Mönche in der Magnetröhre - Meditation ist alles andere als Entspannung.
Der Dalai Lama höchstpersönlich hat drei seiner besten Mönche in die USA geschickt. Hier meditieren sie für Wissenschaftler. Die wollen erforschen, wie regelmäßige Reisen ins Innere das Gehirn verändern. So erhoffen sich die Forscher Klarheit über die Art, wie der Mensch denkt und fühlt.
Bereits vor einigen Jahren sorgte ein indischer Abt mit mehr als 10.000 Stunden Meditationserfahrung in Richard Davidsons Labor für eine große Überraschung. Die Aktivität in seinem linken Stirnhirn war
sehr viel höher als bei den 150 Nicht-Buddhisten, die der Forscher zum Vergleich testete. Wie der Wissenschaftler aus anderen Versuchen wusste, steht ein solches Erregungsmuster für eine gute Grundstimmung, einen positiven affektiven Stil", wie er es nennt. Optimistische Typen haben einen aktiveren linken Frontalkortex als unglücklichere Naturen. Offenbar hält dieses Hirnareal schlechte Gefühle im Zaum - und sorgt für die heitere Ausgeglichenheit und Gemütsruhe, die so viele Buddhisten auszeichnet.
Kognitive Höchstleistungen
Der Forscher wiederholte den Versuch bei Mathieu Ricard und den sieben anderen vom Dalai Lama geschickten Mönchen - mit demselben Ergebnis. Ihr linkes Frontalhirn war extrem aktiv. Der Blick auf die Messwerte offenbarte eklatante Unterschiede. Im Gehirn der Mönche stieg die sogenannte Gamma-Aktivität während der Meditation stark an, während sie sich bei den ungeübten Probanden kaum erhöhte. Außerdem waren diese schnellen, hochfrequenten Hirnströme besser organisiert und koordiniert.
Und die Wellen huschten über das gesamte Denkorgan. In der Regel sind Gamma-Wellen sowohl zeitlich als auch räumlich begrenzt, erklärt Ulrich Ott. Sie tauchen nur kurz irgendwo im Gehirn auf. Wann, kann die Hirnforschung nicht mit letzter Sicherheit sagen.
Im Endeffekt steht die Frequenz der Hirnströme für bestimmte geistige Zustände. Niederfrequente Delta-Wellen charakterisieren den Tiefschlaf. Alpha-Wellen mit etwa zehn Hertz kennzeichnen einen entspannten Wachzustand. Gamma-Wellen mit Frequenzen von über 30 Hertz scheinen kognitive Höchstleistungen zu begleiten, beispielsweise Momente extremer Konzentration.
Höchste Konzentration
So relaxed ein buddhistischer Mönch wirken mag, sein Gehirn ist während der Meditation keineswegs abgeschaltet. Im Gegenteil: Im Moment der Versenkung herrscht höchste Aufmerksamkeit. Die Gamma-Aktivität könnte für die extreme Wachheit stehen, die viele Meditierende beschreiben sagt Ott. Die Werte des Mönchs Mathieu Ricard waren jenseits von gut und böse.
Gamma-Frequenz = Erkennungscode
Das Areal, das alle Teile des Puzzles zu einem Ganzen verbindet, wurde aber bisher nicht gefunden. Deshalb vermutet man, dass die beteiligten Nervenzellen über eine Art Erkennungscode ommunizieren: die Gamma-Frequenz.
Nach dieser Theorie - und Experimente scheinen sie zu bestätigen - sind Gamma-Wellen also eine übergeordnete Steuerfrequenz, welche die Hirnareale synchronisiert und zusammenführt. So entstehen Wahrnehmungen, aber auch Bewusstseinszustände. Jene extrem koordinierten Gamma-Oszillationen, die Davidson bei den Mönchen registrierte, würden unter normalen Umständen nie auftreten, meint Ulrich Ott.
Tiefe Veränderung des Seins
Ein solcher Effekt hinterlässt offenbar auch über den Moment der inneren Einkehr hinaus seine neuronalen Spuren. Denn bereits vor der Meditation war die Gamma-Aktivität im Gehirn der Mönche deutlich stärker als bei den anderen Versuchspersonen, insbesondere über dem für das emotionale Gleichgewicht so zentralen linken Frontalkortex.
Ein weiterer Beleg dafür, dass sich das Bewusstsein und damit die gesamte Persönlichkeit durch Meditation gezielt beeinflussen lassen, meint Davidson, also durch rein mentale Arbeit. Die Verschaltungen in unserem Gehirn sind nicht fixiert. Es muss also niemand als der enden, der er heute ist."
Daran hatte Matthieu Ricard schon vor seinem Besuch in Madison keine Zweifel: Meditation heißt nicht, unter einem Mangobaum zu sitzen und eine nette Zeit zu haben. Es sei alles andere als Entspannung. Es geht um tiefe Veränderungen deines Seins. Auf lange Sicht wird man eine andere Person, sagt er. Auch Hirnforscher, die dem Spirituellen nur wenig zugeneigt sind, müssen ihm wohl langsam Recht geben.
Yoga Journal
Ich denke, das Problem der meisten spirituellen Menschen ist, dass sie zwar meditieren (wenn sie es überhaupt tun) aber sonst kein spirituelles Leben führen (Enthaltsamkeit). Daher wissen sie auch eigentlich gar nicht, was Meditation ist, denn sie erleben sie nur oberflächlich. Und dann muss halt eine Theorie herhalten (und dafür ist die Leere immer wieder gut) um die mangelnde Spiritualität irgendwie zu kompensieren.