Landtagswahlen 2024 in Sachsen, Thüringen, Brandenburg

Ich glaube, den meisten Politikern sind die Probleme des Volkes durchaus bewusst.

Ich glaube hingegen, dass sehr viele die Probleme gekonnt verdrängen - aus dem einfachen Grund, dass sie nicht davon betroffen sind. Ich habe da schon so viele naive bis unverschämte Behauptungen von diversen Politikern gehört und gelesen, dass ich einfach zu diesem Schuss kommen musste.
Wahrscheinlich werden die, die es anders sehen, auch gar nicht erst nach oben gelassen. Ob ein Helmut Schmidt beispielsweise heute noch in die Spitzenpositionen kommen würde, habe ich mich schon oft gefragt.


Es wird ja manchmal gerne gesagt, dass es das Problem damals z.B. unter Kohl nicht in der Form gab. U.a. die Regierung Kohl hatte noch keinen Wirtschaftsminister, der besorgt auf die schwarze Null schielte. Probleme wurden mit Geld beschmissen, auch wenn es Neuverschuldung bedeutet hat (zumindest so wie ich es verstanden habe - damals war ich noch zu jung, um das irgendwie sinnvoll überblicken und verstehen zu können).

Unter Kohl fingen die ersten Einschnitte schon an. Aber sie waren vertretbar, viele haben das damals noch ganz sportlich gesehen ("es ging uns lange gut, und nun muss der Gürtel eben mal eine Zeitlang enger geschnallt werden, ist ok"). Dann war da noch die Wiedervereinigung, die natürlich kostenintensiv war, das haben die meisten gut verstanden.
Dann kam der Euro. Und damit fingen für viele die Probleme an. Nicht nur in Deutschland, wie man weiß.


Nun versuchen die Regierungen möglichst Neuverschuldung zu vermeiden. Das ist erst einmal ein gutes und richtiges Unterfangen.

Eigentlich schon, im Moment aber fragwürdig.

Der Fehler, den sie dabei machen, ist mMn, dass sie den schwarzen Peter dafür dem Volk zuschustern. Es ist eine Sache, z.B. die Arbeitslosenunterstützing zu kürzen. Schröder tat damals im Rahmen seiner Agenda aber deutlich mehr und hat die Arbeitsuchenden als Faulenzer geframt.

Völlig richtig, darüber sprachen wir ja schon mal. Eine ganz entsetzliche Entwicklung und ehrlich gesagt, habe ich damals mit meiner sozialen Ader noch gedacht, dass sie damit niemals durchkommen werden. Sie sind damit durchgekommen. Und die Spaltung im Volk wurde vorangetrieben.

Und Lindner schlägt in die gleiche Kerbe, wenn er belächelt, dass Menschen "fürs Nichtstun bezahlt würden." DAS wird dann vom Volk als an den Problemen des Volkes vorbei regieren empfunden.

Das kommt als Dreingabe noch dazu. Genau so wie Westerwelles "spätrömische Dekadenz" und auch andere nette Aussagen. Und gerade der porschefahrende Lindner, dessen Hochzeit meines Wissens auf Sylt z. T. mit Steuergeldern finanziert wurde (alles, was den aufwändigen Personenschutz betraf), selber zweimal Insolvenz angemeldet hat...ja, der kann natürlich Reden schwingen. Du glaubst ernsthaft, so einer weiß wie es den Bürgern geht?


Ich kann durchaus verstehen und auch gutheißen, wenn eine Regierung versucht den Staat wie ein Wirtschaftsunternehmen zuführen mit ausgeglichenen Einnahmen und Ausgaben - quasi einigermaßen gleich bleibenden aber zirkulierendem Kapital.

Einerseits ist das so. Andererseits wurde auch mal der Begriff vom Vater Staat geprägt. Der Staat hat also auch ein Fürsorgepflicht und ist kein reines Wirtschaftsunternehmen.
Und ähnlich wie in einem GESUNDEN Familienverbund es so ist, dass jedes Mitglied etwas beiträgt, müssen bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden, die der einzelne für sich alleine nur bedingt schaffen kann.

Denn solange ich per Gesetz mir keine Hütte im Wald bauen und Bäume zum Heizen schlagen darf, bin ich auf bezahlbaren Wohnraum und vertretbare Energiepreise nun mal angewiesen.
Das ist nur ein Beispiel von vielen, zeigt aber, worum es mir geht.
Früher könnten die Menschen das so machen, heute eben nicht mehr.
In Berlin sollen die Mietpreise von 2012 pro Quadratmeter 5 Euro und ein paar Zerquetschte im Durchschnitt betragen haben, und heute bei über 15 Euro sein.
Im Brandenburger Speckgürtel sieht es nicht besser aus. Auf dem Land gibt es keine vernünftige Infrastruktur, so dass viele Leute mit dem Älter werden wieder zurück in die Stadt müssen.
Das alles sind wirklich dringende Probleme, genauso wie wenn eine Familie mit 3 Kindern in einer kleinen 2-Zimmerwohnung hausen muss.
Ich bin da eindeutig für eine größere Regulierung seitens des Staates, der fairen Vermietern nicht noch das Leben schwer machen sollte und Miethaie dafür mal machen lässt.


Ehrlicher und mMn besser wäre es aber, wie so oft, die Ambivalenz der Lage selbst auch darzustellen - also zu sagen: "Wir müssen da kürzen, und das wird für einige unangenehm werden."

Dazu von mir ein klares Nein! Nicht noch mehr kürzen und auf der anderen Seite immer mehr verteuern, dafür haben viele mit Recht Null Verständnis mehr. Und es trifft ja auch immer die Gleichen. Vielleicht mal woanders mehr Geld reinholen, dort, wo die Superreichen sitzen, und sich bei den Ausgaben überlegen, wieviel wir wofür wirklich ausgeben können. Ohne grundlegende Bedürfnisse der Menschen im Land zu vernachlässigen.


Anstelle, die eigenen Handlungen über den grünen Klee zu loben mit der Aussage: "Und wenn es unangenehm wird, seid immernoch doch alleine Ihr Schuld."

Sowieso.

Manchmal frage ich mich, ob es sich lohnen könnte, jetzt nochmal einmalig einen richtig großen Batzen Geld in die Hand zu nehmen - Neuverschuldung - um alles einmal rundum zu sanieren, um danach mit einer guten Infrastruktur vielleicht deutlich einfacher die Politik der schwarzen Null fahren zu können. Mag aber sein, dass ich da sehr naiv denke.

Ich denke, so sollte man es machen. Allerdings wird das auch nur funktionieren, wenn dauerhaft Dinge in Zukunft anders laufen.
Ansonsten werden noch mehr Unternehmen abwandern, Insolvenz anmelden, durch die Energiepreise nicht mehr auf dem Weltmarkt mithalten können und im Bildungswesen und der Digitalisierung schreitet auch nichts voran usw.

Das bin ich auch. Und das nicht nur wegen Politik oder Thüringen.

Sehr verständlich, Joey.
So das war jetzt ein sehr langer Text von mir, aber du schreibst ja auch oft lange Texte. Und tatsächlich habe ich mich schon sehr kurz gefasst.
 
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Du hast also keine Antwort auf die gleiche Frage in die Gegenrichtung.

Doch.
Ich habe in etwa folgende Fragen an @east of the sun gestellt:

Ist Dir bewusst, dass Dein Wunsch automatisch einen russischen Diktatfrieden bedeuten würde - also die komplette Niederlage der Ukraine?

Würdest Du das billigend in Kauf nehmen?

Oder hast Du auch einen Plan im Kopf wie das im Rahmen Deiner Wünsche verhindern werden könnte?

Die gleichen Fragen andersrum:
Ist Dir bewusst, dass der Erfolg von Waffenlieferungen etc. ungewiss ist?
Meine Antwort: Ja.

Würdest Du das billigend in Kauf nehmen?
Meine Antwort: Es zu probieren ist besser, als komplett zu resignieren.

Hast Du einen alternativen Plan im Kopf um das zu vermeiden?
Meine Antwort: Leider nicht. Sonst würde ich nicht die militärische Unterstützung gutheißen.

Wir haben da gar nichts zu wählen. Es ist nicht unsere Baustelle gewesen. Durch die Waffenlieferungen ist es unsere Baustelle geworden.

Es ist schon alleine dadurch zu unserer Baustelle geworden, dass die Ukraine u.a. uns um Hilfe gebeten hat.

Angenommen jemand schreit in Deiner Umgebung um Hilfe. Dann wird es auch zu Deiner Baustelle, und Du kannst u.a. wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt werden, wenn Du nicht ausreichend aktiv würdest. Du brauchst Dich zwar selbst nicht in zusätzliche Gefahr bringen, aber Du musst versuchen die Lage zu verbessern - mindestens indem Du die Polizei rufst.

Ich wäre tatsächlich für eine schnelle Übernahme der Russen gewesen (...)

Ok. Keine weiteren Fragen. Dann sind unsere Ansichten schon an einem derart grundlegenden Punkt diametral unterschiedlich, dass jegliche Diskussion eigentlich zwecklos ist.

(...), weil ich die Macht Deutschlands , mal abgesehen von dem nicht vorhandenen Auftrag des Wählers nicht überschätze.

Die Macht Deutschlands alleine, wenn es alleinig aktiv wäre, ist gering - soweit richtig. Als Teil der Weltgemeinschaft hat es trotzdem seinen Teil zu leisten.

Der Regierungsauftrag gilt dem Wohl der Wähler.

Das Wohl der Wähler hängt auch von außenpolitischen Faktoren ab. Und es wäre sehr sehr wahrscheinlich mit-gefährdet, wenn man Russland einfach gewähren ließe.

Dieses wird durch die Waffenlieferungen entgegen der Behauptung, unser Land sei dadurch sicherer, erheblich gefährdet.

Nein. Nicht stärker, als wenn man Russland freie Bahn gelassen hätte.

Keine Regierung opfert seine Bürger und Sicherheitsinteressen für ein anderes Volk.

Wenn Du überfallen würdest... wie würdest Du wünschen, dass Zeugen handeln?

Diese durch ein anderes Volk verteidigen zu lassen (Ukraine) ist mindestens fragwürdig und lasse ich genauso wenig gelten, selbst wenn es funktionieren würde - was es nicht tut.

Tja. Das ist jetzt klar. Damit erübrigt sich dann aber auch jeglicher Austausch. In einer Welt mit einer solchen Grundhaltung würde ich nicht leben wollen.
 
Ich glaube hingegen, dass sehr viele die Probleme gekonnt verdrängen - aus dem einfachen Grund, dass sie nicht davon betroffen sind. Ich habe da schon so viele naive bis unverschämte Behauptungen von diversen Politikern gehört und gelesen, dass ich einfach zu diesem Schuss kommen musste.
Wahrscheinlich werden die, die es anders sehen, auch gar nicht erst nach oben gelassen. Ob ein Helmut Schmidt beispielsweise heute noch in die Spitzenpositionen kommen würde, habe ich mich schon oft gefragt.

Da stimme ich zu. Die Lage der sog. schwer vermittelbaren Arbeitsuchenden wird komplett klein geredet, und auch diese Menschen werden als Faulenzer gefragt, obwohl die an ihrer Situation meistens komplett unschuldig sind.

ich glaube durchaus, dass Schmidt auch heutzutage gute Chancen zu einem Aufstieg in der Spitzenpolitik gehabt hätte. Es ist nur ein deutlich unbequemer Weg als sich aalglatt zu geben wie die Mehrheit der Spitzenpolitiker heutzutage.

Einerseits ist das so. Andererseits wurde auch mal der Begriff vom Vater Staat geprägt. Der Staat hat also auch ein Fürsorgepflicht und ist kein reines Wirtschaftsunternehmen.
Und ähnlich wie in einem GESUNDEN Familienverbund es so ist, dass jedes Mitglied etwas beiträgt, müssen bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden, die der einzelne für sich alleine nur bedingt schaffen kann.

Die Frage wäre: Wie könnte Vater Staat der Fürsorgepflicht besser nachkommen, wenn er die Staat nicht als Wirtschaftsunternehmen lenkt? Eigentlich ist es ja so, dass die große Mehrheit der Probleme gut gelöst werden könnten, wenn man sie mit Geld bewirgt. Aber woher soll das Geld kommen? In einer guten Volkswirtschaft zirkuliert das Geld.

Sehr verständlich, Joey.
So das war jetzt ein sehr langer Text von mir, aber du schreibst ja auch oft lange Texte. Und tatsächlich habe ich mich schon sehr kurz gefasst.

Gegen lange Texte ist ja mMn auch nichts einzuwenden. Ich bin jetzt nicht auf alles eingegangen; im Prinzip glaube ich, dass unsere Ansichten durchaus ähnlich sind. Ich setze vielleicht eine etwas stärkere Priorität auf Wirtschaft... kann aber auch sein, dass ich Dich da missverstehen.
 
Dazu muss ich doch noch was sagen: das war natürlich auch keine gute Idee. Genausowenig wie es eine gute Idee war, sämtliche Bereiche kaputtzusparen, die ich schon oft hier im Forum genannt habe.




Das frage ich mich auch. Und die AFD gewinnt auch nicht erst seit dem Ausbruch des Krieges an Land.
Genauso wie Deutschland auch nicht erst seit dem Krieg verlottert. Ich möchte da auch gar keine einzelnen Schwerpunkte setzen, denn das sind alles heikle Themen, die sich nicht einfach beantworten lassen, und ich möchte mich an keinem der Themen festbeißen. Mir geht es um die Gesamtheit und den Punkt, dass seit Jahrzehnten am Volk vorbeiregiert wird. Und die Ergebnisse davon immer sichtbarer werden.

Dass die AFD es nicht besser machen wird, ist eh klar, ich denke dass wissen wir hier alle. Ich würde den Laden niemals wählen. Aber ich frage mich schon, wie weit es noch gehen muss, dass die Probleme die wir haben, mal oben bei den Entscheidungsträgern ankommen? Es gibt genügend Experten, auf verschiedenen Gebieten, die schon so lange warnen. Aber auch die bleiben die einsamen Rufer in der Wüste.

Und ich bin auch frustriert, und gebe das gerne zu.
Hier wissen vllt alle, wobei ich nicht glaube, dass es wirklich alle wissen und auch so denken, dass die AfD es nicht besser machen wird.
Aber in Sachsen und Thüringen sieht eben anhand der Zahlen eben doch anders aus. Da gibt es durchaus viele die ganz bewusst die AfD wählten, weil sie eben durchaus eine Regierungsbeteiligung der AfD wollen und eben auch glauben, dass die AfD etwas ändert
Wir haben keine 30 bzw knapp 33 Prozent reine Protestwähler, sondern da gibt es durchaus eine Stammwählerschaft von mindestens 20 bis vllt 25 Prozent, die eben eine Veränderung durch die AfD wollen.
Da gibt es auch garantiert viele, die eben auch rechtsradikale Denkweisen haben. In Thüringen hat die AfD im Vergleich zu den letzen Wahlen so 3 Prozent dazu gewonnen, in Sachsen so um die 9 Prozent
Was jedenfalls schon eine hohe Stammwählerschaft zeigt
Dazu kommt, dass der Zuwachs vornehmlich durch ehemalige Nichtwähler, also eigentlich Erstwähler, kommt.

Jedenfalls hat das mit reinem Protest und mit Abstrafen nichts mehr zu tun, sondern da gibt es sehr viele, die wirklich die AfD an der Macht haben wollen und eben auch fest daran glauben, dass die AfD etwas ändert.
Ja und viele dieser Stammwähler sind ganz sicherlich auch Rechtsradikal bzw haben eine Rechtsradikale Sichtweise.
 
Muss mal schauen, wo ich die Übersicht der Wähler nach Altersgruppen finde.

Die hauptsächliche Wählergruppe ( bis zu 83 % ) waren die über Tic Toc von der #noafd angefixten (brainwashed) jungen 18 - 20 jährigen.
 
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Das finde ich - neben der Bestätigung des TikTok-Hörigseines - schon sehr interessant:

Sturm und Drang, 1968 oder die Ökos: Die Jugendbewegungen der Vergangenheit schauten progressiv nach vorne. Warum verklären die jungen Leute heute die Vergangenheit?
Es gibt heute im Grunde keine Räume mehr nur für junge Menschen. Nehmen wir als Beispiel Tiktok. In dem sozialen Netzwerk haben sich zuerst die jungen Leute versammelt, dann drängten Politiker, Unternehmerinnen und Eltern hinein. Doch ohne Abgrenzung von den Erwachsenen kann keine Jugendbewegung entstehen. Früher haben sich die jungen Menschen von ihren Eltern distanziert, heute übernehmen sie deren Werte. Die Eltern sind oft die besten Freunde der Jugendlichen.

Die Helikoptereltern sind also schuld, dass die jungen Leute populistischer wählen als früher?
Wir können tatsächlich einen Zusammenhang herstellen. Viele Eltern haben ihre Kinder zu sehr verwöhnt, ihnen alle Probleme abgenommen. Das übertragen ihre Kinder jetzt auf den Staat. Sie sehen die Bringschuld bei der Regierung, sie soll sich um alle Probleme kümmern. Diese jungen Menschen fühlen sich kaum eigenverantwortlich. In dieser Logik folgt die Angst, dass die Regierung etwas tut, was einem nicht gefällt – und wogegen man sich nicht wehren kann. Die jungen Leute fühlen sich ohnmächtig. Das macht sie empfänglich für die Versprechen der populistischen Parteien.

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TikTok,,,,

 
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