sakya, Gelug (Gelbmützen), Nyingma (Rotmützen)) und der schamanistischen und animistischen Bön-Religion, die seit uralten Zeiten die vorherrschende Religion in Tibet war, bevor der Buddhismus in Tibet Einzug hielt. Das Dzogchen wird von den Nyingma- und Bön-Gläubigen als die spirituelle Essenz aller buddhistischen Lehren betrachtet. Sie gehen davon aus, dass die wahre Natur des Menschen klar, leuchtend und bewusst ist, ungetrübt von Gedanken und Emotionen. Es geht bei Dzogchen allerdings nicht um eine Veränderung des Geistes von einer unvollkommenen zu einer vollkommenen Natur, vielmehr geht es um das Erkennen der ursprünglich vollkommenen Natur des Menschen. Die tantrischen Lehren der Nyingma werden durch sogenannte Linienhalter meist in geheimen Sitzungen an die Schüler weiter gegeben. Der Schüler wird dabei verpflichtet, über die tantrische Praxis Schweigen zu bewahren. Dieses gilt im Prinzip für alle tantrischen Schulen. Die Schule des Gelug (Dalai Lama) allerdings lebt zölibatär.
 
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