Loslassen vs. Suche nach Ursachen ?

Und aus diesem Grund wurden sie selbst zu Tätern? Das finde ich eine etwas kurzsichtige Folgerung.
Ich glaube eher daran, dass etwas, das einem zu schaffen macht (und ich rede hier bewusst nicht von Straftat oder Opfer/Täter), etwas in einem auslöst, eine Schieflage entstehen lässt, die man versucht, irgendwie wieder auszugleichen. Dieser Ausgleich kann, je nach persönlicher Reife der Person, unterschiedlich aussehen und von Autoaggression bis zum Nachahmen der Ungerechtigkeit, die an einem verübt wurde, führen.
Da widerspreche ich Dir auch nicht. Es gibt diverse Möglichkeiten, wie ehemalige Opfer (re)agieren können. Aber indem man die Täter ungestraft lässt, verlagert sich diese Schieflage noch weiter zu ungunsten der Opfer, weil sie bei solchen Geschehnissen die Schwächeren sind und sich die Schwäche durch Nicht-Beachtung (durch das Umfeld/die Gesellschaft) in eine Ohnmacht verwandelt, wo diese Menschen noch schwieriger herausfinden.

Du sprichst doch selbst von Verletzung. Wieso ist es dann so schwer zu begreifen, dass diese Verletzung geheilt werden soll und nicht noch weitere Verletzungen hinzu kommen sollten, weil man dann gar nicht mehr durchblickt?
Ein Mensch kann nur geheilt werden, wenn er dies auch wirklich möchte. Die meisten Täter wollen (nicht mehr!) heraus aus ihrem Sumpf, sondern gelten inzwischen als untherapierbar (ist ja nicht so, dass man nicht versucht hätte, welche zu therapieren).
Was sollte man denn Deiner Meinung nach mit diesen Menschen tun, die weder in der Lage sind noch den Willen haben, ihr Verhalten zu ändern?
Zwangstherapie funktioniert nicht!
 
Werbung:
Mir scheint auch die Opferrolle ist die angenehmere, weil man in dem Falle meißt positiv anerkannt wird .



Sag das doch bitte mal den vielen vielen Opfern von Kindesmissbrauch in der Familie, die deswegen ausgestoßen worden sind!
Es ist die absolute AUSNAHME, daß der Täter ausgestoßen wird, die Regel ist, daß man den Kontakt zum Opfer abbricht und der Täter bleiben kann und weiterhin geschätzt wird.

Die Opferrolle ist die absolut schlimmere, da wird überhaupt nichts positiv anerkannt.
Schon allein die ganzen Probleme wo keiner hilft, was ist denn Deiner Meinung nach so toll an Angst und Alpträumen und Vertrauensverlust und Verzweiflung und Depressionen?
Wie herrlich stellst Du Dir das vor, wenn man innerlich leer ist und hoffnungslos und allein und jeden Tag ans sterben denkt?

Kein Mensch erkennt sowas als positiv an, die meisten wollen von sowas gar nichts wissen, das Opfer hat sich gefälligst zusammenzureissen und normal zu sein.
 
der entscheidende Satz für alle Parteien .

nur dass die Opfer selten eine Chance auf Hilfe bekommen, während (zumindest eine Zeitlang) die Täter zwangstherapiert wurden, obwohl sie gar keinen Bock darauf hatten.

Und heute bekommen die Opfer immer noch kaum Hilfe und Unterstützung.

weisst Du, was mir meine erste Therapeutin gesagt hatte, als ich zum ersten Mal die Vermutung äusserte, dass es sein könnte, dass ich sexuell mißbraucht worden bin?
"Das kann ich mir nicht vorstellen!" - dieser eine Satz hat mir 10 Jahre weiteres Leiden bereitet. Ich verdrängte erneut die Erinnerung, die gerade erst dabei war, sich an die Oberfläche meines Bewusstseins zu bahnen.
10 Jahre bin ich - weil die Therapeutin mir nicht geglaubt hat - weiter durch mein Leben geschlingert, konnte nirgends Fuß fassen, geschweige denn einen Beruf ergreifen, lebte mal von beschissenen Minijobs, mal auf der Strasse, mal von Sozialhilfe.
Erst als ich jemanden gefunden hatte (10 Jahre später!), der mir half, die verdrängten Verletzungen wieder bewusst werden zu lassen, bekam ich eine Chance zur Heilung.

Ich nenne diese Jahre: 10 verschenkte Jahre!
Bevor ich überhaupt meine erste Therapie bekam, hatte ich ja erst 13 Jahre ein beschissenes Leben (aufgrund des Traumas!) gehabt.
23 Jahre zum Leiden verdammt! Da kommt mir noch im Nachhinein die Wut.... :wut1:
 
Und dieses nicht vorhandene Unrechtsbewusstsein willst du ihnen "beibringen", indem du sie bestrafst?

Ich habe absolut keine Ahnung, wie man jemandem ein Unrechtsbewusstsein "beibringen" kann, der keine Achtung vor den Grenzen anderer Menschen hat. Die meisten Menschen haben das: ein ganz klares "bis hierher und nicht weiter ... hey, das ist ein anderer Mensch, auf den ich da in Versuchung bin gerade loszugehen", manche haben es nicht. Möglicherweise hängt das mit einem übersteigerten Geltungsdrang zusammen oder auch Psychopathie.

Was ist, wenn an ihnen damit nur beibringt, beim nächsten Mal besser aufzupassen und sich nicht erwischen zu lassen? Das ist nämlich genau das, was passiert, man muss sich nur die Statistiken ansehen.

Ja, so in etwa habe ich es auch gemeint. In vielen Fällen wird das dabei herauskommen, ja. Trotzdem bin ich der Meinung dass, wer gewisse Grenzen bei anderen überschreitet, weggesperrt gehört um dem Opfer, potenziellen weiteren Opfern und der Gesellschaft nicht weiter schaden zu können. Und wie schon gesagt: über das jeweilige Strafmaß möchte ich mir nicht anmaßen zu entscheiden.

Aber es wird hingenommen, dass man unfähig ist, Leute, die straffällig geworden sind und immer wieder werden, richtig zu "rehabilitieren", sie also aus der Kriminalität rauszuholen, ein für alle mal?

Hm, mein Mitleid mit den Tätern hält sich in Grenzen. Natürlich kann man während der Haft begleitend eine Therapie anbieten, aber es kann nicht die Pflicht der Gesellschaft sein, sich immer neue Methoden auszudenken, wie man gestörte Kriminelle (dabei rede ich jetzt nicht von harmlosen Kleinkriminellen, die aus Not etc. stehlen, sondern von richtigen notorischen Gewalttätern) therapieren, ihnen helfen könnte. Weil, da kann man u. U. therapieren bis man verzweifelt ... bei wem das Unrechtsbewusstsein und das natürliche Gespür von bis-hierher-und-nicht-weiter nicht vorhanden ist, da habe ich keinen Schimmer, wie man dem das antherapieren könnte.

Insgesamt könnte man vielleicht da ansetzen, dass man bereits Kinder für Grenzüberschreitungen sensibilisiert und sie darin unterstützt dass es vollkommen in Ordnung ist wenn ihr natürliches Gespür ihnen sagt: Bis hierher und nicht weiter. Ich will nicht! Dass Lehrer, Kindergärtnerinnen, Nachbarn etc. viel mehr hinsehen und eingreifen, wenn irgendwo ein Kind gewalttätig traktiert wird. Dass die Kinder merken: Das ist keinesfalls ok, und ich habe eine Lobby. Damit sie so etwas wie das Stockholm-Syndrom, das ja Ursache für die Gewaltspirale ist, gar nicht erst entwickeln müssen. Und das geschieht ja auch schon verstärkt in Kindergärten und Schulen.

Einem Erwachsenen, der jahrzehntelang verdrängt hat, das Unrechtsbewusstsein noch antrainieren oder antherapieren zu wollen, halte ich für ziemlich unmöglich.
 
nur dass die Opfer selten eine Chance auf Hilfe bekommen, während (zumindest eine Zeitlang) die Täter zwangstherapiert wurden, obwohl sie gar keinen Bock darauf hatten.

Und heute bekommen die Opfer immer noch kaum Hilfe und Unterstützung.

weisst Du, was mir meine erste Therapeutin gesagt hatte, als ich zum ersten Mal die Vermutung äusserte, dass es sein könnte, dass ich sexuell mißbraucht worden bin?
"Das kann ich mir nicht vorstellen!" - dieser eine Satz hat mir 10 Jahre weiteres Leiden bereitet. Ich verdrängte erneut die Erinnerung, die gerade erst dabei war, sich an die Oberfläche meines Bewusstseins zu bahnen.
10 Jahre bin ich - weil die Therapeutin mir nicht geglaubt hat - weiter durch mein Leben geschlingert, konnte nirgends Fuß fassen, geschweige denn einen Beruf ergreifen, lebte mal von beschissenen Minijobs, mal auf der Strasse, mal von Sozialhilfe.
Erst als ich jemanden gefunden hatte (10 Jahre später!), der mir half, die verdrängten Verletzungen wieder bewusst werden zu lassen, bekam ich eine Chance zur Heilung.

Ich nenne diese Jahre: 10 verschenkte Jahre!
Bevor ich überhaupt meine erste Therapie bekam, hatte ich ja erst 13 Jahre ein beschissenes Leben (aufgrund des Traumas!) gehabt.
23 Jahre zum Leiden verdammt! Da kommt mir noch im Nachhinein die Wut.... :wut1:



Und da soll man nicht wütend werden. :(

:trost::umarmen:
 
nur dass die Opfer selten eine Chance auf Hilfe bekommen, während (zumindest eine Zeitlang) die Täter zwangstherapiert wurden, obwohl sie gar keinen Bock darauf hatten.

Und heute bekommen die Opfer immer noch kaum Hilfe und Unterstützung.

weisst Du, was mir meine erste Therapeutin gesagt hatte, als ich zum ersten Mal die Vermutung äusserte, dass es sein könnte, dass ich sexuell mißbraucht worden bin?
"Das kann ich mir nicht vorstellen!" - dieser eine Satz hat mir 10 Jahre weiteres Leiden bereitet. Ich verdrängte erneut die Erinnerung, die gerade erst dabei war, sich an die Oberfläche meines Bewusstseins zu bahnen.
10 Jahre bin ich - weil die Therapeutin mir nicht geglaubt hat - weiter durch mein Leben geschlingert, konnte nirgends Fuß fassen, geschweige denn einen Beruf ergreifen, lebte mal von beschissenen Minijobs, mal auf der Strasse, mal von Sozialhilfe.
Erst als ich jemanden gefunden hatte (10 Jahre später!), der mir half, die verdrängten Verletzungen wieder bewusst werden zu lassen, bekam ich eine Chance zur Heilung.

Ich nenne diese Jahre: 10 verschenkte Jahre!
Bevor ich überhaupt meine erste Therapie bekam, hatte ich ja erst 13 Jahre ein beschissenes Leben (aufgrund des Traumas!) gehabt.
23 Jahre zum Leiden verdammt! Da kommt mir noch im Nachhinein die Wut.... :wut1:

Das tut mir wirklich leid zu hören nur wegen einer inkompetenten Therapeutin! Erschreckend,was für Leute eine so große Verantwortung in dem Beruf tragen dürften :rolleyes:
 
weisst Du, was mir meine erste Therapeutin gesagt hatte, als ich zum ersten Mal die Vermutung äusserte, dass es sein könnte, dass ich sexuell mißbraucht worden bin?
"Das kann ich mir nicht vorstellen!"

Hast du heute rückblickend eine Idee, was die Therapeutin zu dieser Antwort bewogen haben könnte?
 
Hast du heute rückblickend eine Idee, was die Therapeutin zu dieser Antwort bewogen haben könnte?

Wahrscheinlich hatte sie Angst vor ihren eigenen Gefühlen. In diesem Fall würde ich sagen, dass sie den Beruf als Therapeutin zu früh ergriffen hat.
Zuerst hätte sie vielleicht erst ihren eigenen Kram aufräumen sollen, denn vor fremden Gefühlen braucht man keine Angst haben, wenn man seine eigenen gut genug kennt!

Mir geht es - im Gegensatz zu Anderen - ja sogar richtig gut, denn ich habe schliesslich doch noch Hilfe gefunden. Doch, was ist mit denen, die niemanden finden, der ihnen da heraushelfen kann???
Die leiden bis zu ihrem Lebensende - und nehmen den Kram womöglich noch mit bis ins nächste Leben (je nach Weltbild und Glaube natürlich). Das ist dann noch viel trauriger....
 
Werbung:
nur dass die Opfer selten eine Chance auf Hilfe bekommen, während (zumindest eine Zeitlang) die Täter zwangstherapiert wurden, obwohl sie gar keinen Bock darauf hatten.

Und heute bekommen die Opfer immer noch kaum Hilfe und Unterstützung.

weisst Du, was mir meine erste Therapeutin gesagt hatte, als ich zum ersten Mal die Vermutung äusserte, dass es sein könnte, dass ich sexuell mißbraucht worden bin?
"Das kann ich mir nicht vorstellen!" - dieser eine Satz hat mir 10 Jahre weiteres Leiden bereitet. Ich verdrängte erneut die Erinnerung, die gerade erst dabei war, sich an die Oberfläche meines Bewusstseins zu bahnen.
10 Jahre bin ich - weil die Therapeutin mir nicht geglaubt hat - weiter durch mein Leben geschlingert, konnte nirgends Fuß fassen, geschweige denn einen Beruf ergreifen, lebte mal von beschissenen Minijobs, mal auf der Strasse, mal von Sozialhilfe.
Erst als ich jemanden gefunden hatte (10 Jahre später!), der mir half, die verdrängten Verletzungen wieder bewusst werden zu lassen, bekam ich eine Chance zur Heilung.

Ich nenne diese Jahre: 10 verschenkte Jahre!
Bevor ich überhaupt meine erste Therapie bekam, hatte ich ja erst 13 Jahre ein beschissenes Leben (aufgrund des Traumas!) gehabt.
23 Jahre zum Leiden verdammt! Da kommt mir noch im Nachhinein die Wut.... :wut1:

Liebe Ahorn,

da hattest du noch Glück gehabt, dass dir die zweite Anlaufstelle geglaubt hat. In einer Fernsehdiskussion hat die Bundesbeauftragte f+r sexuellen Missbrauch festgestellt, dass ein Kind durchschnittlich 7 Leute um Hilfe bitten muss, bis ihm geglaubt (und geholfen) wird. Wie viel Zeit dazwischen vergeht, bis die 7. Anlaufstelle einem glaubt, das wurde mir erst durch deinen Beitrag klar. :confused: Ich finde das erschreckend!!!

Zitat:
Ein Mensch kann nur geheilt werden, wenn er dies auch wirklich möchte.

der entscheidende Satz für alle Parteien .

Liebe Flimm,

falsch. Es gibt sogar Leiden, die nicht mehr geheilt werden können, die nur gelindert werden können. Und das passt auch hier für die Folgen, die die Opfer haben.

Dann muss ich ehrlich zugeben, dass ich es nicht ins Detail weiß.

Liebe Diana,

den rest, was du geschrieben hast, ist Wunschdenken. Es gibt eine klare Gleichung: keine Idee => keine Handlung.

was so daraus passieren kann, wurde vor mir schon beantwortet.

lg Pluto
 
Zurück
Oben