Hallo alle zusammen!
Ich habe mir nicht den ganzen Thread durchgelesen, möchte jedoch auch etwas zu diesem Thema beitragen.
Sex war schon immer ein prisantes Thema, die Wandlung der Einstellung zur Sexualität in den letzten Jahrhunderten hat viele Gesichter gezeigt bzw. in vielen Teilen unserer Erde herrschen noch sehr alterstümliche Anschauungen. Doch was steckt hinter dem Phänomen Sexualität ohne Fortpflanzungsdrang?
Sex war lange und ist großteils heute noch immer eine Form der Unterdrückung der Frauen, besonders im Krieg. Leider gibt es nach wie vor Länder auf unserer Erde, in welcher Vergewaltigung an der Tagesordnung steht, sei es nun aus kriegerischen Schändungsgründen (z.B.: Afrika) oder das Verstecken der Männer hinter der Religion (z.B.: Islam). Im Mittelalter war es auch so bei uns, z.B. Zwangsverheiratung aus Machtgründen (da wurden schon 12jährige Mädchen an 40jährige erwachsene Männer verheiratet). Erst in den letzten Jahrzehnten hat es die Frau in ihrem Kampf um Gleichstellung besonders in den westlichen Staaten geschafft, auch frei über ihre Sexualität entscheiden zu dürfen. Doch was bedeutet für uns Frauen "freie Sexualität"? Was bedeutet es für unsere Gesellschaft, dass mit der Sexualität so freizügig umgegangen wird (z.B.: Werbung, Filme, … )?
In einer von Männern gemachten Welt, in welcher in vielen Formen die Unterdrückung des "schwächeren" Geschlechts statt gefunden hat, wurde nun ein anderer Weg gefunden, alte Werte (leider zu oft missbraucht) wurden über Board geworfen, früher wurde eine Frau noch als "Schlampe" angesehen, wenn sie häufig wechselnde Geschlechtspartner hatte, heute meint man nur "sie lebt sich aus". Männer durften gewisse Dinge schon immer, ohne übler Nachrede, doch das hat sich gewandelt. Wie gehen wir Frauen mit unser neu erlangten Freiheit um? Sie kosten sie aus, sie wollen das erleben, was ihnen Jahrhunderte verwehrt wurde, Sex ohne Schuldgefühl und ohne Schahm.
Es ist wie eine Revolution zu sehen, Männer bekommen das, was sie wollen auf freiwilliger Basis, ohne viel zutun, weil Frau es selbst so wünscht. Die Tabu´s werden weniger, die Grenzen verwischen. Doch nach jeder Revulotion kommt die Resignation. Welches Schicksal wünschen wir uns?
Was wird unserer Gesellschaft suggeriert mit TV, Werbung, Internet, ...? Welche Auswirkungen hat das auf jeden einzelnen von uns?
Eine positive Auswirkung sehe ich bei dieser Entwicklung, sexueller Missbrauch und Vergewaltigung an Kindern und Frauen ist kein Tabuthema mehr, die Fälle fliegen häufiger auf, als früher. Nur weil wir so ziemlich jeden Tag von Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch in der Zeitung lesen können, heißt das nicht, dass sich solche Fälle häufen, den früher (vor 10, vor 20, vor 30, … Jahren) kam sowas nicht seltener vor als heute. Jedoch die Formen werden abstrakter.
Kinder werden in unserem Zeitalter schon sehr früh mit Sexualität konfrontiert, welche Folgen hat das auf unsere Kinder?
Kinder fangen schon sehr früh an, ihre Sexualität zu erkennen und zu erleben, laufende Studien belegen, dass Kinder schon Jahre früher mit sexuellen Handlungen anfangen, als noch vor 20 Jahren. Es kommt viel häufiger vor, dass Kinder Kinder bekommen bzw. Schwanger werden. Sicher, früher gab es das auch, doch war das wohl eher die Ausnahme.
Letztes Jahr in der Schweiz eine Schlagzeile: Eine Gruppe junger Burschen zwischen 15 und 18 Jahren vergewaltigt ein 14jähriges Mädchen mehrfach und filmt diese Vergewaltigung.
Welche Werte bekommen unsere Kinder mit in einer Lebensphase, in welcher sie noch sehr stark von ihrer Umwelt geprägt werden und sie noch nicht reife gefestigte Menschen sind?
Ich möchte nicht abgleiten vom Thema, doch hier geht es auch um die Offenheit der Sexualität und diese ist durchaus global zu betrachten.
Wie war das früher so, zu Großmutter´s und Großvater´s Zeiten?
Es gab kein Fernsehen, kein Internet, keine Orte, an welchen Tausende für eine rauschende Party eintraffen, … bzw. im TV-Programm liefen wohl Bonanza und die Nachrichten, sofern man sich überhaupt einen Fernseher leisten konnte. Man hatte nur den Ehegatten/in, die Kinder, die Familie. Der Mann ging arbeiten oder suchte nach Arbeit, die Frauen kümmerten sich um das Häusliche (Haushalt, Kinder, … ), der Mensch wurde nicht ständig den Reizen der heutigen Zeit ausgesetzt. Damals hatten die Menschen zwar nicht viel, aber sie hatten sich und ihre Familie. Als Reiz verstehe ich auch, dass man nicht ständig Menschen anderen Geschlechts begegnete, welche einem auch als Partner zusagen würden. Gab es Probleme daheim, wurden diese auch gelöst und man suchte sich nicht postwendend einen neuen Partner und ließ seine Familie zurück. Man konnte sich nicht einfach zurück ziehen, in andere Welten (Fernsehen, Internet, … ) flüchten und einfach wegschauen, den die Hauptbeschäftigung war die Familie. Natürlich gab es damals auch die Flucht in den Alkohol bzw. auch schlechte Ehen, Frauen trauten sich nicht sich von ihrem Mann zu trennen, weil das damals ein schlechtes Bild machte.
Ich will damit nicht sagen, dass früher alles besser war, doch sind wir von einem Extrem ins andere gekippt. Heute gibt es keine Werte mehr und wenn jemand 4 Ehen hinter sich hat und drei Kinder einer Frau verschiedene Väter ist das normal. Es gibt heute sicher mehr Kinder als früher, welche ohne Vater aufwachsen müssen. Es ist kein Problem den Busen einer Frau auf Plakatten zu präsentieren, in Musikvideos wird der sexuelle Akt freizügig nachgestellt, halbnackte Frauen hüpfen in solchen Videos rum, die Röcke und Tops der 12 bis 15jährigen Mädchen werden immer kürzer und weniger, es wird überall offen darüber philosophiert, wann wer wo und wie mit wem, gibt es Probleme in der Beziehung, was solls, der/die nächste kommt bestimmt, daran arbeiten braucht man nicht, Untreue wird nicht mehr als so schlimm empfunden, was soll´s, war ja nur ein Flirt mit Küssen, gegen die meisten Geschlechtskrankheiten gibt’s eh schon Medikamente, mit Gummi ists ja so scheiße usw usf.
Gut, unseren Kindern werden keine für mich notwendigen Werte mehr beigebracht, was daraus wird können wir jetzt schon sehen. Doch wie gehen wir persönlich damit um und auch mit unserem Selbtwert? Was versuchen wir zu finden in der freien Welt der Selbstentscheidung? Wollen wir es den anderen gleich machen? Denken wir, etwas zu verpassen, wenn wir es nicht tun? Suchen wir nicht eigentlich Liebe und Geborgenheit? Sind wir schon so abgestumpft, dass wir es nur noch auf körperlicher Ebene schaffen, uns vielen Menschen zu öffnen? Was ist uns unser Körper wert, das zu Hause unserer Seele? Schaffen wir es nicht mehr, uns nur einem Partner hinzugeben und sich diesem auf allen Ebenen zu öffnen? Wurden wir schon zu oft seelisch verletzt, dass wir nur noch den Körper freigeben können? Können wir uns gar nicht mehr entscheiden zwischen in Frage kommenden Partner, so dass wir sie einfach alle haben wollen?
Jeder muss natürlich für sich selbst feststellen, wo er für sich steht und welche Meinung er dazu hat, wie er für sich von mir gestellte Fragen beantworten würde.
Meine persönliche Meinung zum Thema freie Sexualität ist, dass das falsch interpretiert wurde und wir einen Weg eingeschlagen haben, an welchem unsere Gesellschaft scheitern wird. Heute ist der Körper des Menschen nichts mehr wert, man zeigt her, man zeigt rum, man schenkt sich her, man gibt sich her, an die Gesellschaft oder an Menschen, die es oft in unserem Leben nicht verdient haben, dass wir uns diesem hingeben. Was die Menschen wirklich suchen ist Liebe, Geborgenheit, Wertschätzung, doch sie suchen es auf dem falschen Weg oder projezieren ihre Wünsche in ihre Sexualität und denken sich befriedigt, mit vielen geschlafen zu haben, sie glauben, etwas verpasst zu haben, wenn sie es nicht getan hätten. Das Thema Sex hat einen viel zu hohen Stellenwert bekommen, überall, wo man hinschaut, wird man mit diesem Thema konfrontiert.
Jetzt könnte man glauben, ich bin eine prüde Person und Sex wäre für mich ein Fremdwort, doch das ist ein Irrglaube. Ich persönlich habe ein ausgeprägtes Sexualleben, jedoch nur, wenn ich einen Partner an meiner Seite habe. In jungen Jahren habe ich es auch nicht viel anders gehalten mit dem Sex, als im Eröffnungspost dieses Threads beschrieben, jedoch hatte das Gründe, die heute keine Bedeutung mehr haben. Hinter dem Phänomen häufig wechselnder Geschlechtspartner muss natürlich kein sexueller Missbrauch bzw. Vergewaltigung stehen, es gibt viele Gründe für dieses Verhalten. Ich persönlich suchte Liebe, Geborgenheit und Selbstbestätigung und glaubte, das so zu finden und zu bekommen. Heute weiß ich, dass ich das, was ich suche, nicht über meinen Körper finde, sondern mein Körper nur Ausdruck dessen sein sollte, was ich gefunden habe. Ich habe meinen Selbstwert so hoch angesetzt, dass ich mich nicht in kurzer Zeit x-Männern hergebe, weil ich mich und meine Sexuallität als etwas Besonderes betrachte, was ich nicht einfach so herschenke oder teile. Auch ist Sex mit dem Partner, den man wirklich liebt und mit welchem man sich verbunden fühlt für mich persönlich etwas so viel Schöneres und Erfüllenderes, als mit unbedeutenden Partnern.
Natürlich hält das jeder für sich so, wie er es halten möchte und da wir alle unsere eigene Geschichte haben, hat unser Verhalten immer einen anderen Hintergrund, als bei anderen Menschen. Doch wichtig ist, auch mal stehen zu bleiben und zurück zu schauen, sich zu fragen, warum hat man bisher so gelebt, warum kann es so weiter gehen oder auch nicht weiter gehen? Welche Ziele haben wir und was erreichen wir mit unserem Weg?
Soviel zu meinen Gedanken über die offene Sexuallität,
Liebe Grüße
Kira
PS: Liebe Silesia, bitte münze meinen Post nicht auf deine Person, ich habe meine persönlichen Gedanken einfach frei schweifen lassen und bin teilweise auch sehr vom Thema abgekommen, ich akzeptiere natürlich deine Einstellung und Lebensweise voll und ganz, so wie die, jedes anderen Menschen auch.
