Gar nicht wählen wäre eine Möglichkeit. Denn dann fehlt dem politischen System die Legitimation, und davor existiert doch noch eine gewisse Furcht (Hat man bei uns bei der BP-Wahl gesehen).
Nicht zu wählen ist das dümmste, das man überhaupt tun kann.
Du kannst hier im Forum und bei deinen Kumpels am Stammtisch über die Regierung meckern wie du willst, du kannst auch bei Demos Fahnen mit Parolen schwenken noch und nöcher - das interessiert (zumindest heutzutage) keine Sau. Ändern tut es erst recht nichts.
Im Endeffekt würde es aber nichts ändern ... denn letztlich kann eine Regierung auch ohne jede Legitimation bestehen ... da sie ja die "Staatsmacht" hat. Kippelig wird's da erst, wenn auch die Staatsmacht (Militär, Polizei) nicht mehr mitspielt.
Für militärische Umstürze fehlt im Westen (Gottseidank) jegliche legitime Grundlage. Das passiert nur in echten, nicht in gefühlten Demokratien.
Tja, das Patentrezept wäre schön. Gibt's nur leider anscheinend nicht. Eine echte Persönlichkeitswahl wäre vielleicht eine Möglichkeit, wobei da natürlich auch wieder meistens die "Träume der Schwiegermütter" gewinnen.
Rein Personengebundene Wahlen wären absolut kontraproduktiv. Einer einzelnen Person Macht zu übertragen, wäre gleich "die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber".
Letztlich geht es anscheinend nur über die Informiertheit und Bildung des Volkes ... an derem Abbau ja genau deswegen gearbeitet wird.
Was für ein Abbau?
Durch das Internet sind jegliche Informationen über jede Partei in Nullkommanix verfügbar. Mehr Informiertheit und Bildung hat es in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben.
Eine andere Möglichkeit wäre z.B., die Regierung unter ein Volkstribunal zu stellen, und sie darüber zu kontrollieren.
Was wäre ein solches Volkstribunal? Wer würde da auf welcher Grundlage entscheiden, wo und wie die Regierung zu kontrollieren wäre?
Wäre ein solches Volkstribunal nicht de Fakto selbst Regierung, wenn sie über diese Punkte entscheidet?
Und wer kontrolliert dann die Entscheidungen des Volkstribunals?
Das Problem ist generell, dass die Regierungen aus historischen Gründen viel zu viel Macht auf sich vereinen, und sich dadurch der Kontrolle des Volkes entziehen (was man sogar bei der direkten Demokratie in der Schweiz sieht, wo die Regierung trotzdem gegen Volksbeschlüsse agiert).
Eine Regierung, in welcher Staatsform auch immer, muss die Macht haben, auch beim Volk unbeliebte Entscheidungen zu treffen. Diese Macht jedoch wird der Regierung in einer Demokratie vom Volk verliehen - und zwar durch Wahlen. Deshalb nochmals: Nicht wählen gehen ist keine Lösung. Wenn das alle machen würden, wie von David Cohen vorgeschlagen, kommen bald diejenigen an die Macht, die keiner haben wollte - auch du und David Cohen nicht.
Das ist ja an sich eines der Probleme - dass dem Wähler vordergründig eine gewisse Ideologie vorgespielt wird, die halt gewisse Wählerschichten mit gerade aktuelle Themen anspricht. Nur ... im Hintergrund passieren ja dann ganz andere Dinge, da wird dann wieder nach dem Willen der Großspender der Parteien und ihrer Lobbys agiert. Und letztlich ist die Aufgabe einer Regierung heute eigentlich nurmehr, das Volk ruhig zu halten, und gleichzeitig die Finanzmarktinteressen umzusetzen.
D.h. der Wähler wird eigentlich belogen ... nur um ihn zu gewinnen. Zu bestimmen hat er aber kaum etwas.
Bei deiner Kritik des Lobbyismus bin ich ganz bei dir. Das ist in der Tat ein übles Krebsgeschwür in der westlichen - allerdings auch in der östlichen (und eigentlich jeder) Politik, denn nirgendwo geht es anders zu.
Andererseits darf man auch nicht den Fehler machen, Regierungen prinzipiell nur als Marionetten des Grosskapitals zu sehen. Wenn dem so wäre, gäbe es keine Sozialleistungen, Krankenversicherungen, Steuererleichterungen usw mehr, dassind alles Errungenschaften der Politik. Grosskapitalisten brauchen das alles nicht, auch nicht indirekt, denn die Ressource Mensch wird durch die Technologien immer überflüssiger.