Loslassen vs. Suche nach Ursachen ?

@flimm: Danke

Natürlich hilft es Opfern, wenn der Täter bestraft worden ist, wenn sie ein Stück Gerechtigkeit bekommen haben!
Allein das Signal, daß der Täter nicht einfach alles machen kann ohne Konsequenzen ist schon wichtig, so muß immer das Opfer allein mit den oft lebenslangen Konsequenzen leben.
Ein Ausgleich ist wichtig, genauso die Anerkennung der Tat.
Sowas hilft natürlich bei der Verarbeitung!
Wie lange hilft sowas bei der Verarbeitung? Und was genau wird "befriedigt" dadurch, dass der Täter bestraft wird auf die Art und Weise dir hier vorgeschlagen wird?
Wenn das Opfer aus einem Vergeltungsdenken heraus handelt und lebt, bleibt er an seine Opferrolle gebunden, ganz egal, wie hart der Täter bestraft wird.

Ich spreche mich hier sicher nicht für Straffreiheit aus, ich gebe nur zu bedenken, dass die meisten Strafen, die heute üblich sind, auf Dauer ins Leere laufen, für alle Beteiligten.


Ja, sie sind sich zwar bewusst dass ihr Verhalten von der Gesellschaft nicht toleriert wird, aber das heißt ja noch lange nicht dass bei ihnen selbst ein Unrechtsbewusstsein vorhanden ist. Ihnen ist klar: Das könnte brenzlig werden wenn die anderen mich erwischen ... aber sie räumen sich selbst das Recht ein, bei anderen Menschen Grenzen zu verletzen, mehr oder weniger stark ausgeprägt.
Und dieses nicht vorhandene Unrechtsbewusstsein willst du ihnen "beibringen", indem du sie bestrafst? Was ist, wenn an ihnen damit nur beibringt, beim nächsten Mal besser aufzupassen und sich nicht erwischen zu lassen? Das ist nämlich genau das, was passiert, man muss sich nur die Statistiken ansehen.

Nunja, erst einmal wird ja durch das Wegsperren gewährleistet dass es nicht zu einer Wiederholung kommen kann, das Opfer also vor dem Täter sicher ist, zumindest für eine Weile. Außerdem ist es schon wichtig ein Zeichen zu setzen dass gewisse Übergriffe eben nicht einfach so hingenommen werden.
Aber es wird hingenommen, dass man unfähig ist, Leute, die straffällig geworden sind und immer wieder werden, richtig zu "rehabilitieren", sie also aus der Kriminalität rauszuholen, ein für alle mal?

Natürlich soll ein Täter sich nicht weiter am Opfer "vergreifen" können, aber durch die Art der gängigen Bestrafung wird gerade das verstärkt, siehe Wiederholungstäter. Wer sagt mir, dass einer sich nicht mehr schuldig macht, wenn er aus dem Gefängnis entlassen wurde?

Oberflächlich gedacht vielleicht schon, weil die Strafe nicht zwangsläufig die Einsicht mit sich bringt.
Du sagst es.
Die Einsicht kommt - eventuell - erst dann wenn dem Täter etwas ganz ähnliches zustößt wie das was er selbst gemacht hat. Dann kann er - vielleicht - nachempfinden was er angerichtet hat ... sofern er nicht schon zu abgestumpft dazu ist.

Interessanter Punkt.
Viele Sexualstraftäter waren früher selbst Opfer. Was bringt denen eine Strafe bzw. was hat sie ihnen gebracht, als sie noch Opfer waren?
 
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Liebe Pluto,

ganz einfach erklärt,

weiß jemand das er Opfer ist, ist er bewußt Opfer.........ich spreche ja nicht vom Opferwerden. Also nicht von der Tat.

Mir scheint auch die Opferrolle ist die angenehmere, weil man in dem Falle meißt positiv anerkannt wird .
Bei Tätern ist es unterschiedlicher, fühlt er zwar das Tätersein in Bezug der Tat, doch auch er "kann" sich gleichermassen als Opfer gegebener Umstände fühlen.
Er weiß meißt das er eine beider Rollen ausfüllt.
Also auch bewußt.


Ich stelle Täter und Opfer gleich. Beides sind Menschen.

Wenn es dich früher wieder runtergerissen hätte, weißt du wenigstens das du jetzt auf einem guten stabilen Weg bist :umarmen:
Daran kann man sehr schön erkennen wie weit man mit einer Aufarbeitung fortgeschritten ist.

LG
flimm
 
Viele Sexualstraftäter waren früher selbst Opfer. Was bringt denen eine Strafe bzw. was hat sie ihnen gebracht, als sie noch Opfer waren?
Ich würde mal sagen, als sie selbst Opfer waren, wurde der Täter nicht bestraft - und damals haben sie gelernt, dass man als Täter alles darf, während das Opfer allein gelassen wird.
Wenn sie gesehen hätten, dass so eine Tat Konsequenzen für den Täter mit sich bringt, hätten sie wahrscheinlich eher gelernt, dass sie in ihrer Verletzung ernst genommen werden und hätten später nicht zu Tätern werden müssen, um ihre (immer noch nicht geheilte) Verletzung ausagieren zu müssen.
Was hat es ihnen gebracht, dass die damaligen Täter nicht bestraft wurden???
Eine Heilung gewiss nicht. Nur die Gewissheit, dass Opfer keine Lobby haben!
 
Liebe Pluto,
weiß jemand das er Opfer ist, ist er bewußt Opfer.........ich spreche ja nicht vom Opferwerden. Also nicht von der Tat.
flimm

Hallo flimm,

auch wenn ich mir meiner Lage bewusst bin, ändert es sie nicht.

Zumal noch hinzukommt, dass Therapeuten genauso Vorstellungen haben wie eine Therapie zu verlaufen hat, anstatt sich am patienten zu orientieren, was das Opfer auch wieder in seiner Rolle festhält, noch fester, noch bewusster, keine Hilfe zu bekommen, die man tatsächlich braucht.

Ganz so einfach ist es nicht.

Pluto
 
Ich würde mal sagen, als sie selbst Opfer waren, wurde der Täter nicht bestraft - und damals haben sie gelernt, dass man als Täter alles darf, während das Opfer allein gelassen wird.
Wenn sie gesehen hätten, dass so eine Tat Konsequenzen für den Täter mit sich bringt, hätten sie wahrscheinlich eher gelernt, dass sie in ihrer Verletzung ernst genommen werden und hätten später nicht zu Tätern werden müssen, um ihre (immer noch nicht geheilte) Verletzung ausagieren zu müssen.
Was hat es ihnen gebracht, dass die damaligen Täter nicht bestraft wurden???
Eine Heilung gewiss nicht. Nur die Gewissheit, dass Opfer keine Lobby haben!

dazu gab es einen Vorfall, ein Beispiel, vor Gericht:
Es ging um eine Oma und eine Mutter und ein Kind. Die Oma wollte Umgang haben. Die Mutter gab sexuelle Übergriffe zu bedenken. Der Richter sah, dass der Vater (der Sohn dieser Oma) eingreifen würde, wenn etwas derartiges vorfallen würde. Also darf das Kind zu dieser Oma hingehen.

Die Übergriffe gehen weiter.
Der Vater findet nichts schlimmes daran, aber das sagt er nur, wenn es ihm mal richtig gut geht. Und ihm hätte das auch nicht geschadet. Wie sexuell abartig er ist, das verschweigt er. Das verdreht er sogar dermaßen, dass er es bei der Mutter sieht.

Auch heute noch werden Täter "gemacht" und das unter juristischer Bewilligung.
 
Ich würde mal sagen, als sie selbst Opfer waren, wurde der Täter nicht bestraft - und damals haben sie gelernt, dass man als Täter alles darf, während das Opfer allein gelassen wird.
Und aus diesem Grund wurden sie selbst zu Tätern? Das finde ich eine etwas kurzsichtige Folgerung.
Ich glaube eher daran, dass etwas, das einem zu schaffen macht (und ich rede hier bewusst nicht von Straftat oder Opfer/Täter), etwas in einem auslöst, eine Schieflage entstehen lässt, die man versucht, irgendwie wieder auszugleichen. Dieser Ausgleich kann, je nach persönlicher Reife der Person, unterschiedlich aussehen und von Autoaggression bis zum Nachahmen der Ungerechtigkeit, die an einem verübt wurde, führen.
Und das Rechtssystem hat nichts anderes auf Lager, als noch Schieflage ins Spiel zu bringen.

Wenn sie gesehen hätten, dass so eine Tat Konsequenzen für den Täter mit sich bringt, hätten sie wahrscheinlich eher gelernt, dass sie in ihrer Verletzung ernst genommen werden und hätten später nicht zu Tätern werden müssen, um ihre (immer noch nicht geheilte) Verletzung ausagieren zu müssen.
Was hat es ihnen gebracht, dass die damaligen Täter nicht bestraft wurden???
Eine Heilung gewiss nicht. Nur die Gewissheit, dass Opfer keine Lobby haben!
Du sprichst doch selbst von Verletzung. Wieso ist es dann so schwer zu begreifen, dass diese Verletzung geheilt werden soll und nicht noch weitere Verletzungen hinzu kommen sollten, weil man dann gar nicht mehr durchblickt?

Und nochmal: Ich bin nicht für Straffreiheit. Ich bin dagegen, die Dinge eindimensional zu betrachten.
 
Wie lange hilft sowas bei der Verarbeitung? Und was genau wird "befriedigt" dadurch, dass der Täter bestraft wird auf die Art und Weise dir hier vorgeschlagen wird?



Hier zum Beispiel.


Klar, einem Opfer bringt es ja überhaupt nichts, wenn es weiß, daß der Täter bestraft wurde, mal abgesehen von der Angst, die wegfällt, weil der Täter wenigstens für eine Weile nicht ran kann, von dem Signal, daß das Opfer nicht schuld war, sondern der Täter, sehr wichtig grad bei Kindesmissbrauch, von anderen Opfern, die in der Zeit geschützt sind, von den Problemen im Umgang mit Behörden, die ganz anders reagieren, wenn es ein Gerichtsurteil gibt, usw.

Das ist einem Opfer natürlich alles nicht wichtig. :rolleyes:



Das sind alles Dinge, die wichtig sind, siehe auch Ahorns Beitrag, wo sie bei dem Verein keine Hilfe bekommen hat weil es kein Gerichtsurteil gibt.

Das, was ich aufgezählt habe, hilft sehr lange und macht die Verarbeitung leichter. Schon allein die Hilfe bei so einem Verein, die man bekommt!

Den Rest haben Ahorn und Pluto schon aufgezählt, das muß ich nicht wiederholen.
Grad das Beispiel mit den Kindern, die sehr viel eher zu Tätern werden, wenn der Täter nicht bestraft wird.
 
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mich würde deine Sicht interessieren. Was stellst du dir vor?
Ich kann mir sehr viel vorstellen :D. Ich nehme an, du beziehst die Frage auf die "(ge)rechte Strafe"?
Dann muss ich ehrlich zugeben, dass ich es nicht ins Detail weiß.
Ich denke, es müsste ein System geben, dass so konzipiert ist, dass es dazu in der Lage ist, einem Menschen seine Taten klar werden zu lassen, auf höherer Ebene. Man muss einer Tat auf den Grund gehen können, damit man verstehen kann. Sowohl das Opfer wie auch der Täter.
Und man sollte von dem "Schuld"-, "Opfer"- und "Täter"-Denken wegkommen, weil das kontraproduktiv ist.
 
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