Meditation und Enthaltsamkeit

Die unkörperliche Welt

Man unterteilt die Welt im Buddhismus/Hinduismus in drei Bereiche.

1. die Sinneswelt
2. die feinkörperliche Welt
3. die unkörperliche Welt

Die Sinneswelt besteht zum einen aus der Welt die wir kennen, die Welt in der der Mensch lebt. Darüber hinaus gehören aber auch die anderen 5 Daseinsbereiche zur Sinneswelt, in die der Mensch nach seinem Tod inkarnieren kann (Hölle, Himmel, Götter, Tiere, Geister). Darüber soll später etwas ausführlicher berichtet werden. Die zweite Welt, die feinkörperliche Welt, besteht aus 4 Ebenen, die darin münden, dass der Mensch in der vierten (höchsten) Ebene der feinkörperlichen Welt, alle Sinnestätigkeiten bis auf das Hör- und Sehvermögen ablegt und in einem freud- und leidlosem Zustand lebt. Ich hatte diese ja bereits HIER dargestellt. Nun geht es darum, die unkörperliche Welt zu verstehen. In der ersten Stufe der unkörperlichen Welt stellt der Mensch alle Sinnestätigkeiten ein, in der zweiten Stufe überwindet er die Raumunendlichkeit, in der dritten Stufe überwindet er die Bewusstseinsunendlichkeit und in der vierten und höchsten Stufe der unkörperlichen Welt gewinnt er die Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung. Das ist alles ein wenig knifflig, aber ich wollte es wenigstens einmal so halbwegs verstanden haben. Die Fortschritte auf den jeweiligen Ebenen gewinnt man dabei durch Meditation.

Die vier Vertiefungen der unkörperlichen Welt

In den vier Vertiefungen der feinkörperlichen Welt lösen sich nacheinander die Sinnlichkeit, die Gedanken (im Palikanon wird von „Gedankenerfassung“ und „diskursivem Denken“ gesprochen), die Verzückung und das Glücksgefühl auf, bis sich ein Zustand einstellt, der von Freudlosigkeit und Leidlosigkeit gekennzeichnet ist.

Um die unkörperliche Welt zu beschreiben, muss ich etwas weiter ausholen. Zunächst unterteilt man die Welt in:

die unkörperliche Welt
die feinkörperliche Welt
die Sinneswelt​

Dabei entspricht die Sinneswelt der untersten spirituellen Stufe. Sie ist gewissermaßen mit der Hölle, der Mensch- und Tierwelt, der Geister- und Götterwelt identisch. Die feinkörperliche Welt entspricht bereits einer höheren spirituellen Stufe. Hat man die feinkörperliche Ebene erreicht, so befindet man sich bereits in einem freud- und leidlosem Zustand. Die Ebene der unkörperlichen Welt entspricht der höchsten spirituellen Stufe. Sie endet in der Erleuchtung.

Die Sinneswelt ist ein Bereich der unten durch die Avici-Hölle begrenzt ist und oben durch durch die Paranimmita-vasavatti-Devas (siehe unten die Darstellung der drei Welten und ihre begrenzungen). Dabei ist die Avici-Hölle, die tiefste und schrecklichste aller Höllen und die Devas sind in glücklicher Sphäre lebende und für die Menschen im allgemeinen unsichtbare Himmelswesen, die aber genau so wie die Menschen und alle anderen Wesen dem beständigen Wiedergeborenwerden, Altern und Sterben unterworfen sind und genau so wie alle anderen die Daseinsrunde (das Samsara) durchkreisen. Alle Dinge, die sich in diesem begrenztem Zwischenraum befinden, gehören der Sinnessphäre an und unterliegen den Daseinsfaktoren (Gefühl, Wahrnehmung, Wille, Bewußtsein). Sie unterliegen also der Körperlichkeit und werden von den Sinnen beherrscht. Zu dieser Gruppe zählen die sechs Daseinsbereiche, in die der Mensch nach seinem Tode reinkarniert und auf die später noch intensiver engegangen werden soll:

der Bereich der Götter (Vasavatti-Devas)
der Bereich der eifersüchtigen Götter
der Bereich der Menschen
der Bereich der Tiere
der Bereich der hungrigen Geister
der Bereich der Hölle​

Nun zum Bereich der feinkörperlichen Sphäre. Der Bereich der feinkörperlichen Sphäre wird unten durch die Brahmawelt und oben durch die Akanittha-Devas begrenzt. Akanittha-Devas sind die höchsten Bewohner der feinkörperlichen Sphäre, die Bewohner des fünften und höchsten Himmels der 5 Reinen Gefilde der feinkörperlichen Welt, in denen nur die Niewiederkehrenden wiedergeboren werden und von welchen sie dann die Arahatschaft (Buddhaschaft) und das Nirvana erreichen. Sie besitzen das Bewußtsein und die Geistesfaktoren der in die feinkörperliche Vertiefung Verweilenden. Ich denke, man sollte sich die höheren Ebenen der feinkörperliche Sphäre einfach als einen spirituell fortgeschrittenen Zustand vorstellen, der in die spirituell fortgeschrittene unkörperliche Welt übergehen kann. Er stellt also noch nicht die Erleuchtung dar, sondern nur einen Zustand, indem sich die Sinne bis auf den Seh- und Hörsinn aufgelöst haben und in der ein leid- und freudloser Zustand herrscht, der allgemein als sehr angenehm betrachtet wird.

Die unkörperliche Welt

Laut Palikanon gehören alle, die dem Bewußtsein und den Geistesfaktoren zugehörenden Wesen, die in dem, unten durch die im Raumunendlichkeitsgebiet wiedergeborenen Himmelswesen und oben durch die im Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmungsgebiete wiedergeborenen Himmelswesen begrenzten Zwischenraume Verweilenden, der unkörperlichen Sphäre an. Dieses wird gleich noch etwas genauer erklärt, dann wird es deutlicher. Bevor die unkörperliche Sphäre aber etwas genauer erklärt wird, möchte ich die drei Welt-Ebenen noch einmal etwas deutlicher darstellen.

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Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmungsgebiet

Die unkörperliche Welt

Raumunendlichkeitsgebiet
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Akanittha-Devas

Die feinkörperliche Welt

Brahmawelt
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Paranimmita-Vasavatti-Devas

Die Sinneswelt

Der Bereich der Götter (Devas)
Der Bereich der eifersüchtigen Götter
Der Bereich der Menschen
Der Bereich der Tiere
Der Bereich der hungrigen Geister
Der Bereich der Hölle

Avicci-Hölle
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Während in der obersten Stufe der feinkörperlichen Ebene noch ein Hör- und Sehvermögen bestand, und sich die Gefühlebene durch einen leid- und freudloser Zustand aufgelöst hat, löst sich in der ersten Stufe der unkörperlichen Ebene das Körperempfinden vollkommen auf. Ebenso verschwindet die Rückwirkungswahrnehmung. d.h. dass die Sinnesorgane weder Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen wahrnehmen. Es findet also keine Rückwirkung von der äußeren Welt auf die 5 Sinne mehr statt. Gleichzeitig löst sich der Meditierende von der Vielheitswahrnehmung und die Vorstellung „unendlich ist der Raum“, das Raumunendlichkeitsgebiet, gewinnt an Vorstellung. Der normale Mensch nimmt die Welt in einer unendlichen Vielfalt wahr. Mit dem Auflösen der Vielheitswahrnehmung, gewinnt die Vorstellung Raum „Alles ist Eins“. Das Raumunendlichkeitsgebiet deutet auf die Vorstellung des Meditierenden hin, dass der Raum eine unendliche Ausdehnung besitzt.

In der zweiten Stufe der unkörperlichen Ebene überwindet man die Vorstellung der Raumunendlichkeit, aber gewinnt an der Vorstellung, „Unendlich ist das Bewusstsein“, die Bewusstseinsunendlichkeit.

In der dritten Stufe der unkörperlichen Sphäre überwindet man die Bewusstseinsunendlichkeit, aber gewinnt an der Vorstellung „Nichts ist da“, die Nichtheit, die ich in diesem Zusammenhang einmal als Leere interpretieren würde.

In der höchsten Stufe der unkörperlichen Welten wird auch die Nichtheit überwunden aber man gewinnt die Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung und verweilt darin.

Soviel also zur unkörperlichen Welt. Die Sinneswelt möchte ich später noch einmal darstellen. Sie ist die Ebene, in die der Mensch bzw. das Tier reinkarniert (Mir ist gerade aufgefallen, dass ja eigentlich Tiere auch reinkarnieren müssen, denn es kann ja sein, dass ein Mensch nach dem Tode als Tier auf die Erde reinkarniert. Und nach seinem Tode muss die Seele des Tieres dann ja auch wieder reinkarnieren. Aber mir soll es recht sein, liebe ich doch sowieso die Tiere.)

Und noch ein Wort zur Raumunendlichkeit, Bewusstseinsunendlichkeit und zur Nichtheit. Diese Aspekte sind Vorstellungen, die den Menschen bei der Meditation helfen sollen. Damit ist in keinster Weise bewiesen, dass die Raum- oder Bewusstseinsunendlichkeit sowie das Nichts tatsächlich existieren. Es waren nur Hilfsmittel der Meditation. Buddha selbst hat diese Meditationsformen praktiziert, indem er sich Raumunendlichkeit und Bewusstseinsunendlichkeit, sowie das Nichts während der Meditation vorstellte. Schließlich ist das Ziel der Meditation nicht die Verwirklichung des Nichts bzw. die Vorstellung der Leere, sondern die Vorstellung der Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung. Aber selbst dies ist nur eine Vorstellung. Es sind also alles nur Meditationshilfen und nicht mehr. Nicht die Vorstellungen sind wichtig, sondern allein die Tiefe der Meditation. Welche Wege man dazu beschreitet, bzw. welcher Vorstellungen man sich dabei bedient, ist zweitrangig.
 
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***Das ist kein Privatplausch, sondern ich mußte nachfragen, ob ein Bild, dessen Herkunft mir nicht klar war, den Copyrightbestimmungen entspricht. Und du wirst bitte die Güte haben, zur Kenntnis zu nehmen, daß hier über Meditation und ein meditatives Bild, das eine Userin eingefügt hat, gesprochen werden darf. Soviel ich weiß, ist Meditation ein Teil des Threadtitels. Danke. ***

Entschuldige, dann habe ich mich geirrt.
 
Ich hatte dabei aber nicht an einen Kindergarten gedacht, zumal ich deine Beiträge ohnehin als ziemlich destruktiv empfinde.

***Auch wenn du persönlich die Beiträge eines Users nicht als konstruktiv empfinden kannst, steht es dir nicht zu, ihm das Schreiben hier zu verbieten, solange seine Beiträge zum Thema passen. Und Aleunams Bild, über das hier gesprochen wurde, trägt sehr wohl zum meditativen Aspekt dieses Themas bei, und es bringt auch eine kreative Note in den Thread. War ja von dir eingangs alles ausdrücklich erwünscht.***
 
Schließlich ist das Ziel der Meditation nicht die Verwirklichung des Nichts bzw. die Vorstellung der Leere, sondern die Vorstellung der Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung. Aber selbst dies ist nur eine Vorstellung. Es sind also alles nur Meditationshilfen und nicht mehr. Nicht die Vorstellungen sind wichtig, sondern allein die Tiefe der Meditation. Welche Wege man dazu beschreitet, bzw. welcher Vorstellungen man sich dabei bedient, ist zweitrangig.


Du setzt hier neuerdings Nichts mit Leerheit gleich und bezeichnest diesen Begriff als Vorstellung. Das ist unzulässig. Wie aus diesem Buch Ajahn Buddhadasas unschwer zu entnehmen ist, und zwar etwa ab Seite 16, ist Shunyata ein Teil des Dhammas, das er als Geheimnis des Lebens erklärt. Auf den Seiten 29 ff. findest du seine unnachahmlich präzise Erklärung dafür, warum Shunnata (Sanskr. Shunyata) ein Teil des höchsten Dhamma, also der höchsten Wahrheit ist. Besser kann es niemand erklären. Ajahn Buddhadasa wird wohl gewußt haben, warum er es so ausdrückt, wie du es auf den Seiten 29. ff. finden kannst. Er hat sein Leben dem Studium der Weisheit und Lehre Buddhas gewidmet.
 
@Kinnaree
Die erste 'Blase' enthält beide Farben und von ihr gehen die beiden Bewegungen aus. Bei der Stelle im Bild (wenn erforderlich Kopf oder Bildschirm leicht neigen :-) an der sich links eine blaue, in der Mitte eine rote und rechts wieder ein blaue Blase befindet ist es beim animierten Bild so, dass sie sich dort kreuzen, sich vereinigen.
 
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die meditativen Zustände irgendwann in den Alltag überfließen.
Ich mache dich erneut darauf aufmerksam, dass "meditative Zustände" ein unpräziser Begriff ist, mit dem ich nichts anfangen kann, da ich ihn für nichtssagend halte. Meditative Zustände können Versenkungszustände sein, müssen aber nicht. Wenn du das nicht klärst, können wir nicht miteinander reden, da ich dann nicht weiss, wovon du überhaupt sprichst.
Mara schrieb:
fckw schrieb:
Ok, wenn du das mit "Meditation" gemeint hast, dann kann ich dir sagen: Ja, es führt zu Befreiung, und nein, es führt nicht zu tiefen Versenkungszuständen. Versenkungszustände werden durch Konzentration unter Ausschluss von "Störfaktoren" erreicht, nicht durch Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit kennt keine Störfaktoren.
Kannst du das bitte noch näher erläutern - irgendwas da stört mich, aber ich weiß noch nicht, was es ist.
Was sind zb. Störfaktoren ?
Um tiefe Versenkungszustände zu erreichen ist es notwendig, den Geist auf ein Objekt zu lenken und dort zu halten. Dazu ist eine Anstrengung nötig, denn der Geist hat die Tendenz, abzuschweifen. Das Abschweifen ist ein Störfaktor. Dies ist eine Art der Meditation, und ich habe schon darauf hingewiesen, dass sie erstens zu den von Opti angesprochenen tiefen Meditationszuständen führt und zweitens nicht langfristig und tiefgehend die Persönlichkeit transformiert.

Aufgrund deiner Ausdrucksweise vermute ich, du kennst diese sehr tiefen Versenkungszustände gar nicht, da du nicht in erster Linie Konzentration praktizierst, sondern Aufmerskamkeitsmeditationen. Die tiefsten Versenkungszustände, die ich kenne, sind derart, dass du kaum mehr atmest. Es gibt Yogis, deren Atem für lange Zeit ganz aussetzt. Aber sobald du aufhörst, die Konzentration aufrechtzuerhalten, ist alles wieder wie zuvor. Diese Art zu meditieren führt in erster Linie zu einer Beherrschung der autonomen Körperfunktionen und zu diversen Siddhis. Daher auch die extremen Leistungen mancher indischen Yogis.

Aufmerksamkeit kennt keine Störfaktoren, da jeder Gegenstand, der im Bewusstsein auftaucht, neutral und wertungsfrei betrachtet und wieder losgelassen wird. Das ist eine vollkommen andere Art zu meditieren als bei er Konzentration, da das Meditationsobjekt immer wieder wechseln kann und darf. Es ist nicht wichtig, welches Objekt sich gerade zeigt, aber es ist wichtig, die volle Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Diese Art zu meditieren führt mit der Zeit zu einem Realisieren des "Klaren-Licht-Geistes", der in seiner Natur die Vereinigung von Leere und Glückseligkeit ist. Aufmerksamkeit erfordert keine oder bloss eine minimale Anstrengung.

Ich plädiere jedoch keineswegs ausschliesslich für die eine oder ander Art. Es ist einfach wichtig, dass man sich bewusst ist, was man meint und was man tut, also dass man präzise unterscheidet. Beide Arten von Meditation haben ihre Berechtigung und können gewinnbringend und nützlich sein.
 
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@fckw

Ist es nicht so, dass die Konzentration in der Aufmerksamkeit stattfindet ?
Nein, nicht zwingend. Zwar ist Aufmerksamkeit ohne jede Konzentration nicht möglich und umgekehrt Konzentration ohne jede Aufmerksamkeit auch nicht, aber die beiden sind nicht das Gleiche. Ich hatte lange Zeit Mühe, diesen Unterschied zu verstehen.

Beispielsweise ist folgende Meditation möglich, welche auf dem Unterschied zwischen Konzentration und Aufmerksamkeit basiert:

Man setze sich hin. Dies ist die erste Versenkungsstufe, welche sich nicht vom normalen Geist unterscheidet.
Durch Konzentration kann man entweder auf die zweite Versenkungsstufe gehen oder man kann durch Aufmerksamkeit die betretene Stufe erkunden, um zu Einsicht zu gelangen.
Wenn man sich entschliesst, durch Konzentration die zweite Versenkungsstufe zu erreichen, dann kann man, sobald man dort angekommen ist, erneut entweder durch Konzentration zur dritten Versenkungsstufe weitergehen, oder man kann innehalten und durch Aufmerksamkeit die betretende Stufe erkunden um zu Einsicht zu gelangen.

So geht das weiter, Stufe um Stufe. Auf jeder Stufe ist es entweder möglich, zur nächsten weiterzugehen - und das geschieht immer durch erhöhte Konzentration, niemals durch Aufmerksamkeit - oder durch Aufmerksamkeit die betretene Stufe zu erkunden.

Diese Meditation kann auch auf den allertiefsten Meditationsstufen durchgeführt werden, wobei ab einer gewissen Stufe keine äusseren Objekte mehr wahrgenommen werden, später keine inneren Objekte mehr, noch später gar keine Objekte mehr.

Diese Meditation wäre nicht möglich, wäre Aufmerksamkeit und Konzentration dieselbe Sache und gäbe es keine Versenkungsstufen.
 
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