Die Bhagavad Gita - Teil 1
Eigentlich war es meine Absicht, ein Buch über Yoga zu schreiben. Da die Grundlagen des Yoga vor allem in den Upanishaden, einem Text, der noch zu den Veden zählt, in der Bhagavad Gita, die als Quintessenz der Veden gilt, und in den Raja Yoga Sutras Patanjalis zu finden sind, gilt es natürlich, diese gründlich zu studieren. Zunächst setzte ich mich also ein wenig mit den Upanishaden auseinander. Und da ich mich mit den Raja Yoga Sutras früher schon etwas intensiver auseinander gesetzt hatte, stürze ich mich nun mit voller Kraft auf die Bhagavad Gita.
Die Kernpunkte der Bhagavad Gita sind einerseits die Grundlagen des Bhakti Yogi, also die Liebe des Yogis zu Gott, andererseits aber auch der Jnana Yoga, der Yoga des Wissens, der sich mit den theoretischen Schriften des Yoga auseinander setzt und auch der Karma Yoga, der uns lehren soll, wie wir unseren Alltag spirituell gestalten sollen. Auch die Enthaltsamkeit spielt in der Bhagavad Gita natürlich eine wichtige Rolle. Die Bhagavad Gita ist im wesentlichen ein Zwiegespräch zwischen dem göttlichen Krishna und dem Prinzen Arjuna. Im Endeffekt geht es in der Gita darum, einen Weg zur Selbstverwirklichung zu finden.
Dabei haben mir besonders die Gita-Versionen, von Sukadev Bretz (Yoga Vidya), von Swami Prabhupada und die Version von gita4free geholfen. Da die Bhagavad Gita nur ein kleiner Abschnitt aus der 100.000 Doppelverse umfassenderen Mahabharata, dem bekanntesten indischen Heldenepos, ist, welches in der Zeit zwischen 500 v. Chr. und 400 n. Chr. von dem Weisen Vyasa niedergeschrieben wurde, hat sie natürlich eine etwas längere Vorgeschichte, durch die man erst einmal richtig durchsteigen muss, um die Gita selber richtig zu verstehen. Vor allen Dingen die ganzen Verwandschaftsverhältnisse sind mitunter etwas verwirrend. Aber wenn man diese einmal entflochten hat, beginnt man so langsam, die Familienverhältnisse und den roten Faden der Geschichte zu durchschauen.
Die Vorgeschichte zur Bhagavad Gita wurde zum Glück von Sukadev Bretz recht gut dargestellt. Aber im Internet findet man immer wieder mal das eine oder andere wichtige Detail, dass die Übersicht vervollständigen hilft. Sehr zu loben ist natürlich auch die Bhagavad Gita Auslegung von Swami Prabhupada. Er verfügt über reichlich Hintergrundwissen und hat zum Teil wunderbare Kommentare zur Gita verfasst. Natürlich bin ich nicht immer seiner Meinung und versuche den einen oder anderen Zusammenhang aus meiner Sichtweise darzustellen oder eventuell seine Sichtweise um einige Details zu bereichern, die ich für wichtig halte. Immer wieder kommen bei der Recherche im Internet neue Erkenntnisse hinzu, die ich dann nachträglich einfüge. gita4free bietet außendem eine gute Möglichkeit, die Gitaübersetzung Swami Prabhupadas mit eben der von gita4free zu vergleichen. Auch dadurch bekomme ich immer wieder neue Anregungen.
Insgesamt macht mir die Arbeit riesigen Spaß. Und wollte ich ursprünglich ein Buch über Yoga schreiben, in dem die Gita eigentlich nur einen kleinen Platz einnehmen sollte. Nun aber werde ich mich zunächst einmal auf das Projekt "Gita" stürzen und das Yogabuch in den Hintergrund stellen. Demnächst habe ich das erste Kapitel fertig und ich muss sagen, es gefällt mir selber sehr gut.
Es ist schon merkwürdig, erst weiß man gar nicht worüber man schreiben soll und plötzlich reicht das Material für zwei Bücher. Aber die Gita wird sicherlich einige Monate in Anspruch nehmen, weil ich doch sehr gründlich vorgehe und sie Satz für Satz durcharbeite. Hier könnt ihr erst einmal die Vorgeschichte zur Bhagavad Gita lesen. Dabei habe ich mich natürlich auf das Wesentlichste beschränkt. Aber ich würde sagen, es ist ausreichend, um die Gita selber zu verstehen. Die Gita selber möchte ich eher in einer Romanform schreiben, weil ich glaube, dass sie dann besser zu verstehen ist. Dann sind natürlich die einzelnen Verse, die ja das Wesentliche an der Gita sind, in den Text mit eingeflossen.
Vorgeschichte zur Bhagavad Gita
Neben der Reinkarnation sind verschiedene Arten des Yoga, der Meditation und der Gotteserkenntnis, Bestandteil der Upanishaden. Desweiteren vermittelt die Bhagavad Gita, die vermutlich zwischen 500 bis 200 vor Christus entstand, dem praktizierenden Yogi wichtige philosophische und religiöse Hintergründe des Yoga. Neben ethischen Unterweisungen beschäftigt sie sich mit der Meditation, der Gottesliebe und der Selbstverwirklichung. Die Bhagavad Gita ist ein spirituelles Gedicht, das aus achtzehn Kapiteln besteht. Sie ist ein Teil, der etwa 100.000 Doppelverse umfassenden Mahabharata, der bekanntesten indischen Erzählung.
Die Hindus betrachten die Bhagavad Gita gewissermaßen als hinduistische „Bibel“. Sie erzählt die Geschichte der Familien zweier Brüder und deren Nachkommen (Söhne), die sich in einem Erbfolgestreit um den Königsthron nicht einigen können. Es geht einerseits um Dhritarashtra, aus der Familie der Kauravas, einem blinden und eigentlich nicht regierungsfähigen König, da er, wie es die Mahabharata beschreibt, auch geistig zurückgeblieben war. Dhritarashtra wurde nach dem Tod seines Bruders Pandu, aus der Familie der Pandavas, nach dem Gesetz der Erbfolge vorübergehend von den Ältesten des Landes, den Würdenträgern, auf den Thron gesetzt, da die Söhne Pandus noch zu jung waren, um die Regierung zu übernehmen.
Familienverhältnisse: Hier sollte eigentlich eine Tabelle sein, die die Familienverhältnisse auf einfache und übersichtliche Weise darstellt. Hat man diese Tabelle einmal gründlich betrachtet, so ist man mit den Familienverhältnissen der beiden Familien eigentlich recht gut vertraut. Schaut euch also hier einmal die Tabelle an:
Familienverhältnisse
Nachdem sowohl die Söhne des Dhritarashtra als auch die Söhne des Pandu älter wurden, aber vom Ältestenrat noch immer keine Entscheidung über die zukünftige Regierung gefallen war, stellte sich die Frage nach der Erbfolge um das Königshaus erneut. Zunächst verübte Duryodhana vergeblich mehrere Mordanschläge auf die Söhne Pandus. Als alle Versuche scheiterten, mischt sich Yudhishtara, der älteste Sohn Pandus, ein und einigt sich mit Duryodhana, dem ältesten Sohn Dhritarashtras, dass das Königreich zu gleichen Teilen untereinander aufgeteilt werden sollte. Der bisherige König Dhritarashtra wurde zum Oberkönig ernannt (obwohl er eigentlich über keinerlei Machtbefugnisse verfügte). Alle Beteiligten waren von dieser Idee begeistert, zumal Yudhishtara seinem Cousin Duryodhana den fruchtbaren Teil des Königreiches mit blühenden Feldern, reichen Städten und ausgebauten Straßen anbot, während er selbst nur das unbevölkerte Land und den Urwald erhielt.
Yudhishtara erwies sich aber als der fähigere König. Er gründete die Hauptstadt Indraprashta (Delhi) und weitere blühende Städte, sorgte für eine florierende Wirtschaft und stellte eine große Armee auf. Innerhalb kurzer Zeit wurde Yudhishtaras Königreich sehr vermögend. Die Könige der kleinen Königreiche Duryodhanas erkannten bald die Fähigkeit Yudhishtaras, baten ihn um Schutz vor kriegerischen Auseinandersetzungen und schlossen sich dem Reich Yudhishtaras an. So wurde Yudhishtara bald zum Großkönig über alle Königreiche.
Aber Yudhishtara hatte eine große Leidenschaft. Das war das Glücksspiel, genauer gesagt, das Würfelspiel. Weil er um die Gefährlichkeit von Glücksspielen wusste, hatte er alle Glücksspiele in seinem Königreich verboten. Duryodhana aber wußte um diese Schwäche seines Cousin. Und weil das Ausschlagen einer königlichen Einladung nicht nur als unhöflich galt, sondern sogar als ein Kriegsgrund betrachtet werden konnte, lud Duryodhana seinen Cousin zum Würfelspiel ein.
Da Yudhishtara das Glücksspiel in seinem Königreich verboten hatte, verfügte er über keinerlei Spielerfahrung mehr. Auch kannte er niemanden, der für ihn hätte spielen können. Duryodhana dagegen engagierte seinen Onkel Shakuni, einen ausgezeichneten Falschspieler, der für ihn spielte. So verlor Yudhishtara alles, sein Geld, seine Besitztümer, seine Brüder und selbst Draupadi, die gemeinsame Frau der fünf Brüder. Aber Dank der Hilfe Krishnas und durch eine großzügige Geste des blinden Vaters Duryodhanas, Dhritarashtra, bekam Yudhishtara alles zurück.